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MODATSSCHRI FT- DES-KKÖSTE
rlusEunsrzrR-Kunsrunoannu
HERAUSGEGEBED-llflD-REDIGIRT-V 1M
AMOD-SCALA.
VERLAG vom ARTARIA Co. VIER. Vll-JAHRG- 1904- "ITT 12-
Kunst und Kunsthandwerk äää
Jährlich 12 Hefte 869 Preis 24 Kronen
ohne Postversendung aaemmaemaswws
Abonnements werden in allen ßuch- und Kunsthand-
lungen, im Österr. Museum, sowie von der Verlags-
handlung Artaria Co. übernommen sosususo-soso
Inhalt
Seite
Kunst und Kunstge-
werbe auf der Welt-
ausstellung zu St.
Louis IL von Klara
Ruge 597
Die künstlerische Ent-
wicklung der Weberei
und Stickerei von
A. Kisa 64g
Kleine Nachrichten 660
Mitteilungen aus dem
k. k. Österreichischen
Museum 665
Literatur des Kunst-
gewerbes .666
Qßav kx ßvxägxe
KUNST
KÜ DVE
33m
MODATSSCHRIFTDES-KKÖSTE
rlusEuns-rcER-Kunsrunoannug
l-IERAUSGEGEBED-ZIRD-REDIGIRT-Vlß
Avon-scALA.
VERIAG vom ARTARIA Co. wlcn. VlI-JAHRG- 19M-
KUNST UND KUNSTGEWERBE AUF DER
WELTAUSSTELLUNG ZU ST. LOUIS II. 54b
VON KLARA RUGE-NEW-YORK 54h
ALIEN. Die Produkte in Kunst und Kunst-
gewerbe, die uns dieses Land gesandt hat, sind
von sehr ungleicher Natur. Sowohl was deren
Kunstwert als was deren Stil anbelangt. Das
Regierungsgebäude ist ein sehr edler und
harmonischer und anmutiger Renaissancebau,
der gegen die amerikanischen konventionellen
Renaissancepaläste auf dieser Ausstellung
höchst günstig auffällt und zugleich eine wirk-
liche Belebung jener vergangenen Zeiten voll
Lebensfreude und Lebenskunst. Architekt
Giuseppe Somaruga hat das Gebäude errichtet, das aber im Innern lange
durch seine Leere den freudigen Eindruck der äusseren Ansicht wettmachte,
besonders da der einzige Schmuck, zwei sehr mittelmässige Porträts des
Königspaares, nur dazu diente, die Harmonie zu stören. Schliesslich sind
Bronzen, Kopien aus dem Neapeler Museum dazu gekommen, die das
Zollamt überlang zurückgehalten hatte.
Von Somaruga rühren auch die Entwürfe für die geschmackvollsten
Möbel her, ebenfalls reine Renaissance, die in den Sälen der italienischen
Kun stausstellung Raum gefunden haben. Die anderen und sehr zahl-
reich en Möbel, welche im Manufakturpalast ausgestellt wurden, sind sehr
überladen und neigen fast alle dem Barockstile zu. Einzig die Produkte der
So cieta Aemilia Arts" machen eine Ausnahme. Auch sie repräsentieren reine
Ren aissance. Moderne Formen findet man in der italienischen Möbelproduk-
tion nicht, ausser in einigen Stücken Nouveau Art" von Cutler und Girard
in Florenz. Man hält sich an historische Stile und in der Renaissance wird das
Sch önste geleistet. Auch Stickereien in diesem Stil sind in grosser Schönheit
vorhanden.
Die Keramik zeigt eine Neuheit, das heisst eine solche für uns,
denn ich höre, die Turiner kunstgewerbliche Ausstellung verlieh jenen Pro-
dukt en schon erste Preise, nämlich Majoliken, die einen metallischen Lüster
aufweisen und deren Dekorationen nicht mehr wie früher ausschliesslich
tiguralischer Natur sind, sondern Pfianzenmotive zeigen. Die Manifattura
di Fontebuoni in Florenz stellt sie aus, auch die Ceramica Hermann sandte
ähnliche. Hier hat Renaissanceimitation moderner Erfindung Platz gemacht.
Im allgemeinen weist aber das italienische Kunstgewerbe soweit wir es
in St. Louis unter Urteil bekommen wenig moderne Tendenzen auf
und zeigt sich am besten, wenn es in Renaissanceformen verbleibt. Denn
sonst, wenn der Einiiuss der alten Schönheitsideale fehlt, scheint sehr leicht
ein überladener, nicht feiner Geschmack Platz zu greifen, wie er sich
'18
Weltausstellung zu St. Louis. Andrea Tavernier, ..Das Leben ein Traum"
auch in den übernaturalistischen Bronzen, Statuen und Büsten im Manu-
fakturpalast geltend macht. Jene modern italienische Richtung, die die
Grenzen der Plastik ganz zu vergessen scheint und als Verismus bekannt
ist, hat auch in Originalarbeiten im Kunstpalast reichliche Vertretung. Das
in seiner Art vollendetste Produkt des Verismus, eine Natumachahmung von
höchster Kunstfertigkeit ist Emilio Galloris Mann mit der Pfeife". Aber wie
kalt lässt sie uns. Da bleibt für den Geist nichts zu erraten, nichts für die
ahnende Seele!
Ganz anders die Werke eines Künstlers, der wenigstens in St. Louis
als der Meister unter den italienischen Bildhauern erscheint Carlo Fontana.
Sein Dante in Inferno", eine überlebensgrosse Marmorstatue, zeigt Anlehnung
an Rodin, aber einen durchaus selbständigen von hohen Idealen inspirierten
Geist. Die Behandlung des Marmors ist sehr keck, alle Details sind ver-
mieden. Nur auf intensiven Ausdruck ist hingearbeitet. Ausser dem Dante"
befindet sich in der Bildergalerie noch eine kleine Bronzestatue von
Fontana, welche Emanuele Filiberto darstellt. Die übrigen Bildhauerwerke,
die Italien gesandt hat, zeigen zumeist entweder die veristische Auffassung
oder was noch schlimmer ist, eine glatte Konventionalität, die für Anlehnung
an die Antike gelten möchte.
Als ganzes ist die Malerei diejenige Branche, in welcher Italiens
Künstler das Beste zeigen. Auch hier findet sich mancherlei Minderwertiges,
manches, das als Spielerei berührt, doch aber auch verschiedene Werke, die
einem mit ehrlicher Bewunderung erfüllen. In der Technik scheinen die
jüngeren Italiener allerlei Experimente zu lieben, von denen manche über-
raschende Resultate ergeben. Segantinis Stil findet Nachfolger, er selbst
ist nicht vertreten, dann werden Öltemperafarben mit Vorliebe benützt und
auch die Raffaelstifte. Ganz eigentümlich sind einige Bilder behandelt, welche
eine ganz körnige Oberliäche zeigen, die eine sehr kraftvolle Wirkung
hervorbringt. Eine Art Trockenlasierung gibt dann die perspektivische Ver-
tiefung und nimmt die allzu plastische Wirkung, indem eine leichte Ver-
schleierung hervorgebracht wird, die auch zu dem etwas mystischen Inhalt
gerade dieser Gemälde wohl passt. In dieser Weise ist Gallileo Chinis
Sphinx" behandelt und auch Andrea Taver-
niers Das Leben ein Traum". Letzteres Bild
das Werk eines sehr jungen Künstlers war
mir besonders sympathisch. Die Phasen des
Lebens, das dahin schwindet rasch wie ein
Traum, sind in dem Triptychon ohne über-
triebenes Pathos in traumhaft visionärer Weise
behandelt. Aber doch scheinen die Gestalten
Fleisch und Blut zu haben und eine mit ihnen
harmonierende Landschaft umgibt sie. Eine
gedämpfte aber warme Farbenskala ist an-
gewendet. Manche Bilder von Angelo Morbelli
zeigen auch eine ähnliche Technik. Das beste
Bildnis, zugleich ein Meisterstück an kolo-
ristischer Behandlung, ist Antonio Mancisin
Rom Porträt des Marchese de
Grille. Als farbenkräftige Gemälde,
die aber mit ihrer lebhaften Vor-
tragsweise eindrucksvoll wirken,
sind Cesare Laurentis Bilder zu
erwähnen und Antonio Rizzi leistet
an farbenfreudigen und dabei sehr
richtig beobachteten Bildern
Bauernmädchen" im Freilicht und
eine Genesende" zwischen bun-
ten Kissen und Decken wohl das
Bedeutendste. Ist das Christus" Weltausstellung zu Ezrxrxslgsarlo Fontana, Dante
betitelt sich ein eigentümliches
Bild, welches eine Schaar Gläubiger auf einer Bergeshöhe darstellt, die eine
Lichterscheinung beobachten. Lorenzo Delleani aus Turin hat es gemalt.
Minder befriedigt die Himmelfahrt" von Morbelli, eine pretentiöse, aber
schwache Leistung in präraphaelitischer Manier.
Auf landschaftlichem Gebiete steht Gaetano Espositos Hafen von
Neapel" voran. Das Werk eines jungen Künstlers, der den Reiz der durch-
sichtigen Fluten vorzüglich wiederzugeben weiss. Petro Gabrinis An der
See" ist ebenfalls ein Bild von bedeutenden Vorzügen. Die Perle", ein
junges Weib mit zartem Körper, das sich eben den Fluten anvertrauen
will, ist ein Gemälde von schmelzvoller Farbenpracht und sehr schönen
edlen Linien in dem Akt. Luigi Gioli, ein junger Florentiner, hat zwei Bilder
geliefert, die zwar etwas trockene Farbe aufweisen, aber durch ihre vor-
zügliche Zeichnung hervorstechen, Trinkende Pferde" und Das Dreschen".
Besonders ist die lebensvolle Wiedergabe der Pferde bemerkenswert.
Natale Attanasio Rom, Allesandro Battaglia, ebenfalls aus Rom und
Leonardo Bazzaro aus Mailand sind noch in erster Linie zu nennen.
nur
Weltnusstellung zu St. Louis, Peu-o Gabrini, An der See"
PORTUGAL. Spaniens interessante Kunst ist leider in St. Louis nicht
vertreten und dies Resultat des stattgehabten Krieges ist recht zu bedauern.
Denn die kleine Ausstellung des Nachbarlandes Portugal kann dafür keinen
Ersatz bieten, wenn auch in ihren besten Erzeugnissen eine Verwandtschaft
mit der grosszügigen, phantasievollen und farbensatten Kunst Spaniens zu
finden ist. Die portugiesische Sammlung nimmt einen Saal ein. Das meiste
Interesse erregt bei dem Publikum begreiflicherweise eine Landschaft mit
trinkenden Kühen" Pastell, welche keinem geringeren als König Carlos I. ihre
Entstehung verdankt. Ohne jede Voreingenommenheit muss zugestanden
werden, dass das Bild auf landschaftlichem Gebiete das Beste der portu-
giesischen Ausstellung ist. Voll schöner Stimmung und einer Technik, die dem
zarten Material alle Vorzüge abgewinnt. Auch die Königin hat zwei ganz
anmutige Bilder beigesteuert Ochsenfähre" und einen Esel? Als bedeu-
tendstes Kunstwerk der Ausstellung ist aber Antonio Teixeiro Carneiros
Rachel" zu nennen, ein Bild von vorzüglicher Zeichnung, schönen Linien
und kräftiger Farbe, das an die Epigonen der Renaissance mahnt, wie
überhaupt alle Bilder Carneiros. Durch sehr ausdrucksvoll, genial aufgefasste
Porträts tut sich Columbano hervor, die Arbeiten von Sophia D. Sousa und
Julio Teixeira Bastos gehören ebenfalls zu den Besseren der Ausstellung.
Unter den Skulpturen ragen diejenigen von Antonio Teixeira Lopes hervor.
Die Eröffnung der portugiesischen Abteilung im Manufakturpalaste,
die sich immer wieder hinauszog, konnte ich leider nicht abwarten, hörte
aber, dass sich vorzügliche Fayencen von Caldas da Rainha darunter
befinden würden und sehr kunstvolle Gold- und Silberliligranarbeiten von
Jose Rosas.
Weltausstellung zu St. Louis, Raimondo Pontecorvo. "Die Perle"
BULGARIEN. Von europäischen Ländern nimmt noch Bulgarien einen
speziellen Saal im Kunstpalast ein. In seinen besten Erzeugnissen zeigt es
deutlich die österreichische Beeinflussung. V. Mrkvitchka ist unbedingt der
genialste der ausstellenden Maler. Die eindrucksvollen und sehr lebhaften,
sowie vorzüglich gezeichneten Bilder Insurgenten" und Allerheiligen"
würden jeder Kunstabteilung zum Schmuck gereichen, ebenso auch die
Gemälde von A. Mitoff. Die Skulptur vertreten 44 Arbeiten von Boris Schatz,
die viel flottes Können verraten.
JAPAN. Dieser fortschrittlichen Nation sind ursprünglich sechs Säle im
Kunstpalast eingeräumt worden. Durch das Wegbleiben von Russland,
welches die benachbarten Säle einnehmen sollte, sind aber noch mehrere
Räume leer geblieben, und da Japan die Ausstellung in sehr reichem Masse
beschickt hat, so Endet nach und nach in St. Louis eine friedliche Einnahme
des russischen Terrains statt. Ausser den Räumen im Kunstpalast, in denen
Kunst und Kunstgewerbe unter der Vertretung der Regierung ausgestellt
wurden, sind übrigens auch noch sehr reichhaltige kunstgewerbliche Aus-
stellungen im Manufaktur- und Industriepalast zu finden und sogar im
Transportationsgebäude geben die Empfangsräurne der Dampfergesellschaft
einen anschaulichen Beweis von Japans Innendekoration. Der japanische
Garten, in dem das Regierungsgebäude eine Nachahmung des Palastes
UUZ
Weltausstellung zu Sx. Louis. Regierungsgebäude der Unionslaalen. Architekt James Knox Taylor
Shishinden in Tokio der Bazar, die historische Trachtenausstellung und
die Teehäuser liegen, zeigt Japans Gartenkunst und ebenfalls dessen Kunst-
gewerbe auf vielerlei Gebieten. Am wichtigsten ist aber Japans Abteilung im
Kunstpalast. Hier fallen uns vor allem zwei ganz verschiedene Richtungen
in der Malerei auf die symbolistische echt japanische und die modern
europäische. In jener sind die Japaner Meister und haben bekanntlich die
europäische und die amerikanische Kunst und besonders auch das Kunst-
gewerbe gewaltig beeinflusst. Aber wenn wir in jener originellen symboli-
stischen, von hohem Kunstsinn durchdrungenen Darstellungsweise die
Japaner als unsere Meister anzuerkennen haben, so zeigen sich dafür jene
Jungen, die nach europäischer Kunstdarstellung streben, noch in hohem
Grade als Schüler! Ja sogar die Amerikaner des Südens Argentinien,
Mexiko, Brasilien übertreffen sie bedeutend. Einen ganzen Saal füllen diese
Ölgemälde die älteren Maler arbeiten bekanntlich mit Wasserfarben auf
Seide oder Papier, aber nur Kunishiro Mitsutanis Werke scheinen mir bis
jetzt beanspruchen zu dürfen, ernst genommen zu werden, den andern fehlt
es vor allem an perspektivischer Vertiefung. Sie wirken flach, da Mitteltöne
fast durchgängig vorherrschen. Luftwirkung, dämmemde Ferne, kräftige
Vordergrundseffekte scheinen den Japanern durchaus noch nicht zu gelingen.
Warum zwingen sie sich zu einer Kunst, die ihrer Eigenart fremd ist und
bleiben nicht dem treu, das ihre Wesenheit ausdrückt? Wie entzückend
sind dagegen die Landschaften von Gaho Hashimoto, in denen mit wenig
Linien ein Windiger Tag in den Bergen" durch die Biegung der Bäume zum
Ausdrucke kommt oder der WintermorgerW, und die Wilden Enten", Berg
I-Iorai" und Sonnenaufgang" und andere der so eigenartigen Bilder, deren
manche als solche, manche als Dekoration für Wandschirme gedacht sind.
Gippo Araki, Masao Gejo, Piokusho Kawabata, Professor an der Kunst-
akademie zu Tokio, Giokudo Kawai, Hokkai Tokashima sind andere der
Landschafter in echt japanischer Weise. Dann gibt es Tierszenen von grossem
Reiz, wie Seisho Morohoshis Mutter Eule", die ihre Jungen füttert, Shokio
604
Weltausstellung zu St. Louis, Regierungsgebäude von Arizona
Nakadas Hahn und Henne" unter Bambus und Rosen. Blumen und Tiere
sind sehr beliebt, Lotos und Enten im Herbst" von Watanabe oder
Chrisanthernum und Hühner" von Mayeda, Kirschen und Enten", der
Frühling" von Murase und so weiter.
Auch historische Gemälde gibt es, wie Eine Szene aus dem Leben
von Jaritomo" von Kawamura, aber hier wird leicht eine Überfülle bemerk-
bar, weil die Perspektive fehlt.
In den japanischen Skulpturen, meistens Elfenbein oder Bronze, macht
sich eine sehr naturalistische Ausführlichkeit geltend, die oft an die Italiener
des Verismus erinnert. Ganz besonders Kanejiro Kanedas Bronzen Gross-
mutter und Enkel", Hart an der Arbeit", Grossvater und Enkelin pfiiigend",
Alte fegende Frau" dokumentieren in hohem Grade diese Richtung. Sie
sind von hoher Vollendung, aber fast unheimlicher Naturnachahmung.
Fast ausschliesslich Blumendekorationen zeigen die Cloisonne-Email-
Vasen. I. Ando ragt hier hervor mit unendlich reizvollen Dekorationen von
Pflaumenblüten, Epheu, Hydangea; Y. Honda zieht Tierdekorationen vor.
Über die Schönheit der Produktion Worte zu verlieren, wäre unnötig, sie ist
hinreichend bekannt.
Weltausstellung zu St. Louis, Regierungsgebaud von Kalifornien, nach einem allkalifornischen
Missionsgebäude
In Porzellanwaren exzelliert ganz besonders Hayashiya mit Überglasur-
bernalungen. Er liebt Wistariablüten und Landschaften. F. Ota, Hasamaska
und andere mehr sandten Prachtstücke zum Teil mit elfenbeinfarbigen,
zum Teil mit tiefdunklem, fast schwarzem Grunde oder in Tiefblau. Ganz
besonders phantasievolle Dekorationen bringt Miyagawa, der kaiserliche
I-Iofkünstler, zum Beispiel eine Vase, die ein Pflaumenbäumchen und ein
Gedicht schmücken, welches die symbolistische Geschichte dieses Pflaumen-
bäumchens erzählt, das 948g Jahre zurück mit dem Schicksal einer jungen
Prinzessin eng verknüpft war. An Bronzevasen sind vor allem diejenigen
von Yamada und Nakamura zu erwähnen. Ersterer hat eine eigenartige
symbolistische Arbeit Die Wellen" eingesandt, letzterer dekoriert haupt-
sächlich in althergebrachter Weise mit Greifen und Schlangen und so weiter,
aber sehr geschmackvoll. Shoamis Vase Eine Morgenszene Fliegende
Krähen" sei der poetischen Darstellung halber auch noch besonders gedacht.
An Lackarbeiten ist auch eine grosse Fülle vorhanden. Oft sind diese mit
Perlrnutter variiert. Selbst hier finden wir symbolistische Landschaften mit
besonderem Titel, so Hayashis Küste am Morgen". Eine Kassette zeigt
79
Weltausstellung zu St. Louis, Regierungsgebäude von Washington
originelle Fächerdekoration. Sie ist von Saito, eine andere von Tanaka ist in
origineller Weise mit Vogelfedern geschmückt.
