'13 ihren Schriftzügen von monumentaler Klarheit und Einfachheit, und trotz- dem sie durchaus selbständig und originell ist, weist sie doch keinen einzigen Buchstaben auf, der dem heutigen Leser fremd oder undeutlich wäre. Es liegt im Charakter dieser runden Schrift- züge, dass sich die Buchstaben nicht so 1 eng aneinanderfügen, wie bei den gothi- schen Schriftzügen der Incunabeln oder auch bei mehreren der neuen Künstler- die des schriften, die uns die beiden letzten Jahre . gebracht haben; die Lücken, die zwischen Deutrdlen Reldles den Rundungen der Buchstaben ent- stehen, machen ein ganz geschlossenes Schriftbild unmöglich. Die in den Text eingefügten Initialen Sattlers sind von grosser Mannigfaltig- keit und reicher Abwechslung, theils rein ornalnental aus Pflanzenmotiven Eckmann-Schrift, zwei Proben aus einem oder aus durcheinandergezogenen Bän- Annoncwwl dern gebildet, theils mit Figuren ge- schmückt, die immer zu dem Inhalt der Gesänge in Beziehung stehen. Hatten wir schon die Initialen Sattlers für die Städtechronik von Boos bewundert, so bewundern wir hier von neuem in den Zierbuchstaben die Phantasie und den Gedankenreichthum des Künstlers. Er weiss uns auch immer etwas Neues zu sagen in den zweifarbigen Zierleisten, mit denen die einzelnen Gesänge beginnen, und in den Schlusstücken, die sie beschliessen. Und er hat dafür immer neue Formen, das eine Mal eine omarnentale Erfindung, das andere Mal eine figürliche Scene, ein drittes Mal ein land- schaftliches oder architektonisches Motiv. Man erkennt aus diesen Zier- stücken, wie sich der Künstler in die Dichtung hineingelebt hat; die Helden- sage des deutschen Mittelalters gewinnt unter seiner Künstlerhand neue Gestalt und neues Leben. Für die Hauptabschnitte des Gedichtes sind Bilder in der Grösse der ganzen Seite eingefügt in farbiger Reproduction, die mit ihren kräftigen Umrisslinien, mit den grossen farbigen Flächen und den aufgesetzten Lichtern an die Wirkung der I-Ielldunkel-Holzschnitte der alten deutschen Meister erinnern. In diesen grossen Bildern will der Künstler, nach den wenigen fertigen Bildern zu schliessen, die Brustbilder der Hauptpersonen des Nibelungenliedes, wie Siegfried und Kriemhild oder Ereignisse wie die Meerfahrt Gunthers und Siegfrieds schildern. So schön und grossartig diese seitengrossen Bilder auch sind, für die nahe Betrachtung beim Lesen in dem Buche sind sie fast zu gross; es scheint mir, als ob sie über den Rahmen der Buchillustration hinausgehen und erst in grösserer Entfernung zu der richtigen Wirkung kommen. Doch wissen wir nicht, was uns die übrigen Bilder, die noch folgen, bringen werden. Den vollen Eindruck werden wir ja