der Kunstentwicklung vertragen sich nicht mit modernen Stilprinzipien.
Dagegen gebührt den koloristischen Effekten, die im Speisezimmer durch
farbenglühende Glasmalereien und den schönen Ton des naturfarbenen, un-
polierten Mahagoniholzes erzielt werden, der feinen Zusammenstellung von
weissem Ahornholz und gelblicher mit Teerosen prachtvoll bestickter
Seidenstoffe im Schlafzimmer alles Lob. In ersterem Raume fällt überdies die
vorzügliche Kupferampel, in letzterem eine neue, interessante Technik
auf: die Rosenblüten, die sich vom weissen Holzwerk abheben, sind in der
Weise aus übereinandergegossenen Glasschichten gebildet, dass verschieden-
färbige, reliefierte, opake Glasflüsse nach aussenhin von einer ebenen, trans-
luciden Schichte abgeschlossen werden; dadurch wird starke Reliefwirkung
mit zweckmässiger Glätte der Oberfläche und der Möglichkeit, relietierten
Dekor mit der zu schmückenden Fläche in eine Ebene zu bringen, glücklich
verbunden.
Auch im Hohlglase zeigen Salviati, Jesurum 8: Co., im Gegensatze zu
den abgedroschenen, fabriksmässigen Formen F. Costantinis, erfreuliche
Ansätze zur Verschmelzung muranesischer Tradition und moderner Ideen.
Der hübschen Versuche zur Moderngestaltung des Mosaikschmuckes habe ich
bereits Erwähnung getan. In der Steinplastik und im Schmiedeisen vereinigt
Mainella gleichfalls geschickt moderne Gedanken mit altheimisch überlieferten
Forrnelementen und charakteristischen lokalen Omamentmotiven, wie die an
die Spätgotik erinnernden und dennoch modern empfundenen Marmor-
brunnen und -Piedestale und ein reizendes aus Gondelschnäbeln, Fischen
und Wellenlinien gebildetes Gitter beweisen. Dasbeste aber in der Ausstellung
von Salviati, Jesurum 8: C0. sind die in ihren prächtigen Farbenzusammen-
Stellungen und ihren vorzüglichen modernen Dessins gleich gelungenen
Sammetbrokate und vor allem die leider nur spärlich vertretenen modern
gemusterten Nähspitzen.
Konzentriert sich das kunstindustrielle Leben Venedigs in einem grossen
kommerziellen Unternehmen, so gründet sich die künftige Entwicklung des
Kunsthandwerks Bolognas und der Emilia auf den künstlerische und humanitär-
volkswirtschaftliche Ziele verfolgenden Verein „Aemilia Ars". Die Beteiligung
der „Aemilia Ars" an der Turiner Ausstellung ist eine sehr umfangreiche
und umfasst nahezu alle Zweige des Kunsthandwerks. Dem Charakter des
Vereines entsprechend, tragen seine Vorführungen vielfach den Stempel von
Schülerarbeiten. Aber in allem merkt man einen schönen Ernst. Begnügt man
sich im Möbel auch noch vielfach mit dem einfachen Verfahren, allzu kon-
ventionelle Formen etwa durch intarsiierte Friese von gefällig stilisierten
Pflanzenornamenten zu modernisieren, und knüpft man in der Juwelierkunst in
nicht allzu glücklicher Weise an die hartenFormen langobardischenSchmuckes
an, so erzielt man im Schmiedeisen, in der Steinbildhauerei und in der
Lederarbeit manche recht hübsche Ergebnisse. Das beste wird in modern
dessinierter Weisstickerei geleistet, die, durch wohltätige Bologneser Damen
in der ganzen emilianischen Region propagiert, heute schon von vierhundert