auf einer anderen Bahn. Er wünscht durch seine Interieurs das Leben im Raume, die hier sich abspielenden Begebenheiten edler oder zierlicher zu gestalten. Er möchte das Alltagsleben zur Würde steigern. Deshalb verwendet er kostbares Material, schwelgt in prunkenden Farben, schafft ernste Formen. Der Hang Behrens', sein Haus auf einen festlichen Ton zu stimmen, hat eine Verkümmerung der intimen Gemächer hervorgebracht; die Kinderzimmer des Hauses sind Mansarden, eng, nicht genügend luftig, die Betten in die schräge Verdachung eingebaut. Allerdings ist das Mobiliar dann mit raffinirter Raumausnützung eingebaut; keine Wand ohne Kasten, keine Ecke ohne praktische Verwendung. Die hübsche Einrichtung aus Naturtannen- holz vermag den engen Eindruck der Räume nicht zu verwischen. Besser, geräumiger und freundlicher sind die Räume des Mittel- stockes. Hier ist vor allem viel Gutes zu sagen über das Schlafzimmer der Dame (mit einem zweiten Kinderzimmer für ein Mädchen durch aus- gehobene Thüren vereint). Dieser Raum ist meines Erachtens der allerbeste im Hause, einer der trefflichsten in der Colonie. Das polirte Citronenholz des Mobiliars gibt im Vereine mit der gelben Seide der Bettüberzüge einen satten und hellen Ton, der hier durch die reinen, ungekünstelten Formen zur guten, ungestörten Geltung kommt. Anstossend ist das Schlafzimmer des Hausherrn, über das ich nichts Gutes zu sagen habe. Es ist in violett lackirtem Pappelholz mit starren, ungelenk anmuthenden Beschlägen aus- geführt und macht einen peinlich gewollt excentrischen, unruhigen Eindruck. Einfach und sympathisch aber sind Bibliothek und Atelier, der Hausrath aus Natur-Rustenholz in dunklen Tönen angefertigt, bequem, praktisch mit allerlei guten Erfindungen für den täglichen Gebrauch. Das Haus schmücken allerlei leichte Gewebe, theils bunte Battiks von Van de Velde, theils Stickereien von Frau Lili Behrens. Dass alle Entwürfe des Hauses von Professor Peter Behrens stammen (besondere Erwähnung verlangen noch Krefelder Teppiche) ist zu sagen kaum erforderlich; die hervorragendsten Firmen, die Behrenssche Arbeiten ausgeführt haben, sind die Peter'sche Hofmöbelfabrik in Mannheim, die Heymanrfsche in Hamburg, die Alter'sche in Darmstadt. In die Inneneinrichtung der übrigen Häuser hat sich Olbrich mit dem jungen Architekten Patriz Huber getheilt. Dessen Talent scheint mir das deutscheste zu'sein. Er ist noch ein junger Mann und vielerlei Entwicklung liegt sicherlich vor dem temperamentvollen Künstler. Selbst in den Arbeiten der Colonie lässt sich schon eine Entwicklung erkennen. Vom naturalistischen Decor schreitet Huber weiter zum architektonischen Ornament - übrigens ein Weg, den auch Olbrich gemacht hat. Was Huber noch fehlt, ist der Sinn für zarte, feminine Eleganz; sein Wesen neigt zu etwas schwerer, breiter Behaglichkeit. In dieser Linie gelingt ihm fast alles, während seine Versuche, schlank, zierlich zu sein, leicht ungraciös werden; da bekommen die Füsse seiner Stühle Spreizungen, Schränke werden allzu schmal u. s. w. Was ich an ihm schätze, ist seine