526 Interieurkunst, eben des Kunstgewerbes, wie man seit einem halben Jahr- hundert sagt, welche von Künstlern und nicht von gewöhnlichen Zeichnern oder Modelleuren eines gewerblichen Etablissements entworfen sind. Ange- wandte Kunst üben diese ja auch, ob nun mit mehr oder weniger Kunst. Um Gutes oder Schlechtes, um seltene Stücke im Sinne von seltener Güte und Dutzendware handelt es sich. Und was die Singularität des Objekts Ausstellung in Düsseldorf, Moderne Gläser von der Rheinischen Glasbüttengesellschaft Köln-Ehrenfeld betrifft, so wird sie tatsächlich nirgends als erstrebenswertes Ziel betrachtet, weil eben auch die angewandte Kunst nach Brot geht und die Kosten des Entwurfes durch seine Ausbeutung hereinbringen muss. S0 sind nahezu alle Objekte, welche wir in dieser Abteilung der Düsseldorfer Ausstellung sahen, nur aus, wenn auch im besten Sinne gewerbsmässiger Tätigkeit entstanden, und die Münchener Werkstätten etwa und van der Velde, Berlepsch, Länger und alle anderen würden sich bedanken, wenn ihre Arbeiten nur dann als höhere Kunstform Geltung hätten, falls sie in Einzelstücken durch die Welt gehen dürften. Ganz ebenso steht es, wenigstens in sehr vielen Fällen, mit der unmittelbaren persönlichen Mitwirkung des entwerfenden Künstlers bei der Ausführung der Arbeit und dem völligen Zurücktreten des Industriellen oder Gewerbetreibenden in die bescheidene Rolle des willenlosen mechanischen Arbeiters. Gerade die modernen Interieurkünstler lieben es, statt peinlich genauer Werkzeichnung nur die ihnen vorschwebende Idee flüchtig zu skizzieren, ihre Ausgestaltung und Umsetzung in Realität, selbst die Wahl des Materials und der Farbe ganz dem Gewerbetreibenden zu überlassen. Er wird also in hohem Masse zum Mitschaffenden, wie ein Schauspieler, der nach Schillers berühmtem Mannheimer Bekenntnis dem Dichter erst lebendig macht, was dieser nur dunkel geahnt hat. So hat die Düsseldorfer Zweiseelentheorie kein Glück gemacht, Zusammenhang und Übersicht gingen verloren, wenn auch den Auserwählten in der Kunsthalle und vor allem den österreichischen Teilnehmern ihre