Maserungs-Variation. Hier sieht man, besonders in den Teilen, für die Wurzelholz ver- wendet wurde, eine Fülle des Linienspiels, die unnachahmlich scheint: Verästungsmotive, die in Wolken schwimmend an Korallengeriffel erinnern, und eine koloristische Abstufung dabei, ein Nuancenreichtum des Gelb und Braun, die fast irisierend über die Fläche spielen. Gegen diese reiche und dabei delikate Naturkunst wirken die lntarsialeisten, mit denen die Schränke und die Standuhr versehen sind, fatal bunt. Grell ist ihre Tönung und die unruhige scheckige Formensprache mutet ethnographisch mohikanisch an. Aber Ruhe und Sicherheit spricht aus dem Bau der Möbel. Und wieder ist es jener Rundtisch, der eine sehr glückliche Lösung darstellt. Sein tragender Teil, die Stützpfosten, sind nach der Mitte der Platte konzentriert, die Sitzenden spüren nichts von den fatalenßtuhlbeinen. Wie ein mächtiger Pilz steht der Tisch da, breitdachig und festgegründet. Gelungen sind auch die Sofabänke, die, wenn sie auch hier an die Wand sich lehnen, eigentlich wohl zum freistehen gedacht sind; ihre Rückenlehnen wachsen über den Rücken in die Höhe, aber diese Teile sind luftig ausgeschnitten und wenn dies Möbel, seitlich an den Fenstermittelpfeiler sich schliessend, frei in das Zimmer sich streckt, so wirkt es bei aller Bequemlichkeit doch nicht massig, lichthemmend, es bildet keine strenge Scheidewand, sondern es sieht gewissermassen aus wie ein leichtes lichtes Gitter. Den Preis verdient der Billardsaal. Grosszügig beherrscht ihn das wuchtige Billard, aus dunklem Holz gefügt. Es lastet auf schweren kurzstämmigen Pfosten, die am Fussende mit derbem Kupferbeschlag beschuht sind. Das Schwere und Wurzelnde des Baues wird mit feinem Gefühl nach oben gemildert. Auf einem unerschütterlichen Fundament soll sich nur ein leichterer Tummelplatz der spielenden Bälle breiten, das scheint die Idee. Daher wurde für die Farbe des Tuches, das sich über die Platte spannt, ein weiches Grau gewählt. Als Übergang vom unteren zum oberen Teil zieht sich ein farbiger Intarsiafries um den Rahmenrand, der freilich, ähnlich wie im vorigen Zimmer, etwas bunt wirkt. Geschickt ist die Beleuchtung. Ein Hacher Kasten mit durchbrochenem Metallrand, der mit grünem Glas hinterlegt ist, hängt über dem Billard. Er birgt die elektrischen Birnen, er sammelt ihr Licht nach unten auf die graue Fläche und blendet es nach den Seiten ab. Der Tisch liegt so in vollem Licht, der Raum selbst erscheint angenehm gedämpft. Das übrige Mobiliar zeigt tiefe und sesshaRe Behaglichkeit, l-Ierrenhaus-Komfort. Dem Billard gegenüber baut sich ein Hochsitz auf, langgestreckt, in der Art einer Cassabanca, mit braunem Hirschleder bezogen, von Pfeilerschränken flankiert, die als Ständer für die mit Elfenbein und Perlmutter eingelegten Queus dienen. Dann gibt es hier rundgebuchtete Sessel, an altspanische Vorbilder erinnemd, hoch- lehnig, die ihre Rückenlehne wie einen Mantel um den Sitzenden runden. Auch sie sind mit Wildleder bezogen. Ihr äusserer Körper ist ein Leistengelüge und es ergibt eine gute Wirkung, wie das Leder zwischen dem Durchbruch des Stabwerkes hindurch schimmert. Cissarz stellt ein Schlafzimmer aus. Geschmack hat seine Farbenstimmung. Das Holz in weichem, mattem Gelb und dazu der Silberton der Beschläge und das sanfte Grau der Kacheln, die sparsamen Karo-Intarsien auf der Paneelrückwand der Betten und die seidenen in einem elliptischen Muster gesteppten Daunendecken. Ausgeklügelt und wenig organisch ist_ das Gesims der Toilettenschränke. Es baut sich pyramidenstuhg auf, und es hat etwas spieleriges, es ist nicht konstruktions-ästhetisch, es ist ein Baukastenscherz. Einen guten Einfall bemerkt man an den Nachttischen. Sie haben ein verglastes Fach für die Uhr, das ein bequemes Zeiterkennen ermöglicht, ohne dass das Ticken stört. Am wenigsten erfreulich präsentiert sich das Interieur von Haustein. Es zeigt jene dekorative Abart, die krampfhaft ausgedacht und ergrübelt wirkt, statt den Reiz des frei, glücklich und selbstverständlich Erwachsenen zu geben.