Aus dem Wiener Rathhauskeller: Das „Rathsstübchenü (Nach photographischen Aufnahmen von R. Lecbrier [Wilh. Müller] in Wien. Vervielfältigungsrecht der Gemeinde Wien vorbehalten.) (von Schlein in Grottau). Neue Kunstgläser sind auch an den drei grossen und vierzehn kleinen Lustern verwendet, mit Eisen und Kupfer. Diese zelt- oder glockenförmigen Kronleuchter für einen Schmidfschen Keller wissen hübsch modern zu gothisiren. Die Vertäfelung ist hier dunkles Eichenholz. Vor und neben diesem Hauptsaal liegen, um den zweiten Hof des Rathhauses her, mit Zugängen von der Magistratsstrasse und der Reichsrathsstrasse aus, noch drei Gasträume: das Rosenzimmer, mit zwei freistehenden Säulen in der Mitte, die Schwemme, deren Wölbungen von vier freistehenden Pfeilern gestützt sind, und der grosse Volkskeller. Die Wände sind unten vertäfelt, oben bemalt. Die Schwemme mit ihrem Holzwerk aus rothgebeiztem Birnholz, dessen Modernität etwas ans Bäuerliche anklingt, ist besonders gernüthlich. Auch die Sessel und Tische sind sehr zechgerecht, aber nicht etwa bierteutonisch, wie in halbvergangener Zeit obligat gewesen. Die Malereien sind hier Scenen aus Wiener Localsagen, in denen der Teufel eine grosse Rolle spielt. Sein höllisches Roth ist auch malerisch verwertet. Leflers Entwürfe sind hier von Karl Gsur ausgeführt, einem jungen Maler, der an der Akademie den Rompreis gewonnen und sich später in Tunis umgeschaut hat. In den ersten Bildern noch trüb und hart, wird er in den letzten schon weit gewandter. Im Rosenzimmer sind vier österreichische Weinlandschaften von Hugo Darnaut (Klostemeuburg, Gumpoldskirchen, Retz und Falkenstein) zu erwähnen; das Thema ist in ihnen nicht einfach genug gefasst, das bringt sie um einen Theil ihrer Wirkung. Mit dieser Gruppe von Räumen hängt durch unge- schickt geführte Gänge die trefflich ausgestattete Rathsherrenstube zusammen.