Verfolgt man dengeradezu unglaublich rasch aufeinanderfolgenden Wechsel der Ornamentik, wie er zum Beispiel in dem kurzen Zeit- raume von etwa 1700 bis 1720 sich vollzog, so wird niemand bestreiten wollen, dass in der That damalsneueIdeenmassen- weise entstanden. Sprach aber zu jener Zeit jemand von einer „Neuen Kunst"? Kein Mensch! Sie kam von selbst dadurch, dass geniale und handwerklich unübertroffene Leute ihre ganze Erfindungskraft spielen liessen und, wie das nicht anders zu er- warten ist, dabei ganz von selbst in neue Bahnen ein- lenkten - aber vom be- wussten „Machen einer neuen Kunst" sprach Niemand. Man braucht nicht dem Auskunfts- sprüchlein mittelmässig angelegter Köpfe zu folgen, die da sagen: es gibt nichts Neues unter der Sonne, ebenso wenig aber ist es Aufgabe der SchafTenden, alles neu zu erfinden. Wer das will, beweist seine totale Unfähigkeit von vorneherein. Stets wird es sich darum handeln, mit neuen Hilfsmitteln einer schon vorhandenen Idee Aus- druck zu geben, oder mit Hilfe bewährter, schon bekannter Verfahren eine neue Idee lebensfähig zu gestalten. Darin müssen die Bestrebungen gipfeln, welche darauf ausgehen, unserer Zeit eine eigene Sprache zu schaffen. Eine ganz neue Sprache erfinden wollen, das sind Ideen, die keinem gesunden Gehirn entspringen. Je ungeberdiger sie aus- gesprochen werden, je heftiger ihre Betonung ist, desto sicherer ist ihre innere I-Ialtlosigkeit." Leider ist hier der Raum nicht, um all den Ausführungen Grassets zu folgen, die seinen Arbeiten völlig conform sind. Die Art, wie er sich ausdrückt, ist klar, ungesucht, einleuchtend. Aus allem spricht der erfahrene, gereifte Geist, der sich über jeden Eindruck Rechenschaft Entwurf für eine Glasmalerei (ausgeführt)