eine deutliche Contour. In der Regel wird auch das feinere Studi- um der Werte vernachlässigt und der billigere Effect stark markirter Hochlichter und Schatten vorge- zogen. George Henry erlaubt sich mehr Freiheit in der Verwertung von Licht in seinen Bildern, und seine richtige, verständnisvolle An- wendung desselben verleiht seinen Bildern grosse Anziehungskraft. Er besitzt auch in hohem Grade die scharfe Beobachtung eines erfolg- reichen Charakterzeichners, wie sein vortrefflich realistisches Bild- nis von George Burrell und sein späteres Porträt von Elkan Kosman bezeugen. Ersteres ist in gebroche- nem Gelb und Braun gegen einen einfachen, lichten Hintergrund ge- malt, letzteres schwarz auf Schwarz mit grünlich-grauenTönen im Über- zieher. Es ist eine bekannte That- sache, dass die menschliche Hand ebenso ausdrucksvoll, zuweilen sogar mehr ausdrucksvoll ist, als das menschliche Gesicht, und zwar liegt der Ausdruck gerade so viel in den complexen Linien wie in der anatomischen Zusammen- setzung. Eine Hand „lebend" zu malen, erfordert nicht nur Gedanken und Ur- theilskraft, sondern auch sehr viel technische Fähigkeit, und wenige Maler unter- ziehen sich der Mühe, die jeder Hand eigenen charakteristischen Merkmale herauszufinden. George Henry ist einer derWenigen, und mit sicheren Pinsel- strichen, die mit Leben pulsiren, notirt er diese Merkmale auf der Leinwand. Walton ist der Romantiker der Schule, und sein Temperament ist dem des berühmten schottischen Malers Raeburn verwandt. Die Ähnlichkeit ihres Stiles liegt nicht nur im Arrangement des Porträts, sondern in ihrer Vorliebe für weiche, herbstliche Farbenstimmung: braun und gelb verschmilzt sich mit Rostfarbe und Rosa-Krapp. Ich kenne keine Porträts von Walton, die in der von Raeburn vorgezogenen al fresco-Manier gemalt sind - mit einem Lichtschimmer auf stürmischem Himmel und mit einer durch geschickt behandelte Massen dunkler Werte leicht angedeuteten Landschaft. Eine gegen einen derartigen Hintergrund gemalte Figur gewinnt an Leben und Freiheit, und man fühlt, dass Walton der Mann wäre, ihren Möglichkeiten vollkommen gerecht zu werden! In Walton ist auch der decorative Instinct deutlich ausgeprägt und ich habe in Gegenwart seiner Bilder oft gefühlt, dass er sich stets im Zaume E. A. Walton, Studie