463 Kulturvölker vertraut ist, lebendig vor das Augef Die antike Sage ist, wie gerade unser Kodex lehrt, auf ita- lienischem Boden nicht erst durchdieI-Iumanistenwieder- gewonnen worden. Die Re- naissance hat hier nur eine Bewegung verstärkt, die be- reits vor ihr wirksam war. Wie der klassische Phi- lologe den durch Homer in- spirierten Schöpfungen der Kunst bei der Interpretation mit Recht breiten Raum ge- stattet, so wird auch der Romanist die durch Benoits Roman angeregten Bildwer- ke nur mit Schaden vernach- lässigen, wenn er dessen Bedeutung für das geistige Leben des Mittelalters von der höchsten Warte aus würdigen will. Wie weit diese Bedeutung reichte, da- für spreche hier nur ein Beispiel für viele. In einem gehaltvollen Aufsatz über die Werkstatt der Embriachi zu Venedig (Jahrbuch XX, 220 ff.) hat Julius v. Schlos- ser dargelegt, dass ein Teil der von Mitgliedern jener berühmten Plastikerfamilie im XIV., besonders im XV. Jahrhundert her- gestellten Skulpturen an Bein-Cofanetti, und zwar die Reliefs mit Dar- stellungen aus der Geschichte jasons und der Argonauten, auf Benoits „Roman de Troie" als Stoffquelle zurückgehen, und dass „den einzelnen Motiven sichtbar eine gemeinsame Vorlage der Werkstatt zugrunde liegt" (a. a. O., S. 261). Man darf wohl annehmen, dass diese Vorlage eine illustrierte Handschrift des Romans gewesen sei; wissen wir doch jetzt, dass die Genesismosaiken von San Marco auf Darstellungen der Cottonbibel Petrarcas Trionfi (cod. 264g) " Einige dieses Thema betreüende Spezinluntersuchungen sind verzeichnet von Ottino, G. und Fuma- galli G.: „Bibliotheca bibliognphica italica", Roma. 1889. S. 238, 3x5, 34x, 34g, und Bau, Louis P,; „L; Linf. rature comparäe", Strasbaurg, 1900, S. 55 K. 6u'