diskreten und taktvollen Verwendung edler Materialien gesucht, sondern indiskret im äusseren nebensächlichen Ausputz. Das Dekorative wird ins Theatralische fatal über- trieben; die Wände werden wie Kulissen behandelt; in einem Musik- zimmer (von Schaudt) voll düster- dumpfen Gruftpompes sind sie mine- ralisch getönt und ein Maskenfries zieht sich darüber wie eine Kette gespenstischer Gesichte. In einem Esszimmer mit übertrieben und absichtlich biedermeierlich stilisier- ten gelben Möbeln hat man die Wände gesprenkelt, und wieder triHt man hier den Maskenfries, nur dass die geduldigen Larven diesmal ge- malte Kerzen, gleich Geweihen, auf den Köpfen tragen. Gemalte Kerzen - ist das der Erfolg der Ehrlichkeits- bestrebungen in der Ausstattung! Der Weg zu den künstlich gemalten Fenstern, zur Panoramentechnik, zu den falschen Perspektiven, die Aus- blicke auf Gartenlandschaften und Weinlauben vortäuschen, ist von solchem Bauen Scheinwesen nicht weit entfernt. Oft wird man an die Mittel der Ausstattungsstücke erinnert. Ein Ausstattungsmittel von sehr schlechtem Geschmack ists, wenn in dem KimbePschen Schlafzimmer den Betten als Rückdekoration ein Applikationsvorhang gegeben wird, der im Genre der Maskengarderobe sich mit Wolken und Sternen von Goldflittern als Königin der Nacht kostümien. Eine dekorative Banalität ist das. Deplaciert scheint auch das schwülstige Pathos in einem sonst ziemlich bürgerlichen Schlafzimmer, in dem die Kopfwand des Doppelbettes als Rahmen für ein grosses allegorisches Bild dienen muss. Man findet überhaupt viel verkehrt angewendete Schmuckmotive. Ein Esszimmer will die hübsche, in der Wedgwood-Periode beliebte Sitte, keramische Intarsien in das Holz der Möbel einzulegen, wieder erneuern. Doch der Reiz der alten Mahagonistücke mit den mattblauen Medaillons kommt nicht heraus. Die Kacheln in dem hellen Holz sind zu schwerfallig, ihre Farben und die Zeichnung wirken etwas stumpf. Sie belasten mehr, als dass sie schmücken. Auch ein anderer Intarsierungsversuch mit Perlmutter verfehlt seine Wirkung. Japanischen Charme erstrebte man, aber die Schmetterlinge und Blütenzweige schwingen in der Holziiäche nicht mit selbstverständlicher Grazie. Sie sind nicht hingestreut, nicht hingeweht mit jener Illusionskunst, die guten echten Lackarbeiten eigen ist. Sie haben etwas Pedantisches, Ängstlich-Angeordnetes. Und ähnlich schlechten Japonismus stellt die gestickte Decke mit grellviolettem Grunde dar, die auf einem Toilettentisch unter Glas zur Schau gestellt wird. Luster, Wiener Arbeit, Bronze und Bergkrystall, zuletzt Hofburg Wien