143V „Der Frühling", von Charles Conder hohe Anerkennung. Er ist jetzt nach Venedig gezogen, das er schon vorher besucht hatte. Ein Panneau „Venezianisches Fest im XV.]ahrhundert" ist ein dauerndes Zeugnis seines letzten Aufenthaltes in der Dogenstadt, obgleich Conder selbst jetzt mit diesem Werke unzufrieden ist und, wie ich glaube, die Mittelgruppe umzumalen gedenkt. Es wird interessant sein, zu sehen, was er diesmal mit sich zurückbringen wird! Es ist kaum möglich, sich Conder bei der Arbeit unter dem Einfluss des täglichen Londoner Lebens mit seinem hässlichen Lärm und Gedränge und Getreibe vorzustellen! Wenn die Vorhänge geschlossen sind und die Lampe in dem Heiligtume persön- licher Gedanken und heimlichen Geschmackes angezündet, wandert die Phantasie schrankenlos fernen Szenen und Gesichtern entgegen und die wirkliche Umgebung verschwindet. Eine Gruppe von Conders Fächern führt uns zu einem frivolen Tanz durch die verschiedenen Epochen! Ein Fächer ist das sprechende Symbol des Weibes und jede einzelne Geschichtsperiode hat einen besonderen Frauentypus geschaffen. Vor etwa zwanzig Jahren kam der Straussfeder- fächer in die Mode. Er war eine Erinnerung an die federige Flabella der alten Griechen und Römer und wuchs allmählich in Dimensionen, bis er ein wahrer Schirm für seine Trägerin wurde. Sein hoher Preis war nicht sein geringstes Verdienst, und wenn er in prächtigen Federn ausgeführt war, ver- einigte er Schönheit mit Vomehmheit. Er hatte zweierlei Aussehen, je nach der Laune der Eigentümerin: würdig und selbst erstarrend in dem gemessenen Schwunge seiner langen Federn oder gemütlich und heimlich, zu verstohlenen Geständnissen einladend. Sein unmittelbarer Vorgänger und auf kurze Dauer sein Zeitgenosse war der Satin- oder Seidenfächer von mässiger Grösse, der mit Guirlanden und Blumen und hie und da auch wohl mit Amoretten oder Rokokofiguren bemalt war, um ihm einen spielerischen oder liebelnden Akzent