ein Zimmer von Koloman Moser erfunden, und Auchentaller hat stellenweise mit- decorirt. Der grosse Mittelsaal ist ganz weiss, mit einem wolligen Flanellstoff und leicht aufpatronirten Friesen, jede Seite in einen grossgeschwungenen Holzbogen gefasst, mit wangenartigen Einbauten, deren Flächen behängbar sind. Um den grossen Saal legen sich lauter kleinere Kabinete her, Stuben gleichsam, mit weissen Musselinvorhängen an allen Öffnungen, so dass man sich in Privat- gemächern zu bewegen glaubt. Das Mosefsche Zimmer hat auch eine Art Kamin- nische, in deren oberer Abtheilung eine Reihe neuer Nutzgläser aufgestellt ist. Moser versucht sich da zum erstenmal in Hohlglas, aber nach Form und Farbe mit Glück; es gelingt ihm sogar, an die zerbrechliche Eleganz gewisser Ziergläser (Koepping u. A.) zu erinnern und doch nicht in Scherben zu gehen. Es sind durchaus „trinkbare" Gläser für „trinkbare" Männer, wie man früher sagte. Und noch ein zweiter Wiener hat sich in Glas ausgezeichnet, Adolf Böhm mit seiner farbigen Glaswand für das neue Atelier in der Villa Otto Wagner zu Hütteldorfl Es ist ein Pentaptychon, fünf hohe Vierecke, denen fünf kleine als Predellen unterlegt sind. Diese Bleiverglasung aus Opalescentglas stellt eine Herbstland- schaft vor. Welliges Land mit Äckern und hohen schlanken Bäumen, hinten ein Waldsaum in allen Arten von Dunkelgrün, oben ein silberschimmemder Herbst- himmel, unten durch alle fünf Predellen ein purpurner Streifen von Blätterstreu. Die Wirkung ist überaus prächtig, die Auflösung der Formen in das Scherben- artige und die Auswahl der Farbentöne voll Pikanterie. Auch im übrigen halten die Wiener sich gut. Rudolf Alt bringt seine jüngsten Aquarelle, Engelhart, Klirnt, Stöhr, Andri, Schwaiger, Bacher und Andere öffnen ihre Mappen; auch Myrbach, der überdies ein reizendes lebensgrosses Pastellmädchen bringt, eine Art Wiener „Chocolatiere", aber en face. Das Ausland aber hat ein wahres Füllhom ausgeschüttet. Bilder und Studien in allen Techniken, Originale zu berühmten Illustrationen, Privatissirna jeder Art. Einige bedeutende Künstler erscheinen zum erstenmale in Wien, vor Allem Boutet de Monvel, dessen Bilderbücher („Vie de jeanne d'Arc", „Nos enfants" und andere) einen heimlichen, aber grossen Einiluss auf unsere jüngeren Illustratoren und Rathhauskellermaler gehabt haben. Bootet de Monvel (geb. 1851 zu Orleans) ist, wie Eugene Grasset („Quatre fils Aymon") ein gründlicher Kenner des Mittelalters, Wehr und Waffen sind ihm besonders geläufig. Darum sehen seine Soldatenscenen der Jungfrauzeit ungemein echt aus. Aber auch dem geistlichen Theil ist er gewachsen. Der geistliche Richterstuhl, vor dem die Jungfrau erscheint, ist mit einer Psychologie der Kutte und der Kutten- träger dargestellt, die bei dem kleinen Masstabe und den einfachen Mitteln i ganz dünnem Umriss und dünn hinlavirter Flächenfüllung, fast ohne Modellirung - Staunen erregt. Und dabei erzielt der Künstler sogar einen Gesammtton von tiefer warmer Harmonie, so in dunklen Innenräumen. Das Gemüth des Künstlers siegt namentlich in seinen Kinderscenen, paart sich aber zugleich mit einem Pariser Chic der Handschrift. Etwas Japan spielt natürlich auch hinein, so haben seine Kindercostümbilder aus der Biedermaierzeit einige Verwandtschaft mit den puppenhaft colorirten japanischen. Auch englischerEinfluss dringt manchmal durch, so in seinem prächtigen Aquarell „Salome" (in buntem Prunksaal, von zwei gelben Leoparden gefolgt). Wenigstens haben die modernen Engländer zuerst diesen Muth zu wahren Edelsteinfarben gehabt, wie sie die alten Miniatoren und die indischen Maler hatten. Boutet de Monvel hat in Wien einen durchschlagenden Erfolg. Noch andere berühmte Schwarzweisse und Farbenzeichner haben Wertvolles