diese Harmonie der Natur kam es dem Künstler an, nicht auf eine interessante Stellung. Aus früher Zeit - 1882 - als der Künstler vierundzwanzig Jahre zählte, haben wir das „Gewitter in den Alpen", und mit einem ähnlichen Sujet auch „Unwetter in den Alpen". Die Bilder zeigen die Fährnisse des idyllischen Lebens da oben. Die Wolken haben sich zusammengezogen, der Regen strömt jetzt. Thiere und Menschen flüchten ins Geschützte. Man bemerkt beim Vergleiche der beiden Bilder die Verschiedenheit in der Darstellung des Himmels. Noch aus Savognino (1887) stammt das schöne Bild „Frühling in Savognino" in dem so viel edle Ruhe sich in dem Bauern, dem Thiere und den kleinen, friedlichen Häuschen spiegelt. Fast zehn Jahre später sind zwei andere Frühlingsbilder entstanden, höher in den Schneeregionen. Das eine (1896) ist irnBesitze des Züricher „Musee Henneberg". Es ist ganz anders als das frühere, edler, klarer. Da ist die Frühlings- empfindung mehr aus der Natur, als aus den Menschen genommen. Es ist das knospende Gras, das ganz junge Thier, die Natur, die uns vom Lenz berichtet. Ein Jahr später hat er nochmals den Frühling in den Alpen gemalt, in stolzen, selbstbewussten Zügen. Es ist dieses Bild (einem Museum in Kalifornien gehörend) meines Erachtens das Schönste, das Segantini geschaffen. Ein starkes Mädchen führt zwei Pferde durch die Gebirgsmatte. Ihr Schritt ist fest, ihr Blick sicher und gut. Rückwärts folgt ein Mann bei der Arbeit, vorne bellt der Hund. Das Bild ist ein Rausch in Farben, von hellem Grün und blendendem Weiss. Über den Gletscher zieht sich der Himmel, klar, blau mit langen weissen Wolken, wie sie die Frühlingswinde bringen. Zwei Zeichnungen stellen die Ruhe nach der Arbeit dar. Die Linien der Menschen und Thiere gehen fast ineinander, wie das Leben dort oben, wo das Thier fast mehr Wert hat als der Mensch, und so der Hochmuth des Menschen bald schwinden muss. Von den nicht allegorischen Bildern muss noch das schon 1883 in Amsterdam mit dem ersten Preis gekrönte Bild „Ave Maria a tras- bordo" genannt werden (ein Ölbild). Auf dem Wasser treibt am Abend ein Kahn mit einer Herde. Die Sonne geht unter. Die Licht- reflexe ziehen auf der Wasserfläche bleiche Streifen. Im Hintergründe liegt das flache Land, eine kleine Kirche. Vielleicht läuten gerade die Glocken: Ave Maria! Traurig und düster ist das Bild „Rückkehr ins Vaterland" (1894). Die Farben leuchten diesmal nicht, die Natur ist traurig. Müde kehrt eine Familie nach Hause zurück. Der Vater führt das alte Pferd, die