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MODATSSCHRIFT- oßsiranösrr;
HUSEUnS-FER-KIIDSTUDDJDDUS
HERAUQGEGEBED-ZJRD-REDIGlRT-Vlmx
AVOD-SCALA.
VERLAG vom ARTARIA Co. vuzn. ßV'"- JAHRG- 1905. HEFT
Kunst und Kunsthandwerk äää
Jährlich 12 Hefte Cää Preis 24 Kronen
ohne Postversendung staesasmemvssammszzm
Abonnements werden in allen ljuch- und Kunsthand-
lungen, im Österr. Museum, sowie von der Verlags-
handlung Artaria Co. übernommen so-so-sose-sc-sv
1'898 "3511111151515131!
Inhalt
Joseph Crawhall von
Baronin von Keudell
Deutsche Schmelzar-
beiten des Mittelalters
von Alois Riegl
Kupferstiche als Vor-
bilder Fur Porzellan
von Adolf Brüning
Ausstellung v. Studien-
arbeiten staatlicher
kunstgewerbl. Unter-
richtsanstalten
Innere Einrichtung des
Neubaues für das
Nordische Museum
in Stockholm
Ausstellung von Gegen-
ständen der kunstge-
werbl. Hausindustrie
und der Volkskunst
im k. k. Öster. Mu-
Aus dem Wiener Kunst-
leben von Ludwig
Kleine Nachrichten
Mitteilungen aus dem
k. k. Österreichischen
Museum
Literatur des Kunst-
gewerbes
50
IN außerordentlich fähiger und sympathischer
Ausleger der modernen Theorien der Malerei ist
Joseph Crawhall, und seine Aquarelle von Pferden
und Vögeln stehen allein was Naturwahrheit und
Feinheit der Auffassung betrifft. Besonders seine
Studien des Vogellebens bezeugen die Originalität
seiner Kunstweise und die wunderbare Schärfe
seiner Beobachtungsgabe. Sie können nur dem
Pinsel eines Mannes entspringen, der seine
Sujets liebt und von Grund auf versteht. In
England wurde der Realismus zuerst gegen
Ende des XVIII. Jahrhunderts in die Tiermalerei eingeführt, Die Be-
wegung, welche von George Stubbs und Morland so glänzend eingeleitet
wurde, griff rasch um sich, bis sie eine vollständige Umwandlung in der
Tendenz der englischen Malerei bewirkt hatte. In dieser Epoche findet
man unter den wenigen englischen Tiermalern, welche im Laufe der Zeit
nicht der Vergessenheit anheim gefallen sind, Francis Barlow, 1626-I7o2,
dessen genau und sorgfältig ausgeführte Vogelstudien von Horace Walpole
in seinen Anekdoten englischer Maler erwähnt sind. Merkwürdigerweise
zeigen diese Studien keine Spur von der zu Barkers Zeit vorherrschenden
gekünstelten Komposition und Form; die Zeichnung ist einfach und kräftig,
dem Leben abgelauscht
und der seine Bilder
durchdringende Geist ist
unverkennbar modern.
Man Endet zuwei-
leneinegewisseÄhnlich-
keit zwischen Joseph
Crawhalls Behand-
lungsweiseeinesGegen-
standes und der des
ohnBest175o-179z,
dessen Studien berühm-
ter Kampihähne sich
weiten Ruhmes erfreu-
ten. Sein Werk hat
große Lebendigkeit und
in vielen Fällen heben
sich die Tiere scharf
gegen einen einfachen,
neutralen Hintergrund josephCrawhall, Tauben
ab. Bei anderen Bildern
Malern der alten englischen
Schule so häufigen Fehler,
zu viele dekorative Einzel-
heiten einzuführen und so
die Bildfläche zu überfüllen
und die Gesamtwirkung zu
schwächen.
Charles Collins 1680
1744, ein bekannter Vogel-
maler, wußte seinen Bildern
echten künstlerischen Reiz
und Naturwahrheit zu ver-
leihen. Seine Gruppen sind
fein und zart gemalt sowohl
was Form als was Farbe
betrifft. Diese alten eng-
lischen Maler kann man als
Herolde einer neuen Epoche
ansehen, in welcher die
Natur die Herrschaft in der
Kunst antrat.
Nimmt man Joseph
Crawhall als Repräsentanten
der modernen Auslegung
des Realismus in der Tiermalerei, so erkennt man sofort die weite
Kluft, welche die altmodische von der neuen Idee trennt. Zwischen den
beiden findet man eine lange Reihe von Malern des XIX. Jahrhunderts,
welche fortfuhren, gewisse Herkömmlichkeiten zu beobachten, wodurch ihre
sonst durch große Fähigkeit und technische Vollendung ausgezeichneten
Bilder alles Interesse verlieren, es sei denn, daß man sie vom rein sportlichen
oder literarischen Standpunkte betrachtet. Die Empfindung spielte in der
Mittelperiode der Regierung der Königin Victoria eine Hauptrolle und nach
und nach wurde das Werk der englischen Tiermaler bis zu bloßer Gefälligkeit
geschwächt, behielt aber immer eine streng nationale Färbung.
Nous avons change tout cela, und wenn wir uns heute umsehen, so
fällt uns vor allen Dingen das Vorherrschen fremder Einflüsse auf. Der
Impressionismus kam, sah und siegte, und Impressionismus finden wir im
Werke der fähigsten englischen Maler besonders bei jenen, welche sich
durch technisches Können auszeichnen. Wenn man irgend eine von
Crawhalls Vogelstudien betrachtet, so glaubt man, sie sei rasch nach dem
Eindrucke eines Augenblickes gezeichnet. Aber die von ihm erreichte
erstaunliche Genauigkeit des Ausdruckes ist das Resultat andauernden und
Joseph Crawhall, Wildschweinstechen
verfällt er in den bei den.
geduldigen Studi-
ums und seine
Kraft ist die Kraft
gereifterErfahrung.
CrawhallsZeich-
nungen lassen
nichts zu wünschen
übrig. Sie sind nicht
nur durchaus ori-
ginell in Entwurf
und Behandlung
sondern sie be-
zeugen auch ein
raffiniertes künst-
lerisches Gefühl.
Er malt seine Bil-
der, wie er siehand-
bereit findet, und
notiert jede Ein-
zelheit, welche die
Wirkung erhöhen
kann. Wo er Be-
wegung ausdrückt,
gibt er seinen
Figuren außer- joseph Crawhall, Pferdegruppe
ordentliche Leben-
digkeit und Leichtigkeit. Sein Hauptmotiv ist stets genau definiert,
während der Hintergrund häufig durch ein paar rasche Pinselstriche ange-
deutet ist. Bisweilen gibt er überhaupt keinen genauen Umriß, doch sieht
man durch den Wirbel der Bewegung die Form genügend und sogar mit
großer Feinheit angedeutet. Gerade diese Studien sind meiner Ansicht nach
seine anziehendsten Arbeiten. Sein Lieblingsmaterial, Wasserfarbe, eignet
sich glänzend für die eigenartige Feinheit seiner Pinselführung, und seine
Technik zeigt seltene Vollendung. Er setzt die Farbe in dünnen Tönen auf,
indem er den Gegensätzen von Licht und Schatten besondere Aufmerksamkeit
zuwendet, wobei er aber ungleich einigen anderen Mitgliedern der Glasgow-
schule die Lichter nicht in Flecken aufträgt.
Es ist wohl bekannt, daß Crawhall eine Zeitlang intim mit den Glasgow-
Jungen verbunden war. Das Band der Sympathie, das ihn an diese Gruppe
fesselt, ist leicht zu erkennen. Wir wollen nun einige Punkte von Crawhalls
Laufbahn betrachten, welche gewissermaßen die Kraft und Frische seiner
Malerei erklären. Man kann wohl von ihm sagen, daß er innerhalb gewisser
Grenzen sich selbst gelehrt hat, doch genoß er die Vorteile sowohl der
Vererbung als auch des guten Beispieles und obgleich sich sein Talent in
ganz anderer
Richtung ent-
wickelte als das
seines Vaters,
unterliegt doch
der Nutzen der
frühen Ausbil-
dung seiner Gei-
steskraft keinem
Zweifel.
Der Aus-
druck Selbstge-
lehrt" bedeutet
im Grunde ge-
nommen die freie
Ausübung des
Verstandes und
das sorgfältige
Studium der von
der Natur erteil-
Joseph Crawhall, Stier im Stall ten LehfefL
Wenn der Schü-
ler den Vorteil hat, sein Wissen direkt an der Quelle zu schöpfen,
kann er sich wohl von der herkömmlichen Schablone losmachen.
Unter den von der Mühle der akademischen Erziehung vorgeschrie-
benen Regeln steht obenan die Unterdrückung des Selbst die natür-
liche Beobachtungsgabe des Schülers wird nicht anerkannt. Andrer-
seits erreicht das Talent, welchem freier Spielraum gelassen wird, eine ihm
allein eigene Kraft und Schönheit. Man mag ihm wohl manchmal
Überschwänglichkeit vorwerfen, dann kommt aber die Hand der Erfahrung,
um zu stutzen uud umzugestalten, zu kräftigen und zu bekräftigen. Wie die
meisten schottischen Maler ging Crawhall zur richtigen Zeit nach Paris,
doch ist von dem Einflusse seines Aufenthaltes daselbst in seinem Werke
keine Spur zu finden. Seit jener Zeit ist er viel in der Welt herumgereist
und die Wärme und der Glanz des Südens hat manches seiner Gemälde
angeregt. Er hat neue Gefilde" an der Nordküste Afrikas gesucht und hat
mit lebendigem Pinsel Szenen und Typen abgebildet, die er auf seinen
Pilgerfahrten angetroffen.
Von jeher hat der Osten einen mächtigen Reiz ausgeübt und die
empfängliche Natur des Künstlers befähigt ihn, die wilde Schönheit der
halbzivilisierten Rassen, welche die Wüste bevölkern, vollauf zu würdigen.
Die Maler von Sujets aus dem Oriente, welcher Nationalität sie auch immer
seien, haben sich stets schnell den malerischen Gebräuchen des östlichen
Lebens angepaßt und sind sie dann nicht mehr in der Lage, nach dem Osten
zu reisen, so ist er
doch für sie eine
geheimnisvolle, uner-
schöpfliche Schatz-
kammer von unerfüllten
Träumen. Englische
Szenen und englische
Landschaft jedoch blei-
ben dem englischen
Maler wert, wie weit
er auch gereist sein
mag, und dies ist nur
recht und billig, denn
das ländliche Eng-
land bietet malerische
Züge und eine ruhige
Naturanmut wie keine
Gegend auf dem Fest-
lande. Es ereignet sich
so häufig, daß, wenn
fremde Künstler ihre
Eindrücke englischer
Szenerie wiedergeben,
diese Bilder dem Publi-
kum wie eine Offen-
barung erscheinen. Die
Themse zwischen Lon-
don Bridge und West" Joseph Crawhall, Pferd im Stall
minster bietet dem
Maler unendliches Material. Die englischen Maler ragen im allgemeinen
nicht als Koloristen im vollen Sinne des Wortes hervor und deshalb mißglückt
es ihnen häufig, die zahllosen Licht- und Lufteffekte wiederzugeben, welche
ihre französischen Kollegen so rasch und genau notieren.
Ich habe von vielen Seiten in England Klagen über die HäßlichkeiW
jenes Teiles des Themseufers gehört, der sich von Richmond nach Battersea
erstreckt. Wer aber würde es wagen, die künstlerische Schönheit der alten Kew
Brücke zu leugnen, wie Frank Brangwyn sie in seinem berühmten Bilde
darstellt und dies nicht etwa durch das Spiel seiner Einbildungskraft, sondern
durch die klare Vorführung von Tatsachen. So wie er uns den Glanz und
Prunk des Orients zeigt, so gibt er uns auch einen Einblick in die ruhigere
Schönheit der Heimat.
Crawhall erreicht ein ähnliches Resultat auf seinem eigenen Gebiete und
malt jene Szenen, welchen unser Auge auf einem Spaziergang im Lande
begegnet, anheimelnde Vorfälle aus dem Alltagsleben ehrlicher Arbeit, und
die Genossenschaft von Mensch und Tier. Der eigentümliche Reiz, welchen
er derartigen Szenen verleiht, entspringt jenem feinen, künstlerischen Gefühle,
welches jeden Gesichtspunkt einschließt. Es gibt eine gewisse Art der
Malerei, welche sich am
besten als ein Zusammen-
fassen des Form- und Inhalts-
wesens der Natur bezeich-
nen läßt. Sie erfordert einen
Geist, der, anstatt das Ab-
strakte zu studieren, die Be-
obachtung des Konkreten
pflegt. Dieser Art ist die
Kunst Joseph Crawhalls.
Wie bereits erwähnt, ist
Crawhall besonders erfolg-
reich in der Wiedergabe indi-
viduellen Charakters und
nirgends fallt dies mehr auf
als in seinen reizenden
Studien von Vögeln. Die
mächtigen Instinkte, auf
denen ihr ganzes Dasein ba-
siert, die ihnen eigene Klug-
heit, Vorsicht und Vorsorge,
die Treue und das gewisse
Moralgefühl, welches wir in
dem Federvolk so entwickelt
finden, alles dies macht ihr
Leben und ihre Gewohn-
heiten zu einem der inter-
Jonph c,awhaapag,n essantesten aller Probleme
der Natur. In den verschie-
denen Vogelgattungen finden wir die Gegenstücke zu gewissen Klassen von
Individuen. So werden die Eule und der Storch allgemein als Repräsentanten
derWeisheit undWürde angesehen; die Elster und die Dohle sind die Industrie-
ritter; der Kuckuckist der unverbesserliche Zigeuner und die Raubvögel bilden
die kriminelle Bevölkerung. Die häuslichen Tugenden sowie die daraus
erwachsende Eifersucht und häuslicher Zwist sind in der Taube verkörpert
und der Gefiügelhof spiegelt jede bekannte Phase des Familienlebens auf
Erden in einer wahrhaft verblüffenden Konglomeration von Typen und
Charakteren.
Crawhall malt alle diese Vögelcharaktere mit einem Einblick in ihr
wahres Wesen, welcher beweist, wie genau er sie beobachtet hat. Seine
Dohle ist der lustige Spitzbube, der von seinem Mutterwitz lebt und sich an
dem Unbehagen eines seiner Opfer oder an der Ausübung einer List weidet.
Seinen Kollegen in der Literatur findet man in den Ingoldsby-Sagen, welche
die Dohle von Rheims zum Range einer historischen Persönlichkeit erhoben
jaseph Crawhall, Stierkampf
haben. Und seine Papageien drücken die reizbare Eitelkeit des überlegenen
und selbstbewußten Verstandes aus. In jenen Zeichnungen, wo Crawhall
sich mit dem Gruppieren von Pferden beschäftigt, zeigt er eine Leichtigkeit
in der Behandlung eines Sujets, welche seinen Bildern große Originalität
verleiht. Selbst dem abgeleierten Motiv eines Pferdemarktes weiß er ganz
neues Interesse zu verleihen.
Was seine Malmethode selbst betrifft, so ist ihre glänzende Technik
ebenso unaufdringlich, als sie jeder Übertreibung bar ist. jenem Teil des
Publikums, welcher seine Augen nicht zu gebrauchen versteht, werden
Crawhalls Bilder nicht viel zu sagen haben; für den aufmerksamen Beob-
achter jedoch sind sie kostbare Juwelen.
DEUTSCHE SCHMELZARBEITEN DES
MITTELALTERS 50 VON ALOIS RIEGL 50'
IE mittelalterliche Kunst zählt gleich der altorientali-
schen zu den Typenkünsten. Nicht allein in
Byzanz, sondern auch im Abendlande war das
Ziel des Künstlers im Mittelalter genau ent-
gegengesetzt demjenigen seines modernen Epi-
gonen trachtet der Künstler von heute mit
allen Kräften, die persönliche Note" zu
betonen und wird diese höchste Individuali-
sierung seiner Leistung auch vom Publikum als
selbstverständlich erwartet, so war es das
Bestreben seines mittelalterlichen Vorfahren
gewesen, jede subjektive Willkür im Kunstschaffen peinlich zu vermeiden
und in StoFf und Auffassung, Formmotiven und Farbengebung bloß dasjenige
vorzubringen, was allen zu seinem engeren oder weiteren Kreise Gehörigen
joseph Crawhall, Stierkampf in Algöciras
bekannt war und von allen zu schauen gewünscht wurde. Der zwingende
Reiz der mittelalterlichen Kunstwerke auf den modernen Beschauer ruht
daher auch zum großen Teile auf dem Eindrucke der absoluten Sicherheit,
des Nichtandersseinkönnens, den diese Werke noch heute erwecken.
Aber selbst abgesehen von einzelnen Ausnahmen, wie sie namentlich
in der ersten Hälfte des XIII. jahrhunderts fast eine Revolution hervorzurufen
am Wege schienen, konnte das persönliche Moment auch im mittelalterlichen
Kunstschaffen schon darum nicht so ganz und gar gefehlt haben, als es ja
sonst nicht zu einer Entwicklung gekommen wäre, wie sie durch die kunst-
geschichtliche Forschung längst festgestellt worden ist. Wenn selbst die
Notare der Kaiserurkunden in den typischen Formeln einzelne Lieblings-
wendungen und Ausdrücke einzuHechten wußten, an denen die moderne
diplomatische Forschung, ihre wenn auch anonymen Individualitäten fest-
zustellen vermocht hat, so wird man dies um so eher von den Vorgängen
bei der Entstehung von Kunstwerken voraussetzen müssen. Wenn aber
bis jetzt noch kein Gebiet der letzteren so eingehend wie die Kaiserurkunden
auf die Individualitäten der einst an seinem Zustandekommen beteiligt
gewesenen Kräfte behandelt werden konnte, so liegt dies hauptsächlich an
der Schwierigkeit, die der Datierung in den häuiigsten Fällen entbehrenden
Kunstwerke zu kleineren zeitlichen und lokalen Gruppen zusammenzufassen,
was bei den Urkunden schon äußerlich durch die meist vorhandene Datierung
ermöglicht erscheint. Photographien können da die notwendige Vergleichung
nur in beschränktemMaße fördern, da sie die oft entscheidende Farbenwirkung
nicht hinlänglich wiederge- her üblich gewesen war, ein
ben. Am fruchtbarsten haben Album ihrer hervorragendsten
sich nach dieser Richtung Schaustücke herausgaben,
bisher noch immer Ausstel- sondern sich im wesentlichen
lungen von lokalem Charakter auf die Publikation der ver-
erwiesen, sofern sie mit Um- sammelt gewesenen Vertreter
sicht und Vorbedacht zu- eines einzigen Kunstzweiges
sammenge- beschränkten,
stellt wur- diese aber in
den. Solches erschöpfen-
hatte be- der Weise
kanntlich in und unterBe-
außerordent- arbeitung
lichem Maße nach kunst-
wissenschaftlicher Methode
vor das Publikum brachten,
brauchen sie nach dem Er-
folge, den sie damit errangen,
nicht mehr zu rechtfertigen.
Auf welches Gebiet die Wahl
fallen sollte, konnte nicht einen
Augenblick zweifelhaft sein;
es waren die deutschen Email-
arbeiten des XII. und XIII.
Jahrhunderts, die ja zum
betitelten Werke" niederge- größten und wichtigsten Teile
legt hat. ihre Entstehung in den Rhein-
Daß die Veranstalter der Eabmkrfuz in landen gefunden haben. Da-
Ausstellung nicht, wie es bis- Maasmd" durch wurde Otto von Falke
in stand gesetzt, an die hundert Originalarbeiten aus engbegrenztem Bezirk
und in nicht viel längerer Zeit als im Laufe eines Jahrhunderts entstanden,
auf das genaueste zu untersuchen und untereinander zu vergleichen. Das
Ergebnis war nicht allein Ermittlung einer wohldatierten Entwicklungsreihe,
sondern sogar die Feststellung einzelner Künstlerpersönlichkeiten, wie
wir sie innerhalb der mittelalterlichen Kunst bisher nur auf einem Gebiete
der Miniaturmalerei und selbst hier nicht in so umfassendem Maße zu
gewinnen vermocht haben.
Um die Ausführungen über die Kölner Emailschule, die den Kern des
Werkes bilden, gruppiert sich eine Anzahl kurzer Kapitel, die einerseits die
Deutsche Schmelzarbeiten des Mittelalters und andere Kunstwerke der Kunsthistoriscben Ausstellung
zu Düsseldorf rgo4. herausgegeben von Otto von Falke und Heinrich Frauberger. Mit 130 Lichtdrucktafeln,
25 farbigen Lichtdrucktafeln und 25 Textabhildungen. Frankfurt a. M. rgo4, Jos. Baer Heim. Keller.
bei der Düsseldorfer Aus-
stellung des Jahres xgoz zu-
getroffen und diesem Um-
stande hat auch die kunst-
geschichtliche Forschung das
überaus wertvolle Ergebnis
zu verdanken, das kürzlich
Otto von Falke im Vereine
mit Heinrich Frauberger in
einem mit der Überschrift
dieses Aufsatzes gleichlautend
Vorstadien, andrerseits das Ausklingen der deutsch-rheinischen Emailkunst
im Mittelalter beleuchten sollen und die drittens bestimmt sind, durch
Skizzierung der Eigentümlichkeiten anderer gleichzeitiger Emailschulen
namentlich der lothringischen, die
spezifische Art der Kölner um so
plastischer hervortreten zu lassen.
Daß die rheinische Emailkunst des
XII. jahrhunderts nicht aus einer freien
Erfindung der Deutschen jener Zeit
hervorgegangen ist, sondern mittelbar
oder unmittelbar durch das Beispiel
der historischen Emailwerke der Mittel-
mecrkunst provoziert wurde, ist auch
Falke nicht im geringsten zweifelhaft
geblieben. Er hebt ausdrücklich hervor,
daß selbst eine so spezifische Eigen-
schaft des rheinischen Emails, wie die
Grubentechnik auf Kupfer, bereits an
römischen Emails der vorkonstantini-
schen Zeit nachzuweisen ist. Aber einen
ununterbrochenen Zusammenhang mit
dieser kaiserrömischen Emailkunst
glaubt Falke für die rheinische doch
ablehnen ZLl SOHCD, dem Kreuzbehälter aus der Sammlung Oppenheim,
IV. Jahrhundert im römischen Welt- Byzanz-VIII-Jahrhunde"
reiche das Email durch das Zellen-
mosaik", das ist durch Einlage flacher, farbiger Steine, namentlich
Granaten, in Gold oder Goldbronze, ersetzt worden ist. Eine zusammen-
hängende Kette deutscher Emailübung scheint ihm erst seit der karolingischen
Zeit nachweisbar, und da war es nicht mehr das Grubenemail auf Kupfer,
sondern das Zellenemail auf Gold, das man seit Karls des Großen Zeit in
Deutschland herzustellen wußte und
dessen Kenntnis und Gebrauch auf
deutschem Boden Falke durch nahezu
drei Jahrhunderte, vom Ende des VIII.
bis zur Mitte des XI., an einer Reihe
von Denkmalen Abbildung Seite I0
Scheibenmnl aus Scheibenmm aus verfolgen konnte. Das Zellenemail auf
Ketilach, Sammlung dgyvgysgadtPgl-au bei Gold hat aber damals und durch das
Funk" Villaßh- Slädfisßhßs ganze Mittelalter hindurch die spezi-
Museum zu Villach
Fisch byzantinische Emaillierkunst ge-
bildet und Falke zweifelt infolgedessen nicht daran, daß es Anregungen
von oströmischer Seite gewesen sind, die in Deutschland zunächst durch
drei Jahrhunderte eine strengere Nachahmung der Vorbilder, seit dem
Abdinghofer Tragallar in Paderborn, von Rogkerus aus I-Ielmershausen, um m18
XII. Jahrhundert aber eine eigenartige nationale" Emailkunst hervor-
gerufen haben.
Diese einleitenden Ausführungen, die den eigentlichen Kern von alkes
Ergebnissen nur flüchtig berühren, möchten einige Ergänzungen erfahren.
Fürs erste ist es noch nicht ausgemacht, daß die römische Emailkunst seit
dem IV. Jahrhundert so ganz und gar durch die Granateinlage verdrängt
worden wäre, wir besitzen vielmehr eine Anzahl von Emailarbeiten, deren
Entstehung nicht anders als in den Jahrhunderten des merowingischen Zeit-
alters VI.-VIII. untergebracht werden kann. Ist ihre Zahl auch noch immer
so gering, daß wir keinen rechten Entwicklungsgang und noch weniger einen
lokalen Zusammenhang daraus gewinnen können, so bleibt dadurch doch
so viel erwiesen, daß nördlich der Alpen auch vor dem Ende des VIII. Jahr-
hunderts das Bewußtsein von der Möglichkeit einer farbigen Emailverzierung
auf Metall niemals ganz verloren gegangen ist. Weit wichtiger für unsere
Frage scheint mir aber der Umstand zu sein, daß die karolingische Zeit
nördlich der Alpen nicht allein den Gebrauch des Zellenemails auf Gold nach
byzantinischer Art, sondern auch das Grubenemail auf Kupfer, und zwar
genau in der seit dem XII. Jahrhundert dem rheinischen und französischen
Detail vom Txagalxar des Eilbertus, Köln, um m30
Email eigenen Technik
gekannt hat. Wir besitzen
namentlich aus dem
IX. Jahrhundert zahl-
reiche bronzene Scheiben-
iibeln, auf denen mit gra-
vierter Zeichnung eine
Tieriigur in der Platte
stehen gelassen, der
Grund ringsum aber in
Gruben ausgehoben und
mit Email gefüllt er-
scheint. Zwei Beispiele
mögen die Gattung ver-
anschaulichen Abbil-
dung Seite 11 zeigt einen
Vogel mit zurückgewen-
detem und einem Detail vom Tragaltar des Eilbertus, Köln, um rr3o
Zweig im Schnabel,-mit
gravierter und gepunzter Zeichnung auf Verschiedenfarbig emailliertem
Grunde; die Abbildung daneben enthält einen Vierfüßler mit gepunzter
Andeutung des Fells. An den gleichen Fundstätten begegnen wir daneben
in geringerer Zahl auch Stücken, die in Zellenemail verziert sind; ja sogar
das gemischte Email ist nicht selten darunter vertreten.
Solche Emailgegenstände sind namentlich in den Ostalpenländernik zahl-
reich zu tage gelangt; aber auch nach Oberitalien einerseits, nach dem
Rheine und bis England andererseits erstrecken sich ihre Fundstätten und
In den Ostalpenländem sind die einschlägigen Funde fast ausschließlich aus Gräbern an das Licht
gekommen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit den Slaven zugeschrieben werden. Es ist mir aber längst
aufgefallen, daß sie nicht allein in den tschechischen, sondern auch in den dalmatinischen Slavengräbern, wo man
sie mit Rücksicht auf die unverkennbare byzantinische Beimischung in ihrem Charakter am ehesten vermuten
würde, soweit mir bis jetzt bekannt, nicht angetrotTen wurden; dagegen sind mehrfache Fundstätten dieser Art
vom oberitalienischen Boden bekannt geworden. Infolgedessen hatte es für mich nichts Überraschendes. im
Jahre 1897 eine Anzahl von Exemplaren der gleichen Art als Mainzer Fundstlicke im Mainzer Museum anzu-
treffen, von denen seither Paul Reinecke in den Mitteilungen der Wiener Anthropologischen Gesellschaft,
1899, S. 35 5., eine Auswahl publiziert hat; und einmal darauf aufmerksam geworden, habe ich nicht allein in den
rheinischen Sammlungen von Wiesbaden bis Belgien mehrere Dutzend ähnlicher Scheibenfibeln gefunden,
sondern auch in England eine Reihe solcher aus angelsächsischen Gräbern feststellen können. Eine Publikation
der ganzen Gruppe im II. Teile der Spätrömischen Kunstindustrie nach den Funden in Österreich-Ungarn"
steht in Vorbereitung.
