KLEINE NACHRICHTEN Sie ZUR GESCHICHTE DER JAPANISCHEN TOPFERKUNST. Im XIV. Bande (1897) des „jahrbuches der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten" hat Dr. Justus Brinckmann unter dem Titel „Kenzan, Beiträge zur Geschichte der japanischen Töpferkuns " eine ausführliche Studie veröffentlicht, welche sich durch ihren reichen Anregungsgehalt auszeichnet und in mehr als einer Hinsicht Beachtung verdient. Kenzan war ein japanischer Töpfer, der in der ersten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts wirkte, und dessen zahlreiche und mannigfaltige, meist mit seinem Namen bezeichnete Kunsterzeugnisse zu einem grossen Theil, Dank der Bemühungen des Verfassers dieser Schrift, im Harnburgischen Museum für Kunst und Gewerbe haben vereinigt werden können. Nimmt der Künstler auch nicht eine so hervorragende Stellung innerhalb der japanischen Kunstentwicklung ein, wie sein älterer Bruder Korin, der als Lackmaler und Zeichner durch die aussergewöhnliche Kraft und Kühnheit seiner Entwürfe glänzte, so ist er umsomehr geeignet, als Vertreter der Bestrebungen, die die japanische Kunst während dieser ihrer letzten Blütezeit überhaupt verfolgte, betrachtet zu werden. Dass einem japanischen Künstler die Ehre einer Monographie, und zwar von deutscher Seite zutheil wird - bisher waren nur ein paar Maler, Hokusai und Utamaro, in solcher Weise und zwar durch Franzosen und Engländer ausgezeichnet worden -, ist bezeichnend für die Wertschätzung, deren sich bei uns - wiederum in erster Linie Dank den Bemühungen Brinckmanns - die Kunst des fernen Ostens zu erfreuen beginnt. Die Zeit, da man für die buntbemalten feinen Satsuma-Fayencen, für die so überaus scharfen modernen Cloisonne-Emails, für die gewöhnlichen Lackmalereien und die zierlich glatten Schnitzereien der Japaner über Gebür schwärmte, dürfte freilich ihrem Ende entgegengehen. Für das aber, was die japanische Kunst nicht als Marktware - eine solche wurde stets nur für den europäischen Bedarf hergestellt - sondern an selbständigen künstlerischen Leistungen hervor- gebracht hat, steigert sich stetig unser Verständnis. In den Arbeiten Kenzans tritt nun besonders deutlich hervor, wie der japanische Künstler stets von dem wirklichen Bedürfnis ausgeht, vor allem damach trachtet, den Gebrauchsgegenstand zweckmässig zu gestalten und ihm dann diejenige künstlerische Form und Ausschmückung verleiht, die dem Zweck angemessen ist und derEingebung seiner augenblicklichenLaune entspricht. Blosse Zierstücke kennt er gar nicht. Die Stücke, die Kenzan arbeitete, meist nur kleinen Umfanges, aber in jedem einzelnen Fall ganz individuell durchgebildet, waren zum grössten Theil für jene Theeceremonien bestimmt, die von dem gebildeten Japaner ein paarmal jährlich im Kreise einer kleinen Schaar ästhetisch und litterarisch gebildeter Freunde abgehalten zu werden pflegten und in denen die einzelnen hiefür verwendeten Geräthe bald wegen ihrer historischen Bedeutung, bald wegen ihres eigenartigen Kunstwertes den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und der Unterhaltung zu bilden pilegten. Bald handelte es sich dabei um eine Schale von vertiefter Form, woraus der Thee getrunken wurde, bald um eine cylindrische kleine Dose zur Aufbewahrung des Theepulvers, bald um ein iiache Dose für das Räucherwerk, die der Künstler aus sorgfältig ausgewähltem, ja nicht zu feinem Thon formte, mit einer leicht hingeworfenen, sei es derb, sei es zart behandelten Malerei ornamentalen oder landschaftlichen Inhaltes zierte, die stets