ßgJ Maße vermindern wird, als sie zu Meistern des Handwerks sowohl als auch der Kunst des Buch- bindens anwachsen. Victor Prouve war in der Tat sich dieses Mangels so wohl bewußt, daß er die von ihm im Salon von 1898 ausgestell- ten Muster wohlweislich „Album- decken" nannte, da er vollständig darüber im klaren war, daß sie sich für Bücher nicht eigneten. Dieser Art ist also die erste Kategorie der Buchbinder, deren Vorzüge und Fehler ich mich be- müht habe, hier kurz auseinander- zusetzen. Auf der anderen Seite findet man jene Binder, welche man als „professionell" bezeichnen kann, wie zum Beispiel: Marius Michel und Charles Meunier. Sie haben vom Anfang an ein anderes Ziel im Auge. Den zeitbewährten Traditionen der Buchbinderei getreu, lassen sie niemals den Zweck des Buches außer acht und sind eher geneigt, die Dekoration der Einbanddecke zu ver- nachlässigen. Sie sind in der Tat, wie O. Uzanne bemerkt, bemüht, ihre Arbeit mit piiichtgetreuer Rücksicht auf die Regeln und Traditionen ihres Faches vorzubereiten und auszuführen. In ihren Einbänden, bewundert man nicht nur die dekorative Behandlung eines Lederpaneels sondern dessen feste und geschmeidige Anfügung an das Buch, die feste Naht und leichte Nachgiebigkeit beim Öffnen: „Alles ist zweckgemäß einem exakt ausgeführten Stücke Arbeit angepaßt". Man kann sich nun vorstellen, was für Resultate irgend jemand erreichen mag, der die besten Eigenschaften beider Schulen in sich vereint: hoch entwickeltes Gefühl für dekorative Behandlung und Geschicklichkeit und Sorgfalt in der Ausführung. Das scheint Charles Meunier verstanden zu haben, denn er arbeitet schon seit einigen Jahren nach diesen Grundsätzen. Und das ist es auch, was seinen Erzeugnissen so großes Interesse verleiht. In sieben aufeinanderfolgenden Jahren hat Charles Meunier im Pariser Salon ausgestellt und jedes Jahr war ein deutlicher und bedeutsamer Fortschritt bemerkbar. In allen seinen Einbänden - Les Trophees, Le Lys Rouge, L'Evangile dePEnfance, etc. - hat Herr Meunier nach vornehmer Harmonie und nach neuen dekorativen Effekten gestrebt. Er wendet stets sehr frei behandelte Pflanzenformen an. Obgleich viele seiner Einbände nach Ent- würfen hergestellt sind, welche er von andern Künstlern bestellt, ist er doch Bucheinhancl von Charles Meunier