Beschläge vom Maurinus-Schrein in Köln, Meister Fridericus, um 1x80
14
Detail vom Mauritius-Tragaltar des Eilbertus
insbesondere das Rheintal entlang, von Kehl abwärts bis in die Niederlande,
begegnet man in den meisten Sammlungen Vertretern dieser Gattung. Es ist
hier nicht der Ort, auf die Frage nach ihrer Provenienz näher einzugehenfk
wir dürfen uns mit der Feststellung der Tatsache begnügen, daß man in
den Rheinlanden bereits im IX. Jahrhundert Grubenemails auf Kupfer mit
ausgesparten gravierten Figuren auf farbigem Grunde gekannt hat. Von den
Der älteste Fund dieserArt ist der Kettlacher Archiv für Kunde österreichischerGeschichtsquellen r854,
nach welchem auch die fragliche Gattung von Email vielfach benannt wurde. Die prähistorische Forschung
hat sich damit wiederholt beschäftigt, doch war man lange geneigt, ihre Entstehungszeit viel zu hoch in die
Völkerwanderungszeit hinaufzudatieren. Aus kunsthistorischen Erwägungen ist an eine Entstehung derselben
vor der Mitte des VIII. Jahrhunderts kaum zu denken die große Masse wird wohl erst im IX. Jahrhundert
in die Erde versenkt worden sein. doch wird man andererseits mit den spätesten darunter nicht über das
X. jahrhundert in der Datierung hinausgehen dürfen.
Detail vom Gregonus-Tragaltar des Fridericus
Dreikönig-Schrein im Kölner Dom, Köln, um 180 1210
durch Falke bekannt gemachten Gegenständen steht das Reliquiar von
Enger aus dem Ende des VIII. Jahrhunderts offenbar mit jener Gruppe in
Verbindung; es trägt zwar Zellenemail auf Gold, aber die Beschaffenheit
der Emailmasse ist augenscheinlich die gleiche.
Die genannte karolingische Grubenemailgattung bildet somit unzweifel-
haft einen technischen Vorläufer des rheinischen Emails des XII. Jahrhunderts.
Schwieriger erscheint es, die Fäden bloßzulegen, die eine Verbindung zwischen
Vom Albinus-Schrein in Köln, um 1185
Maurinus-Schrein in Köln, Eckpfeilerplatte
von Fridericus, um nBo
beiden Gruppen über das XI. Jahrhundert
hinweg herstellen. Von dem durch Falke
publizierten Material wäre da bloß der
Andreas-Tragaltar zu Trier zu erwähnen,
der wenigstens nach einer Richtung Anhalts-
punkte an die Hand geben könnte, doch
würde es zu weit führen, an dieser Stelle
darauf einzugehen.
Da es an deutschen Emaildenkmalen
aus dem XI. Jahrhundert in der Düssel-
dorfer Ausstellung gebrach, hat Falke dafür
die in die gleiche Zeit fallenden Niellowerke
des Mönches Rogkerus von Helmershausen
in die Publikation aufgenommen. Wir
können ihm nicht genug dafür danken, nicht
so sehr darum, weil man in ihrem Erzeuger
seit Ilgs Herausgabe von Theophilus' diver-
sarum artium schedula den Autor dieser
unschätzbaren Quellenschrift vermutet, son-
dern weil man an diesen höchst merk-
würdigen Nielloarbeiten schärfer und greif-
barer als irgendwo beobachten kann, worauf
es dem deutschen Meister zum Unter-
schiede von seinem byzantinischen Kollegen
bei der Behandlung der Figuren ankam.
Während der Oströmer Abbildung Seite
die einzelnen Glieder des Körpers unter
einer uniformen farbigen Hülleverschwinden
läßt, in der die linear angedeuteten Falten
bloß eine flüchtige Anweisung auf die
Tiefendimension geben, zeigt sich Rogkerus
Abbildung Seite 12 bemüht, sich über
jedes erhabene Glied unter der Gewandung
im einzelnen klar zu werden, dasselbe zu
umgrenzen und durch entsprechende Be-
handlung der Fältelung zu modellieren. Daß
dadurch alle Glieder in gleiche Reliefhöhe
gebracht wurden, scheint uns heute freilich
vom Standpunkte der subjektiven Natur-
Wahrheit störend, und wir sind daher geneigt,
den Byzantiner, der die Einzelheiten hinter
dem farbigen Gesamteindruck verschwinden
ließ, für den reiferen Künstler zu halten. Man braucht aber bloß die darauf-
folgende Entwicklung an den Emails des XII. Jahrhunderts zu verfolgen,
um einzusehen, daß
es der Weg des
Deutschen war, der
aufwärts zur Renais-
sance geführt hat,
während der Byzan-
tiner über die spät-
römische Entwick-
lungsstufe niemals
wesentlich hinausge-
koxnrnen ist.
So gelangt Falke
zu seiner eigentlichen
Aufgabe der Dar-
stellung der Entwick-
lung des rheinischen
Emails seit dem
XII. Jahrhundert. Da
er dieses aus dem by-
zantinischen hervor-
gegangen Sein Detail von der linken Dachseite des Herbe Sch e'n Deut
und die karolingische umlüs
Zwischenstufe, von der
vorhin die Rede war, seine Beachtung nicht gefunden hat, sah er
sich genötigt, vor allem den Unterschied zwischen dem byzantinischen
Email und dem deutsch-rheinischen des XII. Jahrhunderts festzustellen.
Mit Recht weist er die hiefür in der Regel geltend gemachte einfache
Entgegensetzung von Grubenschmelz und Zellenschmelz als ungenügend
zurück, da es ja in der Tat für den künstlerischen Effekt in keiner Weise
darauf ankommt, ob die Vertiefung für das schmelzflüssige Email eine durch
den Stichel ausgehobene Grube oder eine durch Treiben eingetiefte oder
durch hochkant aufgelötete Stege eingefriedete Zelle bildet. Als das
Entscheidende erscheint ihm vielmehr das Rohmaterial des Rezipienten bei
den Deutschen Kupfer, bei den Oströmern Gold. Streng genommen ist das
zwar nicht ganz richtig, denn wie die Deutschen gelegentlich Goldschmelz,
so haben die Byzantiner vereinzelt auch Kupferschmelz hergestellt, wofür als
eines der bekanntesten Beispiele die Schüssel mit arabischen Inschriften im
Innsbrucker Ferdinandeum genannt sein mag. Aber im großen und ganzen
trifft die Scheidung zu und auch die Folge, die diese Wahl des Rezipienten auf
jene der Emailmasse gehabt hat bei den Deutschen opaker, bei den
Byzantinern verhältnismäßig translucider Schmelz -hat Falke treffend hervor-
gehoben, wozu vielleicht noch der verschiedene Effekt bei den Deutschen
ein matteres, bei den Byzantinern ein glänzenderes Aussehen der Ober-
Bäche als da und dort von vornherein schon in der Kunstabsicht gelegen
18
und nicht bloß durch den technischen Weg herbeigeführt bezeichnet werden
könnte. Ich möchte aber außerdem noch ein Unterscheidungsmornent hinzu-
fügen, das mit besonderer Schärfe betont zu werden verdient.
Spricht man von byzan- denen überdies von Anbeginn
tinischem Zellenernail, so nicht selten durch Einschmel-
denkt man dabei vornehmlich zen von Farbe eine auffallende
andie feinenGoldlinien,durch Breite und Wirkungskraft
welche die einzelnen Farb- gegeben wurde, verleihen
felder voneinander getrennt nun den gewissermaßen
und durchzogen sind. Diese farblosen weil in Carnation
Linien Abbildung Seite 1x und Gewandung einheit-
geben liqh
zwar ge- Gold-
WiSSCP- bronze-
maßen ton ge-
eine An- färbten
deutung Figuren
V00 MO- eine ganz
dellierung andefg
und damit von der dritten
Dimension, aber der Ein-
druck, den sie gewähren,
bleibt doch wesentlich ein
farbiger, zweidimensionaler.
In breiten Flächen dagegen
tritt das Metall Gold hier
nur im Grunde auf, der dann
eben auch nur als ein flaches
Farbfeld wirkt. Das rheini-
sche Email zeigt dagegen
ganze Figuren in zusammen-
hängenden Goldbronze-
Modellierung und damit
Tiefenwirkung, als den
Figuren des byzantinischen
Emails eigen ist. Allerdings
war auch am Rhein von
Anbeginn das umgekehrte
Verfahren üblich, indem
namentlich einzelne Figuren
in feierlicher Pose farbig mit
Goldbronzezeichnung auf
Goldbronzegrund gesetzt
wurden Abbildung Seite 12
unten, undschließlichbegeg-
Bächen, mitgravierfßr Mißdel- nenwirsogarFiguren, die sich
lierung, auf farbigem Grunde farbig von demfarbigen Gruß
Abbildung Seite oben. dgsrigjjäsiut de abheben ;aberdieWirkung
Diese gravierten Linien, der kräftigen Goldbfgnze-
linien, die an solchen rheinischen Emails die Farbfelder durchziehen, ist doch
eine ganz andere und entschieden modellierendere, als jene der feinen Gold-
linien auf den byzantinischen Emails. Und überblickt man vollends die Ent-
wicklung bis in das XIII. Jahrhundert hinein, so kann man das stetige
Anwachsen der haptischen Tendenz, die uns schon an den Rogkerus-
Werken so charakteristisch entgegengetreten war, in klaren Stufen verfolgen.
Die äußeren Kriterien dieser Entwicklung in sicherer Weise formuliert
zu haben, ist nun Falkes nicht hoch genug anzuerkennendes Verdienst. Wir
Itfeißh
v1
.0
01x
1.1..
av-L
mir!
wissen jetzt, wie der An-
fang und das Ende be-
schaffen waren und wie
sich die Zwischenglieder
aneinander gereiht haben.
In der von Falke in den
Hauptgliedern fixierten
Entwicklungsreihe ist in
Hinkunft jedes rheinische
Emailwerk hinsichtlich
konnte. Nichtsdestoweni-
ger sind auch diese übrigen
Resultate durch ernste
Gründe gestützt, und man
darf kaum zweifeln, daß
vieles, vielleichtdas meiste
darunter auch einer zu-
künftigen, auf umfassen-
dem Materiale fußenden
Kritik wird stand halten
können. Eine knappe
Skizze der Ergebnisse,
zu denen Falke gelangt
ist, muß uns hier genügen.
Der Hauptsitz der rhei-
nischen Emailkunst war
das Kloster St. Pantaleon
zu Köln; sie begann
mit dem zweiten Viertel
des XILJahrhunderts und
währte bis in das zweite
Drittel des XIII. Jahrhun-
derts. Drei Perioden sind
darin bestimmt zu unter-
Kreuz im Beuth-Schinkel-
Museum, Charlottenburg,
von Godefroiy Claire,
um 1155
seiner Zeitbestimmung mit
Sicherheit unterzubringen.
Diesem Ergebnisse gegen-
über treten alle anderen
zurück, die Falke daneben
in reicher Fülle gewonnen
hat, zumal auch die streng
urkundliche Beweiskraft
dafür in der Regel noch
nicht gefunden werden
scheiden. Die erste wird
beherrscht durch einen
Meister, dessen Name
längst urkundlich sicher-
gestellt ist, den Eilbertus
Coloniensis, den die In-
schrift eines berühmten
Tragaltars des Welfen-
schatzes Abb. Seite 12 und
I3 nennt. Über diesen
Meister und seine Arbeiten
ist bereits viel geschrieben
und gestritten worden;
ihm endgültig den Platz
am Beginne der Entwick-
lungsreihe angewiesen zu
haben, ist jedoch Falkes
Verdienst.
Das zweite Stadium ist
von rein künstlerischem
Standpunkte, jenes der
Blüte und der Höhe
es wird vertreten durch
einen Meister, den Falke
34
mit immerhin dis-
kutablen Gründen
mit einem am
Maurinus-Schrein
dargestellten und
inschriftlich als
Fridericus be-
zeichnetenMönch
Abb. Seite 13
unten in Verbin-
dung bringt. Die
Zahl seinerWerke
ist weitaus die
größte unter allen
Gruppen, die einer
einzelnen Künst-
lerpersönlichkeit
zugewiesen wer-
den können. Falke
unterscheidet in
seinem Schaffen
Detail von der Rückseite des Mbllillfgß zlituz-Reliquiars, Schule von Verdun. zwei Perioden.
Die erste des
Werdens, worin er teilweise noch an die strenge Weise des Eilbertus
anknüpft, wenngleich er sich von diesem bereits durch die lebhaftere
äußere Bewegung seiner Figuren, durch die stärkere Betonung des kon-
zentrischen farbigen Hintergrundes als solchen, wogegen ihn Eilbert noch
wesentlich als Rahmen behandelt hatte, endlich durch die Zusammen-
fassung der gravierten modellierenden Faltenlinien zu schattenderen Massen
in deutlichem Sinne einer gesteigerten Modellierung unterscheidet ein
Vergleich der beiden Abbildungen Seite 14 oben und unten wird das Ver-
hältnis klar machen. Den Höhepunkt dieser Periode bilden die zwei
bekannten Kuppelreliquiare im Welfenschatz und im South Kensington
Museum, das letztere zugleich den Übergang zur zweiten Periode. Diese
kennzeichnet sich durch eine farbigere und in der Rundung gefälligere
Bildung des lappigen Blätterrankenornaments und ganz besonders durch
die Abschattierung der farbig emaillierten Figuren auf farbigem Grunde. In
letzterer Beziehung bedeutet der Maurinus-Schrein Abbildung Seite I6
die höchste Leistung der rheinischen Emailkunst, die von keiner späteren
übertroffen wurde. Den Ansporn zu dieser Wandlung hat aber Fridericus
von Seite eines wallonischen Meisters, des Godefroy de Claire aus Maastricht,
empfangen, dessen Heribert-Reliquiar in Deutz Abbildung Seite x7 dem
Kölner Meister die Augen darüber geöffnet haben dürfte, wie mit farbigen
Mitteln eine gesteigerte haptische Wirkung zu erreichen wäre.
Elisabeth-Schrein in Marburg
Das dritte Stadium ist jenes der vollen Reife; auch zu dieser Zeit steht
ein überragender Meister im Mittelpunkte, der aber diesmal vorläufig
anonym bleibt und von Falke als Meister des Annoschreins" bezeichnet
wird. Diese Schlußperiode hat die glänzendsten Werke wie den Dreikönig-
Schrein im Kölner Dome Abbildung Seite I5 hervorgebracht, aber sie
verrät sich andrerseits auch als Vorläufen-in des Endes, indem sich die
Emailkunst zu dieser Zeit bereits wesentlich auf die Dekoration unter-
geordneter Flächen beschränkte, während die Figuren fast ausnahmslos
durch Treibarbeit hergestellt wurden dem gesteigerten haptischen Bedürfnis
vermochte an der menschlichen Figur das Email offenbar nicht mehr Genüge
zu leisten. Kennzeichnend für die Werke dieser Periode sind die überaus
flüssigen Linien, namentlich in den Silhouetten der dekorativen Tierfiguren
Abbildung Seite x5, die in der Regel in wenig gravierten Goldbronze-
flächen auf kobaltblauen Emailgrund gesetzt wurden. Ferner begegnen in
dieser Schlußperiode mit zunehmender Häufigkeit geometrische Ornamente
in aufgelöteten Zellen, die mit den Gruben, in die sie gebettet sind, das
gemischte Email ergeben. Also in der Hauptsache den Figuren ein
Hildesheimer Schmelzplatte der Welandus-Gruppe
Verlassen des hiefür unzulänglich gewordenen Emails, in der Neben-
sache den einfassenden Leisten der Rückschlag in das anfängliche
Extrem dieser Prozeß ließ nichts anderes erwarten, als das Ver-
schwinden der rheinischen Grubenemailkunst in der zweiten Hälfte des
XIII. Jahrhunderts, das heißt mit dem Anbruche der gotischen Periode. Der
Tiefschnittschmelz" auf Silber, von welchem Falke einige lehrreiche
Beispiele aus dem XIV. Jahrhundert beizubringen gewußt hat, kann sich
an kunsthistorischer Bedeutung mit seinem Vorgänger nicht entfernt messen.
Denn das gotische Kunstwollen verfügte über andere, zusagendere und
wirkungsvollere Mittel zu seiner Befriedigung als das Email.
Von nichtrheinischen Emailschulen hat nur die niederlothringische von
der Maas die besondere Aufmerksamkeit Falkes auf sich gezogen, weil sie
nicht allein benachbart war, sondern auch sehr bestimmenden EinHuß auf
die rheinische Entwicklung ausgeübt hat, wie soeben an der großen Wand-
lung im Schaffen des Fridericus von St. Pantaleon in Köln gezeigt worden
ist. Hauptmeister war hier Godefroy de Claire, zeitlich parallel mit Eilbertus
und mit Fridericus während dessen erster Periode. Als Romane sieht Gode-
froy de Claire Abbildung Seite 17 bis I9 mehr auf das Ganze als die
Deutschen; seine Falten umschreiben nicht so ängstlich die einzelnen Teile
und sind auch spärlicher gesät, aber sie verraten einen Zug zur Größe und
das unterscheidet sie wiederum von den byzantinischen. Auch ist bei
dem Maastrichter Meister die haptische Treibarbeit von vornherein sehr
beliebt, während Fridericus überwiegend, sogar noch in seiner zweiten
Periode, emaillierte Figuren verwendet hat. So erklärt sich, daß Fridericus
.r
Schmelzkästchen, Sammlung Pierponx Morgan
in seinem Drange, dem fortschreitenden Zuge der Zeit zu folgen, gerade
bei dem romanischen Meister von der Maas fruchtbare Anregung gefunden hat.
Angesichts dieser Empfänglichkeit der deutschen Emailleure für den
von Lothringen ausgehenden hohen Stil müßte es wundernehmen, wenn der
größte Erfinder unter diesen Ostfranzosen, der Meister Nikolaus von Verdun,
keine Nachfolge auf dem benachbarten deutschen Gebiete gefunden hätte. In
der Tat hat Falke eine kleine Anzahl von Arbeiten zusammenzustellen
vermocht, an denen namentlich eine der charakteristischen Faltengebung
der Figuren des Klosterneuburger Altars nächst verwandte Weise zu
beobachten ist Abbildung Seite 20 und die sich in Trier, der weit nach
Westen vorgeschobenen Moselstadt, lokalisieren lassen. Es läßt sich freilich
nicht leugnen, daß der große Wurf des Lothringer Meisters unter den deut-
schen Händen eine Wendung ins kleinliche genommen hat.
Sehr bedeutende Werke sind endlich in Aachen entstanden, das so wie
geographisch auch in Bezug auf seine Emailkunst eine Mittelstellung zwischen
Köln und dem Maasgebiet einnimmt, jedoch so, daß es den unmittelbaren
Anstoß wohl vom deutschen Köln empfangen haben muß. Es sind lauter
Prachtwerke der Spätzeit, wie der Sarkophag Karls des Großen und der
Marien-Schrein zu Aachen und der Elisabeth-Schrein zu Marburg Abbil-
dung Seite 2x mit gewaltig ausladenden Reliefs und Firstkärnmen auf den
kirchenartigenReliquiaren, aber beiVerwendung des Emails in einerverhältnis-
mäßig untergeordneten Rolle.
Ein Schlußkapitel wurde den Emailarbeiten gewidmet, die mit Hildes-
heim und mit Westfalen in Verbindung gebracht werden können Abbildungen
Seite 22 und 23. In dieser Beziehung war das Material der Ausstellung
Chinoiserie von Johann Gregor Herold
begreiflicherweise ein lückenhaftes und
daher konnte auch das von Falke da-
von entworfene Bild keinvollkommenes
werden. Immerhin genügt es, um zu
erkennen, daß von dieser Seite zwar
nicht der Kunstfreund mit modernen
ästhetischen Wertmaßstäben, wohl
aber der Kunsthistoriker, der dem
eigentlichen Nerv des deutschen Kunst-
wollens nachzuspüren beflissen ist,
noch reiche Belehrung zu erhoffen hat.
Wer die auf anderthalbhundert
Tafeln wiedergegebenen Emailwerke
aufmerksam betrachtet, hat einen tiefen
Blick in die mittelalterliche Kunst-
auffassung getan. Farbe und Linie
sind I-Iauptelemente ihrer Wirkung und
gerade von ihnen aus vermag auch
der moderne Kunstfreund an diesen
Überbleibseln einer von der unsrigen
sonst so grundverschiedenen Lebens-
und Kulturanschauung ein lebhafter-es Interesse zu gewinnen.
KUPFlERS-TICHE ALS VORBLILDEI; FÜR
PORZELLANßP "VON ADOLF BRUNIÄNZG-
BERLINTsc-
ist bekannt, daß zu dem wichtigsten Inventar
der Porzellanmanufakturen des XVIII. Jahr-
hunderts eine mehr oder minder umfangreiche
Kupferstichsammlung gehörte. In der könig-
lichen Porzellanmanufaktur zu Berlin hat die-
selbe sich noch vollständig erhalten. Zum Teil
sind die Stiche auf große Pappen aufgezogen
und zwar so, daß gewöhnlich ein größerer
Stich von mehreren kleineren Stichen umgeben
ist. Sie zeigen alle die Spuren vielfacher
Benützung.
Über die in Meißen angelegte Kupferstichsammlung teilt ein Kommis-
sionsbericht vom Jahre 1745 näheres mit. Wir erfahren aus demselben, daß
die Maler ihre Dekorationen anfertigten nach denen successive in solcher
Absicht angeschafften Kupferstichen von dem bekannten Watteau und
Stich von G. C. Bodenehr nach G. S. Rugendas Untertasse, Meißen, um 1740 Sammlung des
Herrn Dr. v. Dallwitz, Berlin
Weimannischen botanischen großen Werke auch anderen dergleichen
Zeichnungen dazu des Albani so sehr gepriesene invention von allerhand
Arten derer Vögel nach ihrer Gestalt und Farbe, das nächstens aus England
erwartet wird".
In Frankenthal wurde im Jahre 1762 bei der Übernahme der Fabrik
durch den Kurfürsten von den I-Iannong eine Kupferstichsammlung im Werte
von 780 Gulden übergeben, und von der Kupferstichsammlung von Fürsten-
berg hat sich noch ein Inventar aus dem Jahre 1770 erhalten. Es ist anzu-
nehmen, daß auch die anderen Porzellanfabriken ähnliche Vorbildersamm-
lungen besessen haben; sicher ist dies von der kaiserlichen Porzellanmanu-
faktur in Wien.
Daß diese Stiche nicht nur von den Porzellanmalern, sondern auch von
den Modelleuren benutzt worden sind, hat Christian Scherer an mehreren
Fürstenberger Gruppen nachgewiesen. Aber nicht nur die wenig schöpfe-
rischen Fürstenberger Modelleure, sondern auch die Bildhauer anderer
Manufakturen haben nicht selten Stichen ihre Kompositionen entnommen.
Es soll die Aufgabe dieser Untersuchung nicht sein, den Umfang der
Verwendung von Stichen in der Porzellankunst nachzuweisen; das bleibt
den noch zu erwartenden ausführlichen und gründlichen Monographien der
einzelnen Manufakturen vorbehalten. Es soll hier nur an einigen Beispielen
gezeigt werden, in welcher Weise die Entlehnung vor sich ging, ob in der
Benützung des Stiches sich ein größerer oder geringerer künstlerischer Sinn
geltend gemacht hat.
Im allgemeinen kann man sagen, daß die Benützung von Stichen durch
die Porzellanmaler vor 1740 eine Ausnahme, nach diesem Zeitpunkte die
K. Berling, Das Meißener Porzellan und seine Geschichte. Leipzig, xgoo, S. 1x4.
Vgl. Ch. Scherer, Bemerkungen über Modelleure der Fürstenherger Porzellanmanufakxur und ihre
Modelle, in Kunstgewerbeblatt, Neue Folge III, 1892, Seite 32 H.
26
Regel war. Zum
Teil bildeten ja die
Dekorationen des
ostasiatischen Por-
zellans in den ersten
Jahrzehnten der
Produktion von
Meißen und Wien,
die ja für diese erste
Periode von
Venedigs Porzellan-
kunst weiß man ja
noch so gut wie gar
nichts allein in
Betracht kommen,
die Vorbilder der
Maler.Danebenaber
gehen in Meißen
Dekorationen, die eigens für das Porzellan dieser Fabrik erfunden worden
sind. Es sind das vor allem die Chinoiserien des Malers Johann Gregor
Herold, jene reizvollen, phantastischen Bildchen, in denen eine heitere
Märchenwelt die personifizierte Exotik, wie man sie nennen könnte
in einer unerschöpflichen Fülle von Einfällen und launigen Episoden dar-
gestellt ist. Wenn auch hin und wieder Erinnerungen an Stiche aus
Reisewerken leicht anklingenli, so sind diese Kompositionen doch ganz
eigenartig und neu. Wie groß der Erßndungsreichtum Herolds und seiner
Schüler war, zeigt sich schon an einem einzigen Service. In der Regel sind
sämtliche Darstellungen auf allen Stücken voneinander verschieden, keine
einzige wiederholt sich.
Neben Herold werden in dem Verzeichnisse der im April 1731 in Meißen
beschäftigten Arbeiter noch sechs andere Maler für Japponische Figuren"
aufgeführt. Einige von ihnen haben offenbar unabhängig von Herold einen
eigenen Stil besessen, denn es finden sich neben den Heroldschen Chinoi-
serien noch andersartige Chinesendarstellungen, solche in einfacher eckiger
Umrißzeichnungw und solche, die sich ganz an die Bilder der ostasiatischen
Porzellane anschließen, indem sie in ähnlicher Weise die Emailfarben in
breiten Flächen auftragen. Für die anderen, weniger selbständigen Maler
gaben wahrscheinlich Stiche die Vorlagen, die Herold zu diesem Zwecke
verfertigte. Zwei derselben haben sich noch in der Ornamentstichsammlung
des königlichen Kunstgewerbemuseums erhalten; der eine trägt die Bezeich-
nung J. G. Höroldt. inv. et fecit r726" Abb. Seite 24. In ähnlicher Weise
Vgl. Europäisches Porzellan des XVIII. Jahrhunderts. Katalog der vom 15. Februar bis 30. April 1904
im Lichthofe des kgl. Kunstgewerbemuseums zu Berlin ausgestellten Porzellane. Von Adolf Brüning in Ver-
bindung mit Wilhelm Behncke, Max Creulz und Georg Swarzenski. Berlin rgo4. Einleitung Seite XII und H.