Stickereien, ebenfalls viele Frühlings- und Blumendarstellungen, darunter
auch Nachtbilder oder Vögel im Schnee und so weiter, bilden auch einen
wesentlichen Teil der Ausstellung und sind im Effekt den Malereien sehr
ähnlich.
Holzschnitzereien, zum Teil eine Art Holzmosaik zeigend, sind auch
vorhanden. Ein Tintenfass stellt die Tannenbäume von Sumiyoshis Küste",
geschnitzt von Akira Yokoyama dar; so macht sich überall die originelle,
individuelle Arbeit bei diesem interessanten Volke geltend, das hoffentlich
diese Originalität nicht durch die europäische Kultur einbüssen wird. Im
Industrie- und Manufakturpalast finden wir dieselben Kategorien von Kunst-
mihdldllhAhl
Weltausstellung zu St. Louis. Wisconsin, Wohnhaus im englischen Stil
gewerbe, zum grossen Teil dieselben Künstler vertreten, dabei natürlich
auch billigere Verkaufswaren, denn nicht jeder auch nicht in Amerika!
zahlt 1200 Dollars für eine Vase, welcher Preis für viele der grossen Vasen
gefordert wird. Übrigens ist jede Vase ein Originalstück, auch die kleineren
und billigeren.
Eine nähereBetrachtung will ich noch der japanischenZimmerausstattung
widmen, die ganz neue Züge dokumentiert, sich vor allem bemüht, trotz ihren
originellen Dekorationen europäische Bedürfnisse zu berücksichtigen.
Die Handelskammer von Kyoto stellt zwei Räume aus die Halle des
Frühlings" und die Halle des Herbstes", welche dazu bestimmt sind, zu
zeigen, wie japanische Ausstattungskunst auch für hiesige Verhältnisse
angewendet werden kann. Die Sitzgelegenheiten und so weiter sind
unseren Gewohnheiten angepasst, aber nicht nur die Dekoration, sondern
die ganze Empiindungsweise, aus der heraus diese Räume geschaffen sind,
ist echt japanisch. Schon die Namen beweisen es Halle des Frühlings oder
Haruno-ma! Halle des Herbstes oder Aki-no-ma! In der Einrichtung
dieser Räume ist völlig den Jahreszeiten Rechnung getragen, die sie
vorstellen. jedes Möbelstück, jeder Schmuck des Raumes, die Tische, Stühle,
Vorhänge, Tapeten, Plafonds und Fussböden sind in einer Weise dekoriert,
79'
Weltausstellung zu St. Louis, Eugenia F. Glamau, Auf der Weide"
die den Grundgedanken symbolisiert. Gestickte Kirschenblüten zieren
die Kreppvorhänge der Frühlingshalle. Die Wände, der Plafond und
die Wandschirme, die statt der Türen dienen, zeigen frühjährliche Land-
schaften, so den Berg Tuji durch Frühlingsduft gesehen, dann Frühlings-
blumen und Vögel. Ebenso die Stoffe, mit denen die Möbel überzogen
sind. Ahorn und Chrysanthemum bilden die Hauptmotive für die Halle
des Herbstes. Der Mond und die bunten Schmetterlinge, welche in Japan
die Hauptanziehungen des Herbstes darstellen, Finden auch mehrfache
Verwendung in den geschmackvollen Dekorationen. Die Räume sind
von grossem arbenreiz, ohne grell zu wirken. Es sind meist gebrochene
Töne verwendet. Die Vasen und sonstigen Kunstgegenstände, welche
die Räume zieren, sind sämtlich in Farben und Dekorationen auch dem
Hauptmotiv eingereiht Herbst oder Frühling. Am wenigsten Originalität
zeigen die Sitzmöbel. Sie sind eben überhaupt eine Konzession an
europäische Gewohnheiten und man hat für die Halle des Herbstes
ziemlich charakterlose viereckige Stühle gewählt, für die Frühjahrshalle nur
runde Taburetts, die die Amerikaner wahrscheinlich recht unbequem
finden würden, sollten sie diese Halle als Parlor" erstehen. Aber die
Totalstimmung der Räume ist höchst reizvoll. Die Firma K. Sugita in Tokio
hat den Entwurf besorgt. Die Firma Yamanaka aus Osaka, die auch in
New-York, Boston und London Filialen hat, stellt ebenfalls einen sehr
Weltausstellung zu St. Louis, Eugenia F. Glamau, Im Stalle"
interessanten Raum aus. Er bildet in seiner äusseren Form eine Kopie des
Nikkotempels. Hier finden wir reiche Schnitzarbeit auch am Mobilar. Iris
und Chrysanthemum bilden die Motive eines hohen Stuhles, Maulbeere
diejenigen eines Sophas und Armstuhles. Die Füsse sind Lotusblumen, die
Sitze aus vergoldetem Leder. Ein Tisch zeigt mythologischen Schmuck.
Der Raum selbst ist mit HowoWVögeln und KirW-Bäumen nach Entwürfen
des Malers Tanju geschmückt. Türen und Wandschirme sind geschnitzt und
Gold sowie farbige Pigmente sind in reichern Masse verwendet. Die
berühmte Schlafende Katze" von I-Iidari Jingora ruht in getreuer Nach-
ahmung über der Eingangspforte. Wolken und buddhistische Engel in
Relief verzieren die Wände.
Der am allerreichsten ausgestattete Raum der Japaner ist der Empfangs-
saal der japanischen Darnpfergesellschaft Nippon Yusen Kaisha", der
zugleich ein Muster japanischer Ausstattungskunst darstellen soll, um einen
Begriff der luxuriösen Darnpfereinrichtungen zu geben und urn die
Amerikaner für ähnliche Einrichtungen der Wohnräume zu interessieren.
Jimbei Kawashima, kaiserlicher Hofkünstler, hat die Zeichnungen
entworfen und unter seiner Aufsicht sind die Schnitzereien, Webereien etc.
ausgeführt worden. Von den drei in Japan üblichen Stilarten, dem strengen,
dem reichgeschmückten und dem alltäglichen, sind die beiden letzteren
UIO
gewählt worden, um
eineKombinationher-
zustellen, die dem
Zwecke voll entspre-
chen sollte. Chrysan-
themum und Catalpa
bilden die I-Iauptmo-
tive, beide sind in
Japan symbolisch für
Würde. Die Catalpa
erscheint in verschie-
denen Arten. Der
Stamm, die Blätter
undBlumen variieren,
aber noch verschiede-
ner sind die Chrisan-
themen, deren es in
Japan 120 Arten gibt,
die fast alle hier ver-
wendet sind, ausser-
dem allerlei andere
Pflanzen, Vögel und
Insekten. Des Malers
Jackuchus Entwürfe
sind vielfach benutzt;
er lebte Ende des
Weltausstellung zu St. Louis, Charles Schreyvogel, New-York, Treffsicher" Jahrhunderts
Das I-Iolzwerk ist
Catalpa, Morus und weisse Ceder. Viertausend Farbennuancen sollen in
der Dekoration Anwendung gefunden haben, jedenfalls ist eine Fülle von
Farben sichtbar, die überreich wirkt. Die Decke ist eingeteilt in Hexa-
gone, welche durch 26 verschiedene Blumenarten geschmückt sind. Der
Hintergrund ist aus weisser Ceder mit ,,Nashi-ji"-Grundierung, dem feinsten
Lack, gefertigt. Dessen Glanz soll durchscheinende Sterne vorstellen. Die
Wände sind in verschiedene Felder geteilt. Goldenes Netzwerk bedeckt den
oberen, Seidendamast mit Chrysanthemum und Catalpa auf Mattgrund
den unteren Teil. Zu oberst sind Stickereien angebracht. Der Symbolismus
findet überall Anwendung, sogar die Balken, in welche Weinlaub geschnitzt
ist, sollen die Reinheit andeuten, welche herrscht. Der Kamin ist in der
Form eines Chrysanthemumkorbes erbaut. Die Cloisonneplatten sind mit
diesen Blumen bemalt, so dass es aussieht, als wüchsen sie aus dem Korbe
heraus. Die Wände sind mit Pflanzen, Vögeln und Insekten geschmückt,
zehn verschiedene Bilder formend, welche sorgfältige Kopien nach Jackuchu
darstellen. Sie sind gewoben. Fast zu weit ist die Detailausführung
getrieben, denn die Überfülle macht einen
unruhigen Eindruck. Ähnlich ist die Tisch-
decke gehalten, aber hier läuft die Zeichnung
mehr ineinander und es wird ein ruhigerer
Totaleindruck hervorgebracht. Die Stühle
sind ebenfalls mit Brokat überzogen und
das Holzwerk mit Chrysanthemen in Relief
geschmückt.
Zum Originellsten und Schönsten des
Raumes gehört der Teppich, der Wellen
darstellt, die von den vier Ecken nach der
Mitte zuströmen.
Für die heutige Empiindungsweise, die
nach Einfachheit und dem Konstruktiven
strebt, scheint dieser Raum überreich, aber
die Gedankenfülle und der poetische Sym-
bolismus, sowie die herrlichen Farben-
harmonien und die wunderbare Ausführung
sind in hohem Grade anzustaunen.
CHINA. Chinas Regierungsgebäude ist
eine Nachbildung von Prinz Pu-Luns
Sommerpalast, innen und aussen. Ganz
besonders fällt das schöne Schnitzwerk auf,
welches von chinesischen Künstlern, die
eigens nach St. Louis kamen, angefertigt
wurde. Rot, Gold, Schwarz und Blau sind Frßß-Chißaaßmßie alle Tracht"
die vorherrschenden Farben der Dekoration,
hier, wie auch in den Gartenanlagen, welche die Gemahlin des chinesischen
Vizekommissärs Frau Wung Kai-Kah entworfen hat. Mehrere Skulpturen
chinesischer Künstler schmücken den Bau.
Im Kunstpalast hat China keinen Raum inne, doch im Manufakturpalast
stellt es interessante und schöne Dinge aus, die aber im ganzen wenig bieten,
was europäischen Lesern nicht bekannt sein dürfte. Die Vasen und Porzellan-
gefässe sind in weit minder kostbaren Exemplaren vertreten als die der Japa-
ner, obwohl auch schöne Cloisonnewaren vorhanden sind. Neu dürfte
einzig eine Art Tonwaren sein, die sowohl durch die goldbraune, warme
Tönung, als durch die originellen, meist viereckigen Formen auffällt. Diese
Waren sollen noch nie ausgestellt worden sein. Es sind meist Teekannen und
kleine Gefässe für praktischen Gebrauch. Sehr geschmackvolle mit Perlmutter
eingelegte Gegenstände fallen noch auf, auch Räucherkessel mit schöner
Metallarbeit und kunstvolle Sättel. Viele interessante chinesische Vasen und
Schnitzereien, so ein Portal, sind in dem San Francisco-Gebäude ausgestellt,
da San Francisco mit China sehr viel Handel treibt.
CEYLON. Das Regie-
rungsgebäude von Ceylon,
zugleich als Ausstellungs-
gebäude und als Teehaus
dienend, ist in kandianischer
Architektur gehalten. Ein
Bildhauer aus Ceylon hat
sechs Statuen von typischen
Gestalten aus dem Lande für
den Schmuck des Gebäudes
geliefert, die recht charak-
teristisch und von sehr voll-
endeter Ausführung sind.
Kandianische Töpfe-
reien mit kräftigerDekoration
in Gelb, Schwarz und Rot,
wie sie auf jedem Dorfe in
originellen Formen gefertigt
werden, Ebenholz- und
Elfenbeinschnitzereien, vor
allem auch Schildpattarbei-
ten repräsentieren Ceylons
Kunstindustrie, von der auch
ausser in dem Gebäude
Aussaat Ceylons im Kunstpalaste
Weltausstellung zu St. Louis, Frederick W. Freer, Chicago, verschiedene Exemplare
"Z"k""f"geda"k"'" internationalen Raume zu
finden sind. Die neuen Pro-
dukte sind so vollständig auf Nachahmung der alten basiert, dass deshalb
ein näheres Eingehen nicht notwendig scheint, da jene hinreichend bekannt
sind. Nur sei hervorgehoben, dass die modernen Produkte den alten an
Schönheit der Ausführung gleichkommen. Im Kunstpalast hat zum Beispiel
D. T. de Silva aus Colombo Elfenbeinkassetten nach altsinghalesischen
Zeichnungen ausgestellt, die prachtvolle Arbeit repräsentieren. Daneben
finden wir solche, die im Jahre 1750 vom König von Ceylon dem Tempel
verehrt wurden. Der Stil ist derselbe. Viele sehr geschickt gefertigte Elfen-
beinelefanten sind auch ausgestellt. Zwölf für den Kunstpalast angekündigte
Gemälde konnte ich leider nicht mehr sehen. Die Künstler scheinen übrigens
Portugiesen und Engländer zu sein, die Sujets sind dem Leben Buddhas
entnommen oder es sind Landschaften und Blumen. Im Regierungsgebäude
fallen besonders einige sehr schön geschnitzte Schränke auf.
OSTINDIEN hat das Grab von Edmad-Dowiah als sein Gebäude
errichtet, einen düsteren, aber interessanten Bau, in dem sich ausser Natur-
produkten viele histori-
sche Reliquien und alte
Kostbarkeiten befinden.
Nichts aber, von dem
ichvoraussetzenkönnte,
dass es den Lesernneue
Informationen über
jetzige Produkte der
Kunstindustrie bieten
könnte.
SIAM. Das Regie-
rungsgebäude dieses
Landes ist ebenfalls
die Reproduktion eines
Tempels. Benchana
Bopit" in Bangkok ist
hier imitiert worden, der
Inhalt ist dem Museum
zu Bangkok entnommen
worden. Von beson-
derer Schönheit ist der
Altar, vor dem ein
Götzenbild Raum Findet
und der moderne Arbeit
nach alten Mustern dar-
stellt. Irn übrigen sind
vor allern kunstvolle
Weltausstellung zu St. Louis, Frederick W. Freer, Chicago, ,.Trost"
Waffen und Musikinstrumente aus dem Museum ausgestellt. Im Manufaktur-
palast hat Siam auch einen Raum inne und hier finden wir einige Arbeiten,
die neue Bestrebungen in der Kunstindustrie darstellen. Ganz besonders sind
in der Beziehung die getriebenen Silberarbeiten zu nennen, auch die Korb-
Hechterei. Der siamesische Elefant dient hier, wie im Tempel, meistens als
I-Iauptmotiv.
Die amerikanische Kunst und Kunstindustrie sind in so reichem Masse,
wie auf keiner früheren Ausstellung vertreten. Da mein Aufsatz über die
Winterausstellungen New-Yorks, sowie frühere Aufsätze über amerika-
nisches Kunstgewerbe, Skulptur und Malerei, schon zum Teil die Dar-
bietungen der östlichen Künstler deckten, so werde ich hier hauptsächlich
den Produkten des Westens und Südens meine Aufmerksamkeit schenken.
Chicago besonders, sowie San Francisco, überhaupt ganz Kalifornien haben
80
Fredexick W. Freer, Chicago, Romanze"
E.
vielfache Überraschungen geboten und viele dortige Künstler sind auf der
St. Louiser Ausstellung zum erstenmal in die Reihen des Wettbewerbes auf
dem Kunstgebiet getreten und zwar zum Teil mit sehr originellen Arbeiten,
zu denen die eigenartigen Naturprodukte die I-Iilfsquellen lieferten.
VEREINIGTE STAATEN VON NORDAMERIKA. Es scheint zwar
nicht ganz gerecht, der Darbringungen des Landes der Gastgeber zuletzt zu
gedenken. Aber ich habe diese Einteilung deshalb gewählt, weil erstens das
Studium der amerikanischen Kunst und des Kunstgewerbes auf derAusstellung
dem der anderen Völker zu folgen hatte, denn die amerikanische Kunstaus-
stellung wurde da man ein permanentes Gebäude errichtete zuletzt
eröffnet. Ferner aber bin ich dieser Eröffnung teilweise schon voran geeilt.
Und das ist der Hauptgrund, warum ich mir den übrigen Teil meiner
Ausführungen über amerikanische Kunst auf der Weltausstellung zum
Schlusse verspart habe. Fast alle Gemälde von Bedeutung, die ich in meinem
Aufsatze über die Winterausstellungen New-Yorks erwähnte, sind in der
St. Louiser Ausstellung zu finden, da unsere letztwinterlichen Ausstellungen
zum grossen Teil eigentlich eine Art Vorausstellungen der östlichen
Künstler bildeten. Dasselbe kann auch von der Skulptur behauptet werden.
Auch im Kunstgewerbe haben wir schon letzten Winter einen Einblick in
viele Ausstellungsbranchen erlangen können. Ferner möchte ich auf meine
Aufsätze Amerikanische
Bildhauer" Juli und
August 1903 und Ameri-
kanische Maler" Oktober
1903 hinweisen, denn sehr
viele der darin erwähnten
oder reproduzierten Bilder
und Skulpturwerke befin-
den sich auf der Aus-
stellung, da eine Weltaus-
stellung ja nicht wie die
jährlichen Kunst Aus-
stellungen nur die Produkte
des letzten Jahres zu um-
fassen hat, sondern die
meisten der Nationen
richtigerweise etwa ein
Dezennium zurückgreifen.
Frankreich und Deutsch-
land haben, wie früher
erwähnt, sogar eine Aus-
stellung von Museums-
werken zusammengestellt,
was dem eigentlichen Ziele
einer Weltausstellung
allerdingskaum entspricht,
weit eher die englische
Methode, nach der wir
einen ganz systematischen
in alle Kunst" Weltausstellung zu St. Louis,
richtungen der Moderne A. Zorn, Chicago, Mr. James Diering
dieses Landes erhalten.
Für Amerika, das ungefähr den gleichen Standpunkt wie Belgien und
Schweden einnimmt, uns zirka zehn Jahre modernen Kunstschaffens vor-
zuführen, umfasst dieses Dezennium gerade das Heranblühen der sich zu
nationaler Bedeutung entwickelnden Kunst. Da ich in meinen Aufsätzen
dieser Periode spezielle Berücksichtigung angedeihen liess, so ist es selbst-
verständlich, dass sich viele von mir schon erwähnte und auch hier repro-
duzierte Werke auf der Ausstellung fanden. S0 zum Beispiel Dumonds
Adam undEva", Leonard Ochtmans lmVorfrühlingf',Douglas VolksKnabe
mit Pfeil" undMädchen", Schwills Porträt des Prinzen Heinrich", A. Jongers
Porträt der Mrs. Mc Allister" jetzt Mrs. Jongers, C. C. Coopers Broad-
street Station in Philadelphia", Mrs. Lambert Coopers Spinnerinß ferner
an Skulpturen Lorado Tafts Einsamkeit der Seele", Solon Borglums Bronco-
80'
Weltausstellung zu St. Louis, E. Irving Couse, Schlangentanz" Ein Gebet um Regen
reiter", Karl Bitters Grabdenkmal für Henry Villard, Isidor Kontis Des-
potisches Zeitalter" und andere in meinen Aufsätzen über amerikanische
Maler und amerikanische Bildhauer reproduzierte Werke sind der Welt-
ausstellung einverleibt.
Ausser der modernen Abteilung hat allerdings Amerika in seinem Kunst-
palast noch eine Ausstellung von Meisterwerken verstorbener oder sehr
berühmter lebender Maler aus Privatbesitz veranstaltet, in der man sich nicht
nur auf bedeutende Amerikaner wie Iness, Wyant und so weiter beschränkte,
sondern auch das Ausland einbezog, anscheinend um die Quellen der Beein-
Hussung amerikanischer Kunst zu zeigen. Vor allem befinden sich hier die
Meister von Barbizon, die allerdings auf die amerikanische Moderne den
allergrössten Einfluss ausgeübt haben, dann aber auch Gemälde berühmter
englischer, französischer und auch deutscher Meister, so zum Beispiel Uhdes
Trauerndes Mädchen".
