Stadt (deren Zeichnung mit rnurus und turres für mittel- alterliche Städtedarstellun- gen als typisch bezeichnet werden kann) und trägt, in ein rosafarbenes Gewand ge- hüllt, mit weissem Kopftuch angetan, einen irdenen Krug auf der Schulter. Die weisse Strassenwehr, an der Rebek- ka vorbeischreitet, hilft den Weg andeuten, den sie der Illustrator nehmen lässt. Aus- gezeichnet durch Haltung und sorgfältige Zeichnung ist die links an der Quelle ruhende Nymphe. Die ganz der Antike entlehnte Gestalt fällt durch hellblondes Haar und sehr lichteHautfarbe auf. Ein dunkelvioletter Mantel bedeckt den Unterkörper. Eine antike Quellnymphe als Illustration einer Szene des Bibeltextes - durch V kein Detail könnte die Std" Sammlung medizinischer Schriften (cod. 93) lung, die hier die schildernde Kunst einnimmt, besser charakterisiert werden. Der Meister wendet sich aber sofort vom klassischen Altertum zur Bibel und zeigt uns Rebekka abermals, wie sie dem Knechte Abrahams zu trinken gibt; auch die Kameele harren der Labung. In gleicher Weise wie hier, finden wir kontinuierende Darstellung des Bibeltextes mit selbständigen Zugaben des Illustrators auch auf dem zweiten Bilde. Die Versuchung des keuschen Josef durch die lüsterne Frau Putiphars ist für Erzählung in Bild und in Wort, wie männiglich bekannt, einer der beliebtesten Vorwürfe; hier sehen wir die älteste bekannte Darstellung des Vorganges. Den Ort der Dar- stellung bildet eine halbrunde Säulenhalle: sie symbolisiert das Heim des vor- nehmen ägyptischen Staatswürdenträgers. Das begehrliche Weib sitzt auf den weissen Kissen eines vergoldeten Bettes und fasst nach dem rosenfarbenen Mantel des sich ihr entreissenden Jünglings. In kontinuierender Darstellung erscheint der Jüngling rechts, nur mit dem Unterkleide angethan, ausserhalb des Rahmens, in dem die Szene sich abgespielt hat. Sein Blick ist ängstlich nach rückwärts gerichtet. Schon hierin arbeitet die eigene Vorstellungsweise des Künstlers; noch mehr in den übrigen Szenen auf demselben Blatte, die