städten Englands geschieht, die kunstgewerbliche Fachschule zum mindesten dreimal die Woche zu besuchen. In Macclesfield, wo die Seidenindustrie ehedem nur französische Muster arbeitete, liefern heute nur Einheimische, durchwegs Schüler der dortigen Schule, die Dessins. Die Schule zu Belfast dient vor allem der Leinenindustrie, aber auch Zeichner für die Kunst- schlosserei, die Baumwolldruckerei und die Lithographie gehen aus dieser Anstalt hervor; die Schule zu Birmingham, eine der bedeutendsten Fach- schulen Englands, hat im Verein mit dem dortigen Museum das kunst- gewerbliche Schaffen dieses grossen Industriecentrums in sehr bemerkens- werter Weise beeinliusst und dem Lande überhaupt viele tüchtige Dessina- teure gegeben; dasselbe mag von der Manehesterschule gesagt werden, an der Walter Crane bis vor kurzem gewirkt hat. Die Poterien von Stoke-on- Trent haben seit der Eröffnung der dortigen Schule wesentlich an künst- lerischem Charakter gewonnen. Aus Halifax hat die Schule die zahlreichen, ehedem dort beschäftigten fremden Zeichner verdrängt; die Herren Doulton beschäftigen mehrere Hunderte von Frauen, die in der Schule zu Lambeth ihre zeichnerische Ausbildung genossen; die School of Art zu Stourbridge beeiniiusst im hervorragenden Masse die dortige Glasindustrie u. s. f. Im Hinblicke auf die Leistungen des modernen Kunstgewerbes in England sowie auf die nicht wegzuleugnende Thatsache, dass das Kunst- gewerbe fast in all seinen Zweigen in England über die ersten Zeichner der Welt verfügt und sich diese durchwegs selber erzieht, muss eine Prüfung der Ergebnisse seiner Fachschulen und jener des Royal College of Art von höchstem Interesse für uns sein. Es war darum ein dankenswertes Unternehmen des Direetors des königlich ungarischen Landes-Museums in Budapest, vom Londoner Science and Art Department die Erlaubnis zu erwirken, dass die bei der alljährig stattfindenden National Competitiun im Jahre x898 prämiirten Werke in seinem Museum dem ungarischen Publicum und den speciellen Interessentenkreisen der Landeshauptstadt vorgeführt werden. In gleicher Weise hat die genannte englische Behörde dem Österreichischen Museum, welches diese Anregung von Hen-n von Radisics empfing, die bezeichnete Colledtion preisgekrönter Arbeiten zur Verfügung gestellt. Diese Ausstellung gibt dem Laien und dem Fachmanne zu denken. Wer immer sie beurtheilt, möge das, was hier gebotenwird, in Zusammenhang bringen mit den Endergebnissen der englischen Schule, das heisst mit der Stellung, die das britische Kunsthandwerk heute im Gesammtverkehr der Culturstaaten einnimmt. Es mag berufeneren Kräften vorbehalten bleiben, Kritik zu üben an dem, was hier mit Nationalpreisen verschiedenen Grades prämiirt wurde; hinweisen aber wollen wir darauf, dass auch diese Ausstellung zeigt, wie sehr die englische Fachschule im Boden der Praxis, des Kunsthandwerkes wurzelt, zeigt, dass sie dem ausgesprochenen grossen Talente die Wege in den Tempel der hohen Kunst ebnet, niemals aber ihren ersten Gründungs- zweck, als mächtigster Faötor in der Entwickelung des Kunsthandwerkes und der Kunstindustrie zu wirken, vergisst. Das vereinigte Königreich zählt heute 278 Fachschulen und 438 Hand- werker-Zeichen-Schulen. Ausserdem besteht das Royal College of Art am