Die einigerrnassen an Improvisation ge- mahnende Herstellungsweise 1 dieses an Dilet- tantismus streifende Zusammenstoppeln ver- schiedentlicher ornamentaler Details -- ein Verfahren, das einerseits zwar oft die oben besprochene Unexactheit des Gusses, ander- seits aber meist eine ausserordentlich inter- essante Fülle reizvollster Motive zur Folge hatte - bilden, wie Demiani auf Seite 55 und 72 seines Werkes aufs anschaulichste schildert, dermassen specifische Charak- teristika der sächsischen Edelzinnarbeiten, dass unsere Kanne lediglich auf Grund ihres allgemeinen Habitus als sächsische Arbeit wird angesprochen werden dürfen. Freilich scheint dieser Bestimmung die eigenthümliche thierköpfige Bildung der unteren Henkelendigung zu widersprechen, die - man vergleiche die in Demianis Werk abgebildete Kanne aus der Sammlung Lanna in Prag - nach Schlesien verweist. Doch lehrt eine alte Erfahrung, dass die Henkel der Edelzinnkannen oft für deren Be- _ _ . .. . . . __ Zunftkanne der Zmauer Maurermnung stimmung ganzhch irrelevant sind, da es uberaus (madmibmnhek in 2mm) häufig vorkarn, dass die ursprünglichen Henkel aus irgend welchem Grunde, meist wohl, weil sie abgebrochen und in Verlust gerathen waren, späterhin durch andere, fremde Henkel ersetzt wurden: so weist die Mehrzahl der Briot-Kannen fremde Henkel auf, und die bei Demiani eingehend behandelte Susanna-Kanne zeigt nahezu in jedem Exemplar eine andere I-Ienkelform. Auch unserer Kanne wurde nachträglich ein fremder Henkel angesetzt, vielleicht, um das unsignirte Stück durch einen alten Stempel (der Henkel trägt nämlich zweimal die nebenstehende Marke, die allerdings wohl nur eine Hausmarke sein dürfte} im Anti- quitätenhandel interessanter und wertvoller zu machen. Dass der gegen- wärtige Henkel der Linzer Kanne nicht als der Originalhenkel zu betrachten ist, beweist, abgesehen von seiner oberwähnten stilistischen Verschieden- heit, die weitaus weichere Qualität des an ihm verwendeten Zinnes, seine im Gegensatze zu dem stumpfgrauen Ton der Kanneß ins 1 Dies macht sich an unserem Stücke sogar in formaler Hinsicht geltend: man beachte an den beiden den Hals bildenden Reifen, dass der untere Durchmesser des oberen urn einiges grösser ist, als der obere Durch- messer des unteren. 1 Vergleiche über Zinnsternpel und Zinnmarken im allgemeinen den grundlegenden Aufsatz Julius Zöllners in „Zeitschrift für bildende Kunst", N. F. IX. H. 7f. ß Die matte, schmutzig-graue Färbung der Kanne, die sich, da ihr Zinn ziemlich fein ist, nicht durch starken Bleizusatz erklären lässt, könnte, im Vereine mit der für einen Nichtkenner sächsischer Edelzinnarbeiten