der in deutlichem Zusammenhange mit dem Geschmack der pompösen Ballets und Maskeraden steht. Die Jahreszeiten erscheinen, die Figuren des Schach- spiels stellen ein heroisches Gruppenbild, die Pax sitzt unter einer Fahnentrophäe, ein Uhraufsatz wirkt mit seiner Genieninszenierung wie die Apotheose einer Festpantomime: .„Der Triumph der Stunden." Beliebt ist der Mummenschanz der fremden Volks! tracht, die poetischen und romantischen werden dabei bevorzugt, spanische Tänzerinnen, italienische Musikanten, ritterliche Polen. Mythologisches nimmt natürlich auch einen grossen Platz ein. Der galante Olymp steigt herab und bewegt sich zierlich und höfisch ä la mode. Sevres liebt diese Motive in Biscuit: Faune und Nymphen, die Anakreontik der Gemmen- poesie, die Szenerien der griechischen Anthologie. Der Plastiker ist Etienne Maurice Falconet. Häufig sind diese Biscuits Verkleinerungen grosser Marmorgruppen, so der Pygmalion, der vor der belebten Galatea auf die Knie sinkt. Bürgerlich Realistisches gibt es daneben, besonders aus den kleineren deutschen Manufakturen. In Ludwigs- burg, dessen Spezialität in den kostbaren Tafelaufsätzen für den prachtliebenden Herzog Karl lag, schuf Johann Christian Wilhelm Beyer seine liebenswürdigen Figürchen aus dem täglichen Leben. Und noch inniger widmete sich der Umwelt Johann Peter Melchior, der Künstler von Höchst; Chodo- wiecki, Hagedorn, Voss finden ihren Gefährten in diesem still-beschaulichen Porzellan-Alltagsdichter. Genrebilder, kleinbürgerliche Familienszenen werden dargestellt. Eine Gruppe schildert Mutterglück ohne alle süssliche Empiindsamkeit, sondern mit derbkräftigem Behagen. Die Kinderwiege mit den zerdrück- ten Kissen ist mit ausgesprochenem Ver- _ gnügen an der Wirklichkeitswiedergabe gebildet. Merkwürdigerweise werden auch höh- sche Vorgänge mit solchem ungeschrninkten Realismus illustriert, wie jene Meissener Gruppe zeigt, mit August dem Starken als Mixturgläsern umgeben. behaglich bei. Kopf eines Nubiers Attisches Grabgefeiss (Hofmuseum in Wien) Gichtbrüchigem von einer seiner Töchter gepiiegt und von Flaschen und Kuriositätsreiz hat es, wenn diese realistische Neigung sich vermischt mit der Exotik. Dann entstehen jene Chinoiserien (die Meissener Stücke von Herold illustrieren das), die wirken, als hätten sich die Figuren aus dem 70. Geburtstag oder aus Hermann und Dorothea in fabelhafte östliche Kostüme gesteckt und behielten dabei aber ihre Gewohnheit und Art der deutschen Kleinstädter oder der Philister des Osterspazierganges Neben solchem bourgeoisen Realismus steht ein Realismus der Eleganz, der mondänen Kultur. Die Koketterie und den Charme der Frauen der grossen Welt gilt es in Porzellaniigurinen zu bannen. Die Nuancen der geblümten