holt werden, dass die Kenntnis der Grundregeln der Baukunst nur durch die handwerkliche Arbeit und völlige Vertrautheit mit dem Bau- materiale zur Vollkommenheit gesteigert werden kann - diese Arbeit war es, aus der die Schönheit der Formen entstand. Der Individualismus in der Architektur beschränkt deren Können, er bedeutet nicht mehr als den Einfluss, den die Zeichner fühlen, nicht aber jenen, den der Arbeiter empfindet. Soll die Architektur wirklich wieder aufleben, so muss sie tiefer wurzeln als in der Auffassung je einer Persönlichkeit. Mag dieser Zustand auch genügen, um den Wunsch nach schönen Bauten wach zu erhalten. Die Architektur kann nur blühen und sich wie in'ihren besten Zeiten entfalten, wenn sie auf dem Zusammenwirken von Kenntnis und Geschicklichkeit des organisirten Handwerks basirt, wenn der Architekt zum wirklichen Meister wird, den die verständige freie Arbeit anderer unterstützt, nicht aber der Zeichner, der mit harter Mühe Linien und Formen auf das Papier bringt. Der Weg, der einzuschlagen ist, liegt klar vor uns. Maurer, Zimmermann und Schmied, all die Arbeiter, die die unentbehrlichen Erbauer sind, sie müssen sich dess' bewusst werden, dass sie nicht länger Maschinen abgeben; nicht länger Klopfer, Holz- und Stein- schneider bleiben dürfen, die dem Materiale allein nach dem Willen anderer die Form geben. Sie müssen verstehen lernen, dass der Handwerker der frühem Tage es war, dessen Arbeit uns die gross- artigen Bauten gab, die wir heute als die Überreste einer verschwun- denen Kunst bewundern. Diesem Zwecke der Pflege ihres Handwerks und der Wiedererschliessung seiner Geheimnisse mögen sie ihre Organisationen dienstbar machen und sie nicht allein zu politischen Mechanismen gestalten. Langsam, ohne flüchtige Übereilung möge der Handwerker durch die tüchtige Schule der Lehrzeit zur vollendeten Beherrschung seiner Fertigkeit gelangen - zum Meister werden. Der stete natürliche Contact mit dem Materiale führt zur Meisterschaft, sie aber ist es, die zu Ausdruck und Form gelangt. Man habe keine Sorge, dass es an leitenden Persönlichkeiten fehlen werde, die den Bau führen, dessen Gesammtheit übersehen. Sogar unter dem gegenwärtigen System ist fast jeder Maurermeister oder dessen Vorarbeiter fähig, ein Haus zu bauen - allerdings ent- behren diese Bauten der Einheitlichkeit und bringen, wenn überhaupt etwas, das entstellte Bild der herrschenden Schablonenarchitektur, vielleicht auch das ehrliche Bekenntnis kleinlicher Auffassung oder wohlfeilen Prunk zum Ausdruck - der constructive Instinct, die Befähigung zusammenzubauen, sie fehlt auch hier nicht. . . .