12- fruchtbare Schule von Freskomalern auf, an deren Spitze Altichieri und Avanzo stehen (Werke z. B. in S. Felice und S. Giorgio in Padua); sie knüpfen an Giotto, doch mit viel Selbständigkeit an, Vermittler ist vielleicht Giovanni da Milano. Was geistige Tiefe betrifft hinter Giotto zurückstehend, führt Altichieri diese Schule in Hinsicht der Technik und der Wirklichkeitsdarstellung, durch Aufnahme zeitgenössischer Typen und Ausbildung des Kolorismus um einen guten Schritt nach vorwärts, und Altichieri ist es, der auf die südtirolische Kunst grossen Einfluss gewinnt; neben und mit ihm sein Schüler Stefano da Zevio, der eine weiche, sentimentale Richtung einschlägt und sich die geschwungene, gotische Linienführung zu eigen macht. Wälschtirol und im deutschen Südtirol Bozen, Brixen, das Pustertal und die Gegend am Nonsberg zeigen diese Einwirkungen, so die Fresken in der Vorhalle von S. Apollinare und im Domchor von Trient, ferner die in zwei Reihen übereinander an den Seitenwänden der Vigiliuskapelle am Bozener Kalvarienberg angebrachten Wandbilder mit Darstellungen des Martyriums des heiligen Vigilius und von Szenen des Marienlebens; die giotteske Richtung zeigt sich in der schlanken Säulen- architektur, der veronesische Einfluss in der Charakteristik der Köpfe mit den verschieden- artigen Profilstellungen, auch bei der Gewandung. Dahin gehören auch die acht Bilder in S. Johann im Dorf und jene in der johanneskapelle zu Brixen. Ein heimischer Meister, der unter Beibehaltung der italienischen Technik und der giottesken Umrahmung seiner Bilder einen deutschen Einschlag in die Malweise Tirols bringt, ist Hans Stockinger, dessen leider argverdorbene Fresken mit Darstellungen aus dem Marienleben in Terlan (XVJahr- hundert, Anfang) durch ihre fast wirre Komposition in grossen Gegensatz zur gemessenen Ruhe der Italiener treten. Besonders starken Einfluss hat von diesen zweifellos jener Stefano da Zevio ausgeübt, wie die Fresken am Portal der Kirche in Gries zeigen; von ihm ist es sicher, dass er sich in Tirol aufgehalten hat, am 23. April 1434 hat er bei einer Schenkung in Rughiero als Zeuge fungiert. Zu seiner Einllussphäre gehören die Gemälde im vierten Gewölbe des Brixener Kreuzganges (vier prächtig gekleidete schlanke Engelfiguren) und ein Wandbild der Anbetung, ferner die Bilder in S. Elena bei Deutschenofen. Auch die Darstellungen der höiischen Spiele in Runkelstein, besonders das Bild eines Ritters in einer der Fensterlaibungen des Schlosses, zeigen offenkundig veronesischen Einfluss. Daneben tritt aber immer stärker eine ausgesprochen tirolische Richtung; noch sind die Kopfbildungen in veronesischer Art, aber daneben treten immer derbere, echt tirolische Motive auf, so vor allem bei Darstellungen der Kreuzigung. Es ist Jakob Sunter, der um die Mitte des XV. jahrhunderts der südtirolischen Kunst, wie seine Arbeiten im Brixener Kreuzgang und seine Tafelbilder zeigen, ein ganz deutsches Gepräge verleiht, der Frauentypus zumal erscheint ganz anders als bisher und völlig umgestaltet die Gewand- bildung, die durchwegs brüchige Motive aufnimmt. Der italienische EinHuss verschwindet freilich nicht, die Pacher knüpfen neuerlich an Italien an, besonders Friedrich Pacher nimmt sich die Paduaner zum Muster, auch hat er wohl in Venedig geweilt, während Michael Pacher einen durchaus persönlichen Stil entwickelt. Diese Phase der tirolisehen Kunstentwicklung zu veranschaulichen, war die l-lauptabsicht der zu Ehren des Kongresses veranstalteten Ausstellung. Die frühesten Zeugnisse der Kunstübung des Landes konnten, da sie durchwegs Fresken sind, natürlich nicht beigebracht werden; auch die oben besprochene Wende des XIV. und XV. Jahrhunderts konnte nur durch wenige Beispiele illustriert werden; aber immerhin verdeutlichen die auf Holz gemalten Tem- perabilder einer Kreuzigung und einer Dreieinigkeit, letzteres ein Votivbild der Familie Jauffenberg, aus dem Besitz des Chorherrenstifts Neustift, den italienischen, verone- sischen Einfluss; dahin gehören auch einige l-Iolzskulpturen aus dem Besitz Sr. Exzellenz des Grafen Wilczek. Die Brixener Schule der Mitte des XV. Jahrhunderts, welche im Ferdinandeum, im Kloster Wilten und in Brixen so reich vertreten ist, wird durch ein Werk, „Tod der heiligen Martha", veranschaulicht. Leider konnte die Schule des Jakob Sunter nicht zur Darstellung kommen; das von Semper kürzlich im Wiener Hofrnuseum entdeckte, dahin gehörige interessante Doppelbild durfte nicht zur Ver-