424 die Frage, ob der Hof nicht seinerzeit in italienischer Weise von offenen Arcaden umgeben gewesen, eine präcise Antwort zu geben. Italienisch, wie dieser quadratisch angelegte Hof, in welchem anlässlich der Vermählung der Erzherzogin Maria Karolina mit Ferdinand IV. von Neapel 1767 der Gesandte dieses Reiches das bekannte Ballfest gegebenß ist auch bis auf die oben besprochene Treppenanlage, das gesammte Innere des Palastes mit dem ganzen Prunk und dem ganzen Mangel an Comfort der Residenzen einer Zeit, „in welcher die höchsten Stände Annehmlichkeiten und Genüsse sich versagen mussten, deren Entbehrung einem Bedienten unserer Tage unerträglich sein würde"? mit seiner, an der Wölbung mit Fresken ver- zierten, mit herrlichen Consoltischen möblirten „Galerie", mit Mezzanin- gemächem, in denen der ausgestreckte Arm eines Mannes die Decke berühren kann und mit den weiten und hohen, an den Wänden mit Tapeten und Gobelins, an den Plafonds mit herrlichen Stuckornamenten verzierten, zur Repräsentation bestimmten Gelassen, die durch Prachtkamine ihre Wärme hätten empfangen sollen, aber selbst durch die superben Rococoöfen, die man im XVIII. Jahrhunderte in sie hineingestellt, nicht bis zur Behaglichkeit erwärmt werden konnten. Wir erlassen uns eine Schilderung der Appartements im Detail. Einen besseren Begriff, als Worte zu geben vermögen, bieten die unserem Texte beigefügten Abbildungen von dem „grünen Cabinet" und von den „Gobelin- salons", vom oberwähnten Oratorium, von den beiden grossen Salons auf der linken Seite. Mit Ausnahme des von seinen Sammttapeten so genannten Grünen Cabinets und des Gelben Salons ist in den Tapeten Roth die vor- herrschende Farbe, rothe Seide in der Galerie, deren Holzwerk wie das im Oratorium lichtbraun ist und in den Ornamenten vergoldet. Von den oberwähnten Bildern von Brandi und Solimena ist eines oder das andere in den beiden grossen Salons zur Linken zu suchen, in welche man von der Galeriestiege aus, auf der ausser den Rossi'schen Kolossalbildern ein Reiterporträt des aus dem dreissigjährigen Kriege bekannten Generals Grafen Buquoy von Pieter Snayers unser Auge fesseltß durch das mit Landschaften von Christian Brand und Schinnagl geschmückte Entreezimmer und durch den Speisesaal gelangt. In einer Nische eines dieser Salons (siehe unsere Abbildung), deren Wände mit Stuckornamenten auf das reichste ver- ziert, zieht das lebensgrosse Porträt des Oberststallmeisters Kaiser FerdinandsL, Adalbert Harrach, gemalt von dem Augsburger Johann Ulrich Mayer (I63o bis 1700) unsere Aufmerksamkeit auf sich, nebenbei da und dort an den l Der l-Iof „wurde dem ersten Stockwerke des inneren Gebäudes von Holz gleich gebaut, so dass beide nur ein Stockwerk auszumachen schienen und die Fenster des Hofes waren ebenso viele Logen für Zuschauer aus den Zimmern. Alles war kostbar gernalen, vergoldet, mit Blumenkränzen und zu Statuen geziert". Realis, a. a. O. 2 Macaulay, Geschichte Englands, III. Theil. „Täuschungen, welche uns dazu verleiten, das Glück früherer Generationen zu überschätzen." I Eine Tochter des Grafen Ferdinand Bonaventura heiratete einen Prinzen von Buquoy-Longueval. Aus dieser verwandtschaftlichen Verbindung erklärt sich das Vorhandensein dieser Porträts und der anderen, Snayers'schen, die Schlachten des Generals darstellenden Bilder in den Appartements und in der Galerie.