grabungen in dem Raum tonangebend, obgleich auch anderweitige antike Plastik von hohem Werte vorkommt. Auf die Sammlungen als solche können wir hier nicht eingehen, wir stellen nur fest, dass sie die grösste Überraschung hervorgerufen haben. Wenige ahnten, dass der Graf die kostbare Galerie seiner Väter in aller Stille zu einer so vielseitigen Kunst- sammlung erweitert hat. Sie reicht in der That durch alle Zeiten und Künste, aber auch durch viele Zonen; gerade die ostasiatischen Schätze des Grafen sind ja, durch die Aus- stellung im Handelsmuseum, dem Publicum bekannter geworden. Ein anderes, von historischem Geiste beseeltes Heim ist das Palais Bourgoing in der Mettemichgasse. Baron Othon de Bourgoing hat sein reizendes I-Iötel von zwei in Wien lebenden französischen Architekten Piot-Bauquet erbauen lassen. Seine Welt ist Louis XVI. In diesem vor- nehmsten der vornehmen Stile ist das Haus erbaut, dessen weisse Pilasterfacade mit dem grossen Giebeldreieck über die Rasenflächen des breiten Vorgartens herschaut. Und dieser Zeit gehören auch die Kunstwerke an, die das Haus enthält, wiewohl einzelnes etwas älter oder jünger sein mag. Von den Bildern und Miniaturen (letztere besonders vortrefflich) gehört manches dem Empire an, und Empire ist auch das letzte Gemach der Reihe, die Bibliothek, deren feine Mahagoni- und Goldharmonie so gut zu ernsten Bücher- rücken stimmt. Baron Bourgoing bekundet ein ungewöhnliches Geschick im Arrangement von interessanten Ensembles, wobei er alte Elemente, auch Bruchstücke, stilgemäss zu vervollständigen, zu ergänzen, zu componiren weiss. So stammen die alten, bemalten Leinwandtapeten des Speisezimmers aus einem eleganten Restaurant der Louis XVI.-Zeit. Eine Kaminwand, deren Decoration besonders hübsch combinirt ist, zieht den grössten Nutzen aus gemalten Putti-Scenen von De Witt, dem „holländischen Boucher". Auch die echten alten Möbel mit Beauvais- und anderen Tapisserien, die kleinen Bronzen, Porzellane, das Bibelot überhaupt, sind mit feinstem Geschmack zu einem Ganzen von besonderem Charakter vereinigt. Dabei ist nicht zu übersehen, dass der Baron alles von Wiener Kunsthandwerkern machen lässt, wie er denn überzeugt ist, dass diese alles machen können. In einem Punkte freilich waren sie noch vor wenigen Jahren völlig incompetent. Der Stil von heute, der Wohnstil par excellence, wie ihn die Engländer-ausgebildet haben, wollte ihnen eine Zeitlang nicht eingehen. In jene Kampfzeit, die mit dem Siege der modernen Anschauungen endete, fallt die Einrichtung des Palais Philipp Ritter von Schoeller (Johannesgasse) durch Henry in London, das heisst, nur der eigentlichen Wohnräume (Bibliothek, Speisezimmer, mehrere Gastzimmer). Diese einfachen, gediegenen, bequemen Zimmer sind musterhaft; der Speisesaal etwa, ein echter Jacobean dining room in panelled wood, allerdings nicht in Eichen, wie zu König Jakobs Zeit, sondern in Mahagoni. Das ganze Getäfel in Reihen mässig grosser Rahmen mit Füllungen aufgelöst, Buffet, Sessel (diese besonders) unwidersprechlich. Diese Räume sind sehr lehrreich, und die Wiener Einrichtungskunst hat ja auch schon starke Schritte in dieser Richtung gemacht. Im übrigen ist das stattliche Palais (dessen Treppe der jetzige Besitzer bequemer umbauen liess) nach x85g, als es in den Besitz des Bankiers Stametz- Mayer überging, von Paris her in discretem Barock neu ausgestattet worden. Auch diese Räume mit ihren Stuccaturen und Vergoldungen sind in ihrer Weise vortrefflich. Die gute Tradition der Fischer-Zeit gibt ihnen einen unverwüstlichen Kern. KLEINE NACHRICHTEN S0 ULDIGUNGSGESCHENK DER STADT WIEN AN ERZI-IERZOG RAINER. Aus Anlass der goldenen Hochzeit des Erzherzogs Rainer und der Erzherzogin Marie hat die Stadt Wien eine Huldigungsgabe überreicht, welche - abweichend von den üblichen Adressen - in der Form eines Retable, nach dem Entwurfe des Professors an der Kunstgewerbeschule des k. k. Österreichischen Museums Oskar Beyer, ausgeführt wurde.