Sogar bis zu Rembrandt und Frans Hals hat man zurückgegriffen und
einige von deren Meisterwerken aus amerikanischem Privatbesitz herbei-
geholt. Ursprünglich wollte man nur Amerikaner" des letzten Jahrhunderts
bringen, um die Entwicklung amerikanischer Kunst seit dem Louisana-Ankauf
zu zeigen, ist dann aber sehr von diesem Programm abgewichen. Ich kann
Weltausstellung zu St. Louis, j. G. Brown. New-York, "Eine ernste Geschichtz"
nicht behaupten, dass die Errichtung dieser internationalen Abteilung im
amerikanischen Kunstpalast mir völlig einleuchtet. Ich glaube vielmehr,
wenn man der jungen amerikanischen Künstlerschaft einen grösseren Raum
eingeräumt hätte, so wäre man richtiger verfahren. Der eigentliche Grund,
dass man so manche der bedeutenden jungen Talente vermisst und dafür
jene fremden Meister in der amerikanischen Abteilung Findet, ist wohl peku-
niärer Natur. Die Summe, welche für die amerikanische Kunstabteilung aus-
gesetzt war, belief sich auf 5000 Dollars für jeden Staat. In der letzten Stunde
wurde erreicht, dass weitere 5000 Dollars bewilligt wurden. Diese Summen
genügten ja für manche der westlichen Staaten, in denen noch wenig echte
Kunst produziert wird, für den Osten, der der grösseren Entfernung halber
viel grössere Transportkosten benötigte und wo viel mehr in künstlerischer
Beziehung geleistet wird, keineswegs. Dass die Regierung der Vereinigten
Staaten nicht tiefer in den Säckel griff, um die aufblühende amerikanische
Kunst zu fördern, kann uns nicht wundern, denn das ist ja eben der grosse
Hemmschuh in unserer Republik Von Staatswegen wird die Kunst noch fast
gar nicht gefördert. Museen, Kunstakademien und so weiter sind privaten
Unternehmungen überlassen und es fehlten auch die öffentlichen Aufträge
bis vor kurzem völlig. Jetzt tritt ein geringer Aufschwung ein. Die Ausstellungs-
behörden selbst hatten sich
in mancher Beziehung ver-
rechnet oder die Gelder nicht
richtig angewendet. Natürlich
musste da nun wieder die
Kunst das Stiefkind darstellen,
an dem gespart wurde. Kurz-
um, ohne des genauem auf die
komplizierten finanziellen An-
gelegenheiten der Weltaus-
Stellung, die in erster Linie
auch Privatunternehmen war,
dem die Staaten finanziell bei-
standen, eingehen zu wollen,
will ich nur noch feststellen,
dass eine allgemeine Auffor-
derung an die Künstlerschaft,
ihre Arbeiten einzusenden,
erst nach Erlangung der
zweiten 5000 Dollars für jeden
Staat im März erging. Schon
eine Woche darauf sollten
die Bilder der Jury vorgezeigt
werden, der daher auch wenig Zeit zur Beurteilung blieb. Manche Künstler
hatten nun keine Gemälde bereit, denn sie hatten gar nicht mehr erwartet,
aufgefordert zu werden. Niemals war noch bekannt gemacht worden, in
welcher Weise die Auswahl
getroffen werden würde.
Nur waren die bekanntesten
Maler schon früher einge-
laden worden, ihre Werke
zu senden, ohne uryzensur.
Deshalb wurden nicht all-
zuviele Gemälde unserer
Jüngsten eingesandt, des-
halb hatte man Raum übrig
und die retrospektive Aus-
stellung wurde veranstaltet,
indem man die Besitzer von
Privatgalerien um Gemälde
älterer berühmter Meister
ersuchte. Um die verschie-
dene Beeinflussung der
amerikanischen KUTlSt Zll Weltausstellung zu St. Louis, Kamin, Rockwood Pottery Co.
Weltausstellung zu St. Louis, Kamin, Rookwood Pottery Co.
deduzieren, hatte man dies nicht nötig.
Jeder, der die Hauptsäle der amerikani-
schen Kunstabteilung betritt, dem wird
die gedämpfte, satte Farbengebung, eine
Harmonie in matten Tönen auffallen
und meistens gefallen. Es war vielen
Ausländern eine Überraschung, die
amerikanischen Säle zu durchwandern.
Ganz deutlich tritt die Beeinflussung der
Barbizonisten und der Holländer sowohl
derjenigen des XVII. Jahrhunderts als
der modernen zutage, aber auch, dass
eine nationale amerikanische Kunst ihre
Auferstehung feiert. Aus dem Westen
ist natürlich in dieser westlichen Aus-
stellung manches aufgenommen worden,
was vor einem europäischen Kunstforum
nicht bestehen würde, aber die Haupt-
säle könnten sich überall sehen lassen.
Und auch imWesten tut sich ein Zentrum
auf, das bedeutend der Beachtung wert
ist Die Chicagoer Künstlerschaft.
Ferner ist Ausstellung durch Weltausstellung zu St. Louis, Gustav Gerlach,
Beschickung der vorzugsweise im Aus- alleäorische Figur nMinnesßra"
lande lebenden Amerikaner bereichert.
Da ich, wie gesagt, der östlichen Künstler in meinen früheren
Aufsätzen hauptsächlich gedacht und damit deren Beiträge zur Welt-
ausstellung im grossen mitbesprochen habe, so werde ich auch in Betreff
der Illustrationen jetzt mehr des Westens gedenken und der besten der
im Auslande lebenden Amerikaner.
Unter ihnen steht natürlich John S.
Sargent voran. Das so sehr charakteristische
und lebensvolle Porträt unseres Malers
William M. Chase das Schüler des Letz-
teren für das New-Yorker Metropolitan
Museum of Art" erworben haben ist ein
prägnanter Beweis für Sargents gr0ss-
zügige, geniale Auffassungsweise und
Technik, vielleicht ein noch beredterer als
das Trio-Bildnis der drei Misses Huntes,
das so wie auf der American Artists Aus-
stellung" in New-York, auch auf der Welt-
Wemussteuung zu St. Louis, Blummmpn ausstellung einen Ehrenplatz einnimmt.
Rqokwogd pmwy Co, Auch Mc Neill Whistler fehlt nicht. Sein
Weltausstellung zu St. Louis,
Vase, Rookwood Ponery Co.
Bildnis einer Dame, welches
dem Sargentschen Misses
I-Iuntes" gegenüber hängt, ist
von düsterem Stimmungs-
reiz. Eugen I-Iiggins Der
Vampyr" Kathleen Gretoren
und besonders G. Henry
Hubells ausdrucksvolle Ge-
mälde, ferner Lionel Wal-
dens In the Path of the
Sun" und besonders Cecile
Wentworths EinsamkeiW
seien unter den Pariser
Amerikanern, das heisst
solchen Amerikanern, die in
Paris leben, noch hervor-
gehoben. Eugene Meeks in
Florenz sendet ebenfalls
Landschaften hieher, die
uns wünschen lassen, der
Künstler möchte sich öfter
daran erinnern, dass er
Amerikaner ist, während
manche andere, die in Eu-
ropa leben, nicht zur Freude
deramerikanischenKünstler-
Weltausstellung zu St. Louis.
Vase, Ronkwood Pottery Co.
Schaft oftmals in Europa Amerika repräsentieren, und dem europäischen
Publikum keinen günstigen Eindruck amerikanischer Kunst beibringen.
Unsere östlichen Künstler, das heisst die New-Yorker, Bostoner,
Philadephiaer, haben Bilder gesandt, die ihr Können und ihre Eigenart voll
Weltausstellung zu S1. Louis, Frles für eine Kanzel in Rochesler, Rookwood Pottery Co.
Weltausstellung zu St. Louis, Zinnlöpfe, Mary C. Knight
dokumentieren. Über deren Werke möchte ich, ausgenommen die früher
besprochenen Meister und reproduzierten Bilder, nur kurz noch einiges
erwähnen. Zum Beispiel, dass Artur Parton, einer der hervorragendsten
Künstler unserer TonalSchooPZ von dem ich leider noch nie eine Illustration
einsenden konnte, mit einigen Landschaften vertreten ist, die durch ihre
gedämpfte Farbenglut und dabei durch ihre ungemein saftige Technik im inter-
nationalen Wettbewerb sofort auffallen müssen. Ferner hat Childe Hassam,
unser grosser Impressionist, einige Landschaften und ganz "besonders eine
lebensgrosse Frauengestalt im Garten" gesandt, die durch feine Beobachtung
des Freilichtes und vornehme Behandlung gewaltig hervorsticht. Edward
Potthast, der so vielseitige, junge Künstler hat auch hierher drei Bilder von
sehr verschiedenartigem Sujet eine Mondlandschaffß Die Gesellschaft
beim Pferderennen" und ein Küstenbild". Stets zeigen seine Bilder einen
ungemein fein gestimmten Farbensinn und sehr viel Empfindung. J. G. Brown,
der Senior unserer Künstler, der aber mit unverminderter Frische
die amerikanische Strassenjugend zu typisch amerikanischen Bildern
verwendet, hat ein Gruppenbild gesandt, welches seine Lieblinge darstellt,
die eben einer Geschichte lauschen, welche einer von ihnen erzählt ein
Weltausstellung zu St. Louis, Gates Potteries, Chicago
81
Weltausstellung zu St. Louis, Kupferkasseten mit Einlagen, Ans Crafts Shop, BuHalo, Union-Staaten
sehr charakteristisches Bild. William M. Chase, von dem in meinem letzt-
jährigen Aufsatze eine ganze Reihe von Porträts erschien, ist mit sieben
anderen Bildern vertreten. John W. Alexander und Irving R. Wiles, zwei
unserer besten Porträtmaler, haben auch eine Reihe bedeutender Bilder ein-
gesandt. Besonders ragt Robert I-Ienri, der eigenartige junge Bildnismaler
hervor, der keine Gesellschaftsmenschen, sondern Typen der verschiedenen
Seelen- und Geistesrichtungen, die die Menschen vertreten, zu malen
trachtet. Das schlichte, aber so ausdrucksvolle Bildnis seiner jungen Frau,
sowie das sehr kraftvolle Porträt des Bildhauers Gräfly sind Beweise des
ernsten Könnens unter Jungamerikas Künstlerschaft. Emil Carlsen hat eine
besonders stimmungsvolle Hiigellandschaft aus Connecticut geliefert. E. Irving
Couse, von dem ich auch im Oktober 1903 Reproduktionen brachte, hat
Indianerbilder gesandt, die durch ihre Eigenart und ihre tiefgestimmte
Farbenharmonie stets fesseln. Besonders ist der Schlangentanz", der als
ein Gebet um Regen ausgeführt wird, hervorzuheben. Charles Schreyvogels
Treffsichenß ein Bild aus dem wilden Westen, charakterisiert diesen
Deutschamerikaner, der immer derartige
Sujets mit sehr vielLebendigkeit darstellt,
sehr gut. George H. Mc Chord hat ein be-
sonders kraftvolles Seestück eingesandt,
ebenso hat F. K. M. Rehn die amerikani-
sche Marine sehr bedeutend vertreten.
Albert L. Groll, von dem hier zwei Bilder
reproduziert waren, hat diesmal eine
Nachtstimmung" als Ausdruck seiner
poetischen Träumereien sowie einige
Aquarelle gewählt die Milchstrasse
im Juni". Die jugendlichen Brüder Beal
sind gut vertreten, ebenso Frank de
I-Iaven; Louis Loeb, dessen Mädchen"
hier erschien, hat einige Sehr Schön Weltausstellung zu St. Louis, Majolikaschüssel,
Sabine Ellmt Wells, Charlestown, Sud-
kompomerte Bilder geliefert, Frau Kam-amen
U13
Weltausstellung zu St. Louis, Feuerschirm, Eisen mit Muscheleinsätzen, Charles Frederick Eamn,
Santa Barbara, Kalifornien, Union-Staaten
Brewster Sewells an Reynolds gemahnende Bildnisse; Georgia Timken
Fry Schafheerden" in stimmungsvoller Landschaft. Nicht diese Gemälde,
aber andere Arbeiten vieler dieser Maler wurden in dieser Zeitschrift bereits
reproduziert. Thomas Eakens aus Philadelphia und j. H. Caliga aus
Boston haben treffliche Porträts gesandt. Die grosszügigen Marinen von
Weltausstellung zu St. Louis,
Bronzeleuchter, Arts Crafts
Shop, Buffalo, Union-Staaten
Charles H. Woodbury aus Boston zeigen geniale
Pinselführung.
Als ich nun nach jenen Künstlern Umschau
hielt, die wir in unseren östlichen Ausstellungen
noch nicht begegnet haben, erregte sofort beson-
ders Einer mein intensives Interesse Frederick
W. Freer aus Chicago. Eine ganz bedeutende
Künstlerindividualität spricht aus seinen Ge-
mälden. Eine sehr edle Auffassung, gepaart mit
einem nicht geringen technischen Können. Seine
Frauengestalten ganz besonders hinterlassen
einen faszinierenden Eindruck. Ohne je im
mindesten süsslich zu wirken, fesseln sie durch
eine künstlerisch verklärte, noble Anmut. Im
Figuralischen tuen sich ferner in Chicago John C.
Johansen und Ralph Clarkson besonders hervor
und mehrere Künstlerinnen sind zu nennen, deren
Können dartut, dass die energischen Frauen des
Westens auch auf dem Kunstgebiet nicht zurück-
zustehen brauchen. Martha Baker und ganz
besonders Lucie Hartrath sie ist von deutsch-
amerikanischer Abstammung möchte ich
hervorheben, deren Mädchen mit Puppe" von
grossem Reize ist tiefe harmonische Tönung,
81'"
Weltausstellung zu St. Louis, Larnpenschirm. Messing mit opali-
sierenden Perlrnuscheleinsätzen, Charles Frederick Eaton, Santa
Barbara, Kalifornien, Union-Staaten
eine kühne Behandlung
zeichnen das Bild aus.
Auf landschaftlichem
Gebiet tut sich in Chicago
A. Fleury besonders hervor,
dessen Chicagoer Stadt-
bilder" rnit viel Echtheit und
zugleich sehr künstlerischer
Auffassung die charakteri-
stischen Punkte dieser lebens-
vollen, eigenartigen Stadt
wiedergeben, die zugleich
die unruhvollste Grosstadt
ist und die idyllischeste Um-
gebung besitzt Parks von
unendlicher Ausdehnung, den Riesensee, an dessen Ufern sich die pracht-
vollen gartenumgebenen Behausungen der Reichen wie Landsitze gruppieren
und doch liegen sie inmitten der Stadt. Das Tierstück vertritt in Chicago
E. F. Glamann. Frank R. Wadsworth sei auch noch als einer der hervor-
ragenden Chicagoer Künstler erwähnt. In St. Louis sei "Edward M. Campbells
mit seinem poetischen Bilde Die Stunde, wenn das Tageslicht stirbt"
gedacht. Frank Duveneck
aus Cincinnatti sandte Por-
träts, Granville Redmond
aus San Francisco eine
Kalifornische Landschaft",
die uns die künstlerische
Begabung des amerikani-
schen Westens und Südens
lebhaft dokumentieren, für
die übrigens unsere New-
Yorker Künstlerschaft auch
schon längst den Beweis ab-
gelegt hat, denn viele Mit-
glie der derselben entsprossen
anderen Teilen der Staaten,
aber der Osten hat nächst
Europa bis jetzt die besten
Ausbildungs- und die besten
Verkaufsmöglichkeiten ge-
boten. Daher hat sich die
Künstlerschaft hier konzen-
triert, aber das unternehmen-
de Chicago ganz besonders
Weltausstellung zu St. Louis, Elektrische Hängelampe aus Messing
mit Muscheleinsätzen, Charles Frederick Eatan, Santa Barbara,
Kalifornien, Union-Staaten
scheint sehr bedeutsam in die
Schranken treten zu wollen.
Manche Geschmack-
losigkeit ist freilich in dieser
Ausstellung noch mit unter-
laufen, so zum Beispiel das
entsetzliche überlebens-
grosse Porträt der Kaiserin
von China von Kate Carl,
das als Lockvogel für das
grosse Publikum ausposaunt
wurde!
Als ein Mangel ist ferner Weltausstellung zu St. Louis, Lampenschirrn, Eichen mit
zu bezeichnen, dass wir so MUSCh21ClTlSälZCägäzlgmäjnlj-lflfläglrjiisügaf Santa Barbara,
wenig grössere, gedanken-
reiche Kompositionen besitzen. Dieser Mangel ist aber weniger der ameri-
kanischen Künstlerschaft, als der Staatenregierung und dem Publikum zu-
zuschreiben. Man kann nicht erwarten, dass die Künstler ganz ohne Aussicht
auf Verkauf schaffen und unsere Museen und die Besitzer von Privat-
galerien verhalten sich sehr
ablehnend gegen grosse
ideale Kompositionen.
Dekorative Gemälde
zum Schmuck von Gebäu-
den werden in neuerer Zeit
mehr bestellt. Eine Anzahl
von recht guten Entwürfen
zeigt dies. Am originellsten
darunter sind Edward
W. Demings Lunetten aus
Haiwatha und desselben
Malers agdfriese" sowie
die Bilder von Frederick
Dana Marsh, der eine Art
realistischer Allegorien
schafft und dazu kräftige
Arbeitergestalten mit Vor-
liebe verwendet. In der
Glasmalerei möchte ich
besonders ein Fenster von
Wm. Fair Kline, das durch
schöne Komposition und
Farbengebung entzückt,
Weltausstellung zu St. Louis, Löwenzahn, Goldschmiedzarbeit mit
Email, Louis c. Tiffany, New-York hervorheben.
In der Aquarellmalerei haben die
Amerikaner wieder sehr Gutes ausgestellt.
Sie machen darin den Engländern erfolg-
reiche Konkurrenz. Noch eine andere
Branche, die sie als ihre ureigenste Domäne
beanspruchen können, ist auch hier sehr
bedeutend vertreten die Miniaturmalerei.
Auch die Illustration, in der die Amerikaner,
gerade weil die Aufträge und Verkäufe von
Bildern oft fehlen, sich hervortun, ist durch
viele und gute Erzeugnisse vertreten.
Der amerikanischen Skulptur ist auf
derAusstellung eine hervorragende Stellung
angewiesen, denn nicht nur dass Amerika
eine grosse Skulpturhalle einnimmt, das
ganze Ausstellungsterrain ist bekanntlich
mit reichem bildhauerischen Schmuck ver-
sehen und ebenso die Hauptgebäude. Auch
die Gebäude der einzelnen Staaten sind
vielfach mit Werken ihrer einheimischen
Künstler geschmückt und in der Kolonnade
der Staaten sind diese durch allegorische
Figuren von den besten amerikanischen
Bildhauern, meist dem betreffenden Staate
angehörig, versinnlicht.
