X21 DRESDEN. KUNSTGEWERBE-MUSEUM. Im königlichen Kunstgewerbe- Museum zu Dresden ist seit Kurzem ein alter Ofen aufgestellt, in welchem der Überlieferung gemäss Böttger, der Erfinder des Porzellans, dem König August dem Starken seine Brennversuche vorgeführt hat. Unmöglich ist dies ja nicht, wenn auch der Ofen keineswegs für Böttger zu diesem Zwecke hergestellt sein kann, da er sich zu Adeptenversuchen nicht be- sonders eignet und seinem künst- lerischen Stil gemäss mindestens um ein Jahrhundert früher ange- setzt werden muss. Jedenfalls ist der Ofen aber ein Prachtstück der Renaissance und schon deshalb seine Erwerbung für das Museum von Wert. Nach Dr. Berlings Darlegung hat man es mit einem Emaillirofenzu thun. Dafürspricht die darin vorhandene MufTel in Gestalt eines halben Cylinders, wie sie der Ernailleur zum Ein- schmelzen seiner Farben ge- braucht. Der Ofen hat einen quadratischen Grundriss von 34 Centimetem Seitenlänge und ist mit einer Kuppel gekrönt. Die MuHel befindet sich auf einem beweglichen Eisenrost innerhalb eines festen Gehäuses aus bronzenen Leisten und Platten. Verschiedene Schieber vor den Öffnungen der Muffel sind mit zarten Reliefs - Jagdscenen, biblischen Geschichten, Engelsköpfen - in vergoldeter Bronze geschmückt. Die grossen Bronzeplatten aber sind zum Theil mit trefflich gezeichneten Gravirungen in Peter Flötners Manier versehen; die an der Vorderseite zeigen Verkörperungen der sieben Planeten Applikations-Polster von H. Lefier - - Sonne, Mond, Merkur, Mars, Neptun, Saturn und Venus. g Der schöne Ofen stammt aus dem königlichen Schloss zu Dresden und gehört der chemischen Abtheilung der technischen Hochschule daselbst. P. Schumann. EISSEN. KÖNIGLICHE PORZELLAN-MANUFAKTUR. Die königliche Porzellan-Manufaktur zu Meissen ist nun auch zur modernen Richtung im Kunstgewerbe übergegangen. Über die staatlichen Porzellan-Manufakturen in Sevres und Meissen ist im letzten jahrzehnt viel Tadel ergangen, weil sie in ihren Schöpfungen der Gegenwart nicht zu künstlerischem Ausdruck verhülfen. Der Tadel war für Sevres stichhältiger, als für Meissen, denn die französische Fabrik soll in technischer und künstlerischer Hinsicht eine Muster- und Versuchs- anstalt sein, während der sächsische Staat von der Meissner Manufaktur in erster Linie einen grossen Überschuss erwartet. Das grosse Publicum aber und damit die grossen Käufer sind vorläufig noch nicht auf Seiten der modernen Richtung zu finden. Trotzdem hat die Meissner Manufaktur gut daran gethan, rechtzeitig an den Umschwung in den decorativen Anschauungen Anschluss zu suchen. 16