Vgl. Europäisches Porzellan u. s. w. Tafel VIII.
La Perspective". Stich von Crepy nach Waneau
stellte auch der ursprünglich in
Meißen, dann in Berlin tätige Maler
Karl Wilhelm Böhrne seine Land-
schaften in Stichen den Porzellan-
malern zur Verfügung. Über ihn und
seine Tätigkeit an der Berliner Por-
zellanmanufaktur ist in der nächsten
Zeit eine umfassende Arbeit von Jaro
Springer zu erwarten.
Auch die in der Frühzeit der
MeißenerManufakturbeliebtenHafen-,
Fluß- undParklandschaften mit kleinen
Figuren in lebhaften Farben sind wohl
von den Porzellanmalern selbständig
erfunden worden. Dagegen gehen
wieder die frühesten deutschen
Blumen" mit und ohne Schlagschatten
auf Stiche zurück und ebenso lassen
sich in den vielfachen Schlachtendar- Kaffeekanne Berlin um 1765 Sammlung des Herrn
stellungen dieVorbilder in Stichennach 91mm, 8mm
Rugendas, Wouwerrnann und anderen
nachweisen. Dem iigurenreichen Stiche wurden in der Regel nur die Hauptzüge
entnommen, die Nebentiguren und das Beiwerk fortgelassen oder verändert.
Wie auch hierin feinfühliger Geschmack betätigt werden konnte, zeigt
die auf Seite 25 abgebildete Untertasse mit eisenroterMalerei aus derSammlung
des Herrn Dr. v. Dallwitz in Berlin, bei der der Besitzer als Vorlage der
Darstellung einen Stich von G. C. Bodenehr nach G. S. Rugendas nach-
gewiesen hat. Mit großem Geschicke ist die Komposition dem Runde ange-
paßt und durch die Wolkenstreifen und den Hügel links im Bilde ein gutes
rythmisches Gleichgewicht in die Darstellung gebracht worden. Bei der
Dekoration der zugehörigen Tasse ist ein Stich aus derselben Folge von
Bodenehr nach Rugendas benützt worden, und zwar ist die Komposition um
eine Figur bereichert worden, um den ausgeplünderten Bauern, dem die
Soldaten die Ernte rauben.
In anderen Fällen werden beliebig einzelne Figuren oder Gruppen aus
den Vorlagen herausgegriffen und ohne Rücksicht auf den ursprünglichen
Zusammenhang verwendet. Besonders die Berliner Maler verwerteten die
Stiche nach Watteau derartig in ausgiebigster Weise. Einen interessanten
Beleg für ihre Arbeitsweise bietet die Kaffeekanne aus der Sammlung
des Herrn Dr. F. Clemm in Berlin, die zu einem Service gehört, das
Friedrich der Große dem General de la Motte-Fouque geschenkt haben
soll. Die auf der dem Beschauer zugewandten Seite abgebildete
A. I. O. Seite XIX.
Vgl. Europäisches Porzellan u. s. w. Seite XXIX und x08.
F.
d.
B.
m.
.m
S.
Komposition ist dem Stiche La Perspective" von Crepy nach Watteau
entlehnt, und zwar hat der Porzellanmaler aus dem Stiche zwei weit
voneinander getrennte Gruppen zu einem Bilde zusammengeschlossen,
das Paar rechts von dem Steinsockel, auf dem eine Vase steht, und die
beiden am Boden sitzenden Kinder rechts von dem leeren Steinpostament,
links im Bilde. Freie Erfindung des Porzellanmalers ist der kleine Land-
schaftsausschnitt mit Gebüsch und Bäumen, in den die Gruppe hinein-
gestellt ist. Er ist unten nicht wie auf dem Stiche gerade abgeschnitten,
sondern verliert sich an seinen Rändern in feinem Laubwerk allmählich in
der Fläche, wodurch ein engeres Anschmiegen der Malerei an das Gefäß
erreicht wird.
Ebenso wie die Maler in den Manufakturen, nahmen auch die auf eigene
Faust Porzellan dekorierenden Hausmaler, wie Bottengruber, Preußler und
andere, Stiche zu Hilfe. Für einen von Bottengruber bemalten Spülnapf in der
Sammlung des Hrn.
Ritter v. Lanna in
Prag hat Pazaurek
das Vorbild in einem
Stiche des Theodor
de Bry nachge-
wiesen. Bei dem in
der Sammlung des
Herrn Dr. v. Dallwitz
in Berlin befindli-
chen chinesischen
Teller mit goldge-
höhten Schwarz-
malereien auf Vor-
der- und Rückseite,
die wahrscheinlich
von der Hand des
Breslauer Haus-
malers Preußler
herrühren, sind die
Darstellungen zwei
Stichen des B. Au-
dran des Älteren
nach Gemälden von
Francesco Albani im Louvre entlehnt. Die Vorderseite stellt den Adonis dar,
wie er von Amor zur schlafenden Venus geführt wird. Auch hier ist wieder
die geschickte Anpassung der Komposition an das Rund des Tellers, die
einige Verschiebungen und Veränderungen notwendig machte, bemerkens-
wert. Auf der Rückseite ist über Boden und Rand hinüber die Rache der
Diana vorgeführt, die durch ihre Nymphen den schlafenden Amoretten
ihre gefährlichen Waffen rauben läßt.
Seltener kann man Stiche als Vorlagen für Geschirr und Gerät nach-
weisen. Aber selbst ein Künstler wie Kändler verschmähte es nicht, für einen
Leuchter im Schwanenservice des Grafen Brühl einem Stiche von Desplaces
nach Meissonier zufolgen, allerdings mit nicht unwesentlichen Umwandlungen,
indem er nicht nur zwei Kartuschen zur Aufnahme des Brühlschen Wappens
in den Schaft einschob, sondern auch die Haltung der beiden Putten, die
sich auf dem Stiche anschauen, am Leuchter veränderte. Er erreichte
dadurch, daß die Komposition des Leuchters, die bei Meissonier, der außer
der auf Seite 3x abgebildeten noch zwei andere Ansichten des Leuchters gibt,
eine Hauptseite bietet, im Porzellan zwei gleichwertige Schauseiten gibt, was
für das auf der Tafel aufzustellende Gerät nicht unwichtig ist. Das eine Mal
i."
Chinesischer Teller, bemalt von Preußler, Breslau, um 1730
Sammlung des Herrn Dr. von Dallwitz, Berlin
Pazaurek, Ignaz Bottengruber, im Jahrbuch des Schlesischen Museums für Kunstgewerbe und Alter-
tilmer, Band Il, Seite x33 und x48 H".
Gesicht des
höher sitzenden
Putto, das andere
Mal das des tiefer
sitzenden dem
Beschauer auf
diese Weise zu-
gekehrt. Sonst ist
die Komposition
ziemlich genau
übernommen, so
fehlt zum Bei-
spiel das auf-
steigende Palm-
Lorbeer?blatt
über der auf dem
Fuße aufliegen-
den Volute auch
auf dem Por-
zellanleuchter
nicht. Der Ent-
wurfMeissoniers
warwohlalsVor-
lage für Silber-
gerät bestimmt,
dessen Ziselier-
arbeit jedenfalls
die feine Zeich-
nung des Mu-
schelwerkes korrekter wiedergegeben haben würde, als der in Porzellan
arbeitende Modelleur, der auf eine Vergröberung der Formen Bedacht
nehmen mußte. Für ein paar Leuchter in figürlichen Formen hat J. Brinck-
mannt in einem Stiche von .-. Pasquier nach einer Zeichnung von
J. Roettiers in den Elements dbrfevrerie par Pierre Gerrnain, Paris,
2. partie, 1748" Nr. 71 das Vorbild nachgewiesen.
Auch die Modelleure der Figuren und Gruppen machten zum Teil
Heißig von Stichen Gebrauch, wenn ihre eigene Phantasie zur Erfindung
neuer Motive nicht ausreichte.
In Meißen sind ein großer Teil jener kleinen Zwerge, von der besonders
die Sammlung des Herrn W. Gumprecht in Berlin eine große Anzahl ent-
hält, den Stichen des Werkes entnommen I1 Calotto resuscitato. Oder; Neü
eingerichtetes Zwerchen Cabinet. Le Monde est plein de sots joieux. Les
Das Harnburgische Museum für Kunst und Gewerbe! Leipzig, 189m 45m
Stich von Desplaces nach Meissonier
31.
plus Petits sont les mieux. De Waereld
is vol Gekken-Nesten de Klynste
Narren zyn de beste. 1716 to Amster-
dam gedruckt by Wilhelmus Koning"."'
Auch in Wien hat man das Werk ge-
kannt und benutzt; jener kleine Mann
im braunen Kittel und Spitzhut ist dem
Stiche von F. Folkema Nr. 41 nach-
gebildet, der die Unterschrift trägt
Riepl Gleichdron Approbierter und
Privilegierter Saufchneider und fPani-
fcher apfell Abaldator", Abbildung
Seite 32. Die Porzellantigur, die den
eingepreßten Bindenschild als Marke
führt, ist fast die genaue Kopie der
Gestalt auf dem Stiche. Nur eine
Änderung hat der Modelleur vorge-
nommen, indem er ihm den Rucksack
vom Rücken nahm und in die Hand
gab; vielleicht wollte er dadurch die
Figur schlanker erscheinen lassen.
Von der Lanze hat sich nur noch ein
kleines Stück erhalten.
In der zweiten Hälfte des XVIII.
Jahrhunderts sind es besonders Leuchter aus dem Schwanenservice des Grafen Brübl,
Maler,derenBildef,dufChKupfefStiChe Meißen, um 1740 Kunstgewerbemuseum in Berlin
vermittelt, gern von den Modelleuren
benutzt wurden Boucher, Greuze und Chardin." Auf Boucher, dessen
Kinder und Schäfer besonders in Sevres in Biskuit ausgeführt wurden,
gehen mehrere Meißener Gruppen, und zwar Chinesendarstellungen zurück,
die übrigens auch gerne auf Porzellangeschirr gemalt wurden. Hier, wo es
sich um Gruppen von Figuren handelt, die in der Regel auf dem Stiche
breiter und lockerer nebeneinander stehen, ist schon bei der Übersetzung
des Stiches in das Rundbild eine größere persönliche Betätigung des Model-
leurs notwendig, wie bei einer Einzelfigur. Zumeist gilt es, die Gruppe
straffer in ihrem Aufbau zusammenzufassen und etwaige Requisiten der
Bühne, auf dem der betreffende Vorgang sich abspielt, in porzellangemäßen,
beziehungsweise dem Modelleur geläufigen Formen wiederzugeben.
So sehen wir bei der Chinesenmutter mit zwei Kindern in der Sammlung
des Herrn Dr. L. Darmstaedter in Berlin Abbildung Seite 37, durch eine
leichte Verschiebung des am Boden knieenden Kindes die Gruppe an
Konzentration gewinnen. Eine stärkere Bindung des stehenden Kindes an die
Vgl. Europäisches Porzellan u. s. w. Seite XXII.
A. a. O. XVI.
lfplhüißßäiri-ioäziäißimäißqäwnr Mutter ist dadurch erreicht, daß der
ärgern-n Slllßilß olNndd.
Jmv-"f-le-"Eüggtg; Kleine zur Mutter aufschaut, während
auf dem Stiche seine Aufmerksamkeit
auf das Einschenken der Flüssigkeit
gerichtet ist. Da der kleine Herd mit
der zaunartigen Umhegung sich nicht
sehr für eine Übertragung in Porzellan
eignet, verzichtete der Modelleur auf
alles Beiwerk des Stiches und gab der
Mutter einen großen Teekessel in die
Hand. Auch die anderen auf dem Stich
nicht sehr deutlich charakterisierten
Gefäße in den Händen der Kinder sind
in Geschirrformen, die ihm geläufiger
waren, übersetzt worden. Der Kopf-
schmuck der Chinesin ist vereinfacht,
um bequemer hergestellt zu werden.
Er konnte auf diese Weise ohne
Stich von F. Falken-m aus ll Calotto resuscitato" weiteres aus der Form gewonnen Wer-
den, während er sonst noch besonders
in Masse hätte aufgesetzt werden müssen.
Fanden wir in dieser Gruppe ein zweckmäßiges Urnarbeiten des
gegebenen Motives, so erscheint dagegen bei der in der Sammlung des
Herrn Dr. v. Pannwitz in München befindlichen Chinesengruppe in einer
Laube Abbildung Seite 35 die Abweichung vom Stiche mehr als ein Miß-
Verständnis und mangelhafte Auslegung des Originales. Während auf dem
Stiche das Paar in der Lektüre eines Buches vertieft ist, das so zusammen-
gelegt erscheint, daß die beiden Deckel des Einbandes aufeinanderliegen,
hat der Modelleur statt dessen der Frau ein geschlossenes Buch in die Hand
gegeben, so daß das Emporhalten desselben durch die Chinesin unver-
ständlich geworden ist. Ebenso hat die rechte Hand des Chinesen, die auf
dem Stiche auf der Brust aufliegt, gleichwie die ganze übrige Körperhaltung
die Gebärde eines Redenden angenommen. Die einfache Stablaube ist eine
reiche Rokokolaube geworden und das Paar in dieselbe hineingerückt. Eine
dritte derartig auf einen Stich Huquiers nach Boucher zurückgehende
Meißener-Gruppe, eine Chinesenfamilie mit Glockenspiel darstellend, besitzt
Herr Dr. Adolf List in Magdeburg.
Eine dem Gebiete der Pastoralen entnommene Komposition von
Boucher, L'agreable1econ", ahmte ein Frankenthaler Modelleur in einer
jetzt im Bayerischen Nationalmuseum in München befindlichen Gruppe nach,
und zwar nach dem Stiche von R. Gaillard. Die kleinen Abweichungen der
ziemlich hölzernen Porzellangruppe vom Vorbilde erklären sich wiederum
aus technischen Eigentümlichkeiten. Die im Stiche eng aneinander
Der Stich ist von J. E. Nilson im Gegensinne wiederholt worden.
geschmiegten Figuren sind in Porzellan einzeln
ausgeformt und dann erst zusammengeschoben
worden. Dadurch bekam die rechte Hand der
Schäferin und mit ihr besonders der später
zugefügte Hirtenstab jene veränderte Haltung.
Die fünf Schafe sind auf eines reduziert, der
Wald ist in eine Rocaillelaube umgewandelt
worden. So gibt uns zugleich der Stich auch
eine Deutung für diese im Porzellan so beliebten
Rocaille-Umrahmungen. Abbildg. Seite 39.
Sehr verschieden stellten sich auch die
beiden Modelleure, die nach Bildern von Greuze
arbeiteten Abbildungen Seite 41 und 43, zu
ihren Vorbildern. Während der eine eine bis
auf den Faltenwurf getreue Kopie des Stiches
von Laurent Cars und Claude Donat-Jardinier
gibt nur die Wiege ist allerdings nicht ohne"
Berechnung mit dem Korbe vertauscht worden
gibt der andere seine Vorlage in einer freien
undsehrgelungenenÜbersetzunginsWienerische precht, nun"
wieder. Es ist möglich, daß auch eine Wieder-
holung des Stiches im Gegensinne als Vorlage gedient hat, oder daß vielleicht
nur eine im Gedächtnis des Modelleurs haften gebliebene Erinnerung an die
Komposition Greuzes jene Abhängigkeit der Porzellangruppe vorn Stiche
hervorgerufen hat. Jedenfalls erscheint sowohl in dem Aufbau der Massen,
wie in dem Ausdruck der Köpfe die Wiener Gruppe als vorteilhafte
Verbesserung des Originales.
Geringer sind wieder die Varianten bei der nach dem Stiche von
Balechou nach einem Gemälde von eaurat von 1748 gebildeten Franken-
thaler Gruppe Die verabschiedete Magd" im Besitze des Herrn Dr. Darm-
staedter. Der Kopf der Magd ist unverdeckt geblieben und der einfache
Sessel ist eleganter geworden. Hier ist wie auch bei den anderen erwähnten
Frankenthaler Gruppen der übliche Moossockel gewählt, ohne daß man
daran dachte, den geschlossenen Raum, in dem die Szene sich auf dem
Stiche abspielt, anzudeuten.
Auch eine der größten zirka 35 Zentimeter hoch Frankenthaler Gruppen,
die Alceste", die im Preisverzeichnis von 1777 als die zweitteuerste aller
verzeichneten Gruppen mit 45 Gulden bewertet ist, geht auf einen Stich
zurück, und zwar auf den von L. Desplaces von 1715 nach einem Gemälde
von A. Coypel. Stich und Gruppe, die sich im Hamburgischen Museum
für Kunst und Gewerbe befindet, stellen den Augenblick dar, wie Herkules
die gestorbene Alkeste ihrem Gatten wieder zurückführt. Es ist ebenfalls
wieder eine fast wortgetreue Übertragung, nur mit dem Unterschiede, daß
der Ausdruck und Typus der Köpfe ein anderer geworden ist, und der
"m... .114- cm wurfb-y...
11mm 17'
Stich von Huquier nach Boucher
Sklave, der sich auf dem Stiche erschreckt niederduckt und den Blick
auf die Hände der Gebieterin gerichtet hat, in der Gruppe ihr mit sprechendem
Ausdruck ins Antlitz schaut und so in menschlich engere Beziehung zu den
Hauptpersonen gerückt ist, denen er auch räumlich nähergebracht ist. Auch
scheinen seine Züge von edlerer Bildung zu sein, wie die seines Vorbildes
auf dem Stiche. Dagegen sind die Mienen Admets und der Alkeste
weniger stark belebt, wie auf der Vor-
lage. Sehr bemerkenswert ist auch die
Umwandlung der Bühne. Im Stich
spielt sich der Vorgang am Eingange
des Palastes des Admetos ab. Der
Modelleur setzt an die Stelle der ganzen
Architektur nur zwei von Zweigen um-
rankte Säulenstümpfe und läßt den
Sarkophag, der auf dem Stiche im
Hintergrunde links sichtbar wird, zu
einer hinter Herkules stehenden Urne
zusammenschrumpfen. Das Stein-
pflaster wird zum Erdboden, auf dem
Granatapfel wachsen. Daß der Model-
leur damit bewußt den Schauplatz
der Handlung von dem Eingange zum
Königspalaste vor die Grabmäler des
Friedhofes, um verstanden zu werden",
wie Grünewaldik meint, verlegt habe,
ist wohl kaum anzunehmen. Auch kann
in keinem Falle Wielands Singspiel
Alkeste den Frankenthaler Künstler,
wie aus seiner Abhängigkeit von dem
französischen Stiche hervorgeht, ange-
Chinesengruppe, Meißen, um x75o Sammlung des
Herrn Dr. von Pannwitz in München
regt haben. Quelle für Coypel wird jedenfalls Racine gewesen sein.
AUSSTELLUNG VON STUDIENARBEITEN
STAATLICHER KUNSTGEWERBLICHER
UNTERRICHTSANSTALTEN Sv
iav' auf-d
der vielumstrittenen Frage der Reform des
Zeichenunterrichtes hat sich endlich in Fach-
kreisen die Überzeugung allgemein Bahn
gebrochen, daß jede Umbildung der Unter-
weisung im freien Zeichnen, wenn sie Aus-
sicht auf Erfolg bieten soll, der Hauptsache
nach auf frühzeitiges und eingehendes Natur-
studium gegründet sein müsse.
Wenn auch über die einzuschlagenden
Wege, über den Zeitpunkt des Beginnes der
bezüglichen Übungen und über den Umfang derselben, sowie über die Wahl
der anzuwendenden Techniken derzeit noch zahlreiche und tiefgreifende
Dr. Grünewald-Speyer. Alkesxe. Eine Frankenthaler Porzellangruppe im Pfälzischen Museum,
Seite 5x u. Ff.
Meinungsverschiedenheiten
bestehen, so ist man doch
wenigstens in dem Kardi-
nalpunkte einig, daß nur
die Rückkehr zur ewigen
Quelle alles Schönen und
Wahren zur Natur
uns von dem unfrucht-
baren Nachahmen der
Schöpfungen verflossener
Kunstperioden unabhängig
machen und allmählich
auch zu selbständigen Lei-
stungen befähigen könne;
heute darf kein Reform-
programm, welches ernst
genommen werden will,
sich dieser Forderung ver-
schließen und kein Lehr-
plan, der als diskutierbar
gelten soll, kann auf einer
anderen als auf dieser
Grundlage aufgebaut sein!
Mit der Erkenntnis von
dem unschätzbaren Wert
des Naturstudiums für die
Bildung des Geschmackes,
delices de Fenfance, Stich von j. j. Balechou nach Boucher die Weckung und Ver-
edlung des Farben- und For-
mensinnes ist schon ein großer Schritt nach vorwärts geschehen; merkwürdig
bleibt in dem Entwicklungsprozesse des Zeichenunterrichtes nur das eine,
daß man spät, sogar sehr spät zu dem erwähnten Wandel der Anschauungen
gelangt ist und daß der vor 17 Jahren ergangene Mahnruf des Altmeisters
Hirthik erst nach einem vollen Jahrzehnt allgemeinere Beachtung gefunden hat
und schließlich in seiner Grundidee siegreich zum Durchbruche gelangt ist. Die
Kunstgeschichte hätte uns ja schon längst lehren sollen, daß alle Kunst, von
der Urzeit angefangen, in sämtlichen unabhängigen Stilepochen ein mehr oder
minder ausgeprägtes Naturstudium zur Vorstufe hatte! Kann man sich denn die
Meisterwerke der Plastik der Antike, ihre freie und edle Charakteristik,
den hehren Ausdruck der seelischen Empfindungen, die anatomisch-richtige
Durchbildung der Körperformen in Ruhe und Bewegung auf anderem Wege
entstanden denken, als durch vorangegangenes, äußerst sorgfältiges Studium
der menschlichen Gestalt? Finden sich nicht bei allen Stilarten Pflanzen-
Georg I-linh, Ideen über Zeichenunterricht und künstlerische Berufsbildung. München, 1887.
und Tiermotive in großer Menge teils
als selbständige Zierformen, teils für
dekorative Zwecke verwertet vor?
Hat nicht endlich die häufig in den
Dienst der Architektur gestellte, also
zu sekundärer Rolle verurteilte plasti-
sche Kunst wieder Neubelebung,
Selbständigkeit und Annäherung an
die Antike nur dadurch erfahren, daß
man das vernachlässigte Studium des
Nackten wieder aufnahm und dem-
selben eine intensive Pflege angedei-
hen ließ?
Nur durch die Natur, die schon
so oft als Lehrmeisterin gedient und
als solche nie versagt hat, nur durch
neuerliche Verwertung ihres uner-
schöpflichen Reichtums an tektoni-
schen Gebilden und ornamentalen
Motiven können wir wieder zu neuen
Ausdrucksformen der Ideen der Zeit,
zu einer neuen Kunstübung gelangen!
Speziell in der Heimat hat es lange Chinesengruppe, Meißen, um 1760 Sammlung des
gedauert, bis dieser Gedanke Boden Heim D!"Imnarmslaedimßemn
gefaßt und die Reformbedürftigkeit des Zeichenunterrichtes überhaupt als
unaufschiebbar erkannt worden ist; während man anderwärts schon längst
fühlte, daß die Kopiermethoden ein schwerer Irrtum seien, daß dieselben
wohl in Äußerlichkeiten ihren Zweck zu erfüllen, ein Eindringen in das innere
Wesen, in den Geist des historischen Kunstvermächtnisses aber nur in
Ausnahmsfällen herbeizuführen vermochten, bedurfte es in Österreich erst
eines Anstoßes von Außen der durch das Österreichische Museum zu
Beginn des Jahres 189g veranstalteten Vorführung von prämiierten Arbeiten
der englischen Kunstgewerbeschulenl um die Reformidee überhaupt in
Fluß zu bringen und die Fachkreise für eine solche zu interessieren.
Die erwähnte Kulturwelle aus dem britischen Inselreiche hat die Rück-
ständigkeit des heimischen Zeichenunterrichtes in der augenfälligsten Weise
dargetan und kann somit als die unmittelbare Veranlassung zur Umbildung
der methodischen Prinzipien desselben angesehen werden; erst seit dem
erwähnten Zeitpunkte finden sich die Anfänge einer Bewegung, die heute
schon zu ganz ansehnlicher Bedeutung angewachsen ist und deren Ende
noch gar nicht abgesehen werden kann.
Die erste Schulkategorie, an welcher eine weitgehende Reform des
Zeichen- und Modellierunterrichtes auf Basis der geänderten Anschauungen
Siehe Kunst und Kunsthandwerk, phrgang 1899. Seite 58.
du
platzgegriffen hat,
war die Gruppe
der staatlichen ge-
werblichen Unter-
richtsanstalten;
schonimjuni 1899
ist denselben die
Pflege des Natur-
studiums zur
Pflicht gemacht
und die Aktion
seither noch durch
zahlreiche Maß-
nahmenderUnter-
richtsverwaltung,
insbesondere aber
durch regelmäßig
wiederkehrende
Fachkurse zur
Einschulung des
Lehrpersonales in
die neueren Me-
thoden gefördert
worden.
Um nun einen
Überblick über die
aufdiesem Gebiete
erzieltenResultate
Uagreable legen", Stich von R. Gaillard nach Boucher zu gewinnen und
darnach weitere
Entschließungen treffen zu können, fand sich das Ministerium für Kultus und
Unterricht bestimmt, die sämtlichen Schülerarbeiten des Schuljahres xgo3fo4
aus dem freien Zeichnen der unteren und Pinselarbeiten auch der höheren
Jahrgänge von 35 staatlichen kunstgewerblichen Schulen einzuberufen und
eine Auswahl aus denselben im Vereine mit den Studienarbeiten der Fach-
kurse Salzburg 1904 im Österreichischen Museum zur Ausstellung zu bringen;
angefügt wurde derselben des Zusammenhanges halber und um ein möglichst
großes Gebiet der bis jetzt absolvierten Reformtätigkeit vorzuführen,
eine Ausstellung von Zeichnungen der Schülerinnen des I. und II. Kurses
der Kunststickereischule in Wien, ferner eine Anzahl von Zeichnungen
aus der Übungsschule für Lehramtskandidaten des Freihandzeichnens
an Mittelschulen der Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums.
Die Gesamtausstellung, im Säulenhofe und auf der Galerie sowie in
12 Räumen des I. Stockwerkes des Österreichischen Museums installiert, war
in der Zeit vom I0. November
bis 12. Dezember 1904 für den
allgemeinen Besuch geöffnet.
Den breitesten Raum
nahmen die Studienarbeiten
aus den Fachkursen Salzburg
ein; letztere Institution, aus
kleinen Anfängen entstanden,
hat sich in kurzer Zeit zu einer
Einrichtungentwickelt,welcher
in Bezug auf die Propagierung,
Erprobung und den Ausbau
der methodischen Grundlagen
des Zeichen- und Modellier-
unterrichtes derzeit die führen-
de Rolle zukommt und welche
berufen erscheint, nicht nur auf
die Entwicklung des Unter-
richtes selbst, sondern auch
auf die Gestaltung leitender
Ideen für das Kunstgewerbe
überhaupt bestimmenden Ein-
Ruß zu nehmel-L Nebst der SchäferpaarJ-"rankenthal, 1760 bis 1770 Bayerisches National-
systematischen Schulung der muswminmünchen
Lehrpersonen in den als richtig erkannten methodischen Grundlagen obliegt
den Fachkursen nämlich auch die weitere Aufgabe, das ihnen zugewiesene
Lehrpersonale über die jeweiligen Wandlungen des Geschmackes in den
Zentren des Kunstgewerbes zu informieren, die vorhandene Befähigung
im selbständigen künstlerischen Schaffen weiter auszubilden und der Leh-
rerschaft überhaupt neue Impulse fürkünstlerische Betätigung zu geben.
