Vogelsludie von Harold Falkner 585 So fand ich denn auch in den Skizzenbüchern Harold Falkners Seite auf Seite hastig hingeworfene Bewegungsstudien, in denen das Charak- teristische mit ungemein scharfer und präziser Beobachtung aufgefasst und mit der Direktheit des japanischen Künstlers wiedergegeben ist. Da sind Seiten, welche unwiderstehlich an Hokusai erinnern, ganze Reihen von Studien desselben Tieres in den rasch aufeinander folgenden Bewegungs- phasen. Erst nachdem er durch langes Studium der Anatomie des Vogels, nach dem ausgestopften Museumsexemplar, und seiner charakteristischen Bewe- gung, nach der Beobachtung in der freien Natur oder im zoologischen Garten sich vollständig mit seinem „Modell" vertraut gemacht hat, wagt sich Falkner an die freiere, dekorative Behandlung des Motivs. Dann erlaubt er sich die grosszügige Vereinfachung, das Auslassen aller überflüssigen Ein- zelheiten, die Akzentuierung dessen, was er für typisch hält. Man sehe nur die vier Pfauenstudien oder die Flamingogruppe an! Wie stolz reckt sich der Hals des in Vorderansicht gezeigten Pfauen auf! Wie ausdrucksvoll ist der Gang des seine langen, deckenartig ausgebreiteten Schwanzfedern über den Kies ziehenden Vogels! Wie leicht scheinen sich die langhälsigen, seltsam geformten Flamingos auf ihren stelzenartigen, dünnen Beinen zu wiegen! 76'