394 Knöpfe in Gold, Blau und Rot. Das für die französische Schule charakteristische Dornblatt- motiv - noch ganz in der Manier des XIV.]ahr- hunderts gehalten - ist hier in vollendeten Specimina auf allen Seiten vertreten. An grösseren Illustrationen enthält die Handschrift nur drei; jede aber ist von besonderer Vortreff- lichkeit. Das zur Reproduktion ausgewählte Blatt (F01. 12 a] zeigt die im Grünen auf Polstern ruhende „Glorieuse vierge Reine", welche das jesuskind auf dem Schosse hält. Dieses streckt sein Händchen nach den Blumen aus, die ihm ein Engel in einem Korbe darreicht. Die Szene ist gut aufgefasst, namentlich Haltung und Ge- sichtsausdruck des Kindchens vortrefflich ge- lungen. Zu beachten ist auch der für die franzö- sische Schule bezeichnende, ungemein fein aus- geführte Schachbrettfond. Den eben besprochenen Perlen der im Dienste des Gebetbuchschmuckes stehenden Miniaturkunst reihen sich Meisterwerke franzö- sischer Profanmalerei aufs würdigste an; kaum dürfte auf ausserfranzösischem Boden diese Tatsache durch so herrliche Belege zu illu- strieren sein, als durch den Schatz von Pracht- codices, den unsere Hofbibliothek ihr Eigen nennt. Eine gerechte Würdigung der Profan- illustration hat von der Erwägung auszugehen, dass diese der mächtigen Tradition, die auf dem Gebiete der kirchlichen Malerei ein volles Jahrtausend umspannt, entbehrte, vielmehr bei Darstellung ihrer Gebilde selbständig er- findend schaffen musste. Die französischen Prachtmanuskripte der Hofbibliothek führen uns nun die Meisterschaft, die diese frei schaffende Tätigkeit errungen hat, durch Bilderschrnuck von unvergänglichem Werte vor Augen; sie geleiten Gebezbuch (cod. 1840)