Speziell dieser Aufgabenkreis verdient ernste Beachtung, weil er durch
I-Ieranbildung eines auf der I-Iöhe der Zeit stehenden Lehrpersonales nicht
nur für die Schule selbst, sondern auch für die kunstgewerbliche Praxis von
tiefgreifender Bedeutung ist. Zur Erklärung in letzterer Richtung sei beigefügt,
daß die gewerblichen Lehranstalten nach der ihnen vor mehreren Jahren
durch die Unterrichtsverwaltung gegebenen Organisation nicht bloß als
Schulen im gewöhnlichen Sinne desWortes ihrer rein didaktisch-pädagogischen
Mission zu entsprechen haben, sondern nebstbei als kleine Mittelpunkte für das
gewerbliche Leben einer bestimmten größeren oder kleineren territorialen
oder fachlichen Wirkungssphäre zu fungieren verpflichtet sind, von welchen
aus den Interessentenkreisen alle Neuerungen auf künstlerischem oder
technischkonstruktivem Gebiete durch einen regen Kontakt zwischen
Schule und Gewerbe vermittelt werden. In dieser Verwendung, welche stets
steigende Dimensionen annimmt, und die in dem erst vor kurzem ein-
40
Stich von L. Cars und C. Dunat-jardinier nach Grenze
geführten und
schon derzeit
ziemlich ausge-
breiteten Wan-
derunterrichtei"
eine sehr erheb-
liche Erweite-
rung erfahren
hat, finden nun
die leitenden und
lehrenden Or-
gane der Schulen
vielfachGelegen-
heit, auch in
kunstgewerb-
lichen Fragen
teils, als Ratge-
ber, teils als
schaffende und
umformende
Elemente einzu-
greifen, sowie
sehr oft einen
bestimmenden
Einfluß auf die
einschlägige
Produktion zu
nehmen, welche
sich manchmal
auf ganz ansehn-
liche Industrie-
zweige erstreckt. Je besser nun die künstlerische Qualifikation dieser
Organe entwickelt ist, desto günstigere Erfolge sind von ihnen als Träger der
kunstgewerblichen Bildung zu erwarten; besonders für die Provinz erscheint
es von hohem Werte, daß die genannten Funktionäre, welche sehr oft der
Anregungen von außen entbehren, über alle Strömungen des Tages auf
ihrem Fachgebiete rasch und eingehend in Kenntnis gesetzt werden
und hiezu erweisen sich die Fachkurse als das einfachste und geeig-
netste Mittel.
Die betrelfenden Lehrpersonen besuchen nach einem vom Ministerium für Kultus und Unterricht fest-
gestellten Programme in der näheren oder entfernteren Umgebung des Schulortes eine größere Anzahl von
Gewerhebetrieben und trachten durch Ratschläge, Vorträge und Demonstrationen, Abgabe von Zeichnungen
fachgewerblicher Objekte u. a. m. reformierend und aufklärend zu wirken. Die Tätigkeit der Wanderlehrer erstreckt
sich auf zahlreiche technische und kunstgewerbliche Fachgebiete. Im Jahre 1904 waren 67 Wandzrlehrer ent-
sendet, der Aufwand der Unterrichtsverwaltung hiefür betrug 40.000 Kronen.
Mutter mit Kindern, Frankenthal. x77o7178o Sammlung des Herrn Dr. L. Darmstaedter, Berlin
Dieselben umfaßten im jahre 1904 folgende Hauptkurse
für Methodik des Zeichnens und Malens allgemeiner Richtung Instruktor
Professor Franz Öiiek der Kunststickereischule in Wien;
für fachgewerbliches dekoratives Zeichnen und Malen Instruktor Pro-
fessor Rudolf Hammel, Leiter des Lehrmittelbureaus für kunstgewerb-
liche Unterrichtsanstalten am Österreichischen Museum für Kunst und
Industrie;
für Modellieren Instruktor Professor Josef Breitner der Kunst-
gewerbeschule des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie;
für Entwerfen von Objekten der Möbel- und Bautischlerei Instruktor
Architekt Otto Wytrlik, in Dienstesverwendung am Lehrmittelbureau;
dann die Nebenkurse
für ornamentale Schrift Instruktor Dozent Rudolf v. Larisch der
Kunstgewerbeschule Wien;
für Aktzeichnen Instruktor Professor Anton Ritter v. Kenner der
Kunstgewerbeschule Wien;
für elementares Modellieren Instruktor Professor Josef Breitner, wie
oben;
für Photographie und Übungen im Gebrauche des Skioptikons für Schul-
Zwecke Instruktor; Professor Heinrich Kessler der Graphischen
Lehr- und Versuchsanstalt in Wien.
42
Stich von Moreau le jeune nach Grenze, 1766
Die Kurse fanden in der Zeit vom 18. Juli bis 20. August 1904 statt, die
Zahl der einberufenen, fast ausschließlich an gewerblichen Schulen der
Provinz tätigen Lehrpersonen belief sich auf 69, der Kostenaufwand betrug
rund 36.000 Kronen.
Da die Ziele und Einrichtungen der Fachkurse schon wiederholt den
Gegenstand von Erörterungen in diesen Blättern gebildet haben" und somit
als bekannt vorausgesetzt werden dürfen, sollen hier kurz nur jene Neue-
rungen erwähnt werden, welche auf methodischem Gebiete platzgegriffen
haben oder die in anderer Richtung Interesse bieten.
In erster Linie zu nennen sind Die Einführung der Pflege des für
kunstgewerbliche Fachrichtungen wichtigen geometrischen Ornamentes und
Jahrgang xgo3, 1902.
die zu besonderer Geltung
gebrachte, weil im eminen-
ten Interesse der praktischen
Ziele der gewerblichen
Schulen gelegene Betonung
der dekorativen Umwertung
von Naturformen, die teils
im Kurse Öizek, teils im
Kurse Hammel zum Aus-
drucke gebracht wurden.
Die Übungen im geome-
trischen Ornamente be-
zwecken die Erzielung von
dekorativen, dem Gebrauchs-
zwecke und dem Aus-
führungsmateriale ange-
paßtenWirkungen unter Zu-
grundelegung geometrischer
Elementarformen durch
selbständig von den
Schülern durchzuführende
Reihungen oder Gruppie-
Die glucklichen Eltern, Wien, um 1760 Kunstgewerbemuseum
rungen dieser Formele- Bann
mentei", unterscheiden sich
also wesentlich von dem bisherigen Vorgange in der Pflege des geometrischen
Ornamentes im Freihandzeichnen, bei welchem geometrische Konstruk-
tionen aus freier Hand nach Vorzeichnungen an der Tafel und nach
Vorlagen, also bloß Kopien, dargestellt worden sind.
Eine ganz hervorragende Bedeutung kommt der Umwertung von
Naturforrnen zu, da dieselbe das Endziel des Unterrichtes im rein dekorativen
Zeichnen auf Grundlage aller vorangegangenen Übungen darstellt. In diese
Gruppe fällt bekanntlich das Stilisieren" im allgemein gebräuchlichen Sinne
des Wortes, dann zählen hieher noch jene Gebilde, die bloß auf der Ver-
wendung einzelner, aus tektonischen, farbigen oder struktiven Eigentümlich-
keiten von Naturformen geschöpften Anregungen basieren und letztere dem
Zwecke und Materiale des zu schaffenden Gegenstandes anzupassen suchen,
also rein individuelle, von der als Behelf benützten Naturform mehr oder
minder unabhängige Gestaltungen bilden; nach Auffassung und Durchführung
ist das Vorbild wenig oder gar nicht zu erkennen, dagegen ist der Phantasie
hier ein unbegrenztes Feld eingeräumt.
In vielen hunderten von Beispielen lagen derartige Arbeiten vor, deren
Motive aus Schmetterlingen, Muscheln, Schnecken, Vogelfiügeln, Blättern,
Meist aus farbigem Papier ausgeschnitten; mit Hilfe dieser leicht verschiebbaren Behelfe werden dann
Versuche in der Anordnung von gefällig wirkenden und richtig verteilten Anordnungen in verschiedenen
Kombinationen hergestellt.
5x
Blüten u. a. abgeleitet
waren und die oft
nur charakteristische
Linien, in anderen
Fällen gewisse, der
zum Vorbilde gewähl-
ten Naturform eigen-
tümliche ornamentale
oder koloristische Prin-
zipien enthielten,
manchmal aber auch
ihre Herkunft deutlich
verrieten.
Im Kurse Breitner,
welcher das Akt-
modellieren für Bild-
hauer, Modelleure,
Graveure etc., zu dem
sich in der Provinz
wenig Gelegenheit
findet, als Hauptauf-
gabe zu pflegen hat,
wurde diesmal auch
dem methodischen
Gange des Unter-
richtes besonders auf
der Unterstufe und im
Ornamente größere
Aufmerksamkeit geschenkt, einerseits um auch auf diesem wichtigen Ge-
biete soweit als tunlich reformierend zu wirken, andererseits aber aus
dem Grunde, weil von jetzt ab die Lehrer für das Zeichnen auch
Modellierunterricht im beschränkten Maße zu erteilen haben werden; eine
der Forderungen der leitenden Reformidee besteht nämlich darin, daß das
Modellieren stets einen integrierenden Bestandteil des Zeichenunterrichtes
zu bilden habe und zur Förderung des Zeichenunterrichtes überhaupt, sowie
in allen jenen Fällen zu betreiben sein wird, in denen sich die Anfertigung
flüchtiger plastischer Skizzen zur Kräftigung des Vorstellungsvermögens
oder zur Kontrolle der Wirkung eines in Zeichnung dargestellten plastischen
Objektes als wünschenswert erweist.
Der Kurs Wytrlik hat als neuen Aufgabenkreis das Entwerfen von Bau-
tischlerarbeiten zu bewältigen gehabt, da die Mehrzahl der I-Iolzbearbeitungs-
schulen diesen wichtigen Zweig mehr als bisher zu kultivieren verpflichtet
worden ist und sich daraus die Notwendigkeit ergab, das betreffende
Lehrpersonale mit den bezüglichen Neuerungen vertraut zu machen. Beson-
La servante congediee, Stich von j. j. Balechou nach jeaurat
derer Wert wurde ferner
beim Möbelzeichnen auf
einfache Ausführung und
perspektivische Darstellung
der Entwürfe gelegt, weil
letztere Art der Versinn-
lichung eines Objektes für
den Laien sofort verständ-
lich ist und weil sie bei der
Entwurfarbeit den nicht zu
unterschätzenden Vorteil
bietet, daß alle drei
Dimensionen gleichzeitig in
Betracht gezogen werden
müssen, wodurch die de-
korative Gesamtwirkung
erheblich leichter beur-
teilt und richtiger konzipiert
werden kann, als bei der
Darstellung in orthogonaler m""h31'l'ZililgliliiiiiiiliililieäZZISläiismmmg
Projektion.
Die Prinzipien der ornamentalen Schrift, wie sie im Kurse v. Larisch
gelehrt werden, sind von früher her erinnerlich; nebst dem großen Vorteile,
daß die Schrift jetzt nicht mehr wie früher gezeichnet, sondern, da jeder
Buchstabe in einem Zuge frei hingesetzt werden muß, geschrieben wird,
daß Wert auf die richtige Schriftverteilung, auf die Wahrung des individuellen
Schriftcharakters, auf ästhetisch befriedigende Raumverteilung, auf An-
passung der Schrift an den Charakter der Zeichnung und trotz aller dieser
Forderungen auch auf leichte Leserlichkeit gelegt wird, resultiert auch noch
als erfreuliches Ergebnis, daß dem früher zum Schaden des Zeichenunter-
richtes geübten Unfuge der geometrischen Konstruktion der einzelnen Buch-
staben, bei welchem oft für einen derselben vier bis fünf Zirkelschläge und
ein kompliziertes Netzwerk angewendet werden mußten, hoffentlich für
immer wirksam gesteuert ist und daß die Schüler jetzt in der Lage sind,
ihre Zeichnungen gefällig und nett in wenigen Minuten zu beschreiben,
während sie früher Stunden lang zu konstruieren und zu linieren hatten
und damit kostbare Zeit verloren.
Der Kurs v. Kenner hat das Studium der menschlichen Gestalt zum
Gegenstande gehabt und zwar als I-Iilfsfach für Bildhauer und Modelleure,
sowie für die Vertreter jener kunstgewerblichen Zweige, bei welchen figurale
Darstellungen von Belang sind. Das Hauptgewicht wurde auf das Studium
der Gesamterscheinung Ruhe und Proportionalität gelegt und erst dann
zum vergleichenden Zeichnen zweier menschlicher Körper und zum Studium
nach dem bewegten Modelle übergegangen.
4D
Alkesteß Stich von Desplaces nach A. Coypel
Mit dem Kurse für Photographieren und Übungen im Gebrauche des
Skioptikons für Schulzwecke Kessler wird die Erfüllung mehrerer Zwecke
angestrebt. In erster Linie sollen die Lehrer einen genügenden Grad von
Fertigkeit im Photographieren erlangen, um ihre Schüler in der Aufnahme
von gewerblichen Objekten selbst instruieren zu können, da die Photographie
im gewerblichen Leben heute eine ganz ansehnliche Rolle spielt und viel-
fach schon unentbehrlich geworden ist. Ferner erscheint es als sehr
wünschenswert, daß gute Aufnahmen von kunst- und kulturhistorischen
Objekten in großer Zahl hergestellt und an die kompetente Zentral-
kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen
Denkmale geleitet werden, weil sich in dieser Richtung noch ziemlich
empfindliche Lücken vorfinden; die Kunstschätze der Heimat sind im Aus-
lande hauptsächlich nur wegen des Mangels an entsprechend zahlreichen,
"Alkesle", Frankemhal. um 1775 Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe
guten graphischen Wiedergaben viel zu wenig gekannt und in der
Literatur oft nur sehr stiefmütterlich behandelt. Endlich kommt noch in
Betracht, daß der Unterricht in der Kunstgeschichte an den einschlägigen
gewerblichen Lehranstalten, der jetzt nicht immer befriedigt, auf neue Grund-
lagen gestellt werden muß; künftighin wird derselbe nebst den einschlägigen
Vorträgen und der Vornahme von umfangreichen Skizzierübungen nach
historischen Kunstformen in der Hauptsache auf die Vorführung von zahl-
reichen Skioptikonbildern basiert sein, wobei als Vorstufe die Veran-
schaulichung von Meisterwerken der bildenden Kunst, später aber die
häufige und wiederholte Projizierung von Diapositiven historischer
Schöpfungen aus dem Spezialgewerbe der Schüler vorzunehmen sein wird,
um den letzteren ein möglichst vollständiges Bild des Entwicklungsganges
des betreffenden Kunsthandwerkes, sowie des Zusammenhanges der Kunst-
form mit dem Ausführungsmateriale und der Art seiner Bearbeitung zu
bieten. Nur an der Hand dieser Demonstrationen in Verbindung mit
Erläuterungen, wiederholtem Einüben und den erwähnten
zeichnerischen Gedächtnis Übungen dürfte es möglich
sein, selbst weniger befähigten Schülern und jenen mit
geringer Vorbildung die erforderliche Sicherheit im
Erfassen und Bestimmen sowie in der verständnisvollen
Wiedergabe von Kunstgebilden aus früherer Zeit zu
vermitteln.
Was nun die zweite Partie der Ausstellung, die
Schülerarbeitenanbelangt, so kann mit Befriedigung
konstatiert werden, daß dieselbe die gehegten Erwar-
tungen übertroffen und den Beweis dafür geliefert hat,
daß die durch die Fachkurse in mühevoller Arbeit seit
Jahren propagierte methodische Durchbildung der Funda-
mente des Zeichenunterrichtes im allgemeinen gute,
in einer erheblichen Zahl von Fällen aber treffliche
Resultate zu zeitigen vermochte. In erstaunlich kurzer
Zeit hat sich fast bei allen Schulen, dank der anerkennens-
werten Tätigkeit der leitenden und lehrenden Organe, der
Umbildungsprozeß vollzogen und was die Hauptsache
ist, ausnahmslos wird konstatiert, daß die Arbeitslust und
die Schaffensfreudigkeit der Schüler in außerordentlichem
Maße gestiegen ist und daß jetzt überall ein frisches fröh-
Komposition liches Streben herrscht. Als ein nicht ganz nebensäch-
von jrr-nziskß 1M- liches Moment verdient auch hervorgehoben zu werden,
ma""'"ä',,f,f;,""'"'s' daß die ursprüngliche Befürchtung einer Störung der
Schuldisziplin durch die jetzt notwendig gewordene freiere
Bewegung der Schüler nicht nur nicht zugetroffen, sondern daß im Gegen-
teile eine Besserung des disziplinaren Verhaltens infolge des großen Inter-
esses, das die Schüler jetzt am Zeichenunterrichte haben, wahrzunehmen
ist. Diese immerhin erfreulichen Erscheinungen finden ihre Erklärung darin,
daß den Schülern nunmehr Gelegenheit zur Betätigung ihres eigenen
Könnens und zur Entfaltung ihrer individuellen Begabung gegeben wird.
Handspiegel aus Silber von Sergius Hruby Fachkurse Salzburg
Die Ausstellung
derSchülerarbeiten
zerfiel in drei Par-
tien, und zwar in
die Ausstellung von
35 staatlichen ge-
werblichen Lehr-
anstalten der
Provinz, in die
Ausstellung der
Kunststickerei-
schule und in jene
der Übungsschule
fürLehramtskandi-
datendesFreihand-
zeichnens.
Die ersterwähn-
te Abteilung war
nicht nach Schulen Komposition von Franziska Hofrnanninger
durchgeführt, Weil Fachkurs Salzburg
dies zu ermüdend gewirkt haben würde, sondern nach den einzelnen Stadien
des Unterrichtes im freien Zeichnen in folgenden Gruppen angeordnet
x. Freie Pinselübungen Zeichnen einfacher Hächenhafter und körper-
licher Gebilde.
2. Vergrößerungen.
3. Übungen in der Erziehung zum bewußten räumlichen Sehen An-
schauungsperspektive, Gefäßformen, Flächenwendungen.
4. Studium der Pflanze.
5. Studium des Tieres.
6. Studium des Menschen.
7. Stilisierungen und Umwertung von Naturformen.
Im I-Iinblicke auf den zur Verfügung stehenden Raum sowie auf die
Tendenz der Zeitschrift ist ein Eingehen auf die an den bezeichneten
Bildungsstätten schon sehr weit gediehene Ausbildung der Methodik nicht
möglich; erwähnt sei jedoch, daß das Schwergewicht bei der Mehrzahl der
Übungen im freien Zeichnen, namentlich bei den Anfangsübungen auf die
Wiedergabe mit dem Pinsel gelegt wird. Dies mag wohl für den ersten
Moment als ein gewagtes Experiment erscheinen, ist es aber nicht, denn die
bisher gewonnenen Erfahrungen sprechen entschieden für die Beibehaltung
dieser Darstellungsart.
Abgesehen davon, daß den Schülern die farbige Darstellung die größte
Freude bereitet und sie zu förmlichen Wettkämpfen anspornt, ergeben die
freien Pinselübungen so günstige Resultate und führen sich mit solcher
Leichtigkeit ein, daß ein Aufgeben dieses Vorganges geradezu ein bedenk-
licher Schritt nach rückwärts wäre; derselbe er-
weist sich auch als eine treffliche Vorbereitung
für die Vermittlung der erforderlichen Fertigkeit
im Skizzieren, sowie für die im weiteren Ver-
laufe des Unterrichtes zu pflegenden Übungen
im fachlichen Zeichnen.
Ein Hauptziel der Unterweisung, die ver-
ständnisvolle und sorgfältige Durchbildung von
Formen und Konturen, wird durch die Pinsel-
übungen durchaus nicht beeinträchtigt, sondern
nur gefördert.
I-Iinzuzufügen ist noch, daß die Ausstellung
nicht unter dem Gesichtspunkte betrachtet
werden durfte, daß schon alle bis jetzt erzielten
methodischen Errungenschaften bei derselben
in ihrer Gänze zum Ausdrucke gebracht waren
und daß durchaus nur einwandfreie Leistungen
vorgelegen sind; im Gegenteile, es fehlten noch
mehrere ganz wichtige Kapitel, weil die bezüg-
lichen Fortschritte an und für sich zu neu
sind und erfahrungsgemäß nur langsam diffun-
dieren, andererseits aber haben sich, wenn
auch nur vereinzelt, wie es ja unvermeidlich
ist, mehr oder minder belangreiche Verirrungen
gezeigt.
So konnte zum Beispiel konstatiert werden,
daß das wichtige Erinnerungs- und Gedächtnis-
zeichnen, die Übungen im Vergrößern, dann die
Übungen im geometrischen und abstrakten
Ornamente in noch viel zu geringem Maße
Hemdisch" Entwurf von zum kultiviert werden, daß an Stelle von Stilisierun-
Fachkurs Salzburg gen manchmal nur rein naturalistische Gebilde
vorlagen, daß auch dort mit dem Bleistift kon-
turiert wird, wo der Pinsel allein zur Wirkung zu bringen gewesen wäre,
daß die Schrift trotz der unverkennbar hervortretenden Fortschritte nicht
immer richtig angewendet erscheint, daß sie insbesondere in Fällen, wo ihr
nur eine sekundäre Bedeutung zukommt, zu vordringlich auftritt, daß die
Leserlichkeit nicht immer gewahrt ist, daß beim Piianzenstudium von der
Wiedergabe der Naturform viel zu rasch zum Stilisieren übergegangen
wird, ohne vorher möglichst viele Varianten zu schaffen und andere
mehr.
Bei der besonderen Willigkeit, mit der die Lehrerschaft allen gegebenen
Anregungen folgt, ist eine baldige Behebung dieser verhältnismäßig nicht
bedeutenden Mängel in kürzester Frist zu erwarten.
31
Zu bemerken ist weiters, daß
der in dieser Gruppe der Ausstellung
zur Schau gebrachte Vorgang durch-
aus nicht für alle Schulen uniform
ist, sondern daß jede Anstalt nur
dasjenige aus demselben auswählt
und für ihre Zwecke verarbeitet, was
ihren speziellen fachlichen Aufgaben
entspricht. Schließlich bleibt noch zu
erwähnen, daß in der Ausstellung
nur ein Teil des in den gewerblichen
Schulen zu piiegenden Zeichenunter-
richtes, das freie Zeichnen in den un-
teren Klassen und Pinselübungen der
höherenKlassen, vorgeführt wurden,
Wähfend das eigentliche Fachzeich- Komposiuon von Franziska Hofmanninger Fach-
nen und das technisch-konstruk- Sahbmg
tive Zeichnen, welche bei der Mehr-
zahl der in Rede stehenden Bildungsschulen die Hauptrolle spielen, wegen
Raummangel außer Betracht bleiben mußten.
Die zweite Partie der Ausstellung, jene der Kunststickereischule Wien,
illustrierte die Anwendung der in den gewerblichen Lehranstalten ein-
gehaltenen Methoden bei einer Spezialschule, um die Anpassungsfähig-
keit derselben zu zeigen und um Fingerzeige dafür zu geben, in welcher
Art der fachliche Charakter in jeder Zeichnung von allem An-
fange an berücksichtigt werden kann und muß.
Sehr lehrreich war auch die
letzte Abteilung, die Ausstellung der
Übungsschule für Lehramtskandi-
daten des Freihandzeichnens an
Mittelschulen, welche seit Jahresfrist
besteht und 32 Schüler zählt, die
nicht ausgewählt, sondern vomKanz-
leipersonale der Kunstgewerbeschule
nach der Reihenfolge der Anmel-
dungen aufgenommen werden. Die
Erinnerungsbilder der kleinen Leute,
welche wöchentlich vier Stunden
Unterricht erhalten, dann die Lei-
stungen derselben im Gedächtnis-
zeichnen und im Zeichnen nach
Naturgegenständen selbst, die
Übungen nach dem verdeckten Ob-
Komposition von Franziska Hofmanninger Fach-
kurse Salzburg jekte etc. lieferten den Beweis, daß
7a
3a
Überfangvase von F. Oppitz Fachkurse
Salzburg
auf dem eingeschlagenen Wege schon im
frühen Lebensalter der Schüler ganz über-
raschende Erfolge erzielt werden können.
In der Ausstellung fanden durch die
Instruktoren der Fachkurse Führungen für
die Mitglieder der Gewerbeschulkom-
mission in Wien, für Direktoren und Lehr-
personen von gewerblichen Lehranstalten,
von Mittelschulen, von Lehrer- und Lehre-
rinnenbildungsanstalten, von Bürger-
schulen und anderen Schulkategorien statt;
nach Besichtigung der Ausstellung durch
die von der Unterrichtsverwaltung ein-
berufenen Direktoren der gewerblichen
Bildungsstätten wurde eine gemeinsame
Beratung abgehalten vertreten waren
48 Schulen, bei welcher sich sämtliche
Teilnehmer einstimmig für die Zweck-
mäßigkeit und Durchführbarkeit der neuen
Methoden, für die Ausgabe großzügiger
Vorschriften über deren prinzipielle Grund-
lagen u. a. aussprachen und hierbei auch
die mit dem Pinselzeichnen erzielten, sehr
günstigen Resultate besonders betonten.
Zum Schlüsse sei noch hervorgehoben,
daß sich die Unterrichtsverwaltung nicht
nur durch regelmäßige Inspektionen der
Kurse und durch periodische, bestimmte
Gebiete des Zeichenunterrichtes um-
fassende Spezialausstellungen, sondern
auch durch alljährlich veranstaltete Klau-
sur-Arbeiten von den erzielten Ergebnissen
des Zeichenunterrichtes überzeugt, bei
welch letzteren die auszuarbeitenden The-
mata den betreffenden Anstalten in der
gleichen Weise, wie bei den schriftlichen
Maturitätsprüfungen übermittelt und die
Schüler der Kurse bei der Durchführung
strenge überwacht werden. Die Beur-
Z. B. für Holzbearbeitungsschulen Abteilung für
Tischlerei. x. Tag Anfertigung von Skizzen für die Bestand-
teile eines einfachen Schreibzimmers Buffet, Schreibtisch,
Sessel in perspektivischer Darstellung oder in onhogonaler
Projektion in einem Zehntel der natürlichen Größe. 2. Tag Anfertigung der Werkzeichnung für ein oder
das andere Objekt.
53
teilung und die Prämiierung der
Arbeiten erfolgt durch eine Jury
in Wien, welche von Fall zu Fall
aus Funktionären der Unterrichts-
verwaltung, aus Schulmännern
und hervorragenden Industriellen
und Gewerbetreibenden zusam-
mengesetzt ist.
