zqu ebenso wenig, wie die Wahl eines bestimmten Colorits, einer bestimmten Beleuchtung. Nur müssen wir aus den Banden der Naturnachahmung heraus, die jede monumentale Gestaltung - und monumental soll jede Kunst sein - unmöglich macht. Sind wir erst so weit, so wird auch der Inhalt, über dessen Fehlen wir jetzt allesammt klagen, in Strömen zufliessen. Unter der Herrschaft der Wirklichkeits- kunst konnte nur das gemalt werden, was man vor Augen hatte: sei es dass man - wie unsere Historien- und Genremaler seit drei Generationen - lebende Bilder stellte, sei es dass man _ wie die Naturalisten der jüngsten Zeit - wahllos die Natur abschrieb. Des Künstlers Phantasie aber reicht weiter, nach innen wie nach aussen, als sein Auge. Suchen wir erst wieder nach Stil und lernen wir ihn vertragen, so können wir auch alles ausdrücken, was uns erfüllt. DIE BUCHAUSSTELLUNG IM BRÜNNER GEWERBEMUSEUMSIP VON JULIUS LEISCHING-BRUNN 50' IE Mehrzahl der Menschen behandelt ein Buch, als wäre es ein Kleidungsstück. Kaum in die Mode gekommen, muss ein jeder es gesehen, gelesen, darüber gesprochen und geurtheilt haben. Ist aber der Reiz der Neuheit verflogen, so hat sich auch schon sein Wert und die Begierde, es zu besitzen, verflüchtigt - als Rest bleibt nur die Unannehmlichkeit, dem Leihbibliotheksbesitzer dasAbonne- ment zu zahlen oder dem Freunde, dem das Buch entlehnt war, es zurückzugeben. Es wäre dies schon traurig genug, wenn wir unsere geistigen Producte nur wenigstens so hoch schätzten wie Kleidungsstücke. Ist das denn aber der Fall? - Wagen wir auf ihre Ausstattung, ihren Schmuck, ihre würdige Gestalt so viel, wie etwa auf die unsrige? - Wir wenden alles auf, um gut gekleidet zu sein, behaglich, luxuriös oder gar geschmackvoll eingerichtete Wohnungen zu besitzen - das Buch aber ist uns im abgeschabtesten Gewande gerade recht, wenn es nur - billig ist. Das ist kein erfreuliches Zeichen unserer Culturfortschritte. Für die Schöpfungen unserer Dichter und Denker, für den Lehrer und Ernährer unseres Geistes, den besten Gesellschafter in einsamen