herausgebaut. Es liegt auf der Hand, dass Solches nur im eigenen Hause geschehen kann, das Ausziehen mit dieser Einrichtung von Combinationsmöbeln wäre zu umständlich. Aber wessen Haus seine Burg ist, und wer die Schnecke seines Hauses ist, dem wird dabei wohl. Da ist kaum noch etwas Unordnung möglich, da greift auch die Hand im Dunkeln nicht fehl, wenn sie den gewohnten Stützpunkt sucht; nicht nur das Herz, auch Sopha und Schreibtisch sind auf dem rechten Flecke. Das Ergebnis dieses Systems ist ein gesteigertes Behagen ; das Gefühl, Sicheres unter sich und um sich her zu haben, etwas Angestammtes, mit der eigenen Persönlichkeit Verwachsenes. Das hindert nicht, dass allerlei beweglicher Hausrath die Lücken füllt, das Princip des „stummen Dieners" geht nicht leer aus. Manches Geräth, zum Beispiel ein praktischer Handtuchständer, ein origineller Holzleuchter aus zwei faconnirten Brettchen, eine hölzerne Tasse, eine elektrische Blume mit vier eigenthümlichen, augenähnlichen Kupfermontirungen, Mugeln (cabochons) u. s. f., kommt in verschie- denen Räumen vor, nur die Holzsachen jedesmal in der Farbe des Zimmers. jedes Zimmer ist nämlich eine Farbenwelt für sich; ein Gang durch das Haus ist ein Spaziergang durch das Spectrum, aber nur durch seine dankbarsten Theile. Täfelung und Holzmöbel haben stets die nämliche Farbe, meist gebeizt und polirt, dass rnan an die Glanzwirkungen von Halbedelsteinen (Jaspis, Carneol, Malachit, Lapis, auch Granit) erinnert wird. Mahagoni ist natürlich als Gemeinplatz des Tages verbannt. Der Speisesaal hat helles Eichen, dem ein ganz leichter Nebelhauch von Grün imprägnirt ist. Das Zimmer des Hausherrn ist dunkelgrün und das Innere der Einbauten oder Nischen darin lapisblau, was prächtig zusammengeht. Das Schlafzimmer hat ein eigenes röthliches Dunkelviolett, dagegen das anstossende Badezimmer elfenbeinweiss schimmerndes Ahorn. Das Boudoir der Hausfrau ist in spiegelndem Kirschroth gehalten, die beiden Kinderzimmer in röthlich gebeiztem Birnholz und jenem pitch-pine (amerikanischer Föhre), in dem auch ein kleines Fräulein in Zolas „Fecondite" ihr Stübchen eingerichtet hat. Unter den zahl- reichen Fremdenzimmern hat eines ein feingewölktes Flederrnausgrau von sozusagen narkotischer Wirkung, andere sind in Grün, Roth, Weiss, im Dachgeschoss oben als identische Dachstuben, aber alle gleich appetitlich. In einem gastfreien Hause, wo ein Fremdling vielleicht nachts sein Zimmer sucht, ist das schätzbar, besonders wenn, wie hier, die Doppelthüren auf jeder Seite die Farbe des Zimmers tragen, in das sie führen. So kann man nicht unvermuthet