Die Resultate waren bisher
nach dem einstimmigen Urteile
der Jury sehr befriedigende,
dürften aber in Zukunft, wenn
sich die erst verhältnismäßig
kurze Zeit eingeführten Methoden
etwas mehr eingelebt haben, noch
bessere werden.
Mit der Einführung der
Klausurarbeiten ist eine, wenn
auch nur sehr bescheidene An-
näherung an das großartig ent-
wickelte System der National-
Competition", welche das
englische Kunstgewerbe unab-
hängig gemacht und rasch zur
Blüte gebracht hat, vollzogen;
im Interesse des heimischen
Kunstgewerbes wäre ein Ausbau
der Institution der Klausurar-
beiten durch deren Ausdehnung
auf weitere Kreise nur lebhaft
zu wünschen.
Im vorstehenden sind die
Grundlagen einerReform Süchtig,
Salonschrank von Max Jäger Fachkurse Salzburg
dem beschränkten Raume entsprechend, angedeutet, welche auch weiterhin
die Basis für den Unterricht an den staatlichen Bildungsstätten kunstgewerb-
licher Richtung bilden und damit zur Hebung des Kunsthandwerkes bei-
tragen wird.
E. P.
Papiennesser aus Silber von Sergius Hmby Fachkurs Salzburg
54
INNERE EINRICHTUNG DES NEUBAUES
FUR DAS NORDISCHE MUSEUM IN STOCK-
HOLM 51b
ER große Neubau in Djurgärden bei Stockholm,
welcher die zahlreichen und bisher zerstreuten
Sammlungen des nordischen Museums ver-
einigen soll, momentan vielleicht die um-
fassendste Darstellung einer entwickelten Volks-
kunst, ist endlich so weit gebracht worden, daß
an die innere Einrichtung geschritten werden
kann; die lange dauernden Verhandlungen der
Kuratoren des Museums haben endlich ein
greifbares Resultat erhalten. Indem wir den
kürzlich vom Kuratorium akzeptierten Vor-
schlag des Intendanten Salin in seinem Hauptinhalt skizzieren, geben wir
zugleich einen Überblick über den Umfang des Vorhandenen.
Die innere Anordnung des Gebäudes erinnert an eine Basilika; ein
durchgehender zentraler I-Iallenraum ist umgeben von drei Galeriegeschossen,
einem unteren, einem mittleren der Säulengalerie und einem Obergeschoß;
Unterhalb dieser Anlage befindet sich ein niedriges Erdgeschoß, das mit der
Umgebung des Gebäudes eben liegt.
Für die große Halle ist die Aufstellung der vorläufig noch im königlichen
Schlosse untergebrachten Sammlung von Rüstungen, Trachten, Wägen etc.
ins Auge gefaßt. Die einer intimeren Ausbildung zugänglichen Galerien sollen
durch Ausnützung der etwa je zwanzig Kompartimente umfassenden
Etagen den bisherigen Sammlungsbestand aufnehmen.
Die reichen schwedischen Bauernkunstsammlungen, welche den
Schwerpunkt des Museums bilden, sollen den günstigsten Aufstellungsort
im Hauptgeschoß erhalten, um dem Beschauer sofort einen Einblick in das
wertvollste Material zu geben. Hierher gehören auch die zahlreichen Bauern-
stuben, die sich leicht einbauen lassen.
Dekorative Studie von Franziska Hofmanninger Komposition vonFranziskal-Iofmanninger
Fachkurs Salzburg Fachkurs Salzburg
Rasierstube von Max Jäger Fachkurse Salzburg
In dem darunter gelegenen Gartengeschoß sollen die Volkskunstsamm-
lungen fortgesetzt werden, anschließend daran eine Reihe von Spezial-
darstellungen gewisser Gebiete, welche von kultureller Bedeutung sind.
Eine Abteilung für Küche und Kochkunst, für Maß- und Gewichtswesen,
für Verkehr und Städteentwicklung, für Beleuchtungswesen, für Jagd und
Fischerei etc., Wagen und andere Transportmittel sollen in einem Teil der
Erdgeschoßhalle Aufstellung finden, während der dunkle andere Teil zu
Magazinierungszwecken bestimmt ist.
In der mittleren, der Säulengalerie, ist eine Hälfte des Raumes für die
nach Bezirken geordnete Volkskunstsammlung bestimmt, während die andere
eine interessante Sammlung für schwedisches Zunftwesen aufnehmen soll
und daran anschließend eine Abteilung für Apothekerwesen, für Spiel-
Bewegungsstudie von F. Haider Fachkurs Salzburg
zeug, für Musikinstrumente und eine große Abteilung für textile Haus-
industrie.
In der oberen Galerie soll die Sammlung für höhere Stände Platz finden,
und zwar in einem historisch-chronologischen Sinne. Vollständige Interieurs
sollen in geschlossener Folge die Entwicklung der Stilepochen illustrieren und
dazwischen sollen Schauräume eingeschaltet werden, die den Zusammen-
hang eines Zeitcharakters mit dem Material der Gegenstände seiner bevor-
zugten Techniken aufweisen.
Man will da zeigen, wie sich jeder ausgebildete Zeitcharakter über alle
Teile des Bedarfes erstreckt, alle Gegenstände erfaßt, aus welchem Material
immer sie sein mögen.
Allerdings sind bis jetzt nur allgemeine Umrisse der Anordnung fest-
gelegt und die Detailarbeit hat innerhalb dieses Rahmens nun erst zu
beginnen. Um diese Arbeit möglichst vollkommen den neuesten Erfahrungen
anzupassen, unternimmt nun Intendant Salin mit einem Beamten des
Museums über Auftrag des Kuratoriums eine Studienreise ins Ausland.
Es ist zu erwarten, daß diese sorgfältige Vorbereitung und systematische
Planung das Resultat haben wird, daß die in ihrer Art einzige und für alle
Gebiete gewerblicher und künstlerischer Tätigkeit anregende Sammlung in
übersichtlicher und klarer Weise zur Aufstellung gelangt, die ihren hoch-
herzigen Gründern Ehre macht.
FÄJPVITZ CL4
Tiersludien von Oppilz Fachkurs Salzburg
AUSSTELLUNG VON GEGENSTÄNDEN DER
KUNSTGEWERBLICHEN HAUSINDQSTRIE
UND DER VOLKSKUNST IM K. K. OSTER-
REICHISCHEN MUSEUM 50'
wurde bereits vor Jahren der Plan gefaßt, in
den Räumen des Österreichischen Museums eine
große kunstgewerbliche Hausindustrie-Ausstel-
lung, welche die im Reichsrate vertretenen
Königreiche und Länder umfassen soll, zu ver-
anstalten; dieses Projekt soll nunmehr im Laufe
des ahres x9o5 zur Durchführung gelangen.
Die Erzeugnisse der kunstgewerblichen
I-Iausindustrie, welche die Ausstellung vorführen
soll, werden sich in drei Gruppen scheiden lassen.
Die erste wird die Schöpfungen des autoch-
thonen, hausindustriellen Kunstgewerbes in den verschiedenen Teilen Öster-
reichs umfassen. Sie mögen hier als Erzeugnisse der nationalen Haus-
industrie bezeichnet werden.
au
Dekorative Studie von Fran-
ziska Hofmanninger Fach-
kurse Salzburg
Die zweite soll jene
Produkte der I-Iausindustrie
enthalten, an welchen die
Verwendung nationaler
Motive und Formen in einer
Weise zu Tage tritt, die die
Anlehnung an das Nationale
sofort erkennen läßt.
Der dritten Gruppe end-
lich gehören alle jene haus-
industriell erzeugten kunst-
gewerblichen Objekte an,
die an den betreffenden
Ortenwederautochthonsind,
noch irgendwelchen Zu-
sammenhang mit nationalen
Gebilden aufweisen.
Die Objekte der ersten
Gruppe werden eine Fülle
von künstlerischen Anre-
gungen geben; hier wird
nicht mehr Geübtes und
heute noch Bestehendes an
Leistungen des nationalen
Kunstgewerbes vorgeführt
werden. Fast alle Zweige der
I-Iausindustrie werden hier
teils durch historische teils
durch moderne Arbeiten vertreten sein. Fast überall wird
der Vergleich des gegenwärtig Gebotenen mit den
Komposition
von Franziska Hofrnanninger
Fachkurse Salzburg
Produkten der Vergangenheit die Dekadenz der nationalen Hausindustrie
erweisen. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß es hier noch manches zu
retten gibt, wie denn auch eine häufigere Verwertung des noch bestehenden
Mustergültigen angestrebt werden soll. Für eine solche Verwertung ergeben
sich gegenwärtig im Hinblicke auf die Rückkehr zum Primitiven, zum
Naiven im Kunstgewerbe die besten Chancen.
Reihenmuster von Franziska Hcfmanninger Fachkurse Salzburg
In der zweiten Gruppe werden
wir durch den Gebrauchszweck und
die Verkäuflichkeit beeinflußte Ar-
beiten nationalen Charakters sehen
und erkennen, inwieweit diese Be-
einflussung den angestrebten Zweck
erreicht, inwieweit man bei dieser
Beeiniiussung den Anforderungen des
guten Geschmackes gerecht geblieben
ist. Diese Gruppe soll und wird zahl-
reiche Vorschläge, Verbesserungen
und Anregungen verschiedenster Art
provozieren.
Der dritten Gruppe endlich, die
nur vom nationalen Losgelöstes
bieten wird, dürfte, als der wirtschaft-
lich bedeutsamsten, die größte Auf-
merksamkeit gebühren. Es handelt
sich hier um Hausindustrien, die aus
dem Kampfe mit der maschinellen
Fabriksindustrie bisher siegreich her-
vorgegangen sind und die Gewähr
für eine weiterdauernde Existenz
bieten. Diese letztere basiert nicht
allein auf den niedrigen Löhnen,
sondern auch in nicht geringem Maße
Komposition von Franziska Hcfrnanningcr
auf der hohen, unverminderten Wert- Fachkme smblng,
Schätzung der Handarbeit in gewissen
Kreisen und in manchen Zweigen der Produktion. Unter den verschiedenen
Gruppen der kunstgewerblichen Hausindustrie Österreichs nimmt die Spitzen-
Kachelschnin von W. Gerstner Fachkurse Salzburg
3m
Spielecke von N. Giassich Fachkurs Salzburg
erzeugung den ersten Rang ein. Die Zahl der Arbeiterinnen, welche in
dieser Industrie beschäftigt sind, beträgt, wie bei einem anderen Anlasse
bemerkt, weit über 26.000. Sitze dieses Schaffens sind das Erzgebirge und
Adlergebirge in Böhmen, Galizien, Südtirol und das Gebiet von Idria in
Krain, endlich auch einzelne Orte in Dalmatien. Auch in Wien arbeiten über
100 Mädchen Spitzen.
Zu der Förderung der künstlerischen Seite dieser Tätigkeit durch die
Regierung ist in jüngster Zeit durch die Gründung des Vereines zur Hebung
der Spitzenindustrie in Österreich eine Förderung des kommerziellen Ver-
triebes der österreichischen Spitzen getreten. Die Konkurrenzverhältnisse
mit Rücksicht auf Deutschland. Belgien, Frankreich und Italien gestatten
trotz der großen Leistungsfähigkeit einzelner österreichischer Landesteile
nur gewissen Spitzengattungen Österreichs, auf dem Markte zu erscheinen.
Gleichwohl herrscht auf diesem Gebiete viel Unklarheit und steht zu
gewärtigen, daß diese Unklarheit durch die Ausstellung behoben werde.
DX
Es sei hier beispielsweise erwähnt,
daß wir erst im vorigenjahre einen kleinen
Sitz der Spitzenindustrie im Zentrum
Böhmens entdeckt haben, der bisher zu
Hungerlöhnen fast ausschließlich nach
Russisch-Polen arbeitet, während die,
was Qualität anlangt, sehr bemerkens-
werte polnische Spitzenindustrie erst
durch den Spitzenverein in direkte Ver-
bindung mit Wien gesetzt wurde.
Von nicht minder großer Bedeutung
als die Spitzenerzeugung ist die haus-
industriell betriebene Kunststickerei. Vor
allem kommt hier die Weißstickerei in
Betracht.
In der Umgebung von Chrudim
sind an 3500 Weißstickerinnen beschäf-
tigt. Es wird hier neben manch Gutem
viel Geschmackloses erzeugt, während
große Mengen von Arbeiten, nach künst-
lerisch entsprechenderen Dessins herge-
stellt und in besserer Ausführung, nach
Österreich aus Deutschland und aus der
Schweiz importiert werden. Außerdem
wird die Weißstickerei in Graslitz, in ver-
schiedenen Orten Galiziens und der Bu-
kowina geübt, in welch letzteren Gebieten
auch die Buntstickerei eine große Rolle
spielt.
Auch die mechanische Weißstickerei,
wie sie in Vorarlberg und in Nordböhmen
betrieben wird, muß zum größten Teile
als I-Iausindustrie bezeichnet werden.
Zu einem Zweige der kunstgewerb-
lichen Hausindustrie hat sich auch die
Korbflechterei in Böhmen, Mähren,
Galizien und dem Küstenlande empor-
geschwungen.
Als Hausindustrien von größerer
oder geringer Wichtigkeit gelten
weitel-S Keramischer Entwurf von F. Oppitz Fachkurs
Salzburg
die Jaquardweberei der Rurnburger
Gegend, die sich mit der Erzeugung von Borten, Vorhängen und anderen
Wollartikeln befaßt;
62
Schmetterlingsstudien methodisch von F. Christ Fachkurse Salzburg
die Seiden- und Goldstickerei nationaler Art in Ostschlesien;
die Hausweberei Galiziens und der Bukowina;
die Spielwarenindustrie des Grödnerthales, Galiziens, Nordböhmens und
Oberösterreichs
die Erzeugung kunstgewerblicher keramischer Objekte in Galizien und
der Bukowina;
die I-Iolzschnitzerei in Tirol, Oberösterreich und Salzburg, der ein sehr
großer Import kunstgewerblicher Holzschnitzerei aus Deutschland entgegen-
steht;
die kunstgewerbliche Metallarbeit in Tirol und Galizien;
die Kunstblumenerzeugung Nordböhmens.
Hieran reihen sich noch manche kleinere
kunstgewerbliche Hausindustrien von unter-
geordneter Bedeutung, die gleichwohl der Be-
achtung wert sind.
Bei der Mehrzahl der Hausindustrien
kunstgewerblicher Art der dritten Gruppe drängt
sich uns die Wahrnehmung auf, daß dieselben
an dem Mangel guter Vorbilder kranken. Wenn
sich weiters die Arbeiter mit der Herstellung
besserer Qualitäten befassen könnten, wären
ihnen in den meisten Fällen günstigere Existenz-
bedingungen gesichert.
Es steht nun außer Frage, daß die Fach-
schulen, welche an manchen Sitzen der Haus-
industrie ins Leben gerufen wurden, diese ins-
besondere in den letzten Jahren sehr günstig
beeinflußt haben, doch ist die Schülerzahl im
Vergleich zu der hausindustriell tätigen Bevöl-
kerung eine ganz minimale, so daß das Gros
der in dieser Produktion beschäftigten Arbeiter
der sehr wünschenswerten künstlerischen und
geschäftlichen Unterweisung entbehrt.
Neben den Objekten der Hausindustrie
sollen auch einzelne Gegenstände der Volks-
kunst vorgeführt werden, die, ehedem haus-
industriell erzeugt, heute der gewerblichen oder
der industriellen Produktion angehören.
An die Ausstellung dürfte sich eine Publi-
kation reihen, die eine Darstellung der in
Frage stehenden Zweige der Hausindustrie ff hm
geben und den zu deren Hebung zu ergreifen- """"S";f,f,j';; 833,49 am
den Maßnahmen zur Grundlage dienen soll.
So verfolgt denn unsere Ausstellung manche bedeutungsvolle Ziele.
Unseren Künstlern, kunstgewerblichen Zeichnern, professionellen Kunst-
handwerkern dürften durch sie vielfache willkommene Anregungen gegeben
werden.
Die Ausstellung der für den Verkauf arbeitenden kunstgewerblichen
Hausindustrie wird den Anstoß für verschiedene Verbesserungen und neue
Schöpfungen seitens der Künstler und kunstgewerblichen Zeichner geben,
die in der Hausindustrie Verwertung finden und zu deren Hebung beitragen
werden.
Unzweifelhaft also wird durch diese Ausstellung die Aufmerksamkeit
kompetenter Kreise auf einen in seiner Bedeutung nicht selten verkannten
Zweig der wirtschaftlichen Produktion gelenkt werden.
suwzxxx
xQVrx-L N1. nqow
Tierstudien von R. Bengler Fachkurse Salzburg
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN S0 VON
LUDWIG HEVESI-WIEN S0
DIE SAMMLUNGEN DES ERZI-IERZOGS FRANZ FERDINAND.
Ganz in der Stille, wie von selbst, ist in Wien ein neues Museum entstanden. In
dem dreistöckigen gelben Hause neben dem Palais Modena, Beatrixgasse 25, sind diesen
Winter zu wohltätigem Zwecke die bedeutenden Sammlungen des Erzherzogs Franz
Ferdinand zur Schau gestellt. In den oberen Räumen die naturwissenschaülichen, ethno-
graphischen und künstlerischen Ergebnisse seiner zehnmonatlichen Weltreise, die am
15. Dezember xßgz begann, in den unteren das alte modenesische Kunstgut, dem der Geist
des Hauses Este seinen Stempel aufprägt. Die Sammlungen aus Indien, China, Japan und
so weiter waren, wie erinnerlich, seinerzeit im Belvedere ausgestellt und erregten lebhaftes
Interesse. Auch die estensische Kunstsammlung war früher zeitweilig zu sehen, seit Jahren
aber geschlossen. Nun hat der Wohltätigkeitssinn des Erzherzogs und seiner Gemalin,
Fürstin Hohenberg, dieses Siegel wieder gelöst und damit auch die Kunstfreunde der
Residenz zur Dankbarkeit gestimmt. Das Erdgeschoß ist das eigentliche Kunstmuseum.
Seit der Umgestaltung im Jahre 1895 weist es einen Komplex interessanter Räumlich-
keiten auf. An einen großen Hof mit Hachgewölbter Glaskuppel schließen sich zahlreiche
Kabinette und eine Säulenhalle, zwischen deren Kolonnaden früher Pferdestände eingeteilt
waren. Überall ist elektrisches Licht, das auch in den Nebenräumen ausreicht, da es
SQH L3 FZIMMC
Schlafzimmer von Max Jäger Fachkurs Salzburg
sich meist um plastische Gegenstände handelt. Ihre Chronologie reicht bis in die Prä-
historie zurück. Einige hervorragende Stücke sind griechisch; eine große Anzahl römisch.
Man bemerkt zunächst eine Aphrodite mit Eros in reizvoll behandelter Gewandung von
tiefgehöhltem Faltenwurf; ein kostbares Bruchstück des Parthenonfrieses obere Hälhze
zweier Pferde und eines reitenden Epheben; eine bacchische Tänzerin von schönstem
Schwung; mehrere interessante Torsos Niobide? Herakles; eine marmorne Epheben-
inschrift. Sehr dekorativ ist eine kolossale weibliche Sitziigur
Sabina?, desgleichen zwei mächtige Isis-Statuen, die eine
aus schwarzem und gelblichem Marmor später als Venezia"
mit dem Bucentoro bereichert, die andere durch ihre jüdi-
schen" Züge auffallend, worauf sich auch eine Renaissance-
Inschrift bezieht. Ferner ein Standbild des Augustus als
Pontifex, in späterer Zeit mit Stab und Schale aus vergol-
detem Holz ausgestattet. Zwei prächtige römische Marmor-
sarkophage Raub der Proserpina, Löwen- und Antilopenjagd
sind trefflich erhalten. Ebenso einige antike Porphyrvasen. In
der Säulenhalle wimmelt es von römischen Büsten und allerlei
X.ß klassischen Fragmenten. Eine etruskische Aschenkiste in
Alabastermarmor hat ein energisches Relief des Char0ns-
nachens. Die Renaissance tritt imposant in dieses Ensemble
ein. Ein meisterhaft mit Rankenornament geschmückter
Wandsarkophag und eine figurengeschmückte Marmorbor-
Dgkoraüve Smdgegrachkuß, düre aus Palazzo Venezia sind Hauptstücke. In den Kabi-
Salzburg netten enthalten Glasschränke massenhafte Anticaglien jeder
Art; auch Glas und Edelmetall. Die römischen Ausgrabungen
aus Ödenburg hat der Erzherzog selbst gesammelt. Ein Kabinett christlicher Kunst, vorn
Bildhauer Costenoble wirksam arrangiert, enthält Stücke ersten Ranges, namentlich an
der Altarwand mit der großen Nische, in der ein frühitalienisches, zierlich poly-
chromiertes Triptychon mit Reliefs aus dem Leben der heiligen Barbara Bewunderung
erregt. Dann folgen große Säle voll erlesener Prachtstücke aus den letzten vier Jahr-
hunderten. Eine Sammlung üppig ornamentierter Kaminsimse und die von Elfenbeinreliefs
strotzenden venezianischen Brautkassetten, eine virtuos modellierte Bleischüssel mit Krug
und so weiter stammen aus der Renaissance. Eine Sammlung von geschnittenen Halbedel-
steinen, darunter viele Porträts, gibt Schaustoff für Stunden. Die Prachtphantasie der
Barock- und Rokokozeit läßt Tafelaufsätze und andere Schmuckstücke aus Bernstein,
Bergkristall, Korallen und anderen Edelstoffen erstehen, deren virtuose Arbeit alle
Anerkennung verdient. Ein elfenbeinerner Bischofsstab von reichern Farbenschmuck
schlägt die byzantinische Note an. Noch aus der Empirezeit ist ein kolossaler Tafelaufsatz
in luxuriösem Piranesi-Stil zu bewundern ein ganzer Zirkus Maximus mit Wagen-
rennen, die Spina mit lauter modellartigen architektonischen Objekten aus kostbaren
Stoffen besetzt. Und dazwischen an allen Wänden, auf und in allen Schränken
mannigfachste Kleinkunst in allen Materialien, Techniken und Zeitstilen. Ein Pan-
orama von Kunst und Kuriosität, von dem ein kurzer Überblick gar keinen BegriFi
geben kann.
ÜNSTLERHAUS. In derI-Ierbstausstellung stand einTotervoran. Der Landschafts-
maler Adolf Ditscheiner geboren 1846, gestorben 12. jänner 1904. Der Maler des
Frühlings", wie ihn Prinzregent Luitpold einst genannt hatte, wegen seiner wohlbekannten
rot- und weißblühenden Obstbäumchen und dünnen, klaren Frühlings-
lüfte irn lsartal oder Wienerwald. Er war einer unserer Zimmermann-
Schüler, Kamerad Schindlers und ettels, an die er auch oft genug
erinnert. Er hatte keine starke Eigenart, aber die Familienzüge der
Schule standen seinem Gesichte gut und er war immer sympathisch. Und
der Duft unserer Scholle wehte um seine Bilder, er war ein Heimats-
künstler. Der Kaiser, der Prinzregent, Fürst Johann Liechtenstein,
Herzog Philipp von Koburg, das Unterrichtsministerium besitzen
Bilder von ihm. Nach langer Krankheit starb er an Herzschlag, Pinsel
und Palette in der Hand. Sein letztes Bild, Verbrennung von Kartoffel-
kraut" unter blauem Himmel, verrät noch in nichts das nahe Ende.
Ferner sah man einige Künstler mit ganzen Bilder- und Studienfolgen
vertreten. Zunächst A. W. Schram, der heuer mit Rudolf Swoboda
Damaskus durchgearbeitet hat. Zweiheiße, sonnige Monatevoll östlichen
Lichtzaubers. Man hat sich ein Märchen zusammengestellt. Man hat
im weißen Marmorhof voll blühender Blumen gemalt, nach dunklen
Modellen in bunten Gewändern. Manche dieser Studien sind voll
koloristischer Feinheit, auch nicht von der sonstigen Süßheit dieses
Künstlers angekränkelt. Alle aber haben das gewisse Echte des
erlebten Moments. Eine andere Kollektion war die von Nikolaus
Schattenstein, den eine Berliner Michael Beer-Pension in den Stand
setzte, in Rom und Capri Licht und Farbe zu studieren. Sein Auge ist
völlig auf diese Erscheinungen eingestellt und hat sich bereits zur
Wahrnehmung eigenartiger malerischer Vorgänge geschärft. Seine
Arbeiten fanden viel Anklang und auch Käufer. Einen Saal hatte der
Iungbund" belegt. Die Schneesachen von Friedrich Beck, Otto Barth,
Adolf Groß, ein lebensgroßer Akt von Ludwig Wieden, von rück-
wärts gesehen, ganz modern in Licht und Schatten gesetzt, die Tier-
plastiken Karl Philipps und so fort gefielen. Oberbaurat Ohmann, seit
kurzem Professor, stellte anziehende Entwürfe für das Kaiserin Elisa-
beth-Denkmal und einen verbauten Karlsplatz aus. In dem eigentlichen
Komposition
von Franziska Hof-
manninger Fachkurse
Salzburg
Weihnachtsteile" der Ausstellung sah man die Gerngesehenen des Künstlerhaus-
Publikums an der Staffelei. Hübsche Bildchen von Kinzel, Veith, Merode, Zetsche, Bernt,
Pippich, Greiner und anderen. Gute Porträts von joannovits, Mauch, Bukovac, Temple,
Brüch, Probst Erzherzog Rainer und Erzherzogin Marie für das städtische Museum.
Naturstudi von W. Gerstner Fachkurs Salzburg
U0
Wandstoff aus Seide von Franz Stanze Fachkurse
Salzburg
Unter den Plastikem fiel der I-Iellmer-
Schüler Gustav jekel mit seiner weich und
breit behandelten steinernen Brunnenligur
Mädchen mit Schildkröte" auf. Zelezny
hatte aus farbigen Marmoren eine tanzende
Isadora zusammengestellt. Moritz Roth-
berger zeigte eine hübsche Altwienerin in
Bronze, die in Petersburg rnedailliert
worden. Schwartz, Zinsler, Pawlik steuerten
einiges bei. Sehr hübsch ist auch die darauf
folgende Ausstellung des Aquarellistenklubs
ausgefallen. Sie füllt fast den ganzen ersten
Stock und bietet ein Panorama luftiger
Techniken. Unter den Landschaften sind
einige von Darnaut starkfarbiges Herbst-
bild mit bunter I-Ieiligennische, Tomec
Dorfidyll mit lustig blauem Ententeich,
Zetsche,GellerGruppemährischerMotive,
Charlemont Pappelallee, Brunner Wind-
mühle hervorzuheben. Unter den Porträts
die lebensgroßen von Bunzl Ritter v. Koer-
ber und einige Finanzmänner, in Raffaelli-
farben, Adams reizendes Kinderbildnis,
Mehoffer, eine gelungene Porträtzeichnung
von D. Kohn Schriftsteller Friedrich Stern,
von Schattenstein die fesch hingeworfene
Kreidestudie eines Herrn mit Zylinderhut.
Von Ludwig Koch eine Reihe flotter und
Hottester Augenblicksstudien aus dem
schneidigen Leben. Das Ausland schickt
einiges Vorzügliche, wie Claus Meyers
große Aquarellstudie zu historischer Wand-
malerei Vereinigung der Länder Cleve
und Berg" für Burg an der Wupper,
mit zeichnerischem Schick und Humor
gegeben, dann einige farbenstarke Interieur-
szenen mit Kaminfeuer von Bartels.
