437 KONKURRENZ FÜR EINE PRÄGEPLAQUETTE. In der am 5.d. M. stattgehabten Sitzung der Gesellschaft zur Förderung der Medaillenkunst und Klein- plastik wurden 24 Entwürfe, welche zufolge e der Konkurrenz-Ausschreibung für eine Plaquette eingelaufen waren, der Jury unter- zogen. Es wurde beschlossen, mit je xooo Kronen anzukaufen: den Entwurf des Bildhauers Wilhelm Hejda und den des Medailleurs Ludwig Hujer. Mit je xoo Kronen wurden für ihre Entwürfe beteilt: A. I-Iartig, Otto Hofner, Ernst Juch, Karl Perl und Hans Schaefer. Sämtliche Arbeiten wurden vom 6. bis 14. d. M. im Vorlesungssaale des Österreichischen Museums ausgestellt. UR REFORM DER EIN- FACHEN WOHNUNGSEIN- RICHTÜNG. Über dieses Thema ist kürzlich bei G. Winter in Bremen eine kleine Abhandlung von]. C.H.Boesking erschienen, die ein Kapitel zu der jetzt so vielfach er- örterten Frage der künstlerischen Volks- erziehung darstellt. Es handelt sich für den Verfasser um die ästhetische Ausgestaltung des Heims jener in ganz bescheidenen Ver- hältnissen lebenden niederen Beamten-, Arbeiter- und Kleinbürger-Familien, die mit zwei, drei Räumen ihr Auslangen finden müssen. Zunächst kämpft der Verfasser in herkömmlicher Weise gegen die Unsumme von Ungeschmack und falscher Prunksucht, die gegenwärtig in solchen Wohnräumen angetroffen wird, und beweist, indem er Stück für Stück kritisch beleuchtet, wie viel falsche Prunksucht, welcher Mangel künstlerischer Logik und natürlichen Schönheits- empfindens hier den gesamten Hausrat beherrscht. Im Gegensatze zu diesem Interieur schildert er eine ideale Behausung nach dem Entwürfe Van de Veldes. Die Möbel durch- aus praktisch und einfach, Wände, Holzwerk und Fenstervorhang auf einen einheitlichen farbigen Gesamteindruck gestimmt, vor dem Fenster, und wo es sonst noch angeht, Blumen, und an der Wand die eine oder andere Künstlerlithographie. - Künstlerisches Puritanertum, rechte Schreibtisch-Phantasie. - Wo bleiben die unzähligen Gefdhlswerte, die für den kleinen Mann oft noch viel bedeutender und inhaltsschwerer sind wie für den reichen oder wohlhabenden, und die in allerlei mehr oder minder unkünstlerischer Weise heute den gesamten Hausrat umspinnen? Wo die photographischen Familienbildnisse in ihrem ganzen zeitgenössischen Ungeschmack, die Brautpaare, der Sohn oder Bruder beim Militär in bunter Uniform, nur der Kopf eine Photographie, die Bildnisse von Neugebornen und von Toten, alle die geschmacklosen kleinen Andenken, die fürchterlichen weiblichen Handarbeiten von Schwester, Schwägerin und Tante, die Erinnerungen und Gelegenheits- geschenke, alle die Stücke aus Erbschaften und die Überbleibsel aus früherer Zeit? Der Verfasser hat nicht berücksichtigt, dass mehr als die Hälfte des gesamten Kunstbesitzes des kleinen Mannes mit solchen Gefühlswerten auf das innigste zusammengeht, ja dass ein grosser Teil seiner Kunstfreude und seines Kunstverständnisses aus ihnen hervorgeht, in Luster, Wiener Arbeit, Bronze, zuletzt Hofburg Wien