253 EIN REISE-SERVICE DES KÖNIGS VON ROM 51b VON EDUARD LEISCHING 50' IE kleine Laurette de Permon, nachmals Herzogin von Abrantes, erzählt uns Wunderdinge von dem Hochzeitskorbe, den ihr Bräutigam Junot ihr am Vermählungstage (Oktober 1800) zum Geschenke gemacht hat. In ihren achtzehn Bänden Memoiren, so anziehend durch wert- volle Erinnerungen und amüsanten Tratsch, entrollt sie ein lebensvolles Bild der stürmischen Geschichte Frankreichs von der Revolution bis auf die Restauration; Zustände und Personen, grosse Staatsaktionen und pikante Intimitäten weiss sie geistreich und mit scharfer Beobachtung zu schildern. Sie ist eine Wissende im grossen und kleinen: nicht nur die Politik, die führenden Personen, der Hof des ersten Konsuls und späteren Kaisers interessieren sie, auch das Leben, die Kunst, die Mode, die Sitten. Wir danken ihr tausenderlei Details, die sich auf dem Hintergründe der grossen Ereignisse zu anschaulichen Bildern zusammensetzen. Sie ist eine verwöhnte, naiv anspruchsvolle Dame wie ihre schöne Mutter, die Freundin und Verwandte der Lätitia; in ihr verkörpert sich so recht das Wiedererwachen der gesell- schaftlichen Kultur nach dem Vernichtungskampfe, den die Revolution dagegen geführt hatte. Ihr Bräutigam, der Kommandant und spätere Gouverneur von Paris, Napoleons vertrauter Freund, voll staunender Bewunderung für ihn erfüllt, dem Herrn und Meister ganz ergeben auch als er bei ihm in Ungnade fällt, ein unerschrockener Soldat und dabei voll Senti- mentalität, leicht in Tränen ausbrechend, wenn er in Erregung gerät, weiss, was er seiner Braut und seiner Stellung schuldig ist. Er will die kleine Laurette schmücken mit dem Schönsten, was Paris bietet und gibt mit vollen Händen. Aus dem Reise-Service des Königs von Rom (Österr. Museum) 33