EZESSION. Die xxr. Ausstellung
der Vereinigung brachte lauter aus-
ländischen Kolorismus. Nur in dem abseits gelegenen Ver Sacrum-Zimmer war Wien. Eine
ganze Sammlung kleiner Veduten von Altwiener Motiven, die meist erst kürzlich demoliert
Dekorative Umwertung, Studie von Sophie
Neuhold Kunststickereischule Wien
worden; der Maler Karl Müller hatte damit einen
großen Erfolg, alles war am ersten Tage verkauft.
Das örtliche Element war hier durch Betonung der
farbigen Note unserem jetzigen Auge angepaßt und
übte einen unwiderstehlichen Reiz. Auch eine stili-
stisch interessante Schwind-Medaille von Professor
Metzner war da zu sehen. Die übrigen Räume waren
sehr einfach in vier große Säle mit Durchblicken
zusammengefaßt von Leopold Bauer, so daß man
die Verwandtschaft der hier vereinigten Künstler auf
den ersten Blick merkte. Ein Kongreß von Zauberern
des modernen Farbenspuks. Besnard, Lucien Simon,
Gaston Latouche, Anglada, Roman Casas, der junge
Brüsseler Constant Montald, Trübner, der Mün-
chener Christian Landenberger. Nur der Pariser
J. E. Blanche fiel heraus, der einen ganzen Seitensaal
füllte und so den Wienern ausgiebig bekannt wurde.
Die kleine Berenice" Maurice Barresschen Ange-
denkens, die er so oft als Kind vor dem altmodischen
Stehspiegel gemalt. ist nun erwachsen und singt den
Cherubin in der Hochzeit des Figaro" in feschem
Knabenkostüm. Ein ähnliches Bild von ähnlichen
Eigenschaften heißt Pierrette". Man wird stark an
Millais erinnert, wie in früheren Porträts Blanches
an verwitterte, schlecht erhaltene Reynolds. Blanche
ist ein Anglomane von Geschmack; in letzter Zeit
hat er auch spanische Einflüsse aufgenommen.
Seine Technik ist mit einer Art Plötzlichkeit unver-
hältnismäßig gewachsen. Er ist jetzt unheimlich ge-
schickt, nur fehlt ihm die starke persönliche Note.
Er hat es übrigens nie nötig gehabt; als Sohn eines
berühmten Pariser Arztes im befreundeten Künst-
lerschwarm des väterlichen Salons aufgewachsen,
war er der junge Mann, der nach Busch gewöhnt
sich leicht das Malen an". Um so erstaunlicher, daß
er es so weit gebracht hat. Unter vorzüglichen
Reiiexstudien, mit den gewissen Rubensschen An-
klängen, sah man von Besnard auch das große Sitz-
bildnis seiner Frau, im schwarzen Seidenkleid, elek-
trischweiß von der Seite her beleuchtet. Ganz wie
Bonnats Porträt seiner Mutter. Die Damen lassen
sich für ihren Salon nicht gerne in sezessionistische
Phänomene verwandeln. Von Simon ein Porträt
Blanches, mit allerlei Gelbheiten und Gelblichkeiten
zu einer köstlichen Symphonie in dieser Tonart
durchkomponiert. Die Theatre-Concerts" von
Latouche und Anglada nebst noch anderen solchen
Spektralanalysen zeigen die moderne Virtuosität der
Farbenzerstäuber. Hermann Angladas großer
Hahnenmarkt" ist das Kapitalstück dieses jungen
Meisters, der jetzt den immer pechiger werdenden Zuloaga durch sein flüssigeres Feuer zu
verdunkeln beginnt. Der junge R. Casas ist neben ihm ein harmlos Säuberlicher ohne alle
Dekorative Raumfiillung von Dora Ottowa
Kunststickereischule Wien
70
Aufnahme des Schiffes der Kirche auf dem Nonnberg in Salzburg Fachkurse Salzburg
Hexerei. Montald war für Wien neu. Sein wandbreites Bild Vers Yideal" ist eigentlich mehr
eine Sammlung neuenglischer Eindrücke von Linienschwung, Gobelinton und Artuslegende.
In kleineren Bildern zeigt er
sich als unermüdlicher Spürer
nach malerischen Apartheiten.
Er malt halberloschene pumpe-
janische Fresken, frisch aus
der Asche gelöst. Oder in hell-
grünem Ton fast formlos
schwimmende Landschaften
aus dem Nirgends, mit unbe-
stimmtenLichtgestaltenbelebt.
Auch plastisch ist er begabt;
sowohl antik phantasierend,
als von drastischer Augen-
blicklichkeit, wie der ganz
windschief balanzierende Ma-
trose im Sturm". Neu war noch
Landenberger, der in wasser-
luftigen Donaulandschaften
mit Knaben als Staffage kräftige
Gesamtharmonien erzielt.
Einesdurchsetzt das andere und
wird von diesem durchsetzt Tierstudie von F. Haider Fachschule Salzburg
Brweueuuj-pmuju
weine vyäupa.
4. ifviuglfr"
.7
Xul.ß;1' .v u.
Bewegungsskizzen, ,.Weiße Mäuse", von H. Kleinen Schülerarbeir aus der Ausstellung kunstgewerblicher
Lehranstalten
ALDMÜLLER-AÜSSTELLUNG. In der Galerie Miethke ist eine große
Veränderung vor sich gegangen. Der Übergang des angesehenen Kunsthauses von
seinem Begründer Herrn H. O. Miethke an Herrn Paul Bacher hat Maler Karl Moll zum
künstlerischen Beirat gemacht. Seine erste Tat daselbst war eine Ausstellung von
41 Gemälden Waldmüllers. Der Ruhm dieses großen Meisters hat diesen Sommer auch in
Entwurf zu einem Fries von B. Endler Schülerarbeit aus der Ausstellung kunsxgewerblicher Lehranstalten
ten Teile der retro-
spektiveri Ausstellung,
neuen Glanz ge-
wonnen. Nun war es
willkommen, hier aus
Privatbesitz weitere
Bausteine zu unserer
eigenen Kenntnis von
ihm zusammenzutra-
gen. Eine Reihe unver-
geßlicher Perlen waren
zwar jedermann er-
innerlich, aber man
sah sie mit Wonne
wieder. Die beiden
herrlichen Wiener-
waldbilder, derModer-
nen Galerie Widmung
des Fürsten Johann
Liechtenstein und der
Frau v. Mauthner-
Markhof, dieköstlichen
kleinen Porträts von
Altwiener Damen und
andere mehr. Einiges
aber kannte die All-
gemeinheit nicht. So
das große Bild Badende Frauen" 1848, mit sechs tadellosen Akten, in einer glatten
lachplastik durchgeführt, an die allegorischen Nacktheiten von Tafelaufsätzen der kaiser-
lichen Porzellanmanufaktur erinnernd,
dabei aber voll persönlicher Tüchtigkeit
des Meisters. Mehrere Genrebilder Der
Brief", Kind mit Rosen" x855, Kind
im Hemdchen mit Heiligenbild", dann
einige Weintraubenbilder sind von
rührender Liebe zur Natur und zur Kunst.
Wie viel Gemüt in all der Darstellung
von bürgerlich gediegenem Beiwerk,
in Kleidung, Gerät, Blumenschmuck.
Welche wirtschaftliche Akkuratesse im
einzelnen, ohne daß man dabei an kalt
pinselnde Virtuosität denken könnte. Die
Dinge sahen damals so genau aus
möchte man sagen und kamen von
selbst so sauber aus dem Pinsel. Es ist
der Charakter einer wohlgeordneten Zeit
und einer abgestaubten, bis aufs i-Tüpfel-
chen in Evidenz gehaltenen Zeit. Er
ist in alldem ein so ganzer, starker
Dekorative Umwertung, Studie für eine Stickerei von Sophie Neuhold
Kunsistickereisehule Wien
Klausurarbeit, Dekorative Raumfüllung", von K. Finger
Maler, eine S0 WUFZCIEChtC mRICFISChE Sehülerarbeit a. d. AusstelLkunstgewerbl. Lehranstalten
arbeitete damals nur noch
Menzel, doch blieb er als Maler
hinter Waldmüller zurück.
Dieser war der farbige Bahn-
brecher, der schon Dinge sah,
die für andere Leute erst viel
später kamen. Das Porträt
einer sehr brünetten alten Frau
mit grauen Augen und dünnen
Lippen steht auf der Linie
I-Iolbein-Leibl. Die schlichte
Wahrheit des Porträts eines
Wiener Bürgers", fein und
leicht und ungesucht in Form
und Ton, erinnert an Selbst-
bildnisse des jugendlichen
Rembrandt. In den kleinen
Formaten, die heutzutage so
vernachlässigt sind, hat Wald-
müller noch einen besonderen
Zauber von gesunder Liebens-
würdigkeit. Als hätte damals
unbewußt immer ein solcher
4'551
Entwurf für eine Stickerei von Emma Gilk
Kunsistickereisehule Wien
Typus in der Wiener Luft geschwebt; der Typus des Herzogs von Reichstadt und der
charmanten Kaiserinnen der Biedermeierzeit. Sie färbten auf die ganze damalige Gesell-
Entwurf für eine Zigarettentasche von
RudolfStün-lpfe Schiilerarbeit ausderAus-
stellung kunstgewerblicher Lehranstalten
schaft ab. Das Hauptstück der Ausstellung war das
große Familienbild des Fabrikanten Eltz, mit zehn
Figuren in freier österreichischer Hochgebirgsgegend,
das auch in Dresden großes Aufsehen erregt hat. Es
trägt die jahreszahl 1835; damals war kein Maler in
deutschen Landen solcher Dinge mächtig. Das Bild
ist erst voriges Jahr durch die Abbildung in meinem
Buche Österreichische Kunst im XIX. Jahrhundert"
wieder an die Oberfläche getaucht. Nach Schluß
der Waldmüller-Ausstellung folgte in diesen Räumen
eine hochinteressante Ausstellung von graphischen
Arbeiten Aubrey Beardsleys. Dieses blutjung ver-
storbene Zeichnergenie ist heute als künstlerischer
Bahnbrecher anerkannt in jener vampyrhaften Welt,
aus der bei uns Oskar Wildes Salome" die Beardsley
illustriert hat typisch geworden ist. Dieser Saal voll
Teufeleien eines originellen Exzentrikgeistes hat nicht
verfehlt, die Feinschmecker des dernier cri" lebhaft
anzuregen.
HAGENBUND. Die Herbstausstellung brachte
eine angenehme Überraschung. Einen großen
Saal voll Bilder und Studien Max Liebermanns. Dreißig
Jahre einer persönlichen farbigen Entwicklung, von
ro
Dekorative Raumfüllung von Fr. Kniaziolucka Kunststickereischule Wien
den schwärzlichen Anläufen, Kartoffelerntw 1875 beginnend, bis zu der stark-
farbigen Gegenwart, dem für die Moderne Galerie erworbenen Bauernhaus in Edam"
x9o4. Dazwischen alle die luftgrauen und stumpfgrünen Übergangsmomente; das
Uhde-Firlesche zerstreute Licht in tagheller Stube, Schusterwerkstattä ,.Flachs-
scheuer" 1887, das satte, matte Grün und Weiß der Bleiche" 1882, dann die rot
und grün balanzierten Farbenszenen aus Holland, schon im XX. Jahrhundert. Auch das
große Bild Simson und Delila" ist nun hierher gelangt. Eine energische Leuchtkraft in
zwei verschiedenen Fleischtönen; dabei zwei vollständige
Akte eines Nichtaktmalers, auffallend ungeschickt gestellt
und gefügt, mit ganz vergriffener Perspektive des weiblichen
Körpers, der nach oben das umgekehrte desinit in piscem
gäießrinßlälliüßlgrniiif zum unreifen Backfisch zusammenschrumpft. Der sarkas-
aus der" Ausmznung kugstg; tische Berliner Künstler hat das Thema unwillkürlich paro-
werblicher Lehranstalten diert. Der Chef der großen Maklerfirma Simson Co. verliert
Dekorative Raumüillung von Aloisia Neüimer Kunststickereischule Wien
im Säparö die Perücke. An den Beiträgen der Bundesmitglieder läßt sich mancher schöne
Fortschritt nachweisen, bei Irxna von Dutczynska Die Schwestern", Hugo Baar Nach-
naittagsandacht in Kozlau an der Oderquelle", August Roth, Viktor Beranek und anderen.
10'
MASCHINEN
FÜR BETRIEB
JUND-LICHTI,
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ID.A.M.P.FI'.I
Aus der jubiläumsschrift der k. k. Hof- und Staatsdruckerei verkleinert
übrien grahishen ce anzusehen ist, und endlich die Tatsache,
11.1" x.
Xxxxxxe..-
ei einer Beurteilung der graphisch-
technischen Leistungen der Staats-
druckerei ist es nur natürlich, wenn
dem Buchdruck der breiteste Raum
zugewiesen wird. Nicht allein seine
kulturelle Bedeutung, welche den
Charakter der von uns Neuzeit" ge-
nannten geschichtlichen Epoche weit-
II
war, als es die Entdeckung Amerikas
vermochte, ist hiefür maßgebend,
MASCHINEN
F.
-x-u-c-Kl
O-R-E-l-N
ND'ZWElr
A-n-ß-a-N
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!'x..
aus mehr zu beeinflussen bestimmt
sondern auch der Umstand, daf; der
Buchdruck als die Mutterkunst aller
daf; ihm vor allem andern der größte Anteil an der BeschaiTung der
fiir die verschiedensten Bedürfnisse auf allen Gebieten des staat-
lichen, gesellschaftlichen und geschäftlichen Lebens notwendigen
Druckwerke zukommt. Die außerordentlichen Verdienste, welche
sich unser Staatsinstitut vornehmlich in der Sphäre des Buchdrucks
erworben hat, sind von weit über die heimischen Grenzen ragender
Bedeutung. Die Anstalt beschränkte sich nicht allein darauf, dem
Aus der jubiläumsschrift der k. k. l-lof- und Staatsdruckerei verkleinert
Puorom
FÜR-REPRO
"lznßßäsraai" 'i?fSTäÄRKWXXWlN
wlawmtääß
Aus der jubiläumsschrif der k. k. Hof- und Staaxsdruckcrei verkleinen
unteren Ende der Sin erstralje, den
durch ein schmales äljchen vom
Palaste der Staatsschuldenkasse ge-
trennten alten Häusern gerade gegen-
über, ziert im ehrwürdigen Gebäude
des Franziskanerklosters, dort, wo es
in seinen oberen Geschossen auch den
bescheidenen Schmuck der kreis-
runden Nischen nicht mehr besigt, der
es als einen der legten Zeugen vom
Einfluljder deutsch-niederländischen
Renaissance auf das Kunstschalfen in Il
unserenGegendencharakterisiert,das
Erdgeschof; eine ei hoher Schaufenster. Ihre Ausstattun
den eigenartigen Füllungsornarnenten und mit den kleinen tatu-
etten im Fries, die das kaum handbreit ausladende Gesimse stügen,
läfgt uns über ihre Entstehungszeit nicht lange im Zweifel. Auch in
dem, was hinter den Scheiben zur Schau gestellt ist, okkupiert das
Moderne, das sich eingeschlichen, neben den uns schon in unserer
frühesten Jugend liebwert und vertraut gewordenen Stücken, dem
lll Wandschmuck und den Lehrbehelfen der Fünfzigerjahre. nur einen
Aus der jubiläumsschrift der k. k. Hof- und Staatsdruckerei verkleinert
Landschaftliche Stimmungen sind bemerkenswert bei Rudolf Junk, Viktor Stretti Prag und
Baar. Die Leitenden des Bundes haben diesmal nicht minder Glück. L. F. Graf mußte zwar
leider ein poetisch stilisiertes Frauenbildnis bald zurückziehen, aber D. Goltz großes Bild
Die Gebirgsbotin" ist voll ruhiger Wahrheit in der klaren Nachmittagsluft und dem ruhigen
Hintereinander einer waldigen Hügelgegend. Uprkas FeldarbeiteW und die Landschaften
von I-Iudecek, Ranzoni, Witt, Luntz und so weiter sind vortrefflich, Hampels japanisiertes
deutsches Lied Es hat die Rose sich beklagt" und anderes dergleichen ist appetitliche
Kuriosität, das man nicht buchstäblich zu nehmen braucht. Auch etwas Plastik Mestrovic,
Fräulein Medizin" und sehr gute Graphik Coßmann, Wesemann, Lux, Suppantschitsch
ist vorhanden. Eine inhaltsreiche Ausstellung, von Josef Urban behaglich eingerichtet.
KLEINE AUSSTELLUNGEN. Bei Artaria Kohlmarkt sah man eine sehr
appetitliche Ausstellung von graphischen Originalarbeiten österreichischer Künstler.
Ferdinand Schmutzer, der Vielversucher, zeigte sich in allen Stärken, von seiner Riesen-
radierung des Joachimquartetts und dem ähnlich energischen Schwarzweiß des Ateliers
Korschann in Paris" bis zu den zierlichsten, hell belichteten Blättchen. Orlik amüsierte durch
allerlei Putzigkeiten, wie die kleine Farbenlithographie London girls", daneben sah
man aber auch seine charaktervolle Profilradierung Gustav Mahlers. Die farbigen
Lithographien Engelharts haben viel Ursprünglichkeit; das Porträt des Malers Lenz ist mit
brillantem Zeichnerwitz gegeben. Unger, Moll, Jettmar, Andri, Zdrasila und noch eine
ganze Schaar Junge, jüngere und Jüngste schlossen sich an. Von C. M. Schwerdtner
waren eine Anzahl fescher Bronzeiigürchen eingestreut. Bei Pisko ist Vaclav Radimsky,
unser in Givemy lebender Landsmann, wieder aufgetaucht. Seine große Bilder- und Studien-
reihe zeigt ihn rastlos auf dem unerschöpflichen Gebiete der malerischen Impressionen,
wo er in Claude Monets Fußspuren tritt. Auch dessen Schauplätze Giverny, Rouen sind
ihm vertraut. Wie Monet variiert er gern das nämliche Motiv unter verschiedenen atmo-
sphärischen Bedingungen, Endet aber auch Eigenheiten für sich in Stoff, Licht und Luft.
Seine letzten Bilder stellen die Hyacinthen- und Tulpenfelder Hollands Harlem, Hillegom
dar, weniger in Knalleffekten als auf duftigere Wirkungen hin. Frühling in Hillegom" ist
eines der schönsten. Neben Radimsky sah man zahlreiche ungleichwertige Veduten von
Erwin Pendl und eine Anzahl schwer geratener Stimmungen von J. Koganowsky. Bei
Artin Stephansplatz interessiert ein neues Ausstellungslokal im ersten Stocke des Deutschen
Hauses durch den altmodisch gediegenen Charakter der Zimmer im Palast des Deutschen
Ritterordens! mit prächtigen Stuckreliefdecken und kunstvoll eingelegten Fußböden. Es
wurde vor Weihnachten viel besucht. Zahlreiche Altwiener Bilder Danhauser, Gauermann,
Kriehuber, Wurzinger, J. B. Reiter interessieren, dazu Neues, Hochmodemes von Slevogt,
Thoma, Orlik, Engelhart, Sigmundt, Andri und anderen. Für die moderne vervielfä-iltigende
Kunst hat Artin ein neues Zentrum geschaffen.
OF- UND STAATSDRÜCKEREI. Das hundertjährige Bestehen dieses groß-
artigen Instituts, das schon auf der Londoner Weltausstellung 185i durch Ver-
leihung der einzigen in diesem Fache verliehenen council medal" als einzig in seiner Art
anerkannt wurde, hat zur Herausgabe eines Prachtwerkes geführt, das ein dauerndes
Denkmal seiner jetzigen Leistungsfähigkeit bleiben wird. Dieser mit höchster Gediegen-
heit ausgestattete Folioband Die k. k. I-Iof- und Staatsdruckerei 18o4-x9o4" enthält
drei ausführliche Darstellungen des Entwicklungsganges der Anstalt, in geschäftlicher,
technischer und künstlerischer Hinsicht. Der Verfasser der ersten Abhandlung ist nicht
genannt, die beiden folgenden rühren von Professor A. W. Unger und Dr. Josef Dernjac
her. Das ganze Werk präsentiert sich als moderne, ja hochmoderne Leistung der Buch-
herstellungstechnik und Buchausstattungskunst. Es ist um so interessanter dies zu konsta-
tieren, als es den durchgreifenden Fortschritt im zeitgemäßen Sinne kennzeichnet, der
unter der Leitung des l-Iofrats E. Ganglbauer in die ehrwürdige Anstalt eingezogen ist.
Dieses Verdienst zu würdigen sei folgende Stelle aus dem Aufsatze Prof. Ungers angeführt
Ein mitunter recht verbitterter Widerstreit entbrannte darob auch in den engeren Fach-
kreisen und so brauchte es geraume Zeit, bis die, von den ihr anfänglich anhaftenden
Unzulänglichkeiten befreite, heute dominierende Art der Buchausstattung fast allerorten
zur Geltung kam. Auch die Staatsdruckerei wollte sich nicht durch frühes Erscheinen auf
dem umstrittenen Gebiet exponieren, welches Bestreben anläßlich der Pariser Weltaus-
stellung igoo deutlich zum Ausdruck kam, und sie beschränkte sich mit allzu ängstlicher
Vorsicht auf die Fälle, in welchen eine moderne Ausführung vom Besteller strikte
gewünscht worden war. Hieher gehört die auch als Buchdruckarbeit sehr gediegene
Publikation des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie, betitelt Kunst und
Kunsthandwerk", welche als Monatsschrift seit 1898 erscheint und ein vom bis dahin Her-
kömmlichen entschieden abweichendes Gepräge aufweist. Die in jüngster Zeit entstandenen
Werke beweisen nicht nur, daß mittlerweile die Staatsdruckerei mit vorzüglichem Erfolg
die so zahlreich gegebenen künstlerischen Anregungen verwertet hat, sondern daß sie auch
hier wieder schöpferisch vorangeht." In diesem Sinne ist denn auch das vorliegende
Prachtwerk mit Freude zu begrüßen. Es zeigt die harmonische Wechselwirkung aller
modernen Kräfte im günstigsten Lichte. Von dem schönen Papier Schlöglmühl, mit
Moserschen Wasserzeichen, bis zu dem gediegenen Moserschen Ledereinband der Gala-
exemplare aus der Wiener Werkstätte ist alles von dem gleichen Geiste sachlichen und
persönlichen Ernstes getragen. Gedruckt ist der Text mit einer in der Staatsdruckerei
neu geschnittenen Buchschrift Plinius", bei deren Durchbildung Rudolf v. Larisch
entscheidend mitgewirkt hat. Die mannigfaltig erfundenen Einrahmungen und Initialen
nebst sonstigem Zierwerk sind Professor Koloman Moser zu danken, der auch die
künstlerische Ausführung des Ganzen überwachte. Die Holzschnitte, teils Original, teils
photozinkographisch reproduziert, sind von C. O. Czeschka. Sie stellen die Schauplätze
und den Hergang der mancherlei Arbeiten in der Anstalt mit großer Lebendigkeit dar und
fügen sich mit ihrem typographisch gestimmten Schwarz und Weiß treiilich in das
Gesamtbild jeder Druckseite ein. Auf zahlreichen Bildtafeln sind authentische Porträts
von beteiligten Persönlichkeiten wiedergegeben. Den Anfang macht ein farbiger Kombi-
nationsdruck nach Horovitz' Bildnis des Kaisers, den Schluß ein Dreifarbendruck mit der
Ansicht des 1890 erbauten neuen Hauses, nach einem Aquarell von L. Müller. So fügt
sich all dieses Vielerlei in ein organisches Gebilde, das der Anstalt und ihren Mitarbeitern
zur Ehre gereicht.
KLEINE NACHRICHTEN 50'
DIE "PIETÄ VON RAPHAEL BONNER IM DOME ZU GURK
KÄRNTEN. Der Dom zu Gurk, eines der hervorragendsten Baudenkrnale des
an Kunstschätzen reichen Alpenlandes Kärnten, birgt in seinem Innern die bedeutendste
Schöpfung Raphael Donners auf religiösem Gebiete, die Kolossalgruppe der Pietä, in Blei-
guß ausgeführt.
Lange Zeit hat es gedauert, bis dieses Meisterwerk als solches erkannt und von der
kunsthistorischen Forschung seinem wahren Werte nach gewürdigt wurde, leider nicht
mit dem gewünschten Erfolge; einerseits sind den betreffenden Abhandlungen nur unvoll-
kommene Abbildungen beigegeben," andererseits fand nur ein ganz kleiner Kreis von
Verehrem der Donnerschen Muse Zeit und Gelegenheit, das abgelegene Gurktal auf-
zusuchen und sich an der monumentalen Würde sowie an der edlen Großartigkeit der
ergreifend schönen Komposition zu erfreuen.
Infolge der Lichtvexhiltniase des Domes gelingen photographische Aufnahmen nur in seltenen Fällen.
xl
Pietä von Raphael Donner im Dome zu Cvurk. Nach dem Originale aufgenommen von Karl Sebastian
Plastische Reproduktionen waren gleichfalls nicht geschaffen worden, so daß die
Gruppe sowohl der Mehrheit der Kunstfreunde als auch den meisten Künstlern nach wie
vor so gut wie unbekannt blieb.
Vor zwei Jahren sah sich nun das Ministerium für Kultus und Unterricht mit Rücksicht
auf den fühlbaren Mangel an geeigneten Lehrbehelfen für die Pflege der kirchlichen Kunst
an seinen kunstgewerblichen Unterrichtsanstalten veranlaßt, eine Kopie der Pieta in
halber Größe des Originals zunächst für den Unterrichtsbedarf der erwähnten Bildungs-
stätten, aber auch als Anregungsmittel für künstlerische Bestrebungen überhaupt an-
fertigen zu lassen; diese Arbeit war dem Absolventen der Kunstgewerbeschule des Öster-
reichischen Museums für Kunst und Industrie, derzeit Lehrer an der k. k. Fachschule für
Holzbearbeitung in Hallstatt, Johann Wildburger, die Herstellung der Reproduktion der
Gipsgießerei des Museums M. Schroth übertragen.
Ein Abguß dieser gelungenen Kopie zierte vor kurzem gelegentlich der im Novem-
ber-Dezember 1904 durch die Unterrichtsverwaltung veranstalteten Ausstellung von
Schülerzeichnungen kunstgewerblicher Lehranstalten und von Übungsarbeiten der Lehrer-
kurse in Salzburgi den Säulenhof des Museums.
Nicht ohne Absicht wurde die Pietagruppe als Mittelpunkt der Ausstellung gewählt;
es konnte für diese Exposition, die in ihrem ganzen Wesen und in all ihren Einzelheiten auf
reines Naiurstudium basiert war, wohl kaum ein würdigeres führendes Objekt gewonnen
werden, als gerade diese Leistung des Meisters, der ohne die Antike aus eigener An-
schauung zu kennen, durch liebevolle Vertiefung in den unendlichen Formenreichtum der
Natur und durch treues Studium derselben zu wahrhaft klassischer Empfmdungsweise
vorzudringen suchte, ein Streben, das, wie mit Recht von berufener Seite behauptet wird,
ganz besonders in dern Engel zu Seiten der Madonna ihren vollendetsten Ausdruck
erreicht hat.