Die Bildhauerwerke im Freien können
zum Teile minder gut beurteilt werden als
die Modelle in den New-Yorker Winter-
Weltausstellung zu St. Louis, Rückseite einer ausstellungen oder auch im St. Louiser
HaaWüMEYG"1di"be?oäo"lSCÄTma"Y- New" Kunstpalast, wo verschiedene derselben
plaziert wurden. Manche Neuerscheinung
aus dem Westen kommt hinzu, die wir in New-York noch nicht zu sehen
bekamen und die der Beachtung wert ist. So vor allem die ungemein
kraftvollen und schön komponierten Gestalten
von C. j. Mulligan aus Chicago, der für das
Minengebäude einen Mineur und andere Figuren
über dem Fries lieferte. Lorado Taft, dessen ich
schon oft erwähnte, ist bekanntlich auch aus
Chicago. Im übrigen stammen aber in der Bild-
hauerei vorwiegend die bemerkenswertesten
Arbeiten aus dem Osten. Ich habe daher viele
der Weltausstellungsarbeiten in der Skulptur
in dem Aufsatze über die Winterausstellungen
Weltausstellung zu St. Louis,
Broche, Louis C. Tiffany,
in New-York schon erwahnt. New-York
027
Aus dem Süden stossen
uns allerdings bedeutende
Werke auf, nämlich aus
Texas diejenigen von Elisa-
beth Ney. Diese Künstlerin
ist aber keine geborene
Texanerin, sondern bekannt-
lich eine Deutsche. Besonders
dadurch ward einst ihr Name
in den Vordergrund gerückt,
dass sie die einzige nach dem
Leben gemeisselte Büste des
Königs Ludwig von Bayern
gefertigt hat und zwar mit
viel Erfolg. Sie hat sich später
aus Liebe für ein freies Leben
nach Amerika begeben. Ihre
Porträtbüsten sind sehr aus-
drucksvoll. Sie sandte in die
Skulpturhalle eine Statuette
von Garibaldi und eine Büste
von Jakob Grimm. Das
Texas-Gebäude schmückt
eine stattliche Reihe von
Nationalhelden, von ihrer
Hand gemeisselt.
Wie vorher erwähnt,
beherbergt die Skulpturhalle
Weltausstellung zu St. Louis, Haarschmuck, Gold und Email,
Louis C. Tiflany, New-York
zum grossen Teile Skulpturwerke, deren ich schon früher gedacht habe.
Amerikanische Bildhauer, August, September IQO3. Sehr interessant waren
eine Reihe höchst ausdrucksvoller Skulpturen von Charles GräHy aus
Weltausstellung zu St. Louis, Libelle, Louis
C. Titfany, New-York
Philadelphia, dessen ernste, bedeutsame
Kunst in erster Reihe unter der ameri-
kanischen Bildhauerei steht, der aber in
New-York noch nie diese seine letzten
Werke ausgestellt hatte.
Hans Schuler, ein Deutschamerikaner,
der aber in Paris lebt, war in der ameri-
kanischen Abteilung ein Neuling, aber
seine gedankenreichen, formenschönen
Kompositionen gereichen ihr sehr zur
Zierde. Das verlorene Paradies" sowie
Ariadne" und Adam" sind seine
Werke.
Weltausstellung zu St. Louis, Haarschmuck aus Elfenbein, Email, Opalen und Diamanten, Louis
C. Tiffany, New-York
Durch eine grosse Anzahl von Werken zeichnet sich ein anderer Ameri-
kaner aus, der ebenfalls in Paris lebt Paul Wayland Bartlett. Während
mehrere seiner grösseren Arbeiten, wie sein mehr durch subtile Aus-
führung als durch grosszügige Auffassung sich auszeichnender Michel
Angelo u. a. für uns alte Bekannte sind, ist uns Bartlett neu mit seinen
höchst reizvollen Bronzevasen, deren er eine grosse Anzahl ausgestellt hat
und die feine Empfindung des Künstlers aufs vorteilhafteste zeigen.
Und hiermit sind wir eigentlich schon auf ein anderes Gebiet gelangt,
auf das des Kunstgewerbes. Nicht nur Bartlett, an die französischen Salons
und die französi-
sche Gleichstellung
der Kleinkunst
mit ihren grossen
Schwestern,
Malerei und Skulp-
tur gewöhnt, hat
Werke für den
Kunstpalast ge-
sandt, die mehr
dem Kunstgewerbe
als der Skulptur
angehören, sondern
man hat überhaupt
und dies sehe
ich als den grössten
und bedeutsamsten
FOrtSFhnFt an, den Weltausstellung zu St. Louis, Halsschmuck, Opale und Ernail, Louis C. TiEfany,
Amerika 1m Kunst- New-York
Weltausstellung zu St. Louis, Diadem, gehämmertes Gold mit Email, Silber und
Diamanten, Louis C. TiHany, New-York
gebiete mit dieser Ausstellung erreicht hat das Kunstgewerbe offiziell
in die grosse Kunstausstellung einbezogen. Dies ist bei einer Weltausstellung
zum erstenmal in Amerika geschehen, mit gutem Erfolg, der hoffentlich dazu
führen wird, dass wir Ausstellungen in der Art der Salons" erreichen und
das Kunstgewerbe nicht mehr bei Seite geschoben wird. Nicht bloss die
Firma stellt aus vom industriellen Standpunkt aus sondern auch der
einzelne Künstler mit Namen. Das war hierzulande noch niemals da!
Verschiedentliche der grossen Firmen, Rookwood, Grueby, Teco etc.,
haben im Industriepalast ja auch ihre Vertretung in grossem Masstabe,
aber einzelne, besonders schöne Stücke ihrer Firma, doch mit Angabe der
Künstler, die die Zeichnung und die Arbeit leisteten, befinden sich im Kunst-
palast. Und vielen, die nicht als industrielle Firma auftreten können, die nur
künstlerische Einzelarbeit leisten, ohne sich zu binden, ihnen ist hier zum
erstenmal Gelegenheit gegeben worden, zu zeigen, was sie können.
Der Hauptumschwung in dieser Richtung ist der herangeblühten jungen
Generation zuzuschreiben, die hier ausgebildet, von amerikanischem Selbst-
gefühl durchdrungen, sich auch durchsetzen wollte, während deutsche und
Weltausstellung zu St. Louis, Diadem, gehärnmertes Gold mit Email, Louis C. Tiflany,
New-York
Weltausstellung zu St. Louis. Orientalisches lmerieur im Regierungsgebäude von San Francisco
französische Künstler, die hier oft grosse Enttäuschungen erlebt haben,
schliesslich resigniert, wenn auch murrend sich dazu hergegeben haben,
ihr Können und ihre Gedanken einer Firma ganz zu verkaufen, ohne persön-
liche Anerkennung zu ernten.
Der Westen hat uns auch in Bezug auf Keramik
Neues gebracht, obgleich er in dieser Branche schon
immer hervorragend war. Die berühmten Rookwo0d-
Töpfereien sind bekanntlich auch in Cincinnatti, also
im Westen gelegen. Mit besonders schönen Arbeiten
exzellieren unter den Künstlern dieser Töpferei
A. Matt Daly, Ed. Diers, E. T. I-Iurley, Marianne
Mitchell, Laura E. Lindeman und Sallie Toohey.
Letztere bietet sehr geschmackvolle halbstilisierte
Blumendekorationen, A. Matt Daly Unterglasurvasen
mit Fischdekorationen. Ähnliche Motive liebt Hurley.
Als Hauptneuheit in der technischen Produktion
zeigen die Rookwood-Töpfereien, ihre Vellum-
waren", welche zuerst in St. Louis vor das Publikum
Weltausstellung zu St. Louis,
Broche, Opale und Email,
Louis C. TilTany, New-York
Weltausstellung zu St. Louis, Empfangszimrner im Regierungsgebäude von San Francisco
gebracht wurden. Diese bilden die Mitte zwischen Hochglasur glänzend
und Mattglasur. Sie verdanken ihre Entstehung dem Reiz, welcher nur
einmal gebrannten Waren Biskuit innewohnt, so dass man oft darnach
grübelte, sie in einem Zustand zu erhalten, der jenem gliche. Nach vielen
Versuchen ist dies gelungen und die Vellumwaren bieten das Resultat. Der
Weltausstellung zu St. Louis, Haarschmuck.
Gold, Silber und Opale, Louis C. Tiifany,
New-York
Name suggeriert die Art des Materials. Ferner
sind die Iriswaren, welche in Buffalo auf der
panamerikanischen Ausstellung 1901 zuerst
gezeigt wurden, bedeutend vervollkornmnet
worden. Die Architektur-Fayencen bilden
auch eine neue Spezialität, welche erst voriges
Jahr eingeführt wurde. Brillantrot, gelb, grün,
blau und zartes Grau sind die Haupttöne.
Die Stationsbezeichnungen für die neue New-
Yorker Untergrundbahn und ganz besonders
die Eingangspforte zur St. LouiserRookwood-
Ausstellung sind in solchen Fayencen herge-
stellt und exzellieren durch schöne Tönungen.
81'
Weltausstellung zu St. Louis. Alelierimerieur, Charles Frederick Eaton, Santa Barbara, Kalifornien
Zum erstenmale erblickte ich die seit wenig über Jahresfrist produzierten
Tecowaren der Gates Pottery aus Chicago. Sie sind von grüner Färbung
und weisen originelle Formen auf, die den Wasserpflanzen nachgebildet
sind und für welche die Motive dem kleinen See entnommen werden, der die
Werkstätten umgibt. Die Vasen sind alle einfarbig und zeigen keinerlei
Dekorationen. Sie werden in Mattglanz hergestellt. Die Entwürfe sind
teils vom Direktor W. D. Gates selbst, teils von T. Albert, W. J. Dodd und
Hugh Gorden. Die Gates-Potteries sind ursprünglich der Produktion von
Terrakotta gewidmet. Direktor William D. Gates begann aus Spezialinteresse
mit Vasen zu experimentieren. Seine Angestellten fanden ebenfalls Gefallen
an der neuen Arbeit. Aber da die Terrakottawaren das eigentliche Geschäft
darstellten, so machte man Experiment auf Experiment und hielt die grünen
Tecowaren vom Verkauf zurück, bis wirklich vollendete Exemplare her-
gestellt wurden. Deshalb bieten sie in St. Louis eine vollständige Neuheit,
die durch ihre originellen Wasserpflanzenformen, mit denen die Farbe
prächtig harmoniert, fesseln. Ein metallischer Lüster ist den "schönsten
Produkten eigen, manchen auch eine leichtkrystallinische Oberfläche, das
Resultat weiterer Versuche im Brennen. In Berlin ist kürzlich eine Verkaufs-
stätte für ecowaren durch Ernst Friedmann, Wilhelmstrasse Nr. 50, ein-
gerichtet worden.
Weltausstellung zu St. Louis, Inlerieur im Regierungsgebäude von Minnesola
Eines der jüngsten amerikanischen Produkte der Keramik, der Van
Briggle-Töpfereien aus Colorado Springs, habe ich in meinen Aufsatz über
die New-Yorker Winterausstellungen schon gedacht, aber diese Waren, die
letzten Winter zum erstenmal in New-York und noch nie auf einer Welt-
ausstellung erschienen, sind in St. Louis in so reichem Masse und in so
schönen Exemplaren vertreten, dass ich nicht umhin kann, denselben noch-
mals Beachtung zu schenken. Sie repräsentieren hochkünstlerische Erzeug-
nisse. Artus van Briggle war ursprünglich in der Rookwood Pottery in
Cincinnati angestellt. Nach der Arbeit mancher Jahre gelang es ihm, nach
Paris zu gehen mit dem Vorsatze, sich ganz der Malerei zu widmen. Statt
dessen begann er sich mehr und mehr für altchinesische Vasen zu inter-
essieren. Das Problem der völlig matten Glasur beschäftigte ihn eingehend.
Aber erst, nachdem er nach Amerika zurückgekehrt war und nachdem
noch später seine Gesundheit der Tätigkeit in den Rookwood-Töpfereien
und zugleich derjenigen als Porträtmaler nicht mehr Stand halten wollte und
man ihn zur Erholung nach Colorado sandte, gelangte er dort in unfreiwilligen
Mussestunden dazu, seiner Liebhaberei nachzuforschen. Die rote Erde
Colorados lieferte ihm nach
vielen Experimenten den
richtigen Ton und durch die
Dämpfe metallischer Zu-
sätze, besonders Kupfers,
erreichte er nach sehr vielen
Versuchen die Resultate,
die ihm vorschwebten. Die
Farben sind grün vom
frischen Frühlingsgrün bis
zu den gelblichen Herbst-
nuancen blau, schwarz,
braun, rötlich und allerlei
Kombinationen, die sich
immer neu ergeben. Die
Töne werden fast aus-
schliesslich durch die Glasur
erreicht, da nur wenig
Unterglasurmalerei betrie-
ben wird. Die Formen sind
der menschlichen Figur,
dem Tierleben und den
wilden Blumen Colorados
Weltausstellung zu St. Louis, entiehntNlewlfd elneFonn
Stuhl, Charles Rohlfs, Buffalo, gleichsam forciert, Sondern
""i""'S"a"" sie zeigt die volle Em-
ptindung, welche der Er-
linder in sein Produkt legt. Meist sind die Motive mehr suggeriert als
durchgearbeitet und gerade deshalb reizvoll.
Die lange künstlerischeVorbildungVan Briggles
zeigt deutliche Spuren in seinen Arbeiten. Tech-
nische Geschicklichkeit, dazu die Vermählung
mit einer Malerin, die ebenfalls die Leinwand
bei Seite gestellt hat wie ihr Gatte, um sich der
gleichen Tätigkeit zu widmen, dann noch das
Hinzutreten eines jungen Talentes, George
Young, sind lauter günstige Umstände, die den
Van Briggle-Waren ihre künstlerische Individu-
alität sichern. Die beiden Van Briggle und Young
machen alle Entwürfe. In letzterer Zeit ist aber
auch noch ein Umstand dazugekommen, der es
wahrscheinlich macht, dass diese Töpfereien
sich bald einen Weltnamen erobern werden
Weltausstellung zu St. Louis, Broche,
Eine grbssere Betriebseinrichtung wurde Loui, cTia'Iny'NewYork
"JJ
ermöglicht, nachdem die Schönheit der Waren das Interesse von
Kunstverständigen erregt hatte.
Die Grueby-Töpfereien aus Boston haben auch wieder eine an-
sehnliche Ausstellung, darunter ausser einigen enormen Garten-
vasen nichts durchaus Neues, so dass ich nur auf meine früheren
Ausführungen über deren Arbeiten, die sich an koreanische Muster
anlehnen, verweisen kann. Die schönsten Vasen sind von Adderson
B. Le Boutillier entworfen.
Weltausstellung zu St. Louis, Tisch und Stuhl.
Charles Rohlfs, Bußalo. Union-Staaten
Besonders sind die Vasen von H. C. Robertson in Deedham, Massa-
chusetts zu erwähnen wegen ihrer sehr farbenschönen, verschiedenartigen
Glasur, die in alle möglichen Töne hineinspielt. Louis C. Tiffany hat eine
prächtige Sammlung von Kupfervasen mit durchsichtiger Emaileinlage aus-
gestellt, ferner drei Stück Favrile Pottery", also ein gleiches Verfahren wie bei
den berühmten Glaswaren, auf Keramik angewandt. Mrs. LouiseMc Laughlan
aus Cincinnati bringt wie immer gute Produkte. Sie hat ihre Farbenskala, die
Weltausstellung zu St. Louis, Truhe, Charles Rohlfs,
Buffalo, Union-Staaten
sich früher auf grün und
blau beschränkte, be-
deutend erweitert.
Sehr günstig fallen
die Kacheln der Mora-
vian Pottery und Tile
Works in Doples town,
Pennsylvania auf. Die
Entwürfe sind von Hen-
ry C. Mercer. Sie zeigen
maurische Motive. Ver-
schiedene Töpfereien
aus Zannesville, Ohio
Weltausstellung zu St, Louis, Holzluster für elektrisches Licht. Charles Rohlfs, Buffalo, Union-
Staaten
haben hauptsächlich kommerzielle Waren ausgestellt. Eine der Töpfereien
produziert sogar in einem eigenen Gebäude auf der Ausstellung ihre
Waren. Viele auch dieser mehr fabriksrnässigen Produkte zeigen Fort-
schritt und Geschmacksverbesserung, da die Formen nur selten geradezu
unschön sind. Am eigentümlichsten berührten mich die Missionsvasen",
welche die geraden Formen zeigen, die sich den Missionsmöbeln anpassen
und mit Malereien nach alten Missionsbauten dekoriert sind. Die Missions-
möbel wie früher erklärt durch Mc Hugh einem alten Stuhl aus
Kalifornien nachgebildet und als Stil erweitert, sind jetzt hier sehr in Mode
und schon in Fabrikswaren und billigeren Nachbildungen zu erhalten, daher
auch die Missionsvasen vierkantige Formen, mattgrüner Grundton.
Ausserdem seien noch besonders erwähnt die Arbeiten von Sabina E.
Wells und I-Iattie Joor, welche dem früher besprochenen Newcombe College"
in New-Orleans entstammen und originelle Entwürfe mit Blumenmotiven
bringen. Im übrigen sind viele Malereien auf Porzellan ausgestellt, bei denen
aber nur die Dekoration Originalarbeit darstellt. Manche sind geschmackvoll,
manche streifen an Dilettantismus.
An Metallarbeiten ist die Ausstellung ziemlich reichhaltig. Von unseren
beiden grossen Silber- und Goldwarenlirmen Gorham und Tiffany hat zwar
nur die erstere als Firma ausgestellt und zeigt keine
andere Neuheit, als dass sie ihre gehämmerten Arbeiten
noch mehr vervollkommnet hat. Als Einzelkunstwerke
im' Kunstpalast findet sich ein von William Christmas
Codman für die Gorhams entworfener, sehr reicher Eben-
holztisch mit Ebenholz-, Elfenbein-, Perlen- und Silber-
einlagen, ferner von demselben Aussteller Mahagoni-
und Buchsbaumstuhl mit Elfenbein und Silber verziert
und mit getriebenem Ledersitz. Auch ein sehr schönes
gehämmertes Silberpult mti Repousse-Dekoration. Die
St. Louiser Firma Mermod and Jaquard hat einen grossen
Kiosk im Industriepalast inne, aber keine originell
künstlerischen Arbeiten fallen auf. Doch befinden sich
auch im Kunstpalast verschiedene individuelle Arbeiten
in Metall, die der Erwähnung wert sind. Vor allem hat
Louis C. Tiffany eine Reihe sehr schöner Arbeiten ein-
gesandt. Ferner zeichnen sich diejenigen von Charles
Frederik Eaton aus Santa Barbara, Kalifornien, durch
Weltausstellung zu Saim
grosse Originalität in Formen und Material aus. Es ist Louis, Lwchteizßhlrlßs
Rolilfs, Buflalo, Union
zwar nicht Gold oder Silber, das er verwendet, aber er Staaten
weiss mit Kupfer, Messing, Eisen und so weiter wunder-
bare Effekte zu erzielen, für die er sich Hilfstruppen aus
der reichen Natur seiner Umgebung holt, so dass seine Arbeiten kaum
eigentlich als Metallarbeiten spezifiziert werden können, denn vor allem die
Muscheln des stillen Ozeans liefern ihm herrliches Material. Schmuckkasetten,
Bucheinbände und Lampenschirme produziert er mit schöpferischer Phan-
tasie, nie seinem Material Gewalt antuend, sondern dessen spezielle Schönheit
zur Geltung bringend. Die grauschimmernde Abalonmuschel dient ihm,
mit metallischer Umrahmung, ganz besonders oft dazu, hauptsächlich, wenn
sie für Lichtschirme Verwendung findet, höchst reizvolle Wirkungen
hervorzubringen. Holz und Leder mit Metall und Steinen werden für
Bucheinbände einbezogen. Alles wird in Eatons von herrlichen Tropen-
gärten umgebenem Studio und Heim Riso Rivo" gefertigt, jeder kleine
Nagel sogar, der Verwendung findet. Aber ehe Eaton, ein geborener Neu-
Engländer, sich in diesem schönen südlichen Heim zu künstlerischem Tun
niedergelassen hat, bereiste er viele Jahre Frankreich und Italien und hat
seine reiche Phantasie mannigfach befruchtet. So entstanden dann im üppigen
Süden diese originellen Schöpfungen.
