230 Ausser diesen beiden sind verschiedene kleinere Ausstellungen der „National Sculpture Society" abgehalten worden, öfters nur von Entwürfen und Skizzen. Alle diese Ausstellungen _ und besonders die letzte grossartigste - haben dem Publikum gezeigt, was heutzutage hier in der Skulptur geleistet wird, und ihm die vielen bisher noch ungeahnten Möglichkeiten einer noch viel bedeutenderen skulpturellen Ausschmückung der Stadt, des Parkes, der Wohngebäude und öffentlichen Bauten nahe- gelegt. Die Zeit beginnt zu schwinden, da man hier nur ein paar öffentliche Denkmäler aufstellte, bei denen nur der Akt der Pietät in Betracht kam und man kaum fragte, wer diesen oder jenen Helden gemeisselt habe, sondern nur wer dargestellt sei und wer das Geld ge- geben habe, und der Name des Bildhauers bei Enthüllung eines neuen Denkmales kaum in den Zeitungen genannt ward. Allerdings, viele der älteren Statuen in unserem Zentralpark und an unseren „Squares" verdienen auch den Namen „Kunstwerk" nicht. Ausser solchen mehr oder minder verunglückten Monumenten wurden früher fast nur Porträtbüsten verlangt und in verschiedener Güte ausgeführt. Es gab auch damals schon tüchtige Bildhauer, denn die Amerikaner besitzen ohne Zweifel ange- borenes Kunsttalent, aber nicht immer wurden Lorado Taft, Einsamkeit der Seele den Richtigen die Aufträge zuteil, und nicht immer verblieben die guten, jungen Kräfte hier. Wenn das Studium sie nach „drübentt gelockt hatte, fanden sie oft, dass die Lebensatmosphäre, besonders in Paris, wohin sie sich meistens wandten, ihnen kongenialer war, ja sogar, dass sie dort mehr Anerkennung und Einnahmen erzielen als hier. Erst seit etwas über einem Dezennium haben sich die Verhältnisse günstiger gestaltet. Man beginnt in grösserem Masstabe öffentliche Gebäude mit echten Kunstwerken zu schmücken und bei den Denkmälern auch die Künstler zu nennen, die sie herstellten. Ausser dem Wirken der „National Sculpture Society" ist dieser Um- schwung noch verschiedenen anderen Umständen zu danken. Besonders die Tätigkeit der „Municipal Art Society" fällt für New-York stark ins Gewicht. Wenn es sich um staatliche Bestellungen handelt, werden jetzt auch stets Komitees zusammengestellt, in denen neben Staatsmännern die ersten Künstler über die Wettbewerbe für öffentliche Denkmäler u. s. w. zu entscheiden haben. Und schliesslich darf nicht verkannt werden, dass