Schema gefügt, die eisernen Gitterpförtchen reizend erfunden; der hölzerne Rahmen sogar, in dem die obligate „Anweisung zur Bedienung der Niederdruck-Dampfheizung J. L. Bacon", ein gewöhnliches Druckblatt, hinter Glas geschoben ist, hat seine feine, wenngleich nicht über die Bedeutung der Örtlichkeit hinauswollende Durchbildung. Überhaupt vermeidet es jedes Ding, nach mehr aussehen zu wollen, als es ist. So etwa die Verkleidungen der Heizkörper in allen Zimmern; sie geben sich keineswegs das Ansehen von geschnitzten Truhen, Blumenarrangements u. dgl., wie dies wohl in anderen Häusern der Fall, sondern sie bekennen sich offen als „Bekleidungen von Heizkörpem", aber als gute, elegante, die in eine solche Einrichtung hineinpassen. Sogar die Accumulatoren im Pumpenhause haben so ihre eigens erfundene Holzverkleidung. Der Briefkasten des Hauses ist ein kleines Cabinetstück von Holz und Metall, aber er würde wohl in der ersten Nacht gestohlen, wenn man ihn draussen anbrächte. Und an den meisten Thüren des Hauses sieht man eine hübsche Tafel mit der Inschrift: „Leise zumachen!" So ist bei dieser Einrichtung einfach an alles gedacht. Dieser Olbrich'sche Villenbau ist für die Entwicklung des Wiener Privatbaues ohne Zweifel von grösster Wichtigkeit. Er beweist schlagend, dass man abseits aller herrschenden Überlieferung einen reinen Bedürfnisbau sehr complicirter Art in einem Grade zweck- gerecht und gefällig durchführen kann, wie dies bei aller Sicherheit der landläufigen Routine kaum jemals erreicht wird. Leider kann man so ein Haus nicht als Ganzes in eine Aus- stellung stellen. Aber wer es besucht, sei's auch mit gegentheiligen Anschauungen, verlässt es eigenthümlich erfrischt und vermuthlich gewonnen. Dass es keine mechanische Gewohnheitsleistung ist, sondern in jeder Faser das Denken und Fühlen eines hochbegabten Mitmenschen verräth, dabei aber auch das trauliche Innenleben einer Familie wie im Naturselbstdruck wiederspiegelt, das macht es so ungemein suggestiv. Es berührt das Gemüth, obgleich es den Verstand beschäftigt. Man glaubt es mit dem Kopfe zu kritisiren und hat es schliesslich mit dem Herzen beurtheilt. In den nächsten Jahren wird in „Wien und Umgebungen" wohl manches Heim dieser Art entstehen. An Nachempfindern fehlt es uns ja nicht. Es fehlt uns nur an dem einen Olbrich, der das nächstemal an anderem Orte, für andere Menschen, wieder etwas Anderes machen wird.