237 diese zweite bedeutende Periode der Buchmalerei die naturalistische ge- nannt; man könnte sie auch, namentlich in ihrem späteren Verlaufe, als humanistische be- zeichnen. Diese Wand- lung lässt sich zunächst in Frankreich an charak- teristischen Merkmalen deutlich verfolgen. Dort findet sie, wie erwähnt, mächtige Förderung an dem Hofe Ludwig IX., des Heiligen (geb. I215,regier- te selbständig 1236 bis 1270), in Spanien um we- niges später an dem Hofe Alfons X., des Weisen; in Italien begünstigten jenen Wandel während des Trecento verschieden- artige (auch starke lite- rarische) Einflüsse, von denen noch gesprochen werden wird. Die Entwicklung, wel- che von dem so charak- teristischen Aufbau der Ornamente und der nai- ven Originalität der Figu- ren karolingischer Hand- schriftenillustration zu den ideal schönen Gebilden der Miniaturmalerei im goldenen Zeitalter dieser Kunst führt, begleitet auch ein bemerkenswerter Wandel auf technischem _ v, Gebiete. An Stelle der Lateinische Bibel (cod. m95) farbig angelegten (lavier- ten) Federzeichnung tritt plastische Herausarbeitung des darzustellenden Gegenstandes; die Aquarelltechnik wird durch die Gouachetechnik ersetzt. 38'