148 DAS STIFT ST. FLORIAN (III.) 54b VON ALBIN CZERNY 54b ACHDEM wir die für den Kaiser be- stimmten Gemächer und das Zimmer seines Stellvertreters durchmustert haben, wenden wir uns zu den Räumen, welche rechts von der Eingangssaletta der Kaiser- " . zimmer sich hinziehen. Das erste Gemach, das wir betreten, ist mehr ein Saal als ein Zimmer. Ringsum an den Wänden und den Fenstervertiefungen gewahren wir Gemälde mit Scenen aus dem Soldaten- ' leben. Der Schauplatz, auf dem sich diese abspielen, gehört theils dem Flachland, theils der Gebirgswelt an. Es sind Erinnerungen aus den Türkenkriegen. Einer der allerbesten Landschaftsmaler der Schweiz, Felix Mayr von Winterthur, trug sie in Ölfarbe auf die präparirte Mauer auf. Sie sind, was Composition, Zeichnung und Farbe anlangt, nach dem Urtheil bewährter Fach- männer ausgezeichnet. Aber auch die Figuren, welche in dem echten und malerischen Soldatencostüm ihrer Zeit Ferdinand Kien aus Wien in die Landschaft hineingemalt hat, sind höchst anziehend durch die phantasiereiche Composition der Gruppen und im Einzelnen durch lebensfrische Natürlichkeit und warme Farbentöne. Das Deckengemälde, kriegerische Embleme, Trophäen, Pferde, Kanonen und sonstiges den echten Krieger Anziehendes, ist von Joh. Michael Feichtmayr aus dem Jahre 1707. In diesem Gemache war auch einstens ein lebensgrosses Bild des Prinzen Eugenius aufgehängt, weshalb das Zimmer auch von ihm den Namen führt, obschon er selbst St. Florian niemals besucht hat. Merkwürdig ist das Bett, das offenbar für einen General aus dem Gefolge des Kaisers bestimmt war. Zur Verzierung des reichgeschnitzten Bettgestelles stehen an den Ecken ein gefesselter Türke und ein ungarischer Rebell; bepanzerte deutsche Fussknechte halten zu Häupten Wacht. Am Fussende sehen wir Cupido mit verbundenen Augen, am Kopfende das Haupt des I-Iolofernes. Der Entwurf und die Ausführung sind von Leonhard Sattler aus dem Jahre x71 I. Das Ganze ist in unterschiedlichen Farben gefasst, theilweise vergoldet. Der schwarze Ofen mit seinen Rund- und Halbfiguren und den Flachreliefs gieng 1707 aus der Werkstätte des Töpfermeisters Jakob Schalk in Wels hervor. Die Modellirung des künstlerischen Schmuckes ist von Sattler. Die Figuren und Orna-