die Liebenswürdigkeit des Künstlers für die Leser von „Kunst undKunsthandwer " zur Verfügung gestellt. Es wäre interessant zu beobachten, nach welcher Richtung sich Nappers Stil entwickeln würde, wenn der Künstler von Fabrikanten und vom Publikum voll- ständig unabhängig wäre. Einstweilen stellt seine Arbeit ein Kompromiss zwischen seiner eigenen Originalität und dem Ge- schmacke des Bestellers dar, aber gerade darin, dass Napper nicht revolutionär auftritt, sondern die Ge- schmacklosen und Unwis- senden Schritt für Schritt auf die richtige Bahn lenkt, besteht sein grosser Einfluss und seine Bedeutung für die Entwicklung der modernen englischen Kunstindustrie. Harry Napper, „Heidelbeerw, bedruckter Cretonne (Geo. P. a J. Baker) AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN S0 VON LUDWIG HEVESI-WIEN Sie ÜNSTLERHAÜS. Die XXXI. Jahresausstellung der Künstlergenossenschaft bietet ein umfassendes und mannigfaltiges Bild jetziger Kunsttätigkeit. Wien tritt diesmal namentlich in Porträt, Genre und Kleinplastik lebendig hervor. Einige Jüngere, ja Jüngste, aber auch dieser undjener Ältere überraschen durch einen plötzlichen Schwung nach vor- wärts. In der Anordnung des StoFfes nehmen einige Bildnisse von geschichtlichem Wert Ehrenplätze ein. Vor allem ein Brustbild des Kaisers von Professor julius von Benczur in Budapest. In Husarenuniform, Profil nach rechts, durch leicht diagonale Stellung im Raume noch plastischer wirkend, als es schon dank der fast skulpturalen Reliefmässigkeit einer sehr gründlichen Arbeit nach der Natur der Fall wäre. Von Benczur, dem bedeutend- sten noch lebenden Piloty-Schüler, sieht man auch ein prächtiges Bild der Erzherzogin Isabella, ganze Figur, in schwarzem Samtkleide, mit ihrem Söhnlein Erzherzog Albrecht. Eine üppige Malerei, wie zur Beherrschung eines grossen Maria Theresia-Salons in einem der Barockpalais des XVIII. Jahrhunderts. Ferner sieht man von Benczur ein lebens- grosses Kniestück des verewigten Erzherzogs Albrecht, mit Kraft und Ruhe behandelt und 22