513 AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN St. VON LUDWIG HEVESI-WIEN S? ENKS KAISERSTANDBILD. Kaiser Franz josef hat bekanntlich in Wien schon mehrere stattliche Standbilder (von Weyr in der Aula des Poly- technikums, von Zumbusch im Treppenhause der Uni- versität), zum erstenmal aber ist ihm jetzt in Wien ein Freiluftdenkmal errichtet werden. Es ist eine Widmung des Wiener Bürgers Ludwig Böck und wurde am 7. Okto- ber in der Anlage vor dem Kadetteninstitut zu Breitensee feierlich enthüllt. Der Künstler ist Johannes Benk, der in den letzten jahren von einer anmutigen Neuakademik mit Erfolg in realere Bahnen hinübergeschwenkt hat. Die zum Teil überlebensgrossen Porträtbüsten (des Garten- künstlers Baron Hügel für Hietzing, des Professors von Schrötter für Alland, Amerlings im Stadtpark u. a. m.) und Porträtmedaillons (Baumeisters für das Burgtheater, Richard Wagners für Hietzing) zeigen ihn immer tiefer in diese Empfindung hineingearbeitet. Sein Deutsch- meisterdenkmal mit der stark bewegten Kolossaliigur des Fahnenträgers und den beiden historisch uniformierten Seitengruppen „Waffenbrüderschafw und „Grenadier von Landshu " wachsen sich in seiner Werkstatt nach- gerade zu einer ansehnlichen Leistung in dieser Richtung aus. Sein neues in Carraramarmor ausgeführtes Stand- bild stellt den Kaiser in der Kampagneuniform eines Feldmarschalls beim Manöver vor, in offenem Mantel, hohen Stiefeln, Feldstecher in der gesenkten Hand, das Haupt mit der Kappe bedeckt. (Nebenbei die Bemerkung, dass Ed- mund von Hoffmann der Erste war, der, als gewesener Militär, die scheinbar naheliegende Neuerung wagte, den Monarchen mit der natürlichsten Kopfbedeckung, der Kappe dar- zustellen; 1897 in der 2-30 Meter hohen Statue für die k. k. Infanterie-Kadettenschule zu Marburg an der Drau; xgoz ist ihr eine zweite für die Kadettenschule zu Temesvar gefolgt.) Ausstellung von Goldschmiedearbeiten inTroppau, Messkelch von Michael Joseph Cocsell, Prag 172! oder 1723 (Kai. Nr. 126) Die Benksche Gestalt ist ruhig, doch innerlich belebt, ihr schlankes, knappes Element hebt sich von den freien bewegten Massen des Mantels mit plastischer Klarheit ab und wirkt im Sonnenschein günstig. Freilich hat eine blanke Marmorform an einer grossen Gebäudefassade mit vielen stark betonten Öffnungen keinen hinreichend intimen Hinter- grund; mit wachsendem Grün liesse sich daran wohl bessern. Das ganze Unternehmen, sympathisch eingeleitet und durchgeführt, hat auch künstlerisch befriedigt. IRCHE UND KUNST. Dieses wichtige Thema hat in neuester Zeit durch zwei von angesehener Stelle kommende Verlautbarungen die Aufmerksamkeit selbst des grossen Publikums auf sich gelenkt. Zuerst war es am 17. September ein Gutachten des Grazer k. k. Konservators und Dozenten Dr. Johann Graus, das von kirchlicher Seite her- vorgerufen und von der kirchlichen Obrigkeit gebilligt, als massgebend für die Stellung