Alle Vorzüge des Meisters, der die Plastik aus dem Banne der Architektur erlöst
und sie wieder zu selbständiger Bedeutung emporgehoben hat, kommen in der Gurker
Pietä zum Ausdrucke. I-loheitsvolle Idealität gepaart mit schlichter Anmut, großzügige
Anordnung, feines Verständnis für die Bedingungen des Materials, und ein wunderbares
Siehe Seite 35.
PietÄ von Raphael Donner im Dome zu Gurk. Nach der Wilclburgerschen Gipsopie, aufgenommen von
Professor Heinrich Keßler
Gefühl für die Natur in allen Details. Ganz besonders dieses Naturgefühl, womit er seine
sämtlichen Werke zu durchsetzen und zu verklären wußte, vereinigt sich hier mit den
erwähnten Vorzügen zu einem Gesamtbilde von überwältigender, zur tiefsten Andacht
stimmender Wirkung.
Die trefflichste Charakterisierung dieser herrlichen Schöpfung findet sich in der von
Dr. Albert Ilg verfaßten Denkschrift über Raphael Donnef"; Ilg sagt In der Bleigruppe
zu Gurk hat das Motiv der Pieta, welches den Künstler zu so mannigfachen Erfindungen
anregte, seine höchste Vollendung gefunden. Hier ist er von einer dramatischen Gewalt,
wie in keinem zweiten seiner Werke; der Grundton des tiefsten Schmerzes durchdringt
alle Gestalten in einer Einheitlichkeit, welche die Wirkung des Ganzen großartig abrundet
und zu einem starken Akzente macht der schwere Leichnam mit der herabgesunkenen
Linken, die bitter weinenden Engelkinder sind sozusagen die Basis der Komposition, über
welcher sich die in Ohnmacht sinkende Madonna mit dem sie stützenden Engel aufbaut;
und dieser selbst endlich ist das Schönste in der Gruppe, vielleicht das Schönste aus dem
ganzen Schaffen des Meisters. Der majestätische ruhige Blick, mit welchem das unsterb-
liche Wesen das Leid der Menschheit und die Größe der I-lingebung des Gottessohnes
ins herbe Menschenschicksal anschaut, ist von einer solchen erschütternden Größe, claß
ich ihm kaum irgend etwas in der Kunst an die Seite zu setzen wüßte.
Wer so zu bilden versteht, ist über das rein Künstlerische hinaus, noch ein wahr-
haft großer Dichter! Es liegt eine elegische Stimmung in der erschütternden Komposition,
welche Donner zwar überhaupt eigen ist, die niemals aber so poesievoll und stark zum
Georg Raphael Donner, Gedenkschrift zum zoo. Jahrestage der Geburt des großen österreichischen
Bildhauers, 24. Mai 1593 24. Mai 1893. Herausgegeben von der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens.
Wien, Verlag der Genossenschaft, x8g3.
11'
Ausdrucke kam, als hier. Mir ist, als hätte der Meister seine ganze leidensvolle Seele in
diesem Werke ausgesprochen".
Groß ist die Zahl der Werke, die der unsterbliche Meister auf dornenvollem Lebens-
pfade in staunenswerter Arbeitskraft zur Zierde Österreichs geschaEen hat. zu den besten
derselben zählt unstreitig die Pietä in Gurk. Werden sich die heimischen Kunstkreise nicht
endlich daran erinnern, daß sie dem Genius Donners ein Denkmal schulden? E. P.
ST AS IATISCI-IES IN DER SPÄTANTIKEN WEBEREI. Es geht in
der Kunstwissenschaft wie auf allen Gebieten des Wissens, ja des Lebens überhaupt
man schreitet eine Zeitlang in einer bestimmten Richtung vor und bemerkt oft erst plötz-
lich, daß man die Richtung ändern muß, wenn man überhaupt weiter kommen will.
Vor xo bis 15 Jahren hat man eingesehen, daß die spätantike Kunst doch nicht einen
bloßen Verfall darstellt, hauptsächlich herbeigeführt durch den Niedergang des griechisch-
römischen Weltreiches und die Einfälle der Barbaren, sondern eine tiefbegründete innere
Entwicklung, in vieler Beziehung einen Fortschritt und die Grundlage der späteren voll-
kommenen Erneuerung. Erforscher antiker und christlicher Kunst haben sich dieser Frage
zugewendet und es wäre irrig, in solchem Streben eine bloße Mode erkennen zu wollen.
Dann erkannte man wieder, daß es doch auch äußere Einwirkungen gäbe und man
forschte wieder diesen nach. Aber auch das war keine Mode, sondern ein Erkennen der
Einseitigkeit, in die man notwendiger Weise verfällt, will man Alles in der Welt nur
von einem Standpunkte aus betrachten.
Auch ist deshalb die Arbeit der Vorhergehenden durchaus nicht überllüssig geworden.
Wenn auch manche Einzelheit sich nicht mehr halten läßt wir sind vorwärts ge-
kommen. Und haben wir scheinbar wieder den alten Weg betreten, so ist es doch nicht
der alte, sondern nur eine Wendung nach derselben Seite.
Wir dürfen uns heute wieder mit fremden Einflüssen beschäftigen; aber wir dürfen
nicht vergessen, was die vorhergehende Zeit geleistet hat. Wir haben erstens gelernt, daß
die Anhäufung bloßen Tatsachenmaterials ohne Schaffen geistigen Zusammenhanges
zumeist wertlos ist und, was die besondere Frage anbelangt, daß wir Fremdes nur dann
wirksam erkennen, wenn ihm durch innere Entwicklung die Möglichkeit zum Eindringen
geboten ist.
Allerdings kann der Einfluß des Fremden, der ursprünglich Folge innerer Wandlung
ist, auch wieder Ursache weiterer Änderungen werden, wie ja alles im Leben zugleich
Ursache und Wirkung darstellt.
In meiner Künstlerischen Entwicklung der Weberei und Stickerei im europäischen
Kulturkreise mußte ich naturgemäß mehrfach auf solche wechselseitige Beziehungen
hinweisen; doch hatte ich nur an wenigen Stellen vor der Besprechung des späteren
Mittelalters Gelegenheit, ostasiatische Einflüsse zu erwähnen. Ich muß auf diese wenigen
Stellen hier nun kurz zurückkommen, da sie als beste Einleitung zu dem weiterhin zu
Besprechenden dienen können.
Auf Seite 34 und 36 sagte ich Von Ostasien her ist ein Einliuß auf die Formen-
sprache des Mittelmeergebietes im frühesten Mittelalter wohl nicht oder nur in sehr
beschränktem Maße erfolgt Immerhin mögen einzelne Motive früh durch ostasiatische
Stoffe nach Vorderasien und in das Mittelmeergebiet gelangt sein Ich meinte aber,
daß in jener Zeit eher Ostasien durch das Mittelmeergebiet beeinflußt wäre als dieses
durch jenes und führte einen hier auf Seite 85 teilweise abgebildeten Stoff aus dem
Schatzhause zu Nara an, auf den ich vor mehr als zwei Jahren zuerst durch Direktor
Terme in Lyon aufmerksam gemacht worden war. Da ich eine Entwicklung der
europäischen Weberei schrieb, war es für mich an jener Stelle natürlich nicht nötig,
mich auf die Frage der Datierung der ostasiatischen Stoffe besonders einzulassen,
es genügte der I-Iinweis auf Deshayes und Strzygowski. Denn wäre selbst ihre Annahme
unrichtig, so würde sich für die europäische Kunst dadurch nicht das Geringste ändern; es
war dort eben nur eine Nebenbemerkung. Übrigens konnte sie wohl dadurch glaubhaft
erscheinen, daß ich schon auf Seite 23 eingehend über die vorderasiatischen syrischen
und indischen Einwirkungen auf China, besonders auch über die durch Hirth festgestellte
Einfuhr syrischer Stoffe in China gesprochen hatte. Denn wenn
wir wissen, daß vorderasiatische Stoffe nach Ostasien gekommen
sind, und wir dort einen alten Stoff finden, der einem vorder-
asiatischen offenbar nachgebildet ist, so liegt gewiß kein Grund
vor, die ostasiatische Nachahmung in eine wesentlich andere
Zeit zu versetzen als das Vorbild. Vorderasiatische Arbeiten
sind aber in einer der Nachahmung wirklich ähnlichen Form
höchstens bis in die frühsarazenische oder frühbyzantinische Zeit
nachzuweisen; spätere Beispiele konnte ich nicht anführen.
Auch stimmt das Ornament außerhalb der Kreise bei dem
Stoffe aus Nara ganz mit Arbeiten etwa des VI. bis VIII. jahr-
hunderts und nicht mehr mit denen späterer Zeit.
Es erschien mir also an jener Stelle nicht nötig, etwa
auftretende Zweifel an der Richtigkeit der japanischen Datierung
des Stückes erst ausführlich zu widerlegen, und es könnte im
ersten Augenblicke auch hier nicht nötig erscheinen.
Da es heute nun aber einmal üblich ist, an den japanischen Teilvinsssvidenstvßesaßsdem
Datierungen zu zweifeln, so erlaube ich mir, mich hier auf einen Nuhhssf d'sj'P'"i5'h'"
der bedeutendsten Kenner japanischer Kunst in Europa zu i'm ähyfm" N"a'J'm
in Tokyo, nach Milnsterberg
beziehen, auf Professor Dr. Ernst Grosse in Freiburg i. Br.,
der, nebenbei bemerkt, das städtische Museum Freiburgs zu einem der wenigen in
Mitteleuropa gemacht hat, die echte altjapanische Kunstwerke besitzen.
Professor Grosse schreibt mir Die Japaner haben sicherlich ein größeresWissen und
ein besseres Urteil über ihre eigene Kunst, als wir Europäer, die wir eben erst durch die Tür-
spalte geblickt haben. Sie besitzen eine kunsthistorische Tradition, die mindestens ebenso
alt und zuverlässig ist wie die europäische und es fehlt ihnen auch durchaus nicht an dem
Willen und an der Fähigkeit zur Kritik. Sie brauchen nur einige neuere Werke wie die
Kunstzeitschrift Kokkwa oder das Bilderwerk von Tajima zu durchblättern, um sich zu
überzeugen, daß die japanischen Kunstforscher nicht unkritischer sind als die europäischen.
Zugleich werden Sie freilich sehen, daß über das Alter und die Herkunft mancher Kunst-
werke in Japan ebenso viele und große Meinungsverschiedenheiten bestehen wie in
Europa auch. Glücklicherweise sind aber gerade jene Objekte, auf welche es Ihnen
ankommt nämlich die Stoffe aus Nara wie der oben angeführte, kritischen Anzweiflungen
am wenigsten ausgesetzt. Sie gehören nämlich zu den Schätzen, die wie urkundlich
bezeugt ist von dem Kaiser Shyömu I. 724-748 dem To-dai-ji in Nara übermacht
und seitdem in einem eigenen Gebäude dem Shyo-so-in sorgfältig aufbewahrt
worden sind.
Der Shyo-so-in ist kein öffentliches Museum, sondern ein verschlossenes Schatzhaus,
das nur in ziemlich langen Zwischenräumen wenn ich nicht irre einmal unter jeder
Regierung von einer kaiserlichen Kommission geöffnet wird, die alsdann den Inhalt ganz
oder vielleicht auch nur teilweise mit dem Inventare vergleicht. Ich habe niemals gehört,
daß dem Vermächtnisse des Kaisers Shyömu in späteren Zeiten Stücke hinzugefügt wären;
jedenfalls ist mir nichts bekannt, was uns berechtigte, an dem Alter der dern Shyömu
ausdrücklich zugeschriebenen Gegenstände zu zweifeln. Es könnte sich nur fragen, ob sie
nicht zum Teile schon aus älterer Zeit und aus fremden Ländern stammten
Dies ist übrigens tatsächlich von den japanischen Gelehrten und damach von den
oben angeführten Forschern und von rnir angenommen worden; der eben erwähnte Stoff
scheint nämlich aus China eingeführt zu sein. Die chinesische Umbildung der Formen
wurde in meiner Arbeit auch näher besprochen.
Ehe ich dieses Stück hier aber
von einer neuen Seite eingehender zu
erklären suche, möchte ich zunächst
nur ganz kurz hervorheben, daß ich in
meiner angeführten Arbeit auf Seite 40
gelegentlich der Tierstreifen auf spät-
antiken Stoffen noch einmal von Stoffen
aus dem Schatzhause zu Nara spreche
und Anmerkung einige Stoffe im
Museum zu Lyon anführe, die, wie
näher dargelegt wird, zugleich ein
Beweis für die Richtigkeit der japani-
schen Datierungen zu sein scheinen.
Dann erwähne ich auf Seite x23 ge-
legentlich der Besprechung europä-
ischer Stoffe des XIII. jahrhundertes
zwei Stoffe, die von den Japanern in
das VIII. jahrhundert versetzt werden.
Obgleich es sich mir an jener Stelle
naturgemäß keineswegs um das frühe
Datum handelt, verwende ich doch
fast eine ganze Seite darauf, die zu-
nächst vielleicht verblüffende japani-
sche Datierung glaubwürdig erscheinen
zu lassen; hier kann ich diese Aus-
führung natürlich nicht wiederholen,
sondern nur auf sie verweisen."
Ich möchte nun auf den erwähnten
Stoff aus Nara, der wahrscheinlich die
chinesische Nachahmung eines syri-
schen Stoffes ist und, wie gesagt, auf
Seidengewebe, in Spanien gefunden, etwa VII. bis VIII. jahr- kgingn F311 nach dgr Ming 1195
hundert n. Chr. Aus dem Tjextilwerke des k. k. lÖsterreiclii- vnL Jahrhundenes entstanden Sein
sehen Museums fur Kunst und Industrie ..
kann, hier noch einmal zuruckkommen;
man vergleiche die Abbildung auf Seite 85. Schon in meiner erwähnten Arbeit habe ich
Seite 36, Anmerkung die eigentümlich fremdartige Gestalt des Kreisornamentes hervor-
gehoben und einen Stoff mit Greifenmuster Tafel 38 zum Vergleiche herangezogen. Ich
verweise hier noch auf das Stück auf Tafel XX, Nr. 25 der I-Iistoire de l'Art du japon";
Ich spreche dann noch auf Seite 44 in Anmerkung und die, als solche gekennzeichnete, Ver-
mutung aus, daß im Liber pontiücalis erwähnte Stoffe mit Fasanen" und Männern über Pfauen" auf
ostasiatische oder indische Einflüsse zurückgehen könnten. Diese Vermutung wird übrigens nach dem folgenden
vielleicht noch an Wahrscheinlichkeit gewinnen; nur ist in Anmerkung die Göttin Sarasvati, das vermutete
Vorbild der Gestalt auf oder über dem Pfaue, durch einen stehen gebliebenen Schreibfehler zu einem Gotte
geworden.
Bei den späteren Stoffen habe ich besonders über das Strahlen-, Kugel- und Mondmotiv gesprochen,
deren Herkommen aus den ostasiatischen Stoffen wohl nicht zu bezweifeln ist; ich verweise hier auch auf die
Abbildungen auf Seite 653 des jahrganges 1904 der vorliegenden Zeitschrift. Wenn ich Seite x28 und x30
auch das Weinlaub der Stoffe gotischer Zeit erwähne, will ich natürlich nicht sagen, daß alles gotische Wein-
laub den Stoffen entstamme, sondern daß wir die abgebildeten Stofftypen, besonders auf Tafel ri5, bei denen
sich übrigens auch chinesische Wolken und Schmetterlinge Enden, mit ostasiatischenvorbildern in Verbindung
bringen können".
Allerdings glaube ich, daß die Verbreitung, vielleicht sogar die Ausbildung des Weinlaubes als Flächen-
ornament, mit der Verbreitung der von China beeinHußten friihitalienischen Stoffe aufs engste zusammenhängt.
Doch ist dies, besonders hier, nur eine Nebenfrage.
in H. Münsterbergs
Iapanischer Kunst-
geschichte" findet
man aber auf Tafel
XIV, r-5, hiefür
gleich fünf Beispiele,
von denen einige
wieder mit größter
Sicherheit in das
VILäVIII. Jahrhun-
dert zu datieren sind.
Ob Münsterberg auch
mit der Deutung des
Scheibenmotives
recht hat, wage ich
nicht zu entscheiden;
er meint Seite x15!
Das ganze Muster
ist in Kreisform von
breiter Perlenschnur
umgeben, deren
rund
an vle Sasanidisches Steinrelief mit der Darstellung des Königs Chosroäs II. zu
leicht die Fnnnerung Kermanschach. Aus dem Textilwerke des k. k. Österreichischen Museums für
an Sternbilder wach- Kunst und Industrie
rufen sollen, wie wir
solche schon auf dem chinesischen Steinrelief vom Jahre x47 nach Christi Geburt in der
Figur des großen Bären fanden."
Auffällig ist jedenfalls, daß dieses Scheibenmotiv fast ausschließlich auf solchen
Stoffen nachzuweisen ist, die sich in Ostasien selbst vorgefunden haben, und nur auf ganz
wenigen in Europa erhaltenen, die dann aber ein Motiv zeigen, das sich als wahrscheinlich
buddhistisch erweisen läßt.
Das auf Seite 86 abgebildete Stück könnte allerdings zunächst Bedenken erregen; ich
habe es in dem angeführten Werke Seite 38 bereits besprochen und wegen des Motives
in den I-Iauptkreisen mit einem hier gleichfalls wiederholten sasanidischen Steinrelief und
einer Silberschale aus Kertsch Tafel 37 in Zusammenhang gebracht. Die Silberschale
zeigt auf der Schabrake eines Kriegselephanten einen noch klassisch geformten I-Iippoa
kampen, den ein Beurteiler übersehen zu haben scheint, auf den es mir aber wegen einer
gewissen Ähnlichkeit mit dem Greifen besonders ankam; der Elephant selbst, der einen
Turm mit Kriegern trägt, kann uns klar machen, daß die Darstellung eines Elephanten als
eines Kriegstieres und die Darstellung eines Elephanten als eines selbständigen Sinnbildes
eben verschiedene Dinge sind. Strzygowski hebt nun in seiner Arbeit über Mschatta jahr-
buch der königlich preußischen Kunstsammlungen, x9o4, Seite 312 hervor, daß das hippo-
kampenartige Motiv, wie es besonders auf dem sasanidischen Relief zu erkennen ist, nicht
auf eine Umgestaltung der klassischen Antike zurückgeführt zu werden braucht, sondern
einer altvorderasiatischen Vorstellung entspricht. Ich will diese Deutung für das persische
Beispiel nicht bezweifeln; doch glaube ich, daß in anderen Fällen, mit denen sich Strzy-
gowski an jener Stelle ja auch nicht beschäftigt, noch anderes zu erwägen sei. Wir müssen
uns hier erinnern, daß mindestens schon im III. Jahrhunderte vor Christi Geburt zahl-
reiche vorderasiatische, besonders persische Kunstformen nach Indien eingedrungen sind
und hier für die Verkörperung indischer Vorstellungen Anwendung gefunden haben. Zu
solchen Gestaltungen rechnet Grünwedel Buddhistische Kunst in Indien", Berlin, 1893,
Abbildung 19 auch die Garuda, die, als papageienartige Vögel oder in der hier ersicht-
lichen Form, sowohl als Reittiere höherer Götter als auch selbständig als I-Ialbgötter er-
scheinen. Die hier abgebildeten Darstellungen stammen aus Säntschi und sind gewiß nicht
jünger als das erste Jahrhundert nach Christi Geburt.
Wir dürfen diese Tiere also jedenfalls auch als
buddhistische auffassen. Dann gehören aber alle drei
Tierarten des auf Seite 86 abgebildeten Stoffes in den
buddhistischen Kreis die Elefanten, die Garuda und
die Kilin, die ja auch durch den Buddhismus erst nach
China gelangt sind Grünwedel, a. a. 0., Seite 18. Es
Gottheiten. auf Gmdasgestaken lsgricht nicht dagegen, daß möglicherweise-auch das
reitend, von einem Reim zu säm ugelpferd selbst von den Indern irgend einmal aus
wen Nach t-unwedd Vorderasien übernommen worden ist; seither sind eben
Jahrhunderte veriiossen.
Dieses Zusammentreffen dreier buddhistischer Tiere kann wohl kein Zufall sein; es
spricht also auch dieser Stoff trotz des dem persischen ähnlichen Greifen eher für als
gegen einen Zusammenhang des ScheibenPerlenmotives mit Ostasien.
Der Stoff auf Tafel 38 meiner angeführten Arbeit gehört wohl auch in eine
Gruppe mit diesem Stücke. Ich möchte hier noch darauf hinweisen, daß die Kreis-
umrahmungen des Stoffes auf dem sasanidischen Steinrelief eine andere ist und
offenbar mehr dem syrisch-vorderasiatischen Typus entspricht. Das erwähnte Stück in
L'Art du Japon" Tafel XX, 25 zeigt, da es ein vorderasiatisches Motiv, die Jagd-
darstellung, wiederholt, um das perlenartige Scheibenmotiv auch noch die übliche Ranke
der vorderasiatischen Stoffe.
Vielleicht dürfen wir in der eigentümlichen Zickzack-Ornamentierung der Hälse
sowohl des Kilins als des Greifen auf dem abgebildeten Stoffe gleichfalls chinesischen
Einfluß erkennen; denn wir finden ähnliche Grundfüllungen in europäischen Stoffen
gerade dort wieder, wo chinesische Einwirkung unleugbar ist Tafel roo der Künst-
lerischen Entwicklung etc.". Im ganzen darf man also wohl kein Bedenken tragen, in
dem Stoffe mit den eigentümlichen buddhistischen Tieren und den Scheibenkreisen
chinesischen EinBuß zu sehen ob einen chinesischen Stoff selbst, läßt sich heute wohl
noch nicht entscheiden, auch nicht, in welcher Weise der sasanidische Stoß auf den
buddhistischen oder dieser auf jenen gewirkt haben kann. Unwahrscheinlich diinkt mir
auch nicht, daß der Garuda in den Augen der Mittelmeervölker des frühen Mittelalters
immer noch als Hippokamp, das Kilin als Pegasus oder Sonnensinnbild und der Elephant
allenfalls als Kriegs- oder Zirkustier galt; das können aber nur Urndeutungen sein, wie sie
sich gerade in der Textilkunst vielfach nachweisen lassen a. a. 0., Seite 127, Anmerkung
in so äußerlicher Weise haben sich Kunstmotive nicht ursprünglich entwickelt. Alle wich-
tigen Motive der Kunst hatten ursprünglich religiöse oder sonst höhere geistige Bedeutung.
Wir hätten hier also eine bestimmte Gruppe frühmittelalterlicher StoEe in Beziehung
zu Ostasien gesetzt. Nun können wir vielleicht aber noch einen Stofftypus, freilich ganz
anderer Art, mit Ost- oder Südostasien in Verbindung bringen.
Ich habe schon in meiner mehrfach angeführten Arbeit Seite 29, Anmerkung die
Vermutung ausgesprochen, daß die in Ägypten vorauszusetzende Batikerzeugung ebenso
wie die ganze Baumwollkultur Ägyptens wahrscheinlich aus Indien eingeführt worden ist.
Wie ich in meiner Arbeit Seite 29, Anmerkung schon hervorgehoben habe, stimmt die
Beschreibung eines ägyptischen Färbeverfahrens bei Plinius nicht ganz mit dem Wachsdeck- oder Batik-
Verfahren, mit dem Forrer es zu identifizieren sucht. Nach dem später zu besprechenden Werke von RouGaer
und juynboll, das ich bei der erwähnten Arbeit leider noch nicht benützen konnte, wäre bei Plinius ein Beiz-
verfahren beschrieben. Übrigens scheint auch dann die Beschreibung ungenau und übertrieben zu sein. Auch
dürfen wir wohl annehmen, daß sich das altägyptische Beizverfahrcn ähnlich wie das spätere europäische als
Nachahmung indischer Farbengehung entwickelt hat. Wenn Plinius aber auch ein Beiz- und kein Deckverfahren
mit Wachs oder anderem beschreibt, so ändert das natürlich an der Tatsache nichts, daß in ägyptischen
Gräbern batikartige Stoffe gefunden worden sind; nur wäre zu untersuchen, ob nicht manche für batikartig
gehaltene Stücke im Beizverfahren hergestellt sind.
Ich wiederhole hier, daß das Batikverfahren im wesentlichen in folgendem besteht
es wird das beabsichtigte Muster oder der Grund des Musters mit geschmolzenem Wachse
auf beiden Seiten des Stoffes früher war dies
wohl ausschließlich bei Baumwollstolfen der Fall
mittels einer Art Füllfederhalters später auch
mittels Modeln aufgetragen und der Stoff dann in
ein Farbbad getaucht; wenn das Wachs damach
mit heißem Wasser oder durch Abkratzen wieder
entfernt wird, bleibt die Farbe an den früher unge-
deckten Stellen zurück. Man erhält so eine sehr
satte und weiche Farbengebung, die auch in
mehreren Farben durchgeführt werden kann.
Ich habe in dem genannten Werke mehrere
derartige Stoffe, auch mit reichen Figuren Tafel 19,
besprochen; darunter auch einen, den ich auf Seitego
wiederhole. Es hat dieses Stück zu einem bemer-
kenswerten Mißverständnisse Veranlassung gegeben.
Wickhoff sagt von ihm in einer Besprechung
meiner Arbeit in den Kunstgeschichtlichen An-
zeigen", Innsbruck xgo4, Seite x24 Der Stoff
hat Blumenkörbchen in Kreisen, die in einem zu-
sammenhängenden Gerimsel ausgespart sind. Dies
ganze Gerimsel ist spätgotisch, also vor dem
XV. Jahrhunderte überhaupt nicht möglich. Der
Stoff mit seinen sentimentalen Blumenkörbchen ist
jedoch noch später, ein holländischer Zitz aus dem
xvnl- Jahrhunderte-u Es liegt mir daran diCSCS Teil des gefärbten Baumwollstoffes im Musee
Mißverständnis zu beseitigen, da dieser Punkt neben du commei-ee zu Lyon, in natürlicher Größe
einer abweichenden Meinung über die Datierung
der ältesten ostasiatischen Stoffe eigentlich der einzige wesentliche in meiner Arbeit ist,
den Wickhoff bestreitet. Auf einige Nebenpunkte einzugehen, wird sich wohl noch Gele-
genheit finden; hier könnte es nur stören."
Unter Zitz verstand man früher Savary, Dictionnaire universel du commerce",
Kopenhagen, 175g ff. unter Chites" sehr verschiedenartige, bedruckte oder gefärbte
Stoffe, heute versteht man darunter aber wohl nur bedruckten Glanz- Kattun.
Um die Anschauung Wickhoffs aufrecht zu erhalten, müßte man zunächst also wohl
beweisen, daß der Stoff kein batikax-tiger" ist, wie ich bei dem Stücke Tafel 23 angebe,
sondern ein Druckstoff.