In Cleveland und in Buffalo linden wir Arts and Crafts shops". Beide
Zentren sind durchaus nicht indentisch. Der Buffaloer Arts and Crafts
Shop" ist von Paul j. Wilhelm geleitet, der auch grösstenteils die Entwürfe
besorgt. Kupfer und Ernail, sowie auch Messing mit erhabener Zeichnung
wird hauptsächlich verwendet. Auch wird reines Silber auf Kupfer verarbeitet.
Ein Patent sichert den Prozess, durch welchen sehr eigenartige Wirkungen
hervorgebracht werden. Leuchter, Schreib-
tischgarnituren, Juwelenkästchen, Bilder-
rahmen, Laternen für Sommerheimstätten
werden in diesen Materialien hergestellt
und zwar in Formen, die sich zum Teil an
amerikanische Stile Mission- und Kolonial-
stil, zum Teil an die europäische Moderne
anlehnen. Der Arts and Craft Shop" in
Cleveland liefert recht geschmackvolle Gefässe
aus Silber mit Email und mexikanischen
Opalen verziert, ferner auch Schmuckgegen-
stände von Silber mit Turmalinen und Perlen
verziert. Die Entwürfe sind von Jane Carson
recht reizvoll komponiert, Frances Barnum
und Mildred Watkins sind ihre Mitarbeiterinnen.
Allerdings mit Anlehnung an antike Formen, aber
durch edles Ebenmass und sehr schöne Arbeit
zeichnen sich die Silberwaren von j. Artur Stone
von Massachusetts aus. Die Arbeiten von Mary
C. Knight, Silber- sowohl als Zinnwaren, ver-
dienen auch noch Erwähnung. Wenn einige der
vorerwähnten Künstler auch neben Gebrauchs-
gegenständen den Schmuck mit in ihre Arbeits-
Sphäre einbezogen haben, so erübrigt mir doch
noch des besonderen derjenigen zu gedenken, die
ausschliesslich hochkünstlerischen Schmuck sich
als ihre Domäne auserkoren haben.
Es ist nur gerecht, hier in erster Linie der
Arbeiten eines jungen Künstlers Erwähnung zu
tun, die wirklich alle anderen dieses Genres in der
amerikanischen Abteilung ausstechen. Ob sie
überhaupt mit Fug und Recht in die amerikanische
Abteilung gehören, will ich hier nicht entscheiden,
denn der Künstler ursprünglich Bildhauer
Max Peinlich, ist Wiener von Geburt und verdankt
seine künstlerische Ausbildung seiner Vaterstadt
sowohl als dem Seine-Athen. Seit zirka drei Jahren
hat er aber New-York zu seiner neuen Heimat er-
koren. Laliquescher Einfluss ist ganz unerkennbar.
Weltausstellung zu St. Louis Wenn vielleicht etwas vom zarten Farbenreiz des
Hängeuhn 31mm Rohlfs Meisters in Peinlichs Arbeiten mangelt, so ist
3115110, Union-Staaten dafür eine kräftige Linienführung, sehr viel
poetische Empfindung und eine plastische Vollendung vorhanden, die den Bild-
hauer verraten. Die Nacht" nennt er einen I-Ialsschmuck eine in Gold
"D11
zisellierte Fledermaus, aus
Elfenbein und durchsichtigem
Email gefertigt; Mohnblumen
umgeben sie und ein Stückchen
blauerHimmelmitdiamantenen
Sternen krönt sie. Die Mohn-
blumenblätter finden auch für
einen sehr schönen Kamm aus
Elfenbein und Gold Anwen-
dung. Gotische Formen in sehr
geschmackvoller Verwendung
zeigt ein kleiner schwarzer
Ebenholzkamm, der mit leicht
oxydiertem Silber und Dia-
manten verziert ist.
Originalität und edlen Ge-
schmack verrät jeder der sieben
von Peinlich ausgestellten
Schmuckgegenstände.
Louis C. Tiffany hat eine
Reihe von Juwelierarbeiten
ausgestellt, die zum Teil durch
sehrgeschmackvolleZeichnung
erfreuen, teilweise aber auch
dem hiesigen Geschmacke ent-
sprechend, etwas mit Edel- Weltausstellung zu st. Louis
Weltausstellung zu Saint
Louis. Standuhr, Quaker steinen überladen scheinen. Smmiuhh Qualm ShQP-
shop'phüad"phia Sehr günstig ist von ihm die Philadelphia
wilde Rübe als Motiv verwen-
det, aiich die amerikanische Preisselbeere, die Brombeere, die Bergesche
und so weiter. Viel Anwendung linden mexikanische Opale.
Der höchst eigenartigen Schmuckgegenstände aus antiken Glasfrag-
menten, welche F. Walter Lawrence ersonnen und hergestellt hat, habe ich
in meinem letzten Aufsatz über amerikanische Erzeugnisse gedacht. Sie bilden
eine sehr originelle Schaustellung.
Manch dilettantische Leistung findet sich wie überall im amerikanischen
Kunstgewerbe auch unter den Schmuckgegenständen. Aber eines, allerdings
noch mehr wegen seiner Kostbarkeit als wegen seiner Kunstschönheit inter-
essanten Stückes, dem im Industriepalast eine eigene Ausstellung gewidmet
wird, muss ich noch gedenken Maurice Brower ist der Juwelier, der das
Halsband aus Perlen und Diamanten ausgestellt hat, welches wohl eines der
wertvollsten der Erde ist.
Es enthält roo Diamanten, die über 1.100 Gran wiegen. Zwei der
grössten Diamanten wiegen ein jeder 30 Karate. Sie werden nach den
83'
Weltausstellung zu St. Louis, Wandgetäfel und Bank. Rose Valley Shops, Philadelphia
Seiten kleiner und die kleinsten wiegen Karate. Die grösste Perle wiegt
98', Gran. Jede der grossen Perlen und ebenso die grossen Diamanten
sind mit je vierzehn kleinen Diamanten und zehn kleinen Steinen eingefasst.
Der Geldwert des sehr geschmackvoll arrangierten Halsschmuckes wird auf
250 .000 Dollars geschätzt, aber es dürftenvielen diehistorischenErinnerungen,
die sich an jene Steine und Perlen knüpfen, das Interessanteste daran sein.
Französische Krondiamanten, die Napoleon I. 300.000 Franks gekostetihaben
sollen, befinden sich darunter; er hat sie der Kaiserin Josephine bei ihrer
Trennung überlassen. Sie verschwanden und wurden in Paris wieder
entdeckt. Später kamen sie in den Besitz der Madame I-Iumbert, die sie
schliesslich in einem Bankhause versetzte, von dem sie in die Auktionsräurne
von Christie wanderten, von wo sie kürzlich Maurice Brower erwarb und
mit zwei grossen Diamanten aus dem Besitze des verstorbenen, berühmten
und berüchtigten New-Yorker Politikers Tweed zusammenstellte. Andere
Diamanten des Halsbandes gehörten ehemals der Schauspielerin May I-Iope.
Bekannte Juwelen Alvin joslin-Juwelen und Maximilian-Diamanten wurden
hinzugefügt, um ein historisches Halsband zusammenzustellen. Mehrere
Europareisen waren dazu nötig. Die Perlen hinwieder die der Broche
sind besonders schön sind den Flüssen in Arkansas entnommen, welche
herrliche Perlen enthalten. Die amerikanischen Flüsse bergen weisse Exem-
plare und solche in allen möglichen hellen Nuancen rosa, blau, gelb, grün und
Weltausstellung zu St. Louis, Tisch und Bank, Rose Valley Shops. Philadelphia
so weiter. Aber wie bei so vielen Naturprodukten dieses reichen Landes kommt
man erst jetzt nach und nach dazu, sie richtig zu würdigen und zu verwerten.
Ein anderes sehr kostbares Halsband nur aus grossen amerikanischen
Perlen stellt Brower ebenfalls aus.
Was für einen Reichtum an Holzarten enthält Amerika! Und doch
erhebt sich die Möbelindustrie erst nach und nach zu eigenartigen Produkten.
Einen Vergleich mit Deutschland, das so besonders viel auf dieser Ausstellung
darin geleistet hat, wollen wir gar nicht ziehen, aber auch im Vergleiche mit
anderen europäischen Ländern hat Amerika gar wenig gesandt! Und dies
wenige zeigt doch wieder, dass die Natur uns Material liefert, das sich ganz
wunderbar eignet, höchst individuelle und originelle Schöpfungenherzustellen.
Das ist zum Beispiel im Forstgebäude eine Suite von Gemächern mit Möbeln
aus Jellow-Pine". Die Möbel halten sich in konventionellen Formen, aber
die Färbung des Holzes ist für jeden Raum eine verschiedene. Je ein Gemach
ist von einem der folgenden Staaten ausgestattet Florida, Georgia, Alabama,
Missouri, Louisiana, Arkansas. Ein Raum zeigt die gelbe Naturfarbe, ein
an derer ganz schwarze Beizung, die sehr gut wirkt, andere wieder ver-
schiedene braune Nuancierungen. Auch die Wände zeigen Täfelung aus
dem gleichen Holze.
Zugleich sehr eigenartiges Material und sehr schöne Verarbeitung zeigten
im San Francisco-Gebäude die United Crafts and Arts of California" durch
Weltausstellung zu St. Louis, Lnmpenschirme aus Glas mit Metall, The Ben Glas Novelty 20., New-York
ihre ,,Redwood"-Rotholz-Möbel. Dieses herrliche, ungefähr pompejanisch
rote Holz, dessen wertvollster schönster Teil nahe der Basis des Baumes
gewonnen wird, ist zu einfachen Möbeln verarbeitet, welche die Konstruktion
genau zeigen und im Missionsstile gehalten sind, der ja aus Kalifornien
stammt. Die Strenge und Massigkeit derselben erscheint manchmal durch
schräge Linien gemildert, wodurch zum Beispiel die Tische öfters an deutsche
Bauerntische mahnen. Die United Crafts and Arts" von Kalifornien stellen
eine junge Vereinigung dar, die einem
Kunstmäcen, Dr. Orlow, ihr Entstehen
verdankt. Ein umfangreiches Gebäude
in San Francisco ist erbaut worden,
welches die Ausstellungsgalerien und
Werkstätten enthält. Gemälde, Skulp-
turen und alle Kunstindustrien finden
freie Aufnahme. Vieles, so besonders
die Redwoodmöbel, werden in den
eigenen Werkstätten im Gebäude
hergestellt. Ausserdem sind japanische
und chinesische Räume vorhanden,
welche Produkte des Orients enthalten,
da auch der Handel mit den Kunst-
produkten jener Länder, der zugleich
inspirierend auf die einheimischen
Künstler wirken soll, mit in die Ob-
liegenheiten der neuen Kunstgesell-
Schaft fällt. Hoffentlich gedeiht diese
weiter, sie könnte sehr Schönes leisten,
wenn die Naturprodukte richtige An-
wendung finden würden.
Aber zu den auf 9er Aus- Weltausstellung zu St. Louis, Larnp, Glas und
stellung zurückkehrend, muss lCh noch Metall, n. am Glass Novelty Co., New-York
wir
Äläiß-
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w. xjßll 7M
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Weltausstellung zu St. Louis, Glasfenster Verkündigung, Fair Kline, New-York
der Rose Valley-Möbel gedenken, welche zu den wenigen gehören, die in
der amerikanischen Kunstausstellung Aufstellung fanden. Die Rose Valley
Shops" befinden sich in Moylan, Pennsylvania und stellen eine Vereinigung
von Kunsttischlern dar, um Möbel herzustellen, die korrekt in Zeichnung und
Konstruktion sein sollen. Die ausgestellten Möbel von Wm. L. Price weisen
alle eine sehr starke Anlehnung an die Gotik auf, ohne mit Ornamenten
überladen zu sein, so dass sie sich für den modernen Gebrauch undmodemen
Raum eignen. Das Holz von White Oak" ist ausschliesslich verwendet.
Für Studier-, Bibliothek- oder Speisezimmer scheint der Stil sehr. passend.
Charles Rohlfs aus Buffalo, dessen Arbeiten ich in meinem Bericht über
die Panamerikanische Ausstellung in Buffalo des längeren gedachte, hat in
St. Louis eine holländische Küche" für einen Aussteller im landwirtschaft-
044
lichen Gebäude ausgestattet und seine
daselbst ausgestellten Möbel, hatten sich
daher diesem Zwecke anzupassen. Seine
reiche Phantasie schafft immer neue
Formen, denen sich die stets dezente
Ornamentierung genau unterordnet und
die Konstruktion wird nie übersehen, auch
nicht bei den kleineren Gegenständen für
den Hausgebrauch, wie Leuchter, Blas-
bälge und so weiter. Eine sehr einnehmende
Ausstellung im Industriepalast nimmt der
Weltausstellung zu St. Louis, Scmuck- "Qitiaker Shop"
käslchen mit Lederbezug und Maßall- Smith and Co., beide aus Philadelphia, ein.
beschläßß", 91mm Fmledck Eamn- 58"" Eine Art offener Halle im Missionsstile ist
Barbara, Kalifornien
errichtet, die Raume sind vom Quaker
Shop" ebenfalls in diesem Stile ausgestattet, der als der Einfachheit der
Quaker konform für den Namen des Geschäftes Anlass gibt. Die Quaker-
möbel sind übrigens etwas zierlicher als die ursprünglichen Missionsmöbel.
Vor allem sind es Uhren, die der Quaker Shop" produziert. Manche
zeigen echten Missionsstil, andere schräge, vorspringende Bedachung
wie schweizer Bauernhäuser und gemahnen an deutsche Kuckucksuhren,
nur fehlt jedes Schnitzwerk. Nur in den konstruktiven Linien liegt der
Weltausstellung zu St. Louis, Kästchen mit Lederbezug und Metallbeschlägen, Charles Frederick Eaton,
Santa Barbara, Kalifornien
"fJ
Schwerpunkt der Gestaltung. Die
andere Seite der kleinen Halle wird
von der Ausstellung der Firma G. W.
Smith eingenommen, die ausschliess-
lich Stehuhren für die Eingangshallen
der Wohnhäuser Familienhäuser
herstellt. Die Gotik, sowie der Kolonial-
stil sind hier vorherrschend.
Eine andere Firma, die sich eben-
falls ausschliesslich mit der Herstel-
lung von Uhren für die Vorhalle be-
schäftigt, ist The Herschede Hall
Clock Co." von Cincinnati. Auch hier
herrscht Gotikund noch mehr Kolonial-
stil vor. Ein neuestes Prachtstück,
das eben erst fertig und gerade erst
ltt tltt Attssttllttttg lttstslllttt wttttls 2132333532225. ;.?;;,.2.i..ä"aä'f';'.;
ist vollständig im egyptischen Stil Eaton, Santa Barbara, Kalifornien
gehalten.
Es sei hier noch eingeschaltet, dass die Gebäude der einzelnen ameri-
kanischen Staaten fast durchgängig im Missionsstile oder im Kolonialstil
ausgestattet sind. Ersteren wenden besonders die
Südstaaten an, letzterer findet hauptsächlich in den
Neu-Englandstaaten Anwendung und sind die Möbel
bei diesen entweder wirklich "echt und stammen aus
den alten Wohnstätten oder sie sind Imitationen, alle
in Mahagoni, während die Missionsmöbel aus Eiche
in verschiedener Beize hergestellt werden. Wir haben
also jetzt diese beiden Stilarten eigentlich als die
spezifisch amerikanischen Möbelstile anzusehen.
Noch habe ich der Glaswaren nicht gedacht.
Natürlich steht TitTanys Favrile Glass wieder oben-
an. Die Firma hat, ebenso wie in Silberwaren, keine
grosse Ausstellung im Industriepalast veranstaltet,
aber einzelne Prachtexemplare von Louis C. Tiffany
haben ihren Platz im Kunstpalast gefunden. Es sind
Gläser in hellen und dunkeln Nuancen, und wie immer
ist die Blumenkelchform vorherrschend.
Im Industriepalast hat die Bent Glass Company"
Gebogenes Glas einen geschmackvoll ausgestatteten
Kiosk eingerichtet. Diese Gegenstände Lampen,
Glocken und Schirme repräsentieren zwar meistens
Yvelumssmmng S""""is' Fabriksware, aber die Entwürfe und Farbenzu-
Taschchen aus bemalxem Leder,
R058llndMinnieDolesmChicaga sammenstellungen sind originell und geschmackvoll
34
Es ist die einzige derartige Fabrik
in den Vereinigten Staaten und
die Formen dürften auch für Eu-
ropa ganz neu sein. Das farbige
Glas ist in sehr schönen Nuancen
hergestellt und mit Bronze, Alt-
messing oder Kupfer eingefasst.
Die Formen sind Blumenkelche,
Schmetterlinge oder Vögel in
stilisierter Gestaltung, das heisst,
diese sind nicht etwa als Deko-
ration angewandt, sondern der
ganze Schirm oder die Glocke ist
alsSchmetterlingSchwan, Lotos-
blume etc. geformt und zwar
durch das gebogene Glas in Ver-
ÄTÜSÜZiTÄiÜÄiSZXÄESETS;Siiiiiüätfi; bindung mit Metallfassung.
Auch bunte Glasbrocken sind in
manchen der Schirme sehr geschickt zu Edelsteineffekten verwendet.
Nun erübrigt es uns noch, zunächst der Lederarbeiten zu gedenken,
die zwar schon gelegentlich Erwähnung fanden, bei Besprechung solcher
Künstler, welche sie mit anderen Dingen in ihren Wirkungskreis einbeziehen
zum Beispiel Charles Frederick Eaton in Santa Barbara, aber sie haben
sich in letzter Zeit zu eigenartiger Bedeutung entwickelt, so dass ich sie
noch speziell zu besprechen habe.
Eine Anzahl sehr schöner handgearbeiteter Levante-Einbände stellt Otto
Zahn aus Memphis, enessee, aus, die unter seiner Anleitung von den An-
gestellten von S. C. Toof and Co. gezeichnet und ausgeführt wurden. Eine
ganze Anzahl Bucheinbände, so zum Beispiel von Emily M. Shaw aus
Boston, Mary E. Bulkley in St. Louis etc. sind durch
Geschmack hervorragend. Meist Levante-Einbände,
blau und grün vorherrschend. Aber die grösste Auf-
merksamkeit verdienen die Lederarbeiten aus Chicago.
Hier hat sich vom Art Institute" ausgehend eine ganz
neue Art der Lederdekoration entwickelt, verschieden
von den europäischen Methoden sowohl durch die
ausgeübte Technik als durch die Auswahl der Motive
in der Dekoration. Noch vor fünf Jahren war hier
bemaltes Leder Illuminated leather unbekannt. Im
Westen wurde allerdings Leder verwendet, um in
barbarischer Manier primitive Artikel der Indianer-
bekleidung zu kopieren. Miss B. Benett vom Chicagoer
Art Institute" verschaffte sich schöne Lederstücke we1"'"ss""""g s""""ls'
Papierkorb, Ledermosaik,
und begann mit Temperafarben darauf zu experlmen- B'Bgnett,ChiCago
tieren. Die Resultate waren
künstlerisch so befriedigend,
dass sich sofort Liebhaber
fanden. Da Miss Benett kein
Geheimnis aus ihrerMethode
machte, verbreitete sich die-
selbe und der Kalo Shop"
wurde eröffnet, wo Beutel
und kleine Artikel in dieser
Weise hergestellt wurden.
