Den Zug zum bürgerlichen Möbel zeigt die deutsche Abtheilung und auch die österreichische. Ein guter Theil der Publicumserfolge, den diese Ausstellungen haben, dürfte auch darauf zurückgehen, dass in dem Beschauer eher hier als unter den vergoldeten Möbeln der französischen Interieurs ein Gefühl des Heimischseins erweckt wird. In der deutschen Abtheilung kann man die Empfangshalle loben. Sie ist vom Professor Hofacker in München decorirt - unter Beihilfe vieler Künstler, darunter ist auch der bekannte Maler Franz Stuck. Sie wirkt durch die Grösse, im Detail aber ist alles unruhig. Von den Interieurs fallen am meisten die der „Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwer " (München) auf. Die Künstler dieser Vereinigung sind unter anderem Obrist, Pankok, Schmuz-Baudiss. Manche der Stücke sind gut. Vieles allerdings scheint mir allzu brutal, und die Sucht, combinirte Einrichtungsstücke herzustellen - zwei Lehnsessel und ein Kasten, zum Beispiel, zusammengewachsen - finde ich weder modern, noch schön. Das Combiniren mag für besondere Fälle bei einem constructiven Aufbau - zum Beispiel Büchergestelle und Sopha, in der von Professor Hoffmann in Wien oft verwendeten Art _ gut wirken, als Regel aber erscheint es mir ganz unzulässig. In der Ausstellung der Vereinigten Werkstätten findet man eine Reihe guter einzelner Objecte, denen auch das Lob nicht versagt werden soll. Bei der Zusammenstellung der Interieurs, von denen ein jagdzimmer das gelungenste ist, hat hier entschieden die Hand des Architekten gefehlt. Ein anderes Interieur in der deutschen Ausstellung stammt von Berlepsch, der viele Verdienste um die Hebung des deutschen Kunstgewerbes hat. Seine diesmaligen Leistungen sind allerdings nicht vorzüglich. Auch sie scheinen mir zu wuchtig. Dazu bringt er - im Vereine mit der Firma Buyten in Düsseldorf - ein neues Ätzungsverfahren in Anwendung, Xylektipom genannt, das bei häufiger Benützung sehr unruhig wirkt. Die technisch bemerkenswerte Methode besteht in einer Ausätzung der Holzfülle durch Säuren bis auf ein fast ausschliesslich aus der natürlichen Maserung gebildetes Dessin. Gegenüber diesen wuchtigen Möbeln wirkt das Empfangszimmer der Darmstädter Künstlercolonie, das ]. M. Olbrich entworfen hat, angenehm zart. Allein, es ist zu sehr Ausstellungsraum, zu sehr bis auf den letzten Rest angefüllt, zu künstlich also. Neue Möbelforrnen sind übrigens nicht da. Von Interieurs im alten Stile ist ein Rathszimmer aus Augsburg (Director H. Götz in Karlsruhe) für gute Arbeit sehr zu loben. Was einzelne Möbel anbelangt, so ist vor allem die peinliche Marqueterie-Arbeit der Firma Macco in Heidelberg zu loben, ebenso die modernere, im Dessin gute Intarsia von Spindler in Strassburg. Die Möbel- form selbst ist da allerdings noch wenig ausgebildet, von modernen Stücken ist wenig zu sehen. - Die deutsche und die österreichische Abtheilung zeigen die Gefahren des „Künstlermöbels". Nachdem lange die angewandten Künste von den