Zeitgenossen und Monumente berühmter Männer, die den Namen Rodins bekannt gemacht und die Originalität seiner Ästhetik öffentlich zur Geltung gebracht haben. Übrigens beugt sich diese, als eine treue Dienerin der Wahrheit, dem Gebote der physischen und moralischen Ähnlichkeit, indem sie, je nach den Individuen, die Composition und die Mache der Werke modificirt. Es ist hier die gleiche Intensität des Lebens vorhanden, die gleiche Bedeutsamkeit des Menschen, wie bei den vorhin genannten Werken, ausserdem aber noch die bestimmteste Bezeichnung der persönlichen Individualität. Eine der ersten Arbeiten Rodins in dieser Art (1884) gehört zu den charakteristischesten Beispielen: eine weibliche Büste, die der Madame M. V. (eine Peruanerin, die an die Feinheiten des mächtigen Plastikers mit Recht glaubte). Einzig und allein durch die (übrigens ganz neu gedachte) Vorneigung dieses zarten Gesichtes, durch eine unnachahmliche, mit der Bewegung der nackten, von reichem Pelzwerk sich abhebenden Schultern correspondirende Biegung des Halses hat Rodin, zugleich mit dem besonderen Reiz der jungen Frau, den etwas hochmüthigen Ausdruck der Weltdame unserer Zeit zur Geltung gebracht. Hiebei erreichte er durch eine, in ihrer Delicatesse unendlich weise Mache, dass dies reizende Gesicht mit den halbgeschlossenen Augen, mit dem sinnlichen Munde, dass die runden Schultern und der wollüstige Busen wie von sichtbar pulsirendem Leben erzittern. Die Büsten seines Freundes, des Stechers Legros, dann des Herrn I-Iennley, Director des „Magazine of Art", des Bildhauers Jules Dalou, Victor I-Iugos (in verschiedenen Wiederholungen; eine dieser Büsten befindet sich im Hotel de Ville in Paris, eine andere im Museum Galliera), des Ministers Antonin Proust, des Directors der schönen Künste Castagnary auf dem Friedhof Montmartre, des Dramatikers Henri Becque, des Schriftstellers Octave Mirbeau, Puvis de Chavannes' im Museum von Lyon (eine Büste, die mit einem auf die Stele gestützten Genius aus Bronze und von einem Lorbeerstrauche beschattet, das Monument des grossen Künstlers bilden wird); Baudelaires (die gleichfalls am Denkmal des berühmten Dichters Platz finden wird), Rocheforts, Severines, Jean Paul Laurens'; Cesar Franks auf dem Friedhof Montparnasse, der Madame Fenaille etc., - Bildnisse von bewunderungswürdiger, breiter und zugleich bestimmter Modellirung, sind sie jedes in gleich vollkommener Weise aufgefasst, so dass sie eine intensive Vorstellung von der Persönlichkeit der Vorbilder geben können. Diese Bildnisse sind Gegenstände psychologischen Studiums, von denen viele die Bedeutung historischer Documente besitzen. Einige dieser Gestalten (Victor Hugo, Henri Becque, Antonin Proust) sind auch durch Rodin nach dem Leben in ganz ausserordentlichen Stichen mit der kalten Nadel festgehalten worden.