494 humorvoller Bauherr des Mittelalters. An dem Strassenreinigungsdepot zieht sich ein heiterer Fries von Bären mit Besen und Eimer und dem von Delphinen mit Wasser begossenen Schweinskopf. Der Bär, das Berliner Wappenthier, spielt an den Hoffmann- häusern überhaupt eine wichtige Rolle. An der Turnhalle erscheint er als Bockspringer und an den Schulgebäuden als Mentor der Kinder; an Brücken und Schwimmanstalten wird er durch den Frosch abgelöst. Und diesen Drolerien gesellt sich die Anmuth der Kinderfriese und Kin- dermedaillons an den Facaden und Pfeilern der Schulen. Und dieser Schmuck, der auf- gezählt vielleicht spielerig wirkt, ist mit einem grossen architektoni- schen Raumgefühl und mit einem sicheren Geschmack angewendet. Diese Bauten werden von einem starken Rhythmus getragen und ihre Theile klingen voll inein- ander. Eines dient dem andern. Sein reizvollstes Werk ist vielleicht das neue Standesamt an derFischerbrücke, das witzig genug neben der Feuerwache liegt, so Bucheinband von P. Karsten, Aschaffenburg (gesetzlich geschützt) 4135517911313 WQSSQT, Kohle amtlich" tiglich bei einander sind. Eine malerische Stelle des alten Berlin ist der Boden für diese Bauten. Von weither sichtbar wird die Facade des Standesamts sein. Daher wurde besonders fein ihre Silhouette ausgebildet mit dem schön herausspringenden Thurmdach, der niedrigen Loggia im oberen Stockwerk mit dem Fries der Rosen, Disteln und schreienden Kinderköpfen, die apart durch die herabgezogene Dachfläche wirkt, dem überaus graziösen flachen, nach oben und unten sich verjüngenden, bildnerisch reich gezierten Erker. Sehr hübsch ist der seitliche Eingang mit der runden, vom schiessenden Amor flankirten Treppenzufiihrung, der schmalen Thür, deren Zierlichkeit sich wirkungsvoll von dem benachbarten mächtigen Feuerwehrportal abhebt. Dieser decorative Zug, dies Betonen des Stimmungsmässigen in communalen Bauten ist für Berlin völlig neu. Gerade die Standesamtsräume zeichneten sich bisher durch vollendete Nüchternheit aus. Ludwig Hoffmann hat nun für die Brautpaare schmückende Vorsorge gespielt, und da er nichts halb macht, sorgte er auch dafür, dass das Interieur nicht bureaukratisch, sondern poetisch sei. Und er gewann sich dazu einen Bundesgenossen, der ihm nicht nur durch den Namen nahesteht: Ludwig von Hofmann. Eine festlich heitere Halle ward geschaffen, an deren Wänden sich in leuchtenden, blühenden Frühlingsfarben, guirlandenumkränzt, liebenswürdige Bildchen hinziehen mit geschäftigen auf Wiese und Rain den Reigen führenden Putten. Diese anakreontisch heitere Halle ist das gelungenste Interieur der Ausstellung, eine Oase in der Wüste. Felix Poppenberg MODERNE LEINENGEVVEBE. Auf wenigen Gebieten zeigte sich bisher die Überlegenheit der englischen Textilindustrie über die meisten festländischen in so auffälliger Weise, wie gerade in der Leinenweberei. Es war daher ein glücklicher Gedanke,