Denn, wenn der Stoff wirklich ein batikartiger ist, so wäre schon dadurch seine
Entstehung auf europäischem Boden im XVIII. Jahrhunderte ganz ausgeschlossen. In den
Nachträgen des oben erwähnten Dictionnaires von Savary findet sich zwar unter Toiles
en rouge" eine Nachricht über ein vom P. Coeurdoux besprochenes vorderindisches Ver-
Ich erwähne z. B. die Bestimmung des Stoffes aufTafel x05 den ich in Übereinstimmung mit Lessing,
dessen ausgezeichnetem Werke die Darstellung entnommen ist, für eine Arbeit des XIV. Jahrhunderts erklärt
habe. Auch glaube ich, daß das Stück auf den Tafeln 14, 24a wohl doch spätestens Anfang des XVILJahr-
hunderts entstanden ist, wenn es auch süddeutsch sein mag; ich hatte mich bei der Bestimmung vielleicht zu
stark an die Überlieferung des Museums gehalten. jedenfalls sind aber nicht Tugenden" dargestellt, sondern
wie ich erwähnte, Liebesszenen einer antiken Gottheit. Es hat sich nun zu dem bereits angeführten Gegenstücke
im Frankfurter Kunstgewerbemuseurn noch ein drittes im Troppauer Museum gefunden. Vielleicht wird es also
noch gelingen, über diese bemerkenswerte Arbeit größere Klarheit zu erlangen.
Wenn ich die Bauten der italienischen Proto-Renaissance" dem XII. jahrhunderte zugewiesen habe,
so kann ich mich hiebei auf F. X. Kraus "Geschichte der christlichen Kunst" Freiburg in Br. 1897. II S. x44
berufen; doch wird sich, gerade hierüber zu sprechen, wohl noch Gelegenheit finden.
I2
3.-
fahren, das dem echten Batikverfahren
verwandt ist und seit 1755 aber offen-
bar nur während ganz kurzer Zeit und an
einer einzigen Stelle in Paris ausgeübt
wurde. Die Beschreibung Coeurdoux' ist
in dem Werke von Rouffaer und Juynboll
Die indische Batikkunst" Leyden, 1900 ff,
Seite 60 ff von neuem abgedruckt. Von
diesem Verfahren heißt es bei Savary sa
preparation n'a rien de commun avec celles
qui ont ete usitees jusqu' ce jour." Und,
daß sich diese mühsame Arbeitsweise
nicht einbürgern konnte, ist bei den
sozialen Verhältnissen und der schon
ziemlich vorgeschrittenen Drucktechnik
des XVIlIJahrhunderts leicht begreiflich;
auch wurde die dem Verfahren eigene
weiche Verschwommenheit der Formen
und Farben in jener Zeit wohl kaum
noch als Vorzug empfunden. Jedenfalls
ist dieses vorderindische Verfahren, bei
dem nur ein einziger Grundton durch
einseitige Wachsdeckung hergestellt ist,
während die anderen Farben aufgemalt
Gefärbter Baumwollstoff im Muse du commerce zu werdefh auch noch nicht das wirkliche
Lyon, früh" im Musäe Guimet zu Paris hintenndische Verfahren, bei dem aus-
schließlich Wachsdeckung, und zwar
doppelseitige, zur Anwendung gelangt. Daß derartige echte Batike in Holland oder irgendwo
in Europa im XVIII. Jahrhunderte hergestellt wurden, kann jedenfalls als ausgeschlossen
gelten. Es findet sich sonst auch wohl nicht ein einziger Stoff, der bisher für einen älteren
europäischen Batik erklärt worden wäre. Das wird Wickhoff wohl auch bei diesem Stücke
nicht tun wollen. Er will mit der Bezeichnung Zitz" offenbar leugnen, daß wir einen
Batik vor uns haben.
Nun, der Stoff ist aber ein Batik; er trägt das allerdeutlichste Kennzeichen eines
solchen, nämlich die eigentümlichen, wie Marmorierung wirkenden Linien, die infolge
des Springens der Wachsschichte beim Färben sich ganz von selbst bilden. Man vergleiche
die Abbildung auf Seite 89', sie wurde nach einem Abfallstückchen hergestellt, das mir in
liebenswürdiger Weise vom Direktor des Musee du commerce in Lyon, R. Cox, überlassen
worden ist; der Stoff ist nämlich inzwischen an das Lyoner Museum übergegangen.
Es lassen die an den beiden Seiten des Stoffes ziemlich bedeutend voneinander
abweichenden, beiderseits aber klaren Formen und Sprungstellen deutlich erkennen, daß
die Wachsdeckung beiderseits stattgefunden hat.
Der Stoff stimmt in der Grundfarbe und der blauen und grünlichen Farbe der
Musterung vollständig mit dem in meinem Werke auf Tafel 31 gebrachten Stoffe überein,
einem Stücke, das schon Riegl Die ägyptischen Textilfunde Nr. 703 als batikartig
erkannt hat und an dessen Herkunft aus spätantiker Zeit nicht im geringsten zu zweifeln
ist. Vergleiche auch Forrer Die Zeugdrucke", Seite u.
Auch bemerkt man an dem Lyoner Stücke ganz deutlich, daß die zweifache Färbung,
ähnlich wie es in Hinterindien heute noch bisweilen geschieht, durch eine einzige Farbe
Indigo aber zweimaliges Abdecken erzielt worden ist. Es wurde einmal der Grund
anscheinend mit freier Hand, bloß einigen Richtungslinien folgend abgedeckt und dann
das Stück gefärbt; so ergab sich die lichtblaue heute grünliche Farbe. Dann wurden
nach Ablösen der Wachsschichte in heißem
Wasser der Grund und einzelne Stellen des
Musters neuerdings, patzenartig, mit Wachs
zugedeckt, und der Stoff wurde noch einmal in
die Farbe getaucht. Es blieben nun die zum
zweitenmale gedeckten Stellen weiß oder
lichtblau, während die anderen einen sehr
tiefen Ton annahmen; man kann dies auf der
Abbildung deutlich erkennen. Da die zweite
Deckung nicht immer genau auf die erste triHt,
hat sich manche Ungenauigkeit ergeben, die
aber sehr malerisch wirkt.
Das Lyoner Stück gehört zu den be-
rühmten von Al. Gayet gehobenen Schätzen,
die bis heute wohl den größten Bestand spät-
antiker Gewebe geliefert haben, und einen der
wenigen, die wir wissenschaftlich geleiteter
Grabung verdanken.
R. Cox schreibt mir über das Stück La piece ete trouvee Antinoe, rnelangee
avec les autres tissus que vous connaissez es sind die in meinem Werke, Seite 40,
Anmerkung erwähnten Stücke; il me semble donc difticile de contester qu'elle soit
posterieure au VII siecle vu sa place dans la necropole."
Ich selbst hebe in meiner Arbeit hervor, daß es in ägyptischen Gräbern allerdings
späterer Zeit auch spätere Stoffe gibt. Könnte der Batik also vielleicht orientalisch sein
und aus späterer Zeit stammen? Ich glaube, wir dürften dies, da der Stoff bei den plan-
ruäßigsten Ausgrabungen, die wir auf diesem Gebiete bisher vielleicht hatten, durchaus mit
gesichert spätantiken Gegenständen zusammen gefunden wurde, nur dann annehmen,
wenn eine Datierung in ältere Zeit unbedingt ausgeschlossen wäre. Wer wagte das heute
aber zu behaupten? Kennen wir die späte Antike heute dazu wirklich schon genügend?"
Zum mindesten miißte das Stück also fraglich bleiben. Nun ist der Stoff aber gar
nicht so unerklärlich, als es zunächst scheinen mag.
Den eigentümlichen Naturalismus des Stückes habe ich selbst hervorgehoben und
er wäre als Nachwirkung der Antike nicht schwer zu erklären. Es Endet sich mit diesem
Naturalismus allerdings auch eine eigentümlich krause Formengebung vereinigt. Wir
müssen also nachforschen, woher diese stammen könne. Das Batikverfahren allein weist auf
Indien und indisch ist auch sowohl die naturalistische als die krause Formengebung.
Ich bringe hier ein Beispiel indochinesischen Rankenwerkes, das von Fournereau und
Porcher Les ruines Angkor", Paris, 1890, Seite x65 mit zwingenden Gründen, da
ganz verwandte Arbeiten inschriftlich datiert sind, in das IX. Jahrhundert versetzt wird;
dieses Beispiel ist aber schon sehr weit entwickelt. Natürlich kann solche Musterung,
deren in dem genannten Werke eine Fülle zu sehen ist, auch früher schon möglich sein,
ebenso wie unser Batik vielleicht auch etwas späterer Zeit als dem VI. oder VII. Jahr-
hunderte entstammen mag.
Dieses indische Werk mutet uns in seiner krausen Erscheinung allerdings fast spät-
gotisch an. Es zeigt aber dieselben lappigen Formen, Rollungen und Überschneidungen
Steinskulptur aus Me-Baune Hinterindien. Nach
Fournerau und Porcher
Nach Wickhoti müßte man, da europäische Erzeugung ausgeschlossen ist, etwa annehmen, daß der
Stoß" nach europäischem Vorbilde im XVIll. Jahrhunderte in Hinterindien ausgeführt und dann in ein spät-
antik-ägyptisches Grab gelangt w'a're. Ob RouHaer und juynboll in dem in Aussicht gestellten geschichtlichen
Teile ihres Werkes ähnliche Stücke bringen werden, ist mir natürlich unbekannt; nach den bisher bekannten
Proben muß man aber annehmen, daß die hinterindischen Stoffe gerade der letzten jahrhunderte unserem Steife
keineswegs gleichen, so daß durch die Zuweisung des Stückes an die östliche Kunst der letzten jahrhunderte
wohl kaum etwas gewonnen wäre, ganz abgesehen davon, daß die Fundumstände eben dagegen sprechen.
12'
wie unser Batik; dabei muß natürlich manches in der reinen Flächenbehandlung des
Stoffes und in der Plastik des Reliefs auch wieder anders erscheinen. Und dann will ich
auch nicht im entferntesten behaupten, daß gerade diese oder auch nur nahe verwandte
Muster vorlagen. Das indochinesische Stück selbst ist ja nur der Abglanz einer langen
Entwicklungsreihe. Ich möchte nur im allgemeinen die Richtung andeuten, in der wir Vor-
bilder solcher Formensprache zu finden vermögen. Es sei hier noch einmal hervorgehoben,
daß durch die oben erwähnten Forschungen l-Iirth's ein über Indien gehender Handel
zwischen Ostasien und Ägypten von der spätantiken Zeit an erwiesen ist. Die Unter-
suchungen D. Fouquefs Contribution Yetude de la ceramique orientale", Kairo 1900,
die mir leider erst nach Abschluß meiner Textilarbeit bekannt geworden sind, legen sogar
die Vermutung nahe, daß die Verbindungen noch viel innigere waren, da schon in früh-
sarazenischer Zeit chinesisches Porzellan in Ägypten befruchtend einwirkte. Es könnte
hiedurch auch meine Vermutung a. a. O. S. 2x8, daß die sogenannten osmanischen
l-Ialbfayencen", Rhodosware, auf späteren chinesischen Einflul zurückgehen, an Wahr-
scheinlichkeit gewinnen.
Ganz nebenbei möchte ich auf die eigentümlichen, im ganzen Raumgefihl unserem
Batik verwandten Zweigverschlingungen ägyptischer Schnitzarbeiten hinweisen, die
Strzygowski in dem Aufsatze über Mschatta Abbildung 80 und 84 veröffentlicht hat, und
auf einen Teil der Arbeiten von Mschatta selbst a. a. O. etwa Tafel denn, wie man
diese auch datieren will, für jünger als frühsarazenisch wird sie wohl niemand ansehen.
Auch könnte man vielleicht sogar ravennatische und ähnliche Kapitellformen, zum Beispiel
von der Herkules-Basililra in Ravenna Essenwein Die Ausgänge der klassischen Bau-
kunst", Darmstadt, x886, Fig. go, zum Vergleiche heranziehen.
Beiläufig möchte ich hier auch erwähnen, daß ein farbig schablonierter Stoff mit
Kreise bildendem Rankenwerke und Vögeln als Mittelstücken zu den gesicherten Reliquien
des Schatzhauses zu Nara gehört Münsterberg, Abbildung 98. Auch dieses Stück würde
man noch vor kurzem in so früher Zeit nicht für möglich gehalten haben, und doch darf man
nach dem Gesagten an seiner Datierung nicht zweifeln; es ist unserem Stoffe vielfach
verwandt, zeigt aber mehr den reinen Naturalismus der ostasiatischen Kunst, während
sich unser Stück ebenso wie in der Technik anscheinend auch in der Form mehr an
indische Arbeiten anlehnt. Ich glaube aber, es ist nur indische Beeinflussung anzunehmen;
das Stück selbst, das uns vorliegt, könnte spätantik-ägyptisch sein. Eine unbedingte Ent-
scheidung wage ich allerdings nicht zu fallen.
Aber, ob man nun dieser Vermutung, der Annahme eines Zusammenhanges unseres
Stückes mit Indien, folgen mag oder nicht, jedenfalls ist der Stoff kein holländischer Zitz
des XVIII. Jahrhunderts, und es liegt gar kein stichhältiger Grund vor, seine spätantike
Herkunft zu bezweifeln. Ich habe also nicht etwa, weil ich frühe Beziehungen des Mittel-
meergebietes zum östlichen Asien angenommen habe, einen Stoff des XVIII. Jahrhunderts
für einen spätantiken gehalten, sondern man könnte ohne eine solche Annahme diesem
Stoffe vielleicht gar nicht gerecht werden.
Jedenfalls erkennt man auch, daß die Erforschung der gewerblichen Künste noch
viele wichtige Fragen der Kunst- und Kulturgeschichte anzuregen und zu beantworten
im stande sein wird.
Natürlich wird es hier noch vieler Arbeit bedürfen. Ich werde, wie an anderer
Stelle gesagt, vollkommen zufrieden sein, wenn sich durch den Versuch, die Entwicklung
der Textilkunst einmal von einem allgemeinen Standpunkte aus zu betrachten, wenigstens
eine Grundlage für die weitere Diskussion gefunden haben wird. M. Dreger
BERLINER DEKORATIVE CHRONIK. Die mit großer Spannung er-
wartete Lösung des Wertheim-Erweiterungsbaues durch Professor Messel liegt nun
vor aller Augen da. Aus den gleichförmigen Kaufhausfronten der Leipzigerstraße, die eine
Riesenkomposition mächtiger Schauanlagen aus Glas, Metall und Stein darstellen, galt es
eine organische Überführung um die Ecke in das stillere Halbrund des Potsdamerplatzes
zu erreichen. Messels feiner Stilsinn, der gerade in den Wegen alter Kultur so sicher geht,
mußte natürlich vermeiden, hier die alte Gliederung weiter fortzusetzen. Das monumentale
Schaufenster- und Schauhausprinzip, das in der bewegten, lebhaften, lärm- und menschen-
erfiillten Großstadtstraße den einzig richtigen Ton für ein Warenhaus angibt, wird
zweifelhaft und deplaziert, wenn es auf einem alten Platz, der hinter Gartenanlagen eine
ruhige Bucht inmitten des hastenden Verkehres bildet, angewandt wird. Eine Fassade, die
mit ihren gläsernen Wänden das innere Leben des Hauses nach außen spiegelt, würde
nicht in die Nachbarschaft der alten reservierten Berliner Häuser passen, die auf diesem
Platze, straßenabseits sich ganz ladenrein gehalten haben.
Messel glückte es, den Geschäftsstil iiberzuleiten in einen Stil, der der gemessenen Art
des Platzes entsprach; die Art des Platzes mußte dabei als kompakte Majorität und Masse
naturgemäß das Übergewicht über den konstruktiven Zweckstil bekommen, die Waren-
hausphysiognomie mußte hinter einer künstlerisch gesteigerten Architekturphysiognomie
zurücktreten.
Zwei Faktoren wurden hierbei wirksam. Für das Erdgeschoß eine Arkadenanlage,
für den Oberbau eine grandiose Gliederung aus schmalgeschlitzten Fenstern von Kathe-
dralglas, in mächtigen Steinpfosten gerahmt.
Die Arkaden tragen prachtvolle Steinmetzarbeit. In einem außerordentlich reizvollen
Material, fränkischem Muschelkalkstein von rauhkörniger Struktur, sind sie gebaut. Die
Basis der Träger ist blockartig geschichtet, als wären die Steine übereinander gewälzt, und
dekorative Wirkung, allein mit dem Stoffcharakter, wird dadurch erreicht, daß glatte
Flächen mit den rauhen wechseln. Plastischen Schmuck erhielten diese Arkadenbogen,
vignettenarüge Randeinfälle, aus dem Stein gehauen. Hierbei waltete außerordent-
licher Takt. Jede aufdringliche Allegorisiererei, jedes Wandetikettieren ward vermieden.
Auf Flächenbelebung kam es an, aus den Steinüächen ein schmückendes Motiv sich bilden
zu lassen, organisch, als wäre es darauf erwachsen. Alle diese weichen, aus dem Grunde
wie bei alten Plaketten sich wölbenden Basreliefs wirken, als wären sie jahrelang schon an
ihrem Platze. Und der tufsteinarüge Charakter, das Streusselige, Verwitterte des Materials
kommt dieser andeutenden Ornamentsprache sehr zu statten. Münchener Künstler haben
hier gearbeitet, josef Rauch und ProfessorFloßmann vor allen, und eine Münehenerische Note
hat auch diese Art, man braucht nur an das neue Münchener National-Museum zu denken.
Über den Arkaden steigen nun in der ganzen Höhe des Oberbaues bis zu dem
mächtigen Dach steinerne Stollen auf. Die vertikalen Träger aus der Leipzigerstraße, die
in breitem Abstand die Schaufenster rahmten, scheinen hier eng zusammengerückt zu einem
kolossalen steinernen Gitter, dessen Langmaschen mit Kathedralglas gefüllt sind und das
als krönenden Abschluß ein sparsames Maßwerk hat.
Ein gewisser kirchlicher Anklang ließ sich bei solcher Komposition schwer vermeiden.
Er ist aber durchaus nicht aufdringlich. Und diese Fensteranlage ist ja keine dekorative
Maskerade, sie ergab sich aus inneren und äußeren Gründen.
Ein großer Saal, der ausgiebige Belichtung brauchte, sollte in diesem Stockwerk liegen;
Schaufenster waren ausgeschlossen, weil der Geschäftseindruck, die öifentliche Exposition
des Warenlagers und der Messe nicht zu dem Platze stimmte, also blieben nur Monumental-
fenster übrig. Und für sie bieten Kirchen immer noch die beste Anregung. Steinrahmen
und Kathedralglas ist das einzig Passende. Immer wird es ein Mißgriff sein unser
Wallot-Reichstag und der justizpalast in Brüssel zeigen das wenn man einen Kolossal-
bau, hinter dessen Mauern man die weiten Dimensionen der Säle ahntfmit Fenstern aus-
stattet, die eben nur willkürlich vergrößerte Wohnhausfenster sind, in Holzrahmen mit
tot und leer gähnenden Glasplatten.
Dies Obergeschoß, schwerwuchtig und doch wieder durch den Durchbruch, durch
die Reihengliederung und die Glasfüllung leicht musikalisch-rhythmisch bewegt, bietet
ein ästhetisches Eindrucksvergnügen erlesener Art.
aen oauie am. uno er sitzt in seiner Niedlichkeit an dem mächtigen Bau wie ein Vogelbauer.
Theoretisch mag dies Motiv bedenklich erscheinen, als Erscheinung macht es sich durch-
aus gelungen. Es bringt etwas Liebliches in die Herbheit und es hat dabei noch eine
zweck-ästhetische Funktion, die Messel selbst erklärte. Der Balkon gibt dem Auge einen
Maßstab, er reguliert gewissennaßen den Proportionssinn des Beschauers.
Wenn man nun unten die Arkaden betritt, so befindet man sich in einer zirka
30 Meter langen offenen Halle, die von Tonnengewölben überspannt ist. Am linken Ende
liegt in einer Mauemische eine Brunnenanlage; es ist der Bärenbrunnen August Gauls.
Der ausgezeichnete Künstler der Tier-Kleinplastik enttäuscht hier leider. In diesem
Rahmen, der so sicher in seinem Stil ist,'wirkt der Brunnen fiau. Die Bärin, die von dem
Pfeiler auf ihre spielenden Jungen sieht, erscheint auf einer Kugel balanzierend, etwas
spielerig aufgefaßt, und die kugelige Formlosigkeit der Bärenjungen, die gewiß beabsichtigt
ist, war für die Bronzeausführung ein unglückliches Motiv. Die Brunnennische fällt aus
dem Ton des Ganzen heraus. Vielleicht hätten die Bären auch aus Stein sein müssen,
primitiv, vielleicht heraldisch stilisiert, sie wären so wesensverwandter dem skulpturalen
Flächenwerk geworden.
Auch die l-Ialle ist aus Muschelkalkstein und hat bildnerischen Schmuck an Decke und
Wand, Ignatius Taschner und Peter Behrens haben sich hier betätigt.
Bronzetüren führen von diesen Arkaden in ein hohes Vestibül, und von hier öffnet
sich dem Blick ein riesiger Lichthof in byzantinischem Prunk.
Der Zweifel regt sich, ob diese kostbaren Wände von Marmor und Bronze der
organische Rahmen für Ladentische und für den Verkauf von Gebrauchs- und Alltagswaren
sind. Aber der innerlich sehr berechtigte Einwand tritt schließlich vor dem imposanten
Eindruck zurück. Es bedeutet doch auch Etwas, wenn einem Architekten freie Hand
geboten wird, seine großzügigste Raumphantasie auszuleben und mit den edelsten Stoffen
zu schalten.
Vierundzwanzig Meter hoch gehen die Wänder in üppiger Marmorinkrustation.
Vergoldete und versilberte Terrakottareliefs von Franz Nager in Venedig sind eingelassen,
auch Mosaiken wurden als Schmuckstücke verwendet. Rein ornamental, vignettenmäßig,
tritt diese Dekoration auf als Flächengliederung, als farbige Füllung.
Der Raum unterhalb der getriebenen Bronzedecke wird gefüllt durch zwei mächtige,
über den ganzen Raum sich spannende Brückenbogen. Sie sind gleichfalls aus getriebener
Bronze und sie bilden mit ihrer Wölbung einen klingenden Abschluß nach oben.
Interessante Fenster hat dieser Lichthof. Sie sind aus einem lichtdurchlässigen Glase,
das aber dabei eine wellige Oberfläche hat, es stammt aus Murano. Franz Nager hat die
geteilten Scheiben in einer besonderen Gravierungs- und Vergoldungstechnik mit Blumen
geschmückt.
Die Beleuchtungskörper erinnern an byzantinische Kandelaber und seltsam fallt einem
in diesem Warenhaus mit Säulen, Mosaiken und Skulpturen, mit Marmor, Gold und
Bronze die Markuskirche ein.
In diesem Rahmen aber finden sich noch bewegte Lebensausschnitte, Galerien ziehen
sich um den Lichthof; die offenen Schachte der Fahrstühle, die Zickzackwindungen der
Treppen bewirken interessante Überschneidungen und bringen modernen Rythmus in den
strengen Stil der alten Kultur.
Viele Reize lassen sich noch im Einzelnen entdecken.
Besonders bemerkenswert sind die schönen schmiedeeisernen Geländer der
Treppen. Keine Emblematik herrscht, sondern wie in der skulpturalen Handschrift kommt
hier die Schönheit aus dem Material. Wie eisemes Bandiiechtwerk von reizvoller
Unregelmäßigkeit sind diese Geländer behandelt. Verschleifungen, Umklammerungen
bilden die Motive, selbständiges Leben voll wucherndem Rankentrieb steckt in diesen
95
energischen Führungen. Auch hier kam die Kunst aus Bayern. Bayrische Schmiede haben
daran gewirkt.
Die Treppen führen hinauf in den Raum des Obergeschosses, der hinter jener hohen
vielfach längsgeteilten Fensterwand liegt. Als Teppichsaal ist er eingerichtet. Seine Wand-
behandlung vom Münchener Wrba ist wie auch die Decke in italienischem Nußbaumholz.
Die Pfosten und Füllungen zeigen hier Bemalungen, die in ihrem leblosen Trophäenstil
und in ihrer Hauen Farbenstimmung den sonst so starken und persönlichen Charakter des
Baues nicht ganz angemessen sind.
Doch Einwände im Einzelnen vermögen die großzügige Schöpfung Messels nicht zu
verkleinern. Berlin kann auf sie und auf ihn stolz sein.
Felix Poppenberg
MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM S0
SEINE K. UND K. APQSTOLISCHE MAJESTÄT haben nachstehende
Allerhöchste Handschreiben allergnädigst zu erlassen geruht
Lieber Freiherr von Gautsch!
Ich enthebe Sie von der Funktion eines Präsidenten des Kuratoriums des Öster-
reichischen Museums für Kunst und Industrie und spreche Ihnen bei diesem Anlasse für
Ihre zielbewußte und erfolgreiche Tätigkeit im Interesse dieses Instituts Meine volle
Anerkennung aus.
Wien, am 6. Jänner 1905.
Franz Joseph m. p.
Harte m. p.
Lieber Graf Schönborn!
Ich erneune Sie zum Präsidenten des Kuratoriums des Österreichischen Museums für
Kunst und Industrie.
Wien, am 6. Jänner 1905.
Franz Joseph m. p.
artel m. p.
AUSSTELLUNG ÄLTERER JAPANISCHER KUNSTWERKE. Am
7. d. M. wurde im Österreichischen Museum eine Ausstellung älterer japanischer
Kunstwerke eröffnet. An dieser Ausstellung haben sich beteiligt Gräfin Kinsky-Wrbna,
Exzellenz Graf Lanckoronski, Richard Lieben, Prinz Heinrich Liechtenstein, Fürst Johann
von und zu Liechtenstein, Exzellenz N. Makino, Stefan Mauthner, Fürst Montenuovo,
Sir Francis Plunkett, Exzellenz Graf Pettenegg, Hofrat v. Scala, Baron Heinrich Siebold,
B. Singer, F. Trau, August Wärndorfer, Hofrat Professor Zuckerkandl, das k. k. Öster-
reichische Handelsmuseum und das Österreichische Museum. Die Ausstellung ist im
Säulenhofe und in den Räumen des ersten Stockwerkes installiert.
Seine k. und k. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Franz Ferdinand und ihre
fürstliche Gnaden Frau Fürstin Hohenberg haben am 5. d. M. die Ausstellung besucht.
ESUCI-I DES MUSEUM S. Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
Dezember von 6935, die Bibliothek von 2x00 Personen besucht.
9b
LITERATUR DES KUNSTGEWERBES Sie
1. TECHNIK UND ALLGEMEINES.
ÄSTI-IETIK. KUNSTGEWERB-
LICHER UNTERRICHT so
HEMPEL, J. Die Püanze im Ornament. Vorbilder für
das Komponieren. 40 Tafeln mit zahlreichen O1ig.-
Entwürfen. IV. S. Text. Dresden, G. Kühtmann.
M. a8.
LEISCHING, J. Die I-Iauptströmungen der Kunst des
XIX. Jahrhunderts. 104 S. gr. 8'. Brünn,
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