mitthut, hat Dumba noch persönlich Schubert'sche Lieder einstudirt. Oder die „Landpartie", wo man im Hintergrunde Schubert und Kupelwieser auftauchen sieht. Wenn der alte Herr einen an diesen Wänden entlang führt und die Bilder bis in die letzte Einzelheit erläutert, kehrt ein eigenes, posthumes Leben in diese harmlos- ehrwürdigen Scenen ein. Das Hauptstück seines Schubert-Museums ist freilich der Handschriftenschatz. Da ist ein grosser japanischer Kasten mit Cloisonne-Füllungen, der ist randvoll mit Schubert-Hand- schriften. Sie sind tadellos und - man möchte sagen - mit einer Art feierlichen Respects geordnet. Jede Nummer ist in eine besondere Mappe gelegt und sechs hohe Stösse solcher Mappen sind in sechs kolossalen Cartons hermetisch verschlossen. Jeder Carton und jede Mappe trägt eine sauber gedruckte Etikette, die den Inhalt mit musik- geschichtlicher Genauigkeit angibt. Dieser echt wienerische Geistes- schatz wird einst ein kostbares Erbtheil sein. Dumba hat ihn seinerzeit mit Passion gesammelt. Der Hauptstock kommt von der Witwe Ferdinand Schuberts und der Frau Dr. Schneider, einer Schwester Schuberts, her. Dann wurde nach Möglichkeit Weiteres aufgespürt und der einmal vorhandene Vorrath übte auch seine natürliche Anziehungskraft auf einzeln Zerstreutes aus. Alte Herren und Damen brachten ihm heimlich gehegte Schubertiana und wünschten sie mit dem Übrigen verwahrt zu wissen. Ein Graf Breda z. B., der noch mit Schubert verkehrt hatte, oder die Schwestern Fröhlich, für die ja manches componirt war, so das „Ständchen" für Fräulein Kathi. So flogen die Tauben in diesen schönen Taubenschlag. Wie in jenem Schubert-Kreise Musiker und Maler im engsten Verbande lebten, so pflanzte sich die Überlieferung auch bei Nikolaus Dumba fort. Ein einseitiger Kunstfreund war er überhaupt nicht. Auch nicht in dem Sinne, dass er sich etwa in der Enge irgend einer ästhetischen Privatvorliebe eingemauert hätte. Er lebte mit den Zeiten, die kamen, und genoss sie nach einander, jede nach ihrer geniessbaren Eigenheit, er schritt immer vom Neuen zum Neuen fort. Jedes der Künstlergeschlechter, die in Wien der Reihe nach aufsprossten, hob er mit aus der Taufe. Er war kein Sammler nach älterem Schlage, sondern mehr ein Förderer und Mitkämpfer. Wenn der junge Kundmann den Schubert zu machen bekam, so hat Dumba es streitbar durchgesetzt. Wenn der junge Hellmer den grossen Kaisergiebel vom Mitteltempel des Reichsrathsgebäudes machen durfte, so dankt er es Dumba, der dies im blutigen Kampfe mit Theophil Hansen, dem grundsätzlichen Beschützer Vincenz Pilz' ertrotzt hat. Als Makart mit der „Pest in Florenz" jenes unvergessliche