122 Reid Murray, Mondschein im Walde und machte den Namen „Glasgow-Schule" zu einem Synonym für schöne, lebhafte Farbe. Seither haben sich die Dinge geändert. George Henrys Talent hat sich im entgegengesetzten Sinne entwickelt, und die allgemeine Tendenz seiner Arbeit ist, die Farbe der Form unterzuordnen: In gewissem Sinne hat er sich von der Schule getrennt. Hornel ist derjenige Anhänger der Glasgow-Schule, der die Manier der Vibristen sich dienstbar gemacht hat. Sein Pinselstrich ist wohl überlegt und fesch. Seine in Sonnenlicht gebadeten Bilder werden zu lichten Mosaiken und besitzen den unwiderstehlichen Reiz der Fröhlichkeit, obgleich Nergler gegen jene sonderbare Art des Impressionismus protestiren mögen, welche die Farbe in Tupfen und Blöcke theilt. Renoir, welcher seine Natureindrücke in ähnlichen breiten Staccato-Strichen ausdrückt, accentuirt mehr das Spiel von Licht und Schatten und besitzt das ganz eigenartige Geschick der franzö- sischen Pointillisten, aus Farbenflecken, welche, von der Nähe besehen, einen wilden Chaos bilden, die deutlichen Züge herauszubringen. Hornel ver- meidet diese Manier, und die Gesichter der Kinder, die er meist in freier Natur in seinen Bildern behandelt, sind mit dick übereinandergesetzten Farben gemalt, welche schliesslich eine flache, erhöhte Oberfläche bilden Er ist der einzige Anhänger der Schule, der seinem Pinsel unbegrenzte Freiheit gönnt, und seine Gemälde, obgleich unzweifelhaft geschickt und wirkungsvoll, sind zu manirirt, um unbedingt gefallen zu können. Seine unverhehlte Vorliebe für kühne, glänzende Farbe steht in krassem Gegen- satz zu der Nüchternheit der Tonalität seiner Collegen. Die heutigen Maler begünstigen die Abwesenheit des Lichtes, und in dieser Hinsicht sind sie mit ihrem Protest gegen die billige, schreiende