(ausruhender Greis an der frischen Quelle an umfriedetem Ort, den schöne Frauen beschirmen). jedenfalls haben wir es hier, mag auch Einzelnes unzulänglich erscheinen, mit einem bedeutenden Werke eines ernst und energisch schaffenden Künstlers zu thun. Die sociale Tendenz der aus Gegenwartsanschauungen erwach- senen Schilderungen mag einseitig erscheinen, aber abgesehen von dem mittel- alterlich anmuthenden Höllenbild, ist der Grundgedanke einheitlich und mit grosser Mannigfaltigkeit der künstlerischen Anschauung durchgeführt. Ideale Schilderung der Freude und des Frohsinns ist dabei offenbar nicht das Feld des Künstlers, die Bilder Freude und Freiheit leiden an Erzwungenheit und Pose. Dagegen ist das Winterbild mit den Schneeaufladem von grosser realistischer Kraft und hoher malerischer Vollendung; letzteres gilt auch von dem „Frieden". Der Lebensweg der Bedrängten aber und der Triumphzug des Geldes - an Bellamys berühmte Kutsche erinnernd - reicht an die Kraft Klingerischer Grösse der Anschauung und des Stils heran. Technisch sind die Lührigschen Lithographien aufs sorg- fältigste durchgearbeitet; der Künstler bemeistert die Schwierigkeiten des Ver- fahrens in hohem Grade und weiss dessen besondere Vortheile mit Geschick zu benützen, um höhere Wirkungen zu erreichen. Jedenfalls fesselt das Werk den Beschauer von Anfang bis zu Ende und als ein bedeutsamer künst- lerischer Niederschlag socialer Anschauungen unserer Zeit verspricht es dauernden Wert zu behalten. Paul Schumann. IEN. DIE PERLMUTTERBECHER FRANZ HILLEBRANDTS im kunsthistorischen Hofmuseum. Erzherzog Ferdinand von Steiermark, nachmals Kaiser Ferdinand 11., heiratete am 23. April 1600 die Tochter seines Oheims Wilhelm V., von Bayern, unter dessen Vormundschaft er bis zum 18.Lebensjahre von den Jesuiten in Ingolstadt erzogen worden war. Herzog Maximilian 1., der seit 1597 nach Abdankung seines Vaters,Wi.lhelm V. in Bayern regierte, geleitete seine Schwester Maria Anna mit zahlreichexn Gefolge zur Hoch- zeit nach Graz. Von den neun Söhnen des Kaisers Maximilian II. hatte keiner legitime Nachkommen und nachdem auch die Söhne des nächsten Agnaten, Ferdinands von Tirol, aus seiner Ehe mit Philippine Welser nicht successions- berechtigt waren, musste dereinst an Erzherzog Ferdinand von Steiermark die Gesammterbschaft des Hauses und die deutsche Kaiserkrone fallen. Es versteht sich, dass das hoffnungsreiche, junge Ehepaar mit prächtigen Hochzeits- geschenken überhäuft wurde, deren gleichzeitiges Verzeichnis in den Acten des Familienarchives erhalten ist; es wurde im Jahrbuche der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (XV. Band, Reg. Nr. 12524) publicirt. Das Geschenk des Brautvaters, Herzogs Wilhelm V. von Bayern, ist im Verzeichnisse folgendermassen geschildert: „Fürstlich Durchlaucht Herzog Wilhelm in Ober- und Niederbayern hat geschenkt zehen drinkgeschier auswendig mit perlnmuetter gar künstlich, inwendig aber wie Weintrauben von silber und verguldt aus getribne arbeit gemacht." Diese zehn „Trinkgeschirre" lassen sich in den kunsthistorischen Samm- lungen des Allerhöchsten Kaiserhauses nachweisen. Es linden sich doit elf Becher, welche der Beschreibung des erwähnten Verzeichnisses entsprechen, und zwar sind dies die im Saale XIX, Vitrine I, aufgestellten Nr. x08, 1x8, x25, 13x, x32, x35, x39, 147, 15x, x96 und 201. Hievon ist aber der Deckelpokal Nr. x08 sofort auszuscheiden, er trägt das Meisterzeichen