512 Werkes soll auf die grösste Brauchbarkeit gesehen werden; die Abbildungen sind farbig, bei Verkleinerungen werden Details auch in grösserem Masstabe erscheinen und nament- lich soll auch die Lieferung einfacherer Aufgaben dem Tagesbedürfnis entgegenkommen. Das Werk erscheint in Vierteljahrsheften zu x: Blatt und z Beilagen. KLEINE NACHRICHTE N 50 EIN AACHENER PATRICIERHAUSfk Der Lehrer der Kunstgeschichte an der Technischen Hochschule in Aachen, Professor Dr. M. Schmid, beschenkt uns mit der Monographie des Wohnsitzes eines reichen Aachener Kaufherrn, der in hohem Alter auch die Würde eines Bürgermeisters seiner Vaterstadt bekleidete. Wohl ist das Innere dieses Hauses nicht intact geblieben, vor allem sind die meisten Möbelstücke aus demselben verschwunden, dennoch geben die noch unberührten Innenräume Zeugnis vom Kunstsinne des einstigen Besitzers sowie von dem hohen Stande des Kunstgewerbes der ehemaligen freien Reichsstadt Aachen in der ersten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts. Johann von Wespien, unser Bauherr, war der Sohn wohlhabender Bürgersleute und wahrscheinlich Tuchfabrikant. In den Dreissiger-Jahren des XVIII. Jahrhunderts liess er sich durch Johann Josef Couven, einen in Aachen und Umgebung vielfach thätigen Architekten und Angehörigen einer durch mehrere Generationen nachweisbaren Bau- meisterfamilie, sein Haus errichten. Dasselbe ist in mässigen Dimensionen gehalten - 16 Meter Breite auf x4 Meter Tiefe - im Laufe der Zeit wurde demselben nach der Tiefe noch ein Flügel angefügt. Die Facade hat drei Stockwerke und fünf Fensterachsen, von welchen die drei mittleren um Weniges vorgesetzt und über dem Hauptgesimse mit einem Giebel bekrönt sind. Die Mittelachse ist stärker betont, indem die Hausthüre und die Fensterumrahmungen im ersten und zweiten Stockwerke reicher ausgebildet sind. Das Untergeschoss ist in I-Iaustein, die beiden oberen Geschosse sind in Haustein mit Wandflächen in Ziegelbau ausgeführt. Die Formgebung ist der des französischen Architekten Blondel (1705 bis r774) nahe verwandt, doch immerhin selbständig ausgebildet. Couven dürfte seine Schulung in Paris bei einem Vorgänger Blondels genossen haben. Ausser der edlen architektonischen Durchbildung der Facade weist das Haus in seinem Inneren noch ganz bedeutende künstlerische Arbeiten auf, welche, wie sich aus einer noch erhaltenen und im Werke mitgetheilten Originalzeichnung ergibt, wohl durch- gehends von Couven selbst angegeben wurden. Das dreiarmige Treppenhaus enthält an Wänden und Decken reiche Stuckarbeiten und elegante Schmiedeeisenarbeiten am Geländer, das sich in ununterbrochener Folge vom Erdgeschosse bis zum zweiten Stock- werk hinaufzieht. Von den übrigen Räumen sind in erster Linie die beiden Gobelinsäle zu erwähnen; der kleine zweifenstrige im Erdgeschoss, der grosse fünffenstrige im Haupt- geschosse. Diese beiden Räume sind, was Wand- und Deckenausschmückung betrifft, intact erhalten und bieten mit ihren prunkvollen Gobelins, mit ihrem reichen Holzschnitz- werk an Thüren, Lambris, Fensterläden, Thür- und Kaminaufsätzen, mit ihren fein durchgebildeten Stuckplafonds ein Bild vornehmster, behaglicher Pracht. Die Gobelins sind selbstverständlich Bandrische Arbeit, und zwar der Weberfamilie van den Borcht. Die des kleinen Saales behandeln die Geschichte Mosis, die des grossen stellen in umfang- reichen Bildern die Welttheile dar. Von besonders künstlerischer Durchbildung ist die Eichenholztäfelung im kleinen Saale im Erdgeschoss. Sie zeigt eine edle Linienführung und virtuose Schnitztechnik. Uber die Verfertiger derselben konnte weder aus Acten, noch aus Rechnungslegungen t Ein Aachener Patricierhaus des XVIII. Jahrhunderts, herausgegeben von Prof. Dr. M. Scbmid. 44 Licht- druektafeln nebst erläuterndem Texte. Verlag von Jul. Hoßmann, Stuttgart, 1900. fol.