Die grossen alten, die Kunst vergan-
gener Jahrhunderte repräsentierenden
Bauten sind zumeist heute noch bewohnt
und waren es vielfach in der ganzen
Zwischenzeit. Veränderungen am alten
Bestande, Zubauten und vor allem neue
Einrichtungen verwirren die Erscheinung,
die nur selten eine einheitliche und
geschlossene bleiben konnte.
Dies vorausgeschickt, werden wir
einen Überblick über das Gebotene am
besten erlangen, wenn wir nicht den
58 geschichtlichen Darstellungen ein-
zelner Schlösser, sondern eher der über-
sichtlicheren historischen Einführung
folgen und uns das durch den künstleri-
schen Charakter und die zeitliche Ent-
stehung Zusammengehörige aneinander-
reihen.
Da tritt uns vor allem die früheste
und grossartigste Raumbildung von spezi-
fisch englischem Charakter entgegen, die
mittelalterliche Halle, die einst zugleich
Wohn- und Festraum, Speisesaal und
Buntglasierler Hafnerkrug aus der Werkstätte des Versammlungsort war, welche der Be-
PauLT-lilgäftinzlräiiilrgluüxhbarg.Mitte d? XYLJah" sitzer mit seinen Untergebenen teilte. Die
gewerbemuseum H1 Koln)
prächtige Ausbildung der freien Dach-
stühle mit den kühnen und geschmackvollen Zimmerwerkskonstruktionen
und den Dimensionen von Kirchendächern; das Getäfel der Wände und
die grossen Fenster in ihnen, die oft vorn niedrigen Parapet bis an den
Dachanfang reichen; die eingebauten geschnitzten Holzwände, welche
Vorraum und Zugang abtrennen und die Galerie für die Sänger unterstützen
(minstrels gallery), ja sogar Teile des Mobilars, die mächtigen Eichentische
und Bänke für die Mannschaften sind noch in vielen schönen Beispielen
erhalten und werden trefflich vorgeführt. Dann finden wir die I-Iaupträume
aus dem Elisabethischen Haus durch glänzende Beispiele vertreten: die lange
Galerie mit ihrer malerischen Wirkung, die prächtigen Stiegenhäuser mit
ihrem geschnitzten I-Iolztreppeneinbau. Die heitere Pracht dieser Räume,
welche zur ernsthaften Würde der Hallen einen Gegensatz bildet, ist durch
ihre Ausstattung mit wertvollen Bildern und herrlichen Gobelins und
bequemem Mobilar der lebhafte Ausdruck einer genussfreudigen und
kunstsinnigen Zeit. Wenn sie auch mit einer grossen Kunstblüte anderer
Länder zusamrnenfällt, wie jener Italiens, ist ihr Gestaltungstrieb in England
doch so kräftig gewesen, dass die nachweisbaren ausländischen Einflüsse