Bald darauf eröffneten auch
die Schwestern Rose und
Minnie Dolese ein Studio,
wo ähnliche Arbeiten ver-
fertigt werden. Diese drei
Chicagoer Studios sind die
einzigen in Amerika, wo das
wirklich echte bemalte Leder
hergestellt wird, welches
ganz verschiedene Wirkun-
gen von den in Europa
beliebten Lederarbeiten ergibt. Miss B. Benett, die Erfinderin des Verfahrens,
leistet in den Entwürfen besonders Originelles. Sie und Florence Ward
arbeiten zusammen, stellen auch Metallarbeiteri her, die ebenfalls wie ihre
Lederarbeiten in Chicago im Swastica Shop" verkauft werden. Verfeinerte
Indianermotive sind häufig in Miss Benetts Arbeiten zu Finden, die sehr gut
wirken. Auch in der Auswahl der Farben und in der Gestaltung der Gegen-
stände leistet sie viel Eigenartiges. Aus diesen Arbeiten dürfte für die Zukunft
ein bedeutender Zweig origineller Kunstindustrie hervorgehen.
So gehen heutigentags aus den sich immer
mehr entwickelnden Arts and Crafts Associa-
tions" und aus den heranblühenden Kunst-
industrie-Schulen Chicago steht damit voran
amerikanische Kunstgewerbe hervor, die
durch das reiche Naturmaterial und die an-
geborene Geschicklichkeit und rasche Auf-
fassung der Amerikaner alle Aussicht haben,
gedeihlich zu reifen, wenn das Publikum ihnen
genügend Interesse entgegen bringt.
Noch mischt sich viel Dilettantismus in das
amerikanische Kunstgewerbe, aber wie es
manche Hüchtige Besucher des Auslandes getan
haben, die zum Beispiel. ehe sie ihre Urteile in
Weltausstellung zu St. Louis, Tischdecke, bemaltes Leder,
B. Benett, Chicago
Weltausstellung zu St. Louis,
Papierkorb, Ledermosaik,
B.Benett, Chicago die Welt hinausschrieben, nicht einmal die
ik
84-
648
Eröffnung des amerikanischen Kunstpalastes abwarteten zu behaupten,
es existiere noch gar kein Kunstgewerbe, ist höchst voreilig. Mit Staunen
und lebhaftem Interesse habe ich während der letzten zehn Jahre das rapide
Entwicklung der symmetrischen Rankenmuster, an altchristlichen, grösstenteils gobelinanigen Arbeiten gezeigt.
In der Mine unten pompeianische Motive Aus Dreger, Künstlerische Entwicklung der Weberei und Stickerei"
Wien, k. k. Hof- und Staaxsdruckerei
Anwachsen nicht nur der Produktion, sondern auch des Verständnisses
beobachtet. Beide fehlten vor einem Dezennium noch fast ganz.
Zugleich mit dem Studium alter Stile und der modernen europäischen
Richtungen, ist auch das Verständnis für die alten Produkte des eigenen
049
Landes gekommen. Davon liefert die interessante Sammlung indianischer
Korbflechtereien einen lebhaften Beweis. Ich meine unter alt" nicht, dass
die hier im Kunstpalast ausgestellten Exemplare alten Datums seien. Das ist
durchaus nicht der Fall, sondern sie sind die Werke der Frauen und auch der
Männer aus jetzt noch existierenden Stämmen. Aber die Ausübung dieser
Kunstindustrie ist eine alte, die die Ureinwohner Amerikas stets gepflegt
haben. Leider werden sie es nicht mehr lange tun, denn im Erziehungs-
gebäude der Indianer wird uns gezeigt, wie die junge Indianergeneration
modernisiert und zu Fabriksarbeitern herangedrillt wird. Sie trägt moderne
Kleidung, erhält eine Schulbildung, aber die alten I-Iausindustrien ersterben
unter der neuen Kultur.
Wenn unabänderlich die moderne Kultur die alte individuelle Pro-
duktionsweise erst ausrotten muss, so ist es zu begrüssen, wenn wir mit fort-
geschrittener Kultur wieder von der Maschine zur künstlerisch verklärten
Handarbeit zurückkehren. Dieses Stadium beginnt man nun nach und nach
hier zu erreichen und wenn man aus dem Ideenschatze der Ureinwohner
sich einige Motive mit in die neue Ära hereinretten kann, da deren originelles
Tun doch zu Grabe gehen muss, so wird dies jedenfalls der Eigenart
amerikanischer Kunstindustrie nur förderlich sein.
Nicht nur im Kunstgewerbe, sondern im ganzen Gepräge dieser
amerikanischen Weltausstellung spiegelt sich der Zustand der Unfertigkeit,
der Halbheit, der im grossen Gegensatz zu manch hoher Vollendung hier-
zulande noch so vielfach anzutreffen ist und der in den Verhältnissen, dem
rapiden Heranblühen dieser neuen Welt seine Begründung hat.
DIE KÜNSTLERISCHE ENTWICKLUNG DER
WEBEREI UND STICKEREI Sie VON A. KISA
URCH seine Tätigkeit als Verwalter einer der voll-
ständigsten TextilsammlungenderWeltwohl vor-
bereitet und durch eine Geschichte der Spitzen-
kunst gut empfohlen, hat sich Dreger an die
schwierige Aufgabe herangemacht, in einem vom
k. k. Österreichischen Museum für Kunst und
Industrie herausgegebenen reich illustrierten
Werke, den künstlerischen Entwicklungsgang der
Weberei und Stickerei vom Standpunkte der
rnodernenWissenschaft aus zu schildern? Obwohl
die Wirkerei Gobelinarbeit und verschiedene im
häuslichen Betriebe geübte Techniken einer späteren getrennten Darstellung
vorbehalten blieben, ist das Thema wohl das umfangreichste, das es auf dem
Moriz Dreger, Künstlerische Entwicklung der Weberei und Stickerei innerhalb des europäischen Kultur-
kreises von der spätantiken Zeit bis zum Beginne des XIX. Jahrhunderts. Mit Ausschluss der Volkskunst. Band
1-9", 355 sehen 40, Bände Tafeln gleichen Formates. Wien 1904. Aus der k. k. Hof- und Staatsdruckerei.
uav
Gebiete des Kunstgewerbes,
der ornamentalen Kunst über-
haupt gibt. Nirgendwo in der
Kunst finden wir so wenig sub-
jektive Eigenart, so wenig extra-
vagante Seitensprünge, so viel
ruhige, typische Entwicklung.
Die Weberei arbeitet für einen
grossen Bedarf, sie schafft
Massenartikel und nicht Einzel-
leistungen, sie hat daher nicht
mit individuellem Geschmacke,
sondern mit dem der grossen
Menge zu rechnen. Die Muster
der Weberei entsprechen dem
allgemeinen Geschmacksniveau
einer bestimmten Epoche und
geben diese treuer wieder als
jede andere Kunstgattung. Das
ist für die Kunstforschung von
ganz enormer Tragweite. Dreger
ist der erste, der diesen Punkt
Spätantiker, bunter Seidenstoft" mit der Darstellung Simsons
Aus Dreger, "Künstlerische Entwicklung der Weberei und effasst und S9 Textllkunde
Stickerei", Wien, k. k. Hof- und Staatsdruckerei vQn einer ggwöhnlichen Dis-
ziplin der ornamentalen Künste
zu einer der wichtigsten I-Iilfswissenschaften der Kunstgeschichte empor-
gehoben hat. Aber so nachgiebig und schmiegsam die Technik der Weberei
gegenüber dem Willen des Künstlers ist, so schwierig und kompliziert
erscheint sie dem Laien. Daraus erklären sich so manche Mängel der bis-
herigen Darstellungen.
Die Stickerei ist viel individueller. Persönlicher Geschmack macht sich
in ihr geltend, die von anderen Künsten geschaffenen Muster können oft ohne
erhebliche Schwierigkeiten ihrer Technik angepasst werden, namentlich die
Flachmuster der Goldschmiede- und der Buchornamentik. Ihre Zierformen
sind nicht wesentlich von denen anderer Künste unterschieden. Während
zum Beispiel der romanische und der gotische Stil im Abendlande unfähig
waren, der Weberei Muster zu liefern und diese während beider Epochen
auf Byzanz und den Orient angewiesen war, arbeitete die Stickerei mit aus-
gesprochen romanischen und gotischen Kunstformen sowohl in den Figuren
als in den Ornamenten. Auch darin hat Dreger schärfer als andere bisher
gesehen und insbesondere den orientalischen Ursprung verschiedener Stoff-
muster gotischer Zeit betont, namentlich den der gefiammten, welche von
modernen Restauratoren ob ihrer Stilechtheit" mit Vorliebe zur Dekorierung
von Kirchenwänden benützt werden.
U31.
Byzantinische Seidenstoff aus dem Schrein des Hlg. Anno. Nach der Inschrift zwischen gzo und 93x
entstanden Aus Dreger, Künstlerische Entwicklung der Weberei und Stickarei", Wien, k. k. Hof-
und Staatsdruckcrei
Die Stickerei geht der Weberei voraus, ist aber durchaus nicht die
führende Kunst unter den beiden. Im Mittelalter spielt sie zeitweise die
Rolle des Kopisten, indem sie orientalische Muster, namentlich vom
XVI. Jahrhundert ab den Granatapfel, getreulich aus der Weberei herüber-
nimmt. Berühmt waren schon die schweren assyrischen und babylonischen
Stickereien, welche in Verbindung mit Posamenterie und Metallbesätzen den
Stoßen etwas massives, panzerartiges gaben. Die Griechen bevorzugten im
Gegensatze dazu feinen, weichen Fluss der Falten, der weder durch grössere
farbige Musterung in der Fläche kleine Streumuster waren allerdings schon
früher beliebt, noch durch das plastische Relief der Stickerei gestört war.
Bis in spätere Kaiserzeit bevorzugte die Mode im Westen ungemusterte
Stoffe, während der Osten schon früh orientalischen Einflüssen nachgab. In
Gräbern vom V.-III. Jahrhundert vor Christus fand man in der Krimm farbig
dekorierte Stoffe, deren Technik sehr an das noch jetzt inava und Ostindien
übliche Batikverfahren erinnert. Plinius nennt es eine egyptische Erfindung,
Dreger hält Indien für das Ursprungsland. Im Westen kaum geübt und im
Osten auch wohl nur ein wohlfeiler Ersatz für Weberei, galt das Wachsdeck-
verfahren oft als Zeugdruck, namentlich unter den Textilfunden aus dem
Fayün. Das Alter dieser ist noch nicht genau festgestellt, wird jedoch
gewöhnlich zu hoch eingeschätzt, da wohl nur ein Teil in die spätantike Zeit
hinaufreicht. Die reicher gemusterten Stoffe sind nicht gewebt, sondern
gobelinartig gewirkt, scheiden also aus der vorliegenden Darstellung aus.
Wahrscheinlich dürfen wir in ihnen auch nicht vollgültige Proben der
Kunstfertigkeit ihrer Zeit erblicken, sondern recht minderwertige Erzeugnisse
für die niederen Volksschichten. Aber trotzdem und trotz der Unsicherheit
der Datierung können sie grosses Interesse beanspruchen, da sich auch in
ihnen der Kampf zwischen der aufoktroyierten griechischen Antike und dem
Seidenstoß" des XIV. jahrhundertes, aus einem Wandmalerei im Schlosse Runkelstein
egyptischen Grabe bei Bozen
Aus Dreger Künstlerische Entwicklung der Weberei und Stickerei", Wien, k. k. Hof- und Staatsdruckerei
Volksempfinden spiegelt, der die spätrömische Kunst kennzeichnet. Dreger
fasst diesen Kampf ganz ähnlich auf wie Wickhoff und Riegl, die über ihn so
überraschendes Licht verbreitet und damit fünf Jahrhunderte menschlicher
Kulturentwicklung der Forschung erschlossen haben. Riegl deutet treffend
den sogenannten Verfall der Antike als ein Verdrängen des Volkstümlichen
über die griechische Formensprache, namentlich seit Hadrian, wodurch in
der Kunst vorerst Gleichgültigkeit gegen die bisherige Glätte und Schönheit
der Formen erzeugt und so der Boden für die Aufnahme des Neuen vor-
bereitet wurde. Nicht nur in den alten Sitzen der Kultur im Oriente, auch
im Westen und Norden drang das Volkstümliche wieder vor und schuf in
Verbindung mit der Antike die neuere Kunst.
Dabei haben die genannten Forscher das grosse Verdienst, den sich nun
geltend machenden Einfluss des Orientes auf das richtige Mass zurückgeführt
zu haben. Was in spätrömischer Zeit in die Antike eingedrungen ist, kann
nicht mehr als rein orientalisches Element, sondern als das Ergebnis eines
Kompromisses von griechischen mit volkstümlichen Überlieferungen gelten.
Die vorderasiatischen Stile waren mit ihrem geometrisch-heraldischen Prinzip
völlig ausgestorben, an ihre Stelle war, teilweise bis nach Indien hinein, die
hellenische Kunst getreten. Das Hauptelement der Omamentik, die Wellen-
ranke, fand mit ihren Blättern und Blüten in der späteren Kaiserzeit eine reiche
65a
Ausbildung, welche in der Folge auf orientalischen Boden in der sarazeni-
schen Kunst zu dem abstrakten Linienspiele der Arabeske führte. Einheimi-
sche Elemente finden wir namentlich in den vorderasiatischen Gebieten und
japanischer SeidenstoiHXI. Jahrhundert,
mit dem Symbol der Shingonsekte Aus
Dreger Künstlerische Entwicklung der
Weberei und Stickerei", Wien, k. k. Hof-
und Staatsdruckerei
in Egypten teils als bewusste
Nachahmung herübergenommen,
teils von heimischen Künstlern als
naive Äusserungen des Volks- Italienischer Brokat, XIV. jahrhundert im Werke
empündens in hellenistische For Dregers grllsser und in Farben. Das Motiv des neben-
stehenden Japanischen Stoffes findet sich hier umge-
men eingestreut, wie zum Beispiel kehrt und verändert wieder
in den koptischen Geweben. Im
allgemeinen ist aber auch hier das volkstümliche oberegyptische Wesen
nicht sowohl stilistisch als vielmehr qualitativ vom hellenistischen unter-
schieden. Freilich glaubt J. Strzygowski, aber wohl kaum mit Recht, in
mehreren koptischen Stoffen, welche er im Jahrbuche der preussischen
Kunstsammlungen 1903 veröffentlichte, altorientalische Formen und damit
einen Zusammenhang zwischen Oberegypten und Vorderasien nachweisen zu
können. Die orientalischen Elemente, die Strzygowski in koptischen Stoffen
findet, kann er auch auf Mosaiken in Italien und am Rheine beobachten,
auch auf durchbrochenen Metallverzierungen. Sie sind eben Gemeingut der
spätrömischen Kunst, die ihr Zentrum im hellenistischen Alexandrien hatte.
Wenn man in der früheren Zeit der Antike Wert darauf gelegt hatte,
das Muster so scharf wie möglich vom Grunde abzuheben, begann man in
35
späterer Zeit das kleinere, un-
endliche Muster und die dadurch
hervorgerufene f-lirnmernde
Wirkung vorzuziehen. Die
Gobelintechnik tritt infolge-
dessen gegen die Weberei zu-
rück. Der I-Iauptunterschied
beider besteht ja darin, dass bei
der Weberei der Schussfaden
durch die ganze Breite des
Stoffes geführt wird, bei der
Italienischer Seidenstoff des XIV. jahrhunderts, unter chinesi-
schem Einßusse Aus Dreger, Künstlerische Entwicklung der Wlrkerel aber nur so Welt! als
Weberei und Stickerei", Wien, k. k. Hof- und Slaatsdruckerei es ein bestimmtgf Fafbenaeck
in der Zeichnung erfordert. Die
Grenzen des Musters sind bei dieser daher viel schärfer. Im Grunde ist die
Bevorzugung der Weberei ein Sieg des malerischen Prinzipes, das nun auf
allen Gebieten der Kunst das plastische ablöst. Trotzdem bleiben die griechi-
schen und die aus ihnen abgeleiteten Formen in Westasien herrschend.
Der Osten dagegen wusste die ihm zugekommenen griechischen Elemente
selbständig zu verwerten und gab sie mit eigenen vermischt zurück. In der
Textilkunst dringt China schon in der spätantiken und dann in der byzantini-
schen Zeit stark vor. So ist zum Beispiel der dem Reliquienschreine Karls
des Grossen entnommene Seidenstoff, Tafel 52 wenn nicht chinesischer
Herkunft, so doch sehr von chinesischen Mustern, namentlich an den Treff-
punkten der Längs- und Querstreifen abhängig, während die Enden ein
fremdes, vielleicht von Egypten herkommendes Element bilden. In dem
jüngeren, dem XII. Jahrhundert angehörigen byzantinischen ElefantenstoHe,
der gleichfalls im Karlsschreine gefunden wurde, überwiegt weitaus das
Chinesische in der Stilisierung der Blumen, Rosetten und Einfassungen,
sowie auch in der Farbe. Dabei sind aber im fremden Gewande die alt-
heimischen Formen der Palmette deutlich wieder zu erkennen. Wir stehen
hier einem Kreislaufe der Kunst gegenüber, wie wir ihn in gleich drastischer
Weise in der modernen Glasindustrie begegnen, welche die alte Technik
des Überfanges nicht an heimischen, sondern an den von ihnen abgeleiteten
chinesischen Mustern wieder erlernt hat.
Die spätrörnische und die aus ihr hervorgegangene byzantinische Kunst,
welche Schöngeister als Perioden des Geschmackverfalles zu bezeichnen
pflegen, weil diese Zeiten als Neuerer manche ererbte Schönheit opfern
mussten, haben unter andern das grosse Verdienst, zuerst einen extilstil
geschaffen zu haben, den die Antike nicht kannte. Dreger findet ihn gleichsam
in nuce auf einer Miniatur der Pariser Nationalbibliothek vorgebildet, die in
einem Kodex der Werke des Johannes Chrysostomus, geschrieben für Kaiser
Nikephoros Botaniates 078-81, enthalten ist. Wir lernen in ihr erstlich
die abstrakte Ornamentpfianze kennen, deren Blatt weder dem Weinstocke,
"D3
noch dem Epheu, noch dem Akanthus,
aber zugleich allen dreien angehört und mit
einem Rund verbunden ist, das wiederum
mit anderen organisch zusammenhängt,
indem ein Teil aus dem andern heraus-
wächst; zweitens den Ersatz der runden
Einfassung durch den Spitzkreis und
schliesslich die versetzte Reihung, die
einen ständigen Fluss in die Masse bringt.
Der Naturalismus wird fast ganz aufge-
geben, dagegen das Ornament innerlich
belebt, in allen Teilen logisch entwickelt.
Das Flimmemde, Vibrierende, das dieTextil-
kunst mit allen anderen Flächenkünsten,
namentlich dem Mosaik, der Metallarbeit
teilte, ist dem Zuge zum Grossen, die Viel-
heit der imponierenden Einheit gewichen.
Natürlich vollzog sich die hier vom Miniator
Seidenstoff des XIV. Jahrhunderts italie-
ln elnes zusammengefasste Entwlcklung nisch-gotisch unter chinesischem Eindusse
nuf Aus Dreger, Künstlerische Entwicklung
Im Abendlande brachte es Gobelirk der Weberei und Stickerei", Wien, k. k. Hof-
und Staatsdruckerei
drukerei und -stickerei schon im fruhen
Mittelalter zu künstlerischen Wirkungen, die im XIV. Jahrhundert auch auf
die Leinenweberei zurückwirken. Feine, gemusterte Seidengewebe wurden
dagegen aus dem Orient bezogen, anfangs aus Byzanz und Syrien, dann
aus den byzantinischen Werkstätten Siziliens und Unteritaliens, die später
in die Hände der Sarazenen übergingen und unter der Herrschaft der
Normannen weiter betrieben wurden. Hier deckten vor allem die deutschen
Kaiser ihren Bedarf, und zwar nicht nur in gewebten Stoffen, sondern auch
in Prachtstickereien in Seide und Gold. Dreger ist nach meiner Überzeugung
der Beweis gelungen, dass nicht nur die sogenannte Kaiserdalmatica des
Vatikans und das Kaiserpallium des Domschatzes zu Bamberg, diese Stiftung
Kaiser Heinrich II., sondern auch der vielumstrittene Krönungsmantel in
Ofen, angeblich ein Werk der Schwester des Kaisers, der ungarischen
Königin Gisela vom Jahre 1031, süditalisch-byzantinische Arbeiten sind. Der
Stil der Figuren ist auf allen sehr verwandt. Die lateinischen Inschriften des
Krönungsmantels hindern uns keineswegs anzunehmen, dass in Süditalien
ansässige Sarazenen mit dessen Herstellung betraut worden waren. Sind ja
doch auch die Bezeichnungen der Sternbilder auf dem Bamberger Pallium
lateinisch, dessen Muster inschriftlich von einem Sarazenen namens Ismael
wenn nicht entworfen, so doch beeinflusst ist.
Die sarazenische Seidenweberei entlehnt ihre Muster teils direkt der
Antike, teils dem Byzantinismus, teils dem fernen Oriente. Vom XIII. Jahr-
hundert ab, mit dem Vordringen der Tataren, wird die Verbindung mit
85'
050
Ostasien erleichtert, chinesische und japanische Kunstprodukte kommen
durch türkische Vermittlung immer zahlreicher nach Europa. In der Weberei
der Sarazenen tauchen absonderliche Formen auf, die wir uns gewöhnt
Aus einem Florentiner Gemälde vom Jahre 1373 Aus Dreger, Künstlerische Entwicklung der Weberei und
Stickerei", Wien, k. k. Hof- und Suatsdruckerei
haben, mit der Gotik zu verknüpfen, weil sie uns auf Gewändern und Wand-
dekorationen gotischer Kirchen entgegentreten, obwohl sie mit gotischem
Stile nichts gemein haben. Sie sind durch Vermittlung Italiens, für welches
die Gotik nur eine Episode bildete, die nicht imstande war, sich ihre eigene,
alle Gebiete umfassende Kunstsprache zu bilden, über die Alpen gedrungen
die Flammen- und Strahlenmuster, die drei Kugeln der Shingonsekte,
Löwen, die mehr wie Hunde stilisiert sind, verschiedene Tiere, die in Ostasien
heimisch sind und zufällig auch in der christlichen Symbolik eine Rolle
spielen, wie Hirsche, Rehe, Pelikane, Störche und andere Vogelarten. Dazu
kommt gleichzeitig mit der Emanzipation der heimischen Flora durch
die Gotik naturalistisches Pflanzenwerk und helle Farben, besonders ein
saftiges Grün. Es ist in einzelnen Fällen kaum möglich, die sarazenischen Stoffe
von ihren norditalienischen Nachbildungen, die seit dem XIII. Jahrhundert
in Lucca, Venedig, Genua, später auch in Florenz hergestellt wurden, aus-
einanderzuhalten. Noch schwerer ist es, die älteren Fabrikate dieser selbst
zu trennen, da die Muster an einem Orte im Laufe der Zeit wechselten. Im
allgemeinen weist man Lucca die zarten, frei verteilten Muster zu, während
sich Venedig enger an Vorbilder des näheren Orientes hielt und Genua die
üppigen Prachtstoffe bevorzugte. Später galt gerade Venedig für die vor-
nehmste Stätte des Luxus.
Im XV. Jahrhundert flutet der Naturalismus, zuerst im Oriente, merklich
zurück. Schon vorher hatte sich eine Ornamentform entwickelt, welche für
die Weberei diesselbe Bedeutung erlangen sollte, wie der Akanthus für die
Architektur, nämlich das Granatapfelmuster. Ihm ist einer der interessantesten
und am besten durchgearbeiteten Abschnitte des Buches gewidmet. In den
Schatzverzeichnissen taucht es als Pinienapfel" zuerst bei orientalischen
Importen des XIV. Jahrhunderts auf. Seine Grundform ist bekanntlich die
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griechische Palrnette. Auf die Antike geht auch die Blattform auf Tafel 146
Hintergrund einer Anbetung der Könige auf einem flandrischen Gobelin im
Museum zu Bern zurück, die aber auch sonst, zum Beispiel auf Kapitellen
Gemaltes Antependium aus Florenz. Letztes Viertel des XV. jahrhunderts Aus Dreger, Künstlerische
Entwicklung der Weberei und Stickerei", Wien, k. k. Hof- und Staatsdruckerei
von San Marco in Venedig, auf Grolier-Bucheinbänden und anderen
vorkommt. Es ist kein Zufall, wenn Dreger sie auch auf römischen Mosaiken
gefunden hat, denn es handelt sich auch hier um eine in der spätrömischen
Kunstindustrie häufige Erscheinung, um eines der beliebtesten Elemente der
sarazenischen Arabeske, welches später von der abendländischen Kunst
wieder übernommen wurde.
Im Norden entwickelte sich unterdessen die Stickerei immer glänzender.
Im Mittelalter war das Opus anglicanum" berühmt, das schon in einem
Schatzverzeichnisse von St. Peter in Rom vom Jahre 1295 genannt wird, und
nach Franz Bock im wesentlichen durch die Verwendung von Gold- und
Silberscheibchen verschiedener Form und Grösse gekennzeichnet wird.
Schnütgen sieht dagegen in ihm das Verfahren, Figuren auf einen eigenen
Stoff zu sticken, auszuschneiden und auf Goldgrund aufzunähen. Der die
Zeichnung füllende Goldfaden folgt bei der Stickerei den Umrissen, läuft
also gleichsam schneckenförmig zusammen und wird durch seidene Über-
fangstiche niedergehalten. Farbige Seidenfäden wurden zur Füllung der
Flächen nur ausnahmsweise, besonders bei Köpfen und Händen gebraucht.
Andere halten das Opus anglicanum nur für eine besondere Art des Stiches,
eine Ansicht, die ich nicht teile, weil das Mittelalter für blosse technische
Finessen keinen Sinn hatte. Wahrscheinlich wechselte im Laufe der Zeit der
Name den Begriff. Dreger neigt zu der Annahme, dass man damit eine
Zeitlang im Norden die ersten Versuche der Abschattierung farbig gestickter
Flächen bezeichnen wollte, da die Entwicklung dort tatsächlich im Gegen-
Satze zum Süden dahin drängte. Dieser legte in Nachahmung des Mosaiks den
I-Iauptwert auf die prunkvolle Wirkung blanken Goldes, jener folgte der
Malerei, von der primitiven Epopöe des Teppiches von Bayeux bis zu den
Wunderwerken der burgundischen Messgewänderi, für deren Entwurf Max
Im kunsthistorisehen Hofmuseurn zu Wien.
05a
Aus einem Gemälde des Palma giovine im Dogenpalaste
zu Venedig Aus Dreger, Künstlerische Entwicklung der
Weberei und Stickerei", Wien, k. k. Hof- und Staats-
druckerei
Dvoi-ak keine Geringeren als die
Brüder van Eyck selbst in An-
spruch nimmt. Der in ihnen am
vollendetsten zum Ausdruck
kommende sogenannte Lasur-
stich gemahnt ja unverkennbar
an die goldgehöhten Miniaturen
burgundischer und französischer
Buchmaler. Ich habe diese Tech-
nik bei der Besprechung des
Messgewandes von Erkelenz in
der Denkschrift des Aachener
Museums 1903 eingehend be-
handelt und dabei einige ein-
schlägige Fragen, wie die des
or battu" und des Unterschie-
des zwischen burgundischer und
kölnischerBildstickerei der späten
Gotik in einem teilweise von
Dreger abweichenden Sinne er-
ledigen zu müssen geglaubt. Ich
halte jenen nicht für einen nach
Vollendung der Stickerei platt-
geschlagenen Goldfaden, sondern
für den metallisch umwickelten
Seidenfaden, welcher zu Ende
des XV. Jahrhunderts das Häut-
chengold verdrängte.
In der Renaissance vollzieht
sich die Emanzipation der euro-
päischen Weberei vom Oriente.
Es setzt jene vielgestaltige indivi-
duelleEntfaltung ein, derenReich-
tum bis ins XIX. Jahrhundert
hinein vorhält. Die Levante tritt
als Exportland für fertige Seiden-
gewebe fast ganz zurück, dage-
gen erhält die Arabeske im Zier-
werke der Kleinmeister eine neue,
besonders in Stickereimustern
hervor-tretende Belebung. Ostasiatische EinHüsse tauchen erst im Barock-
stile wieder auf, jedoch mehr tändelnd-äusserlich in der Abbildung von
bezopften Chinesen, als in struktiven Gestaltungen. Viel empfänglicher ist
das Rokoko, dessen Wesen kurz und erschöpfend analysiert wird, namentlich
für Ornamentmotive und Blumen-
muster. In seine Zeit fällt die Blüte
Lyons, das den Textilstil Europas be-
herrscht. Aus dem Rokoko beginnen
folgerichtig die naturalistischen Ele-
mente, wie die Felsgebilde des Rocaille
hervorzudrängen und den Naturalis-
mus des XIX. Jahrhunderts vorzube-
reiten, mit dessen geistvoller Schil-
derung der vorliegende Textband
schliesst. Dreger sieht in ihm nicht
wie die anderen die Auflösung, den
künstlerischen Nihilismus, sondern den
Schlusspunkt der Entwicklung, wie
ihn die Kunst schon einmal in spät-
römischer Zeit kennen gelernt hat.
Es war keine leichte Aufgabe,
den gewaltigen Stoff streng wissen-
schaftlich in einem Bande von mässi-
gem Umfange zu behandeln, zumal
die innige Verbindung zwischen der
Textilkunst und den jeweiligen ökono-
mischen Verhältnissen fortwährende
Rücksicht auf die allgemeinen Kultur-
zustände forderte. Wenn der Ver-
fasser darin vielleicht hie und da zu
weit ging, darf ihm daraus kein Vor-
wurf gemacht werden, weil sein Werk
den Anspruch erheben darf, die erste
Textilpublikation zu sein, die aus
grossenkunstgeschichtlichenGesichts-
punkten heraus gearbeitet ist. Die
technischen Erläuterungen sind auf
das äusserste beschränkt und dem
historischen Teile vorangesetzt. Das
Schwergewicht liegt auf der Dar-
stellung der stilistischen Entwicklung
der Muster, welche im Zusammen-
hange mit den neueren Errungen-
schaften der Wiener Schule erfolgt,
D59
Msrmorincrustation der jesuitenkirche zu Venedig-
Anfang des XVIII. jahrhunderts Aus Dreger, Künst-
lerische Entwicklung der Weberei und Stickerei",
Wien, k. k. Hof- und Staaxsdruckerei
die ja darin reforrnatorisch gewirkt hat. Aber selbst bei der Stilanalyse ist
Dreger genötigt, sich mit Winken, mit kurzen Hinweisen auf die Abbildungen
zu begnügen, die der Leser stets zur Hand haben muss, um durch eigenes
Studium den knappen, mitunter geradezu aphoristischen Text zu ergänzen.
Maus" l-rmkfnrhlfyalqxloiln-iiis
ßuwrawhazw km4. lgovkuvulryx
miüüüüfsiüib"
011.0. .4 W415i, au. dniuhqß
Aus Charles Germain de Saint-Aubins Um-t
du brodeur" 1770 Aus Dreger Künstlerische
Entwicklung der Weberei und Stickerei", Wien,
k. k. Hof- und Staatsdruckerei
An die Stelle raumverschwendender
Beschreibungen treten wichtige und
inhaltsreiche Quellenangaben, nament-
lich alte Schatzverzeichnisse. Die
vorhandene reiche Literatur ist mit
Vorsicht benützt, namentlich die Tafel-
werke, welche zwar durch Farben-
pracht bestechen, aber die Muster oft
in subjektiver Anschauung wieder-
geben. Die dem Dregerschen Texte
beigegebenen zwei Bände Tafeln ent-
halten zum grösseren Teile Original-
aufnahmen von Stoffmustern des k. k.
Österreichischen Museums in mechani-
scher Reproduktion, teils in Farben-,
teils in Schwarzdruck. Das Werk,
dessen Brauchbarkeit eine sehr sorg-
fältige Disposition des Inhaltes, sowie
ein ausführliches Sachregister erhöhen,
wird ohne Zweifel die Textilstudien
sehr fördern und zur Popularisierung
einladen. Die Ausstattung ist in ihrer
vornehmen Einfachheit der k. k. Hof-
und Staatsdruckerei würdig, in deren
Verlag das Werk erschienen ist.
KLEINE NACHRICHTEN 50-
ERLINER DEKORATIVE CHRONIK. Bei Keller und Reiner sind
neue Interieurs von Künstlern der Darmstädter Kolonie, von Olbrich, Cissarz und
Baustein ausgestellt.
Olbrich bringt ein Esszimmer, ein Wohnzimmer und einen Billard-Raum.
Gegenüber früheren Werken, die oft einen etwas schwülstigen Weihestil kultivierten
oder in schwelgerischen Luxus-Hypertrophien sich gefielen, zeigen diese jüngsten Lösungen
Neigung zu einem schlichteren und dabei doch gepllegten Gebrauchsstil.
Das Esszimmer ist für ein Landhaus gedacht. In hellen Pitch pine hat es eine heitere
morgenfrische Stimmung. Die Sofabank mit ihrem Bezug aus englischen Leinen, mattrot
und weiss, die Stühle mit ihrem Korbgeilechte verbinden sehr glücklich das Rustikale mit
dem Komfortmässigen. Originell baut sich die zierliche Kredenz auf mit ihrem vorspringenden
Mittelteil und den aparten Türfiillungen aus bemsteingelbem, ornarnental geschnittenem
Spiegelglas.
Über dem Tisch hängt ein sehr gelungener Beleuchtungskörper, laternenartig, mit
über-gewölbtem Dach, aus seinen Messingwänden runden sich gleich den konkaven Fenster-
kabochons der Schiffskabinen grosse Milchglaslinsen, die transparent erglühen, wenn die
elektrischen Birnen hinter ihnen brennen.
Die Wohnstube bekommt einen warmen anheimelnden Charakter durch die olive
Tönung der Wände und das tiefe leuchtende Braun der Mahagoni-Möbel. Ein Musterstück
Maserungs-Variation. Hier sieht man, besonders in den Teilen, für die Wurzelholz ver-
wendet wurde, eine Fülle des Linienspiels, die unnachahmlich scheint Verästungsmotive,
die in Wolken schwimmend an Korallengeriffel erinnern, und eine koloristische Abstufung
dabei, ein Nuancenreichtum des Gelb und Braun, die fast irisierend über die Fläche spielen.
Gegen diese reiche und dabei delikate Naturkunst wirken die lntarsialeisten, mit
denen die Schränke und die Standuhr versehen sind, fatal bunt. Grell ist ihre Tönung und
die unruhige scheckige Formensprache mutet ethnographisch mohikanisch an. Aber Ruhe und
Sicherheit spricht aus dem Bau der Möbel. Und wieder ist es jener Rundtisch, der eine
sehr glückliche Lösung darstellt. Sein tragender Teil, die Stützpfosten, sind nach der Mitte
der Platte konzentriert, die Sitzenden spüren nichts von den fatalenßtuhlbeinen. Wie ein
mächtiger Pilz steht der Tisch da, breitdachig und festgegründet.
Gelungen sind auch die Sofabänke, die, wenn sie auch hier an die Wand sich lehnen,
eigentlich wohl zum freistehen gedacht sind; ihre Rückenlehnen wachsen über den Rücken
in die Höhe, aber diese Teile sind luftig ausgeschnitten und wenn dies Möbel, seitlich an
den Fenstermittelpfeiler sich schliessend, frei in das Zimmer sich streckt, so wirkt es bei
aller Bequemlichkeit doch nicht massig, lichthemmend, es bildet keine strenge Scheidewand,
sondern es sieht gewissermassen aus wie ein leichtes lichtes Gitter.
Den Preis verdient der Billardsaal. Grosszügig beherrscht ihn das wuchtige Billard,
aus dunklem Holz gefügt. Es lastet auf schweren kurzstämmigen Pfosten, die am Fussende
mit derbem Kupferbeschlag beschuht sind.
Das Schwere und Wurzelnde des Baues wird mit feinem Gefühl nach oben gemildert.
Auf einem unerschütterlichen Fundament soll sich nur ein leichterer Tummelplatz der
spielenden Bälle breiten, das scheint die Idee. Daher wurde für die Farbe des Tuches, das
sich über die Platte spannt, ein weiches Grau gewählt. Als Übergang vom unteren zum
oberen Teil zieht sich ein farbiger Intarsiafries um den Rahmenrand, der freilich, ähnlich
wie im vorigen Zimmer, etwas bunt wirkt. Geschickt ist die Beleuchtung. Ein Hacher
Kasten mit durchbrochenem Metallrand, der mit grünem Glas hinterlegt ist, hängt über dem
Billard. Er birgt die elektrischen Birnen, er sammelt ihr Licht nach unten auf die graue
Fläche und blendet es nach den Seiten ab. Der Tisch liegt so in vollem Licht, der Raum
selbst erscheint angenehm gedämpft.
Das übrige Mobiliar zeigt tiefe und sesshaRe Behaglichkeit, l-Ierrenhaus-Komfort. Dem
Billard gegenüber baut sich ein Hochsitz auf, langgestreckt, in der Art einer Cassabanca,
mit braunem Hirschleder bezogen, von Pfeilerschränken flankiert, die als Ständer für die mit
Elfenbein und Perlmutter eingelegten Queus dienen.
Dann gibt es hier rundgebuchtete Sessel, an altspanische Vorbilder erinnemd, hoch-
lehnig, die ihre Rückenlehne wie einen Mantel um den Sitzenden runden. Auch sie sind
mit Wildleder bezogen. Ihr äusserer Körper ist ein Leistengelüge und es ergibt eine
gute Wirkung, wie das Leder zwischen dem Durchbruch des Stabwerkes hindurch
schimmert.
Cissarz stellt ein Schlafzimmer aus. Geschmack hat seine Farbenstimmung. Das
Holz in weichem, mattem Gelb und dazu der Silberton der Beschläge und das sanfte Grau
der Kacheln, die sparsamen Karo-Intarsien auf der Paneelrückwand der Betten und die
seidenen in einem elliptischen Muster gesteppten Daunendecken. Ausgeklügelt und
wenig organisch ist das Gesims der Toilettenschränke. Es baut sich pyramidenstuhg auf,
und es hat etwas spieleriges, es ist nicht konstruktions-ästhetisch, es ist ein Baukastenscherz.
Einen guten Einfall bemerkt man an den Nachttischen. Sie haben ein verglastes
Fach für die Uhr, das ein bequemes Zeiterkennen ermöglicht, ohne dass das Ticken stört.
Am wenigsten erfreulich präsentiert sich das Interieur von Haustein. Es zeigt jene
dekorative Abart, die krampfhaft ausgedacht und ergrübelt wirkt, statt den Reiz des frei,
glücklich und selbstverständlich Erwachsenen zu geben.
Haustein baut einen ungefügen Sofakasten, dick und gedrungen wie für ein Block-
haus, und als Material für dies mammuthafte Gestell wählt er ein Holz in zarter, heller
Farbe und er bezieht es mit cremegelbem einfarbigen Atlas, der straff gespannt wie glasiert
erscheint, so straff, dass man fürchtet, die Haut müsse platzen. Als Schmuck wird den
Rückenteilen eine Stickerei mit rotleuchtenden paillettenartigen Effekten zu teil, eine
Flimmerdekoration. Diese Sitzmöbel scheinen ihre Einkleidung von Frauentoiletten, aber
nicht von geschmackvollen, gelernt zu haben.
Das mühsame, um jeden Preis originell sein wollende erkennt man auch an den
Verzierungen der Möbel, die nicht organisch aus ihrem Bau sich ergeben und wirkungs-
und ausdrucksvoll sind, sondern nur Randeinfälle.
Noch ein Raum verdient in dieser Keller- und Reiner-Ausstellung genannt zu werden,
die Halle, in der jetzt Max Klingers Draxna" aufgestellt ist.
Mit weisem Takt ist hier alles schmückende Kleinwerk vermieden und nur eines galt,
eine stille gesammelte Stimmung zu schaffen.
In weichem lichten Grau schimmert der Raum. Die Wände sind glatt bespannt, an
ihnen ziehen sich gestühlartig Sitzbänke entlang, gleichfalls grau, mit tief roten Sammet-
kissen locker belegt und an dem Rand mit grossen gehämmerten Nägeln beschlagen.
Frei mitten im Raume ragt das Bildwerk.
Klinger nannte es Drama", ein Kommentar erzählt, dass die Plastik als eine Ver-
herrlichung des Freiheitskampfes der Buren geplant wurde. Man braucht solche
Erklärungen und Auslegungen kaum und man kann diese Gruppe in ihrem machtvollen
Ausdruck des Ringens und der angespannten Kraft stark und tief empfangen, ohne dass
man die rein stoflliche Neugierde, um was der Mann auf dem Felsen kämpft, zu befriedigen
braucht.
Der Mann auf dem zerklüfteten Felsen, die Athletengestalt zur höchsten Kraft-
entfaltung gespannt, erscheint als ein Gegenbild des Siegfried der Nibelungen Not, der das
Schwert aus der Esche reisst. Auf dem Felsen stemmt er sich gegen den Baum und Arm
und Faust recken sich zu etwas Gewaltigern auf; die Kraft, die einen Urwaldstamm ent-
wurzelt, strafft sich in diesen Armen. Und darüber das Haupt, dessen Züge sprechen, dass
diese Kraft und Gewalt der kolossalen Glieder kein rohes zerstörerisches Element ist
das Haupt des Prometheus über dem Titanenkörper, auf einem Felsplateau ein Gewaltiger,
dessen Seele und Körper sich zu einer letzten ungeheuren Tat erheben, ein Wesen voll
Sturm und Drang, als sollte es sich selbst zersprengen so kann man dies Werk
betrachten und das weite Wort Drama, das keine einengenden stoiflich begrenzenden
Schranken zieht, ist ein gutes Motto dafür.
Die Grosskulptur hätte vielleicht noch machtvoller gewirkt, wenn Mann und Fels
allein gewesen wären.
Klinger aber brachte noch zwei weibliche Figuren an am Fusse des Steines, die eine
mit wunderbarem Kopf, doch in der Gestaltung im Verhältnis zu dem Stein nicht glücklich.
Sie wächst nicht heraus aus dem Felsen, sondern sie sitzt sehr gezwungen und gequält an
ihm, und das eine Bein erweckt die fatale Vorstellung, als habe es aus Mangel an Platz
sich einen Schlupfwinkel in dem Stein gewühlt; es steckt darin wie in einem Block gespannt.
Die andere Frauengestalt, als Akt sehr schön, ist vielleicht allzu ornamental für die sonst
so natürliche Behandlung des Körpers um den Fels rücklings herumgelegt.
Doch über all solchen Einwänden ragt überlegen und gross die Kraft und die Herr-
lichkeit des einsamen Kämpfers auf der Höhe.
1B IP
In Berlin kommt es allmählich auf, dass sich reiche Private von Künstlern einrichten
lassen. Leider nur zu selten in Eigenhäusern. So erfreulich der Fortschritt in der Erkennt-
nis ist, so sehr ist das Halbe der Massregel zu bedauern. Künstlerisch einrichten heisst
nicht Möbel entwerfen, sondern Raumkunst treiben. In der Mietswohnung aber ist dazu
fast keine Gelegenheit, man muss mit allem Vorhandenen rechnen. Decke und Wände
kann man korrigieren, aber die Fenster, die nicht Glieder der Wandarchitektur, sondern
klaffende Mauerlöcher sind, können nicht nachträglich organisch ausgebildetwerden, sondern
ihre tapetenbeklebte Einfassung muss, um nicht störend zu wirken, mit Stoffen förmlich
maskiert werden, was ein direkter Widerspruch ist zu der Praxis, die sonst in einem
modernen Interieur angewendet wird. Die Türen sind selten gut und sitzen selten an der
zweckmässigen Stelle, auch sie zerreissen meistens die Wände, und die Klinken sind in
einem Zimmer, dessen Möbel schöne schlichte Beschläge aus reinem Material haben, ein
Hohn. Der Rest wird einem Raum meistens durch den farbenfreudigen" Majolika-Ofen
mit Figuren und Aufsätzen gegeben. Zentralheizung erspart diese Gräuel, aber auch nur,
wenn sie unter dem Fenster unsichtbar angebracht ist. In sehr teuren Berliner Wohnungen
kommt es aber auch vor, dass solch braungestrichener Holzkasten mit roh kannelierten
Pilastem und gelbem ausgestanzten Gitter frei an der Wand steht und eine Ecke völlig
ruiniert.
Es ist für Künstler, die ihre Aufgabe in Ganzheit anzusehen gewöhnt sind, ein
undankbares Geschäft, für solchen Rahmen geschmackvollen Inhalt zu schaffen. Sie
können da eigentlich nur Einzelleistung schaffen und selbst ihr Bestes muss Stückwerk
bleiben.
In solche Lage kam August Endell, der phantasievolle Schöpfer des Bunten
Theaters", der eine Wohnung im Berliner Westen mit all ihren Untugenden künstlerisch
veredeln sollte. Gerade Endells Formensprache in ihren pittoresken Einfällen, ihrer
Nuancenfülle, braucht absolute Einheit, sie verträgt am schlechtesten die Nachbarschaft
der rudimentären Elemente aus der Mietshausarchitektur. Auf Raumgestaltung musste
von vornherein verzichtet werden, nur in der Bildung der Einzelstücke konnte sich Endell
betätigen.
Überraschendes und Anregendes gelang ihm. In sehr glücklicher Weise fand er
diesmal nicht immer traf er das so die Mischung von schlichter Konstruktion mit
einer sparsamen aber ganz erlesenen Schmucktechnik. Grossen Takt bewies er in der
Disposition des Omamentalen und seine Zierrate sind von einer Originalität, von einem
seltenen Reichtum des Einfalls, der keinem Vorbild tributpiiichtig ist. Man denkt bei
diesen Beleuchtungskörpem, diesen Holzdurchbruchiigurationen, diesen Intarsien und
Kerbschnitzmotiven, an die vielgestaltete Welt der Tiefsee, an Korallenverästungen, an
Algenschlingwerk, an Seesterne und Muschelfiligran, aber nicht naturalistisch, nicht als
Kuriosität tritt das auf, sondern frei erworben, mit überlegener Hand variiert, am richtigen
Platz angesiedelt, sitzt dieser Schmuck in schöner sicherer Selbstverständlichkeit organisch
gehörig im Gerät und Möbel.
Besonders mannigfaltig bildet Endell die kleinen Säulchen aus, die er gern als Träger
benützt, vor allem bei den Ecksofas, deren überragendes Schaubrett-Panneel wie ein
Arkadengang mit Dach und Säulen ein guter Nischenrahmen für die Bibelots
angelegt ist.
Ihre Kapitäle, oh matt versilbert, sind immer wechselnd, wie Flügel wachsen sie aus,
oder kolbig, oder korallenschossig, aber immer geben sie den Eindruck des lebendigen
Erwachsenseins.
Schön sind Endells Intarsien. Im Toilettenzimmer hat er eine Komposition von
Schrankkästen geschaffen, glatt, ganz schlicht im Gefüge, nur körperhaft, dabei von
bewegten Reiz durch die kostbare Einlegearbeit. In tiefleuchtendem Mahagoni schwimmen
frei, wie hingestreut, in japanischer Leichtigkeit graziöse zackige, spriessende Ornamente
aus seegrün geflammtem goldgeäderten Holz und schimmernder Perlmutter von einem
transluciden Glanz, als strahlten Tiifanyfüllungen.
Das hervorragendste Stück der Einrichtung aber ist die grosse Kredenz des Speise-
zimmers. Geräumig, wie selten ein Buifet und dabei von einer Proportionsdelikatesse, dass
dies riesige Möbel leicht und anmutig im Raum steht. Es ist ein gutes Beispiel für die
86'
Mischung aus Schmuck und Schmueklosigkeit. Zwei Pfostenschränke flankieren, zwischen
ihnen buchtet sich das Mittelstück im Halbbogen nach innen. Vom schwarzgrauen Holz,
seitlich gerahmt, leuchtet seine gewölbte Glaswand, die noch durch schmale mattsilberne
Leisten geteilt ist, hell mit ihrer Füllung des silbernen Gerätes auf dunklem Hintergrund,
auf. Ein Dach spannt sich darüber, über dem Mittelteil hohl in Muldenform proportional
dem Rondell, das es bedeckt über den Seitenschränken gerade sich abliachend und links
und rechts breit darüber hinwegragend wie ein Florentiner Dach. Ruhevoll gesammelter
Eindruck kommt daraus.
Die Türen der beiden Pfeilerschränke sind als ästhetischer Kontrast zu dem gläsernen
Bild des Mittelbaues ganz aus Holz, schlichte glatte Fläche, nur in dem oberen Teil ist
gleich einer Vignette ein rundes Zierstück ausgeschnitten, spielendes Holziiligran, so
phantasievoll, dass man es nur mit dem unerschöpflichen Nuancenreichtum japanischer
Schwertstichblätter vergleichen kann.
Eine mattblaue Platte liegt hinter diesem Durchbruch. Und die grossen ruhigen
Linien dieser Architektur bekommen durch dies Capriccio einen pikanten Accent und Grau,
Blau und Silber verklingen zu einer delikaten Einheit. Felix Poppenberg
HANDWÖRTERBUCH DER TEXTILKUNDE VON MAX HEIDEN.
Man kann wohl sagen, dass es kaum ein Gebiet des Kunstgewerbes gibt, das gleiches
künstlerisches, wissenschaftliches und praktisches Interesse beansprucht, wie die Textil-
kunst. Die Textilindustrie stellt nicht nur zeitlich das erste Grossgewerbe dar, sondern ist
auch heute noch, wenigstens unter den künstlerischen Betrieben, der ausgedehnteste.
Trotzdem fehlten uns bis vor kurzem eigentlich die wichtigsten Übersichtswerke auf
diesem Gebiete. Es ist ja gewiss schon manche Einzelfrage in beachtenswerter Weise
aufgeworfen oder gelöst worden; aber es ist doch immer von Zeit zu Zeit nötig, den Versuch
eines Gesarntüberblickes zu unternehmen, da sonst das richtige Mass und der Zusammen-
hang der Einzelheiten verloren geht.
Auf rein kunstgeschichtlichem Gebiete mit besonderer Betonung des entwicklungs-
geschichtlichen Momentes ist dieser Versuch in der letzten Zeit vom k. k. Österreichischen
Museum für Kunst und Industrie gemacht worden; in lexikalischer Form sucht Max Heiden"
das Wissenswerteste zusammenzufassen. Es ist eine Arbeit, die sich sowohl an Historiker,
Museumsbeamte, Kunstfreunde als Praktiker wendet, und es möge gleich vorausgesendet
sein, dass wohl jeder dabei zufrieden gestellt werden wird.
Auf mehr als 650 Grossoktavseiten ist ein geradezu erstaunlich umfassendes Material
zusammengetragen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert, die, wenn auch klein, für
den Zweck erster Instruktion völlig genügen. Gerade zur Vermittlung der Fachliteratur ist
das Werk von besonderer Bedeutung.
Da der Verfasser des Handwörterbuches" durch viele Jahre Vorstand der grossen
Textilsammlung des Berliner Kunstgewerbemuseums war, braucht er sich keineswegs darauf
zu beschränken, die vorhandene Literatur auszunützen, was er wie gesagt mit allem Rechte
in vollem Masse getan hat; sondern er kann vielfach auch von seinen eigenen Erfahrungen
beitragen.
Doch sind die Artikel immer möglichst sachlich gehalten, deuten manchmal in ganz
objektiver Weise auch einander entgegenstehende Meinungen an.
Natürlich können die grösseren historischen und stilistischen, sowie auch die
schwierigeren technischen Fragen nicht ganz klar werden; aber das zu erwarten, wäre
auch ein unbilliges Verlangen an ein Lexikon, das vor allem rasche Aufklärung über
möglichst viele Einzelheiten bieten soll.
Es mag ja manche Kleinigkeit fehlen, auch irrig sein, auch mag man vielleicht manche
historische und stilistische Erscheinung anders auffassen können, und der Referent hat
Max Heiden, Handwörterbuch der Textilkunde aller Zeiten und Völker. Stuttgart Ferdinand Enke,
xgo4. Preis zu Mark.
das in dem oben genannten Werke des Museums auch bisweilen getan; trotzdem kann
auch jemand, der sich schon jahrelang mit dem Gebiete beschäftigt hat, noch nützliche
Aufklärung aus dem Werke erlangen.
Einzelne besonders gute Abschnitte hervorzuheben der Unterzeichnete konnte
natürlich nur Stichproben machen hat hier wohl keinen Zweck. Auch möchte der
Unterzeichnete nicht in den Fehler mancher Rezensenten verfallen, die es für ihre I-Iaupt-
aufgabe halten, zu zeigen, dass sie die Sachen selber weit besser gemacht hätten. In
Wirklichkeit greifen sie aber irgend einen Abschnitt heraus, den sie zufällig gerade kennen,
und lassen über bis Punkte den ALeser ganz vergessen, dass sie an 995 unter xooo
Punkten nichts auszusetzen fanden.
Ich möchte also nicht in den Verdacht solchen Beurteilens kommen, sondern nur
anregen, dass in nicht zu ferner Zeit, bis zu einer Neuauflage vielleicht sogar wiederholt,
kleine Ergänzungshehze erscheinen sollten, die, dem Fortschritte der wissenschaftlichen
Erfahrung und der Technik entsprechend, kleine Verbesserungen und Ergänzungen zu
bringen hätten. Ich denke überhaupt, dass bei allen umfassenderen Arbeiten etwa ein
Jahr nach dem Erscheinen ein Ergänzungshett oder -band folgen müsste, die, angeregt durch
vernünftige ölfentliche oder private Kritiken, Irrtümer und Missverständnisse aufklären,
Ergänzungen bringen sollten.
Durch solche Aussicht möge sich niemand vom Erwerben eines Werkes zurückhalten
lassen, sondern er möge eher dazu ermuntert werden; denn er weiss dann, dass er ein
Werk empfängt, dessen Wert sich erhält. Allerdings gilt dies Ergänzen durch Fort-
setzungen eben nur von umfassenderen Arbeiten und vor allem von Arbeiten, bei denen
die Grundlage gut ist. Auf jeden Fall ist dies Werk auch jetzt schon, bei seinem ersten
Inslebentreten, im höchsten Grade zu empfehlen. Dreger
MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM Sie
ERSONALNACHRICHT. Seine k. und k. Apostel. Majestät haben mit Aller-
höchster Entschliessung vom 3x. Oktober d. J. das Mitglied des Kuratoriums des
Österreichischen Museums, Professor an der Kunstgewerbeschule in Prag, Oberbaurat
Friedrich Ohmann zum ordentlichen Professor an der Akademie der bildenden Künste in
Wien allergnädigst zu ernennen geruht.
VORTRÄGE IM ÖSTERREICHISCHEN MUSEUM IM WINTER 1905.
Von Mitte Januar bis März werden im Österreichischen Museum an Mittwoch- und
Freitag-Abenden folgende Vorträge stattfinden x. Sektionschef Dr. Wilhelm Exner
Über europäische Museen" Vorträge. 2. Direktor Dr. justus Brinckmann Hamburg
.,Über japanische Kunst" Vorträge, im Zusarnmenhange damit ein Vortrag des Leiters
der k. k. Lehr- und Musterwerkstätte für Korbilechterei Gustav Funke Das Bambusrohr
und seine Verwendung." 3. Vizedirektor Regierungsrat Dr. Eduard Leisching Über
Barocke" Vorträge. 4. Kustos Dr. Moriz Dreger Künstlerische Entwicklung der euro-
päischen Weberei im Mittelalter und in der Neuzeit" Vorträge.
Ausserdem veranstaltet die Direktion des Österreichischen Museums von Mitte
Januar bis März an Sonntag-Nachmittagen zwei je Vorträge umfassende volkstümliche
Museumskurse, und zwar i. Kustos-Adjunkt Dr. August Schestag Über Barock, Rokoko
und Louis-XVI-Stil in Frankreich, Deutschland und England." 2. Vizedirektor Regierungs-
rat Dr. Eduard Leisching Klassizismus und Romantik."
ESUCH DES MUS EÜM S. Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
November von 820i, die Bibliothek von x963 Personen besucht.
ODU
LITERATUR DES KUNSTGEWERBES Sie
LTECI-INIK UND ALLGEMEINES.
ÄSTHETIK. KUNSTGEWERB-
LICHER UNTERRICHT
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die Kunstgeschichte des XVIII. Jahrhunderts.
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Mempes inhisArtistic Horne. The House Beautiful,
Nov.
Anciens Interieurs luxembourgeois et hollandais. Le
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Mit Karten und 87 Abbildungen auf I7 Licht-
drucktafeln und im Text. 7a Seiten, gr. 4'.
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NUMISMAT. GEMMENKUNDE
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auffa-
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schnitzerei und Textilkunst. 35 Lichtdrucktafeln
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M. 30.
BERLIN
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K.K.GSTERREICH.STAATSBAHNEU.
'WXVSZEGE-vANSCHLVSSVERüKEMRßnn-v"mmzwvßvßlßäiüßß-
Kürzeste Zugsverbindungen.
Gültig vom 1. Oktober X904.
Wien-Pontafel-Venedig-Rom,Mailand-Genua.
son gab wiau WesUJ ....aa
7145 Wien Sßdb
421 71a, an Villach ab
sg 90a Poutafel. ..
11g 21- Venedig.
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Warschau ab 19. Nov. jsdeu Dicnnlag und Samstag,
nach Warschau u. sa. Petersburg ab eo, Nov. Juden
00 sDouuerslag und Sonntag.
e'3; ab 1. Petersburg"
527i warschumu... 137
vubmn. ..u an
.121 zzwzzzgzzusumz". a.
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WlEN-EGER-CASSEL-KÖLbU-AACHEN.
11101103 ubWienILEZLB .au 72a 9a
5451 13a anEger .ab
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90a Köln.
10 so, um...
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WVien. NVahischgasse 15.
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Fnhr länen im Tnschenformate. Letztere smd auch in allen Tntm-Traf.
und eitungsverschleissen erhällf Die Nac tzeitzn von
bis 559 früh sind durch Unters!
Hlnhüvßf 8h au
wlEN-ARLBERü-PARlSgGENF.
71000 iü, im Wnu Wum. M186
10 05 an Innsbruck ab 65'7
an Bßzenä nes
Meran
an Zürich
Tur iyhh Paris
gpeisewlgen zwischen
'Schlafw2geu zwischen
ParisA Wißn.
SPBÜSBWAEGD zwischen WÖrßl-Zürkh.
Fnhrldauer YYien-Paris 311;; und TÜV Stunden.
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