374 mächtiger erscheinen. Dabei hat man den Eindruck voller Ehrlichkeit und Geradheit vom Dargestellten wie vom Künstler selbst. Der Zug von Grösse und Monumentalität, der schon in der „Sommerzeit" sich meldet, tritt in der Folge immer mehr zutage. , , V , Kalckreuth selbst nennt es das Pathetische. Das Zufällige ver- i schwindet, die Schlichtheit und Klarheit bleibt, die Kraft des Ausdruckes wächst. Ein anderer Künstler malt die Grossmutter mit dem Kinderwagen, Kalckreuth 1 die „Fahrt ins Leben". Wie oft stehen derartige „philosophisch? Titel unter Bildern, die nichts 1 weiter sind als die gewöhnlich- - sten Genrebilder, die man einmal ansieht und dann nicht wieder. Hier ist der Titel ernst gemeint und vollauf gerecht- ' fertigt. Wie fest schläft das Kind, wie bedachtsam zieht die alte gebückte Grossmutter, an ihrem Krückstock dahinschreitend, den Wagen vorwärts. Und doch ist weit mehr in dem Bilde, als ein gemüthliches Stückchen Leben, V __ das einer mit scharfem Photo- Lryi V I" i ' im graphenauge gesehen hat. Des Leopold Graf Kalckreuth, Strickendea Mädchen (Zeichnung-r Künstlers Auge hebt das Genre- bildliche zum Monumentalen, zum Typischen und Bedeutenden. Er thut das Gleiche wie Constantin Meunier, aber durchaus mit den Mitteln seiner Kunst: Als Maler steht er auf dem Boden des modernen Bekenntnisses, aber die Freilichtmalerei ist in seinen Werken gereift und geklärt; er „benutzt die Errungenschaften jener Zeit zu koloristischen Harmonien, die nicht allein der Wirklichkeit nachgebildet, sondern auch dem Auge wohlthätig und dem geistigen Inhalte des Werkes zur Steigerung dienen. Hier ist die Farbe nicht mehr die gleichgiltige Zuthat, die nur die eine Qualität aufweist, dass sie einer gleichgiltigen Wirklichkeit entspricht, sondern sie steigert sich zur Symbolik, die dem Werke eine Unmittelbarkeit des Eindruckes gibt, wie sie nur noch ein Analogon an der Musik hat." Als weiteres Beispiel für diese Seite von Kalckreuths Kunst mag die „Alte Frau" dienen, die er in der Dämmerung unter Bäumen sitzend dargestellt hat. „Das Alter" (zwei alte Frauen, die die Gänse hüten, Dresdener