gewerbliche Schöpfungen, die uns über Jahr und Tag genau ebenso stark im- pressionieren, wie bei erstmaliger Begegnung. Neben Lalique ist es Theodore Riviere, der mit entzückenden polychromen Marmorstatuetten und einer brillanten Bronzegruppe, Salambö, die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Auch Rodin hat eine Statue geschickt, Henri Riviere hat seine schönen Litho- graphien ausgestellt. Von Plumet und Selmersheim rührt ein Speisezimmer- mobiliar her; Majorelle hat unter anderm einen in der Gesamtform einiger- massen missratenen, aber prachtvoll intarsiierten Schrank, Charpentier einen Musikinstrumentenkasten aus ungarischem Eschenholz mit vorzüglichen Bronzen ausgestellt. Die Emails von Feuillätre, die Zinnarbeiten von Brateau und manches andere kennt man von Paris her. Ein neues Genre bringt Daum in Nancy: Vasen, deren Dekor zwischen zwei Schichten Glases gemalt ist - eine wunderschöne Modernisierung der alten Zwischenglasmalerei. Die Exposition der Meier-Graefdschen „Maison Moderne" enthält unter anderm hübsche Arbeiten von Landry; „L'Art Nouveau Bing" stellt neben Resten der Ausstattung seines Pavillons vom Jahre 1900 sehr feine Porzellane aus, ein Zweig, den das Haus in Verbindung mit einer Limusiner Fabrik erst seit kurzem betreibt. Die überaus delikaten Dessins stammen von de Feure, Colonna und andern und sind durchgehends in Unterglasurrnalerei in den zartesten Farbtönen ausgeführt. Gute, billige Möbel führt ein noch nicht lange etabliertes Haus, Bec 8: Diots „Interieur Moderne" in Paris, hübsche, wenn auch etwas stark markt- warenmässige Samtdrucke C. Fridrich in Nancy vor. Aber was ist all dies gegen den ungeheueren Reichtum kunsthandwerklicher Produktion, den Frankreich hätte entfalten können, zur Erhaltung seines Prestiges und aus Gründen kommerzieller Natur hätte entfalten sollen . . . Viel bedeutender als Frankreich, ist Belgien vertreten. Die Gesamt- installation ist unaufdringlich und von wahrhafter Noblesse; im Gegensatz zu den üblichen Kokos- oder Linoleumbelägen ist der gesamte Fussboden der belgischen Sektion mit Plüschteppichen bespannt - eine Verschönerung, deren ästhetischer Wert die allerdings bedeutenden Kosten weit übertrifft. Den ersten Raum, eine Art Empfangshalle, zu der man über eine zweiarmige Treppe herabsteigt, hat Viktor Horta mit verschiedentlichen Möbelgruppen ausgestattet. Man hat von ihm schon Besseres gesehen; immerhin ist auch das hier Gebotene sehr beachtenswert, namentlich wirkt die Farbenstimmung - rostbrauner Teppich, hellgelbe Möbel und resedafarbene Seidenvorhänge - überaus frisch und festlich. Zwei einfache gediegene Interieurs von Georges Hobe schliessen sich an den Horta'schen Raum an; insbesondere das eine dieser beiden Zimmer, ein Speisezimmer aus Eichenholz mit Kupfer- beschlägemkann in seinen ungesuchten praktischen Formen und der hübschen einheitlich-ruhigen Gesamtwirkung als klassisches Beispiel gut bürgerlicher Interieurkunst gelten. Im anstossenden Raum der Genter Kollektivität fallen die messing- beschlagenen Mahagonimöbel O.van der Voordes auf; mit kleinenAnlehnungen