503 Riesengeschmeiden, in denen der Diamant neben dem Rubin strahlt, der Saphir mit dem Smaragd, der Topas mit dem Aquamarin, der Opal mit dem Turmalin um die Wette leuchtet. Dieses Nebeneinandersetzen aller erdenk- lichen Farben, die gewollte Massivität der Zeichnung ergeben eine eigen- thümliche, nahezu brutal blendende Gesammtwirkung von derber, aber verblüffender Pracht: der Titfany'sche Schmuck, dem ein satyrischer Kritiker, vielleicht nicht mit Unrecht, die bissige Bezeichnung „Vanderbiltstil" gegeben hat, stellt eine Art künstlerischer Apotheose des kraftvoll-stolzen Reichthums dar. Eine unendliche Kluft trennt Tiffany und Lalique: bei diesem das gänzliche Ausserachtlassen des materiellen Wertes, ein vornehm-neben- sächliches Spielen mit Kostbarkeiten, wie es nur in einem seit Jahrhunderten an Reichthum und Luxus gewöhnten Lande möglich ist; bei jenem die I robuste Prachtliebe, die so offen, so freudig bekannt, so grandios verkörpert ist, dass ihr auch der geringste Anschein von Protzenhaftigkeit abgestreift wird. Wenn man Stile nach dem Grad bewerten will, in dem sie die innerste Seele eines Volkes wiederzuspiegeln vermögen, so steht der Stil des TiHany'schen Schmuckes gleichwertig neben dem Stile des modernen französischen Geschmeides. DIE KUNST IN DER KINDERSTUBEiv VON P. G. KONODY-LONDONSIP __, N der kunstgewerblichen Abtheilung der „W0- man's Exhibition" in Earls Court, einer Aus- stellung, die eine Demonstration der künst- lerischen, industriellen und socialen Thätigkeit ' englischer Frauen zum Zwecke hatte, waren wohl keine Objecte, denen mehr wohlverdientes Lob zutheil wurde, als den beiden von Cecil Aldin und John Hassal decorirten und von der Firma Story 8: Co. ausgeführten Modell- Kinderzimmern. Dass sich diese Ausstellungs- objecte in einer „Woman's Exhibition" vorfanden, obgleich weder Entwurf noch Ausführung das Resultat weiblicher Arbeit sind, ist damit zu erklären, dass die Erziehung von Kindern in zartem Alter fast ausschliesslich dem weiblichen Wirkungskreise angehört, und dass die Nutzlehre, welche aus der Ausstattung dieser beiden Räume zu ziehen ist, für jede Frau und Mutter von eminentem Interesse sein muss. In einem Lande, das seine hohe Stellung auf dem Gebiete der Kunst nicht einer überfeinerten Civilisation verdankt, in einem Lande, wo die Kunst nicht ein mehr oder weniger krankhafter Auswuchs neurotisch entarteter 68""