DIE INTERNATIONALE KUNST- UND
INDUSTRIE-AUSSTELLUNG IN GLAS-
GOW VON W. FRED-BERLIN 54b
AN muss es leider eingestehen: alle Befürchtungen,
die einem voriges Jahr in Paris über den Ausfall
der nächsten grossen internationalen Ausstellung
gekommen sind, haben Recht behalten. Und so
wenig durch den geringen Erfolg der Glasgower
Veranstaltung für die principielle Frage der
Weltausstellungen gesagt wird - über dies
Kapitel ist oft gehandelt worden - so charakte-
ristisch ist dieses Ergebnis dennoch für die
Stimmung, die jetzt in allen Staaten für, oder
klarer: gegen die ganz grossen Kermessen
herrscht. Die Entwicklung der Ausstellungstechnik weist auf Sonder-
expositionen einzelner Gebiete hin; die Massendarbietungen haben sich
als zu gefährlich, als trügerische Zeugnisse des wahren industriellen oder
künstlerischen Besitzstandes einer Nation erwiesen. Und dann - die
Pariser Ausstellung hatte die Kräfte zu sehr angespannt; so musste es
kommen, dass die erste schottische Weltausstellung nicht allzuviele Gäste
bei sich sah. Deutschland hatte jedwede Betheiligung verweigert, aus
Amerika und Frankreich kamen wenige Reste aus den Pariser Hallen,
das Unverkaufte und meist Unverkäufliche, Österreich ist nur durch
wenige Läden vertreten, bloss Dänemark, die Schweiz, Russland haben
wiederum die Gelegenheit ängstlich ausgenützt ihre spärlichen Kunst- und
Industrieartikel zur Geltung zu
bringen. Am auffallendsten und
betrübendsten aber war die
lückenhafte, ja sogar im Niveau
ärmliche Betheiligung Eng-
lands. Natürlich ist mit all die-
sen Bemerkungen nur auf die
kunstgewerbliche Abtheilung
der Ausstellung gezielt; das
Schwergewicht der ganzen
Veranstaltung lag in der Ma-
schinenhalle und deshalb trifft"
vieler Tadel eigentlich ins
Leere; man hat kaum Anderes
gewollt. Trotzdem aber war es
auffallend, wie wenigLondoner
Häuser ihr Kunsthandwerk
Ausstellung in Glasgow, Wascbservice, Zinn, von
ausgestellt haben- De? Aflta- Mssrs. Whylie and Lochhead Ltd